Also so einen Sch... habe ich selten gehört oder gelesen: Wer drüber redet, tut es in der Regel nicht????
Vielleicht solltest Du - Nemo - Dich mal etwas mehr mit der Thematik "Suizid" auseinander setzen. Was Du mit dem Satz verbreitest ist ein total überholtes Vorurteil. Wer Selbstmordgedanken hat, setzt sich sehr genau mit dem Entschluss zu sterben auseinander und überlegt sehr genau, wie, wann und wo er/sie die Pläne in die Tat umsetzen kann. Es ist gut, dass die Freundin der TE über ihre Gedanken und Gefühle redet. Deswegen aber Entwarnung zu geben nach dem Motto "Die redet nur, die macht nix" finde ich reichlich naiv und dumm. 80% der Menschen, die sich das Leben nehmen, haben vorher darüber geredet.
Liebe TE,
ich finde es toll, wie Du Deine Freundin unterstützt und für sie da bist. Die Idee, zu einer Beratungsstelle zu gehen finde ich sehr gut und es macht Deiner Freundin sicher Mut, wenn Du mit ihr dorthin gehst. Es ist traurig, dass die Familie der Freundin Witze macht über das Ritzen und über die Not des Mädchens. Gerade die Familie sollte solche Gefühle und Ängste auffangen, umso schlimmer ist es, wenn die dann noch so reagieren wie die Familie in Deinem Beitrag... Du schreibst, dass Du die Einzige bist, die noch da ist für das Mädchen. Hut ab, dass Du diese Kraft aufbringst.
Aber - Du musst auch was für Dich tun. Wichtig ist, Grenzen zu erkennen und zu merken, wo es Dir zuviel wird. Du hast Angst, dass Deine Freundin sich etwas antut und diese Angst ist absolut nachvollziehbar. Aber Du solltest wissen: Wenn Deine Freundin - was wir alle nicht hoffen!!! - doch irgendwann aus welchem Grund auch immer diesen letzten Schritt tun, dann hättest Du und niemand sonst auf dieser Welt das verhindern können. Weil man einen suizidalen Menschen nicht rund um die Uhr bewachen kann. Das heißt nicht, das Suizide nicht verhinderbar sind!!! Aber es bedarf professioneller Hilfe, um diesen Menschen mittel- und langfristig zu helfen. Das ist schon sehr weit voraus gedacht, was ich hier schreibe. Aber Du musst Dir im Klaren darüber sein, dass jemand, der wirklich seinem Leben ein Ende setzen will, das auch tut. Warum Menschen diese Gedanken haben und warum viele Menschen diesen Schritt als letzten Ausweg sehen, das ist ein sehr großes Thema. Wichtig ist - Du kannst für sei da sein, ihr Hilfe anbieten, sie begleiten - verhindern kannst Du einen Suizid nicht, wenn er wirklich geplant und durchgeführt wird. Solltest Du das Gefühl haben, dass Deine Freundin bereits aktiv an diesem Suizid arbeitet (z.B. Tabletten eingenommen hat), ruf' die Polizei.
Vielleicht kann es Deine Freundin helfen, in einer akuten Krisensituation die Telefonseelsorge anzurufen. Die sind eigentlich 24 Std. da und hören zu. Sie haben keine Lösungen in der Tasche, aber sie helfen, eine neue Perspektive zu finden. Die Nr. kannst Du ihr ja mal aufschreiben: 0800 - 1110111 oder 0800 - 1110222
Und auch für Dich gilt: Such Dir Hilfe, wenn Du merkst, dass Dich die Sache zu sehr belastet. Wenn Du in die Knie gehst, fällt Du als Hilfe für Deine Freundin flach. Also - achte auf Dich und sorge für Dich. Und sprich über das, was Dich bewegt.
Alle Gute Euch Beiden und vielleicht mag Deine Freundin ja auch mal auf "Hilferuf" schreiben.
Liebe Grüße
Micha