@Nordrheiner:
Ist jetzt vielleicht ein wenig off-topic, finde die Diskussion dennoch interessant.
Die Entscheidung ob etwas richtig oder falsch ist, ist doch sehr subjektiv. Warum sollte eine Entscheidung über den Verstand besser oder schlechter sein als eine Bauchentscheidung?
Dafür gibt es mehrere Gründe:
1) In den ersten Lebensjahren ist der Verstand noch nicht ausgebildet. Der Verstand braucht ca. 20 Jahre zur vollen Reife. Von daher beruhen die (meisten) Entscheidungen in der Kindheit und Jugendzeit auf Gefühlen, mit denen wir gut und böse beurteilten. Anders war es in der Kindheit nicht möglich. Erst mit zunehmendem Alter können wir auch emotional getroffene Entscheidungen reflektieren oder - unabhängig von Gefühlen - nur mit dem Verstand Sachverhalte bewerten und Entscheidungen treffen.
Irgendwann kommt es bei jedem Menschen zu dem Punkt, an dem der Verstand bessere Lösungen findet als die Gefühle. Das ist der Punkt, an dem auch die Handlungsentscheidung auf den Verstand übertragen werden sollte.
Das ist eine Entscheidungsfrage des Menschen. Entscheidet sich der Mensch weiterhin dafür, die Entscheidungspräferenz bei den Gefühlen zu lassen, dann kommt es zu folgender Situation:
Der Verstand sagt: "Ich weiß alles besser als die Gefühle, aber mich fragt ja keiner."
2) Aus Punkt 1) ist ableitbar, dass die meisten Entscheidungen, die wir als Kind getroffen haben, kindgerecht waren oder sind. Also sie sind nicht erwachsen. Kindgerechte Entscheidungen für Beurteilungen oder für ein Verhalten sind also in vielen Punkten nicht zukunftsfähig. So wie Du als Kind das Aufstehen oder das Essen mit dem Löffel gelernt hast, kannst Du es ggf. beibehalten oder lediglich die Technik leicht verfeinern und verbessern. Aber z.B. das Lösen von Konflikten - als Junge ggf. mit der Faust - solltest Du heute anders lösen. Insofern ist es sehr ratsam, in der Kindheit gelernte Handlungsweisen hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit zu reflektieren.
3) ein reifer Mensch erkennt den Wert des Verstandes. Wenn Menschen z.B. technisch an irgendeine Grenze kamen, dann haben ihnen nicht die Gefühle geholfen, die Grenzen zu überwinden, sondern das Denken, der Verstand.
4) Als Junge gehst Du durch den Wald und auf einmal kommt Dir ein Braunbär entgegen, der sich aufstellt und Dich angreifen will. In Panik läufst Du weg und rettest Dich. Panik ist ein Gefühl. Dein Gehirn speichert Braun als Signal zum panikartigen Weglaufen ab. Gefühle sind uns schneller präsent als Ergebnisse von Denkvorgängen.
Insofern kann es sehr richtig sein, gefühlsmässig (instinktiv) zu reagieren. Das kann uns das Leben retten.
Wenn Du die gefühlsmässige Handlungsanweisung "braun = panikartig weglaufen" nicht
überdenkst, dann kann es Dich das Leben kosten, nämlich dann, wenn Du im Kaufhaus einen braunen Mantel siehst und panikartig aus dem Kaufhaus auf die Straße läufst.
Es ist also immer der Verstand, der die Gefühle kontrollieren und ggf. gefühlsmässig gewollte Entscheidungen überdenken muß. Tut er es nicht, dann folgt die Aussage des Verstandes: "ich weiß alles besser - aber ich werde ja nicht gefragt".
5) Gefühle drücken die Jetzt-Situation aus und sagen, wie Du Dich fühlst, wie es Dir geht. Aber Gefühle können Informationen nicht analysieren und erkennen, wie Deine Situation morgen aller Wahrscheinlichkeit nach aussehen wird, wenn Du Dich für a) oder für b) entscheidest.
Ausnahme: Es gibt Situationen, in denen wir keine Informationen haben und auch nicht besorgen können - aber wir müssen eine Entscheidung treffen, ob wir links oder rechts lang gehen wollen. Wir haben keinen Anhaltspunkt, der uns eine Hilfe für die Entscheidungsfindung bietet. Jetzt - und nur in vergleichbaren Situationen - ist es also egal.... ob Du würfelst oder nach links gehst, weil die Straße Dir schöner erscheint.
LG, Nordrheiner