Werner
Sehr aktives Mitglied
Genau das hatte ich in deinem langen Bericht wahrgenommenWie gesagt, ich habe ja noch nie jemanden das erzählt, was ich hier schreibe. Liegt vielleicht auch daran, dass mir das alles erst vor kurzem so richtig bewusst geworden ist. Aber auch sonst, wenn man mit Leuten während einer Unterhaltung mal in eine persönlichere Ebene gerutscht ist, habe ich das bisher so wahrgenommen, dass dann eine seltsam unangenehme Atmosphäre entsteht.
und dir deshalb auch einen persönlichen Kontakt angeboten.
Als Berater und Coach erlebe ich immer wieder Menschen in
solchen besonderen Phasen ihrer Entwicklung und weiß daher,
wie wichtig es ist, dann jemanden zu haben, mit dem man die
Einsichten teilen kann - ohne dass der andere davon überfordert
oder "peinlich berührt" ist.
Ein Teil meiner Ausbildung war ja, selbst solche Prozesse an sich
bewusst zu erleben, sprich: zu versprachlichen - und dadurch
auch fähig zu werden, empathisch mit denen zu werden, die so
eine Zeit erleben. Ich hatte als Jugendlicher das Glück, immer
wieder Gesprächspartner (damals im kirchlichen Bereich) zu
finden, die mich ernst nahmen, auch wenn ich viel jünger war
als sie, die meine Zweifel und Erkenntnisse nachvollziehen und
mir dadurch vermitteln konnten, dass ich eben nicht völlig für
mich alleine war mit dem, was ich dachte oder fühlte.
Wenn du schreibst, dass du bisher noch nie diese Art von Aus-
tausch oder Verbindung hattest, die du suchst, frage ich mich
oder dich, ob du nicht nach einer Illussion suchst - es könnte
ja durchaus sein, dass du (auch hier wieder) eine Art "Ideal"
suchst, dass es in dieser Reinheit zwischen realen Menschen
gar nicht gibt, zumindest nicht von Anfang an. Stell' dir doch
mal vor, dein "Liebesantrag" an diese Frau wäre auf Gegenliebe
(was für ein passendes Wort in diesem Zusammenhang!) ge-
stoßen, ihr wärt ein Paar geworden, hättet euch immer besser
kennengelernt und tiefer verstanden ... trotzdem, da bin ich
sicher, hätte es irgendwann einen "Bruch", eine Grenze, eine
Enttäuschung gegeben, weil es eben nicht der perfekte Symbi-
ose gewesen wäre, sondern "nur" die Begegnung zweier Men-
schen mit teilweise kompatiblen, aber auch gegensätzlichen
Bedürfnissen. Und auch du hättest an irgendwelchen Punkten
enttäuscht und ein Rest von Unzufriedenheit wäre geblieben.
So ist aber nunmal das Leben. Wir sind nicht perfekt, andere
sind es nicht und deshalb sind auch Beziehungen nicht perfekt.
Deshalb mein Rat, dass du nochmal nachdenkst, was denn dann
die bisher "zufriedenstellendste" Freundschaft war oder die bis-
her tiefgehendste - und wie du das angestellt hast (immerhin
warst du ja beteiligt). Ich frage deshalb nach diesen vorhande-
nen "Erfolgen", weil darin vielleicht ein Rezept für dich liegt,
wie du neue Kontakte knüpfen (aktiv) kannst, die dein Bedürf-
nis nach Freundschaft und Austausch wenigstens so weit be-
dienen, dass du sagst: Ich bin zwar nicht für immer gesättigt,
aber für heute ist es genug - eine Art temporäre Perfektheit
wenn du so willst, keine für alle Ewigkeit.
Wenn dir das Ausleben deiner Hobbys zum Beispiel schon ein-
mal (etwas, teilweise) geholfen hat, dein Ziel zu erreichen oder
ihm näher zu kommen, dass wäre es tatsächlich angeraten, er-
neut in diese Richtung zu gehen. Mein Bauchgefühl sagt aber
eher, dass du genau dort nochmal nachsehen solltest, wo du
dein letztes Scheitern erlebt hast, also zu versuchen, eine Freun-
din zu finden, bei der die Zuneigung stark genug ist, sich auf
eine Beziehung einzulassen. Ich glaube auch nicht, dass es an
deinem Verhalten lag, dass nichts aus dieser Beziehung wurde,
sondern dass einfach "die Chemie" nicht stimmte, was in deinem
Alter ganz besonders wichtig ist. Deshalb wäre es ratsam, Dinge
zu unternehmen, bei denen du dich als der zeigen kannst, der
du von innen heraus bist (deine wahre Wesensart sozusagen)
etwa beim Tanzen oder beim Sport - und dadurch dem Glück und
dem Zufall die Chance bietest, jemanden zu treffen, der dich als
den erkennt, der du bist und dich ausreichend zu mögen, um sich
auf eine tiefergehende Beziehung einzulassen. Es reicht nicht,
dass DU jemand "auswählst" und toll findest, Annäherungen auf
dieser Ebene geschehen in der Regel gegenseitig und gleichzeitig
und man erkennt dann auch, dass "es" passiert.
Soviel mal.
Gruß, Werner