Der Mensch kann es ja - das ist ja das faszinierende an der Sache. Wieso empfinden Menschen solche Gefühle für Lebewesen, die gar nicht zu seiner Spezies gehören? Und warum nur für einige davon, und nicht für alle?
Ich könnte mir vorstellen, dass das mit der großen Ähnlichkeit zwischen den Spezies zusammenhängt: Die Tiere, mit denen wir am meisten Mitleid empfinden, äußern sich, wie Menschen, in Gestik, Mimik und mit Lauten, wenn sie Schmerz empfinden. Wenn wir also ein leidendes Tier sehen, reagiert unser Gehirn dann auch auf ähnliche Weise wie auf einen leidenden Menschen.
Deshalb empfinden wir auch für Fische weniger Mitleid (Bsp. "Vegetarier" die Fische essen): weil sie weniger fähig sind, Schmerz zu äußern - keine Gesichtszüge, keine Laute, höchstens Aufsperren des Mauls bei Atemnot.
Und für Insekten empfinden wir noch weniger Mitleid, weil sie überhaupt keine Möglichkeit haben, Schmerz zu äußern (bin mir jetzt auch nicht sicher, ob sie überhaupt Schmerz empfinden können).
Unterschiede im Ausmaß des für Tiere empfundenen Mitleids kämen, wenn das zutrifft, auf die gleiche Weise zustande, wie Unterschiede in der Fähigkeit, mit Menschen Mitleid zu empfinden. Weniger empathiefähige Menschen würden also weniger Mitleid für Menschen und Tiere empfinden.
Das wäre dann ein unbewusster Mechanismus, aber bewusstes Denken spielt da sicher auch eine Rolle. Zum Beispiel ist es schwer, für Tiere Mitleid zu empfinden, wenn man noch nie ein sterbendes Tier gesehen hat. Das gleiche gilt übrigens auch bei Menschen: Ein Spendenaufruf mit einem Foto von einem verhungernden Kind ist viel wirksamer, als eines ohne Foto. Das zeigt sich auch darin, dass wahrscheinlich 95% aller Fleischesser niemals fähig wären, ein Tier selbst zu töten.
