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Irgendwas mit Krise

Der Chaot

Neues Mitglied
Hallo zusammen, oder wer auch immer,


Ich habe gerade ein akutes Problem, und ich weiß nicht mehr weiter und hoffe auf erlösende Worte.
Ich möchte mich am liebsten umbringen. Das heißt, so richtig will ich das nicht, es muss auch anders gehen, aber ich weiß nicht wie. Ich bin ziemlich allein und irgendwie verdammt wütend. Ich habe keine Freunde, bzw. es gäbe eigentlich genug Menschen, mit denen ich so Kontakt habe, aber trotzdem fühle ich da keine Verbundenheit. Das habe ich glaube ich noch nie so richtig, sondern vermutlich nur so verbindlich verbunden, wie kleine Kinder sich fühlen. Mein Leben ist eine Katastrophe. Nach außen hin wirke ich wahrscheinlich kompetent, in mir ruhend, so normal bescheuert halt. Aber innerlich ist da garnichts außer Angst, manchmal überschießende Wut, manchmal auch Freude, aber eigentlich unterdrücke ich alles. Es kommt mir so vor, als fehlt mir der innere Zusammenhalt, ich bin immer sehr unsicher (wurde mir schon von einigen Leuten auch so gesagt), und manchmal habe ich das Gefühl, als sei man mir böse deswegen. Als sei ich das allerletzte. Ich habe keine Ahnung, wer ich bin und ob ich überhaupt zumutbar bin für wie Welt. Ich bin übrigens männlich und 24 Jahre alt. Ich habe ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit und Gemochtzuwerden, aber sobald ich mir die Sympathien der anderen erschlichen habe (durch Witzigsein oder fürsorglich sein) kam ich mir sehr böse vor. Dass ich so ticke war mir nicht von Anfang an bewusst. Das kam viel später als ich bemerkt habe, wie egal mir andere Menschen sind. Das ist ziemlich scheiße. Vor allem, weil ich sehr einsam bin und keine Energie und Lust habe, nach außen ein anderes Bild darzustellen. Aber wenn ich mich zeige wie ich bin werde ich gehasst. Dem möchte ich mich zur Zeit eigentlich nicht stellen. Davor habe ich große Angst. Ich war übrigens mehrere Jahre bei einer Therapeutin, ich mochte sie auch, aber es ging zum Schluß nicht mehr weiter, weil da eine innere Blockade war, die ich ums verrecken nicht gelöst bekomme. Und eine neue Therapie fange ich an.
Auslöser dieser Situation war jetzt im Grunde eine kleine Außeinandersetzung mit einer Bekannten.
Ich wäre dankbar, wenn jemand etwas dazu schreiben könnte.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Ich habe keine Ahnung, wer ich bin und ob ich überhaupt zumutbar bin für wie Welt. Ich bin übrigens männlich und 24 Jahre alt.

Ich habe ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit und Gemochtzuwerden, aber sobald ich mir die Sympathien der anderen erschlichen habe (durch Witzigsein oder fürsorglich sein) kam ich mir sehr böse vor.

Aber wenn ich mich zeige wie ich bin werde ich gehasst. Dem möchte ich mich zur Zeit eigentlich nicht stellen. Davor habe ich große Angst.
Lieber Chaot,

aus der Ferne eine genaue Beurteilung abzugeben, ist nicht möglich. Daher kann ich Dir nur eine Einschätzung geben und dazu passende Empfehlung in der Hoffnung, es passt ein bißchen und hilft Dir weiter.

Mit Deinem Beitrag erinnerst Du mich an eine mir bekannte Person, die als Kind nicht so sein durfte, wie sie war. Sie durfte ihre Gefühle nicht zeigen, auch wenn sie ungerecht behandelt oder gar geschlagen wurde. In größter Existenzangst hat sie ihre Gefühle und Gedanken verborgen.

Daraus resultierte für sie die Grundangst, die besagt:
"Zeige Dich nie so wie Du bist, was Du wirklich denkst und was Du wirklich fühlst. Wenn Du da etwas falsch machst, dann wirst Du tot sein."

Wenn das bei Dir ähnlich ist, Chaot, dann ist diese Angst auch Deine Blockade. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass Du begreifst, dass die Gefahr aus der Kindheit vorbei ist. Heute darfst Du so sein, wie Du bist. Um diese Angst zu überwinden, brauchst Du gezielte psych. Hilfe. Gut, dass Du eine Therapie anfangen willst.

Bitte berücksichtige bei aller psych. Hilfe. Du musst die Angst überwinden, nicht der Therapeut. Er leistet Dir professionelle Hilfe. Das Umsetzen ist Deine Aufgabe! Der Therapeut kann für Dich Deine Angst nicht überwinden. Er kann auch nicht essen, damit Du satt wirst.

Das starke Bedürfnis nach Sicherheit und Gemochtwerden ist verständlich. Im Zusammenspiel mit anderen Menschen ist es nicht immer so zu befriedigen, wie Du das gerne hättest und brauchst. In der Klärung dieser Frage Deines großen Appetits nach Sicherheit u. Geborgenheit sehe ich eine anspruchsvolle Aufgabe, die wir hier nicht lösen können, die auch in den Bereich der Therapie gehört. Aber vielleicht hilft Dir die Anregung, z.B. Sport zu treiben, immer neue Menschen kennenzulernen und durch Freundschaften wenigstens einen Teil des Hungers auf ... zu stillen.

Es ist in meinen Augen nicht verwerflich, wenn Du auch zu Menschen freundlich bist und von ihnen als sympathisch anerkannt wirst, auch wenn Du einiges an diesen Menschen auszusetzen, zu kritisieren hast. Ich habe z.B. einen Nachbarn, der sehr schnell über andere Menschen herzieht. Dabei mache ich nicht mit. Im Gegenteil. Ich sage ihm, dass ich seine Ansicht, wenn er über jemanden herzieht, nicht richtig finde und warum. Trotzdem begegne ich ihm immer freundlich.

Finde Dich selbst, auch dadurch, dass Du bewusst wahrnimmst, was Du gut oder schlecht findest und Dich entsprechend verhältst. Mache mit, wenn es Dir gefällt und mache nicht mit, wenn es Dir nicht gefällt. Aber mache nie bei etwas mit, was Dir überhaupt nicht gefällt, nur damit der Andere Dich weiterhin als sympathisch bezeichnet.

LG, Nordrheiner
 
Zuletzt bearbeitet:

Der Chaot

Neues Mitglied
Hallo Nordrheiner,
Danke für die verständnisvolle Antwort.

Ändert sich denn in deinem Verhältnis zu deinem Nachbarn innerlich etwas, wenn er über jemand herzieht? Also schätzt du ihn als Menschen, unabhängig von seiner „Macke“? Tust du dann nur freundlich, um das Nachbarschaftsverhältnis nicht zu gefährden, also aus Kalkül? Bewertest du deinen Nachbarn deswegen überhaupt in irgendeiner Weise, oder ist es dir eigentlich egal, wie dein Nachbar mit anderen umgeht? Ich frage deshalb, weil mich solche Menschen z.B. völlig aus dem Gleichgewicht bringen können. Ich wüsste nicht, wie ich zu diesem Nachbarn dann stehen würde/könnte.
Du hast da ein paar treffende Punkte angesprochen.
Diese Ängste und beschissenen Gefühle muss ich selbst durchstehen, das kann mir keiner abnehmen, dass hat mir eine meiner Therapeutinnen auch mal gesagt. Ich habe mich nach diesem Satz völlig verloren und verzweifelt gefühlt. Ich habe ihr das auch nie so gesagt. Dieser Brocken ist dann relativ schnell in meinem Gefühlssumpf versunken. Der kam jetzt wieder hoch. Aber ich weiß, dass es stimmt. Ich wünschte mir manchmal, nochmal komplett neugeboren zu werden, bei anderen Eltern, alles nochmal von vorn beginnen.
Es ist etwas völlig anderes, einer Person gegenüber zu sitzen und von sich zu erzählen, oder darüber zu schreiben. Beim Schreiben bin ich viel offener und bei mir selbst.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Nordrheiner,
Danke für die verständnisvolle Antwort.

Ändert sich denn in deinem Verhältnis zu deinem Nachbarn innerlich etwas, wenn er über jemand herzieht? Also schätzt du ihn als Menschen, unabhängig von seiner „Macke“? Tust du dann nur freundlich, um das Nachbarschaftsverhältnis nicht zu gefährden, also aus Kalkül? Bewertest du deinen Nachbarn deswegen überhaupt in irgendeiner Weise, oder ist es dir eigentlich egal, wie dein Nachbar mit anderen umgeht? Ich frage deshalb, weil mich solche Menschen z.B. völlig aus dem Gleichgewicht bringen können. Ich wüsste nicht, wie ich zu diesem Nachbarn dann stehen würde/könnte.
Nein, in meinem Verhältnis ändert sich nichts. Ich pflege gerne den Kontakt, aber auch eine gesunde Distanz, denn wir sind so verschieden wie Feuer und Wasser. Ich schätze ihn als Menschen, bewerte sein Denken und Handeln, aber nicht ihn als Person. Meine Einstellung: "Jeder Mensch wird von Gott geliebt. Gott fragt mich nicht um Erlaubnis, auch diesen Menschen zu lieben." Aber ich funke auch dazwischen, wenn er mich anruft, um sich über X oder Y zu beschweren "hör mal, was für einen Idioten ich heute traf". Dann sage ich sowas wie: "Ich möchte nicht, dass Du so über andere redest." Und er richtet sich dann danach. Andernfalls wäre das Gespräch auch schnell beendet. Er ist ein ungepflegter Mensch, der manchmal nach Urin stinkt, was für mich aber nicht bedeutet, dass er weniger liebenswert ist wie jeder andere Mensch. Lediglich fällt es manchmal auch etwas schwer, ihm das auch zu zeigen. Irgendwie habe ich wohl eine Art, so dass er sich bremsen lässt, wenn er schlecht über andere herzieht. Aber egal wer mir gegenüber ist: Ich bin immer freundlich, sage trotzdem in Ruhe meine Meinung, sofern es angebracht erscheint. Und dabei mache ich keinen Unterschied zwischen Hilfsarbeiter oder Generaldirektor.

Wenn man so lebt, alle Menschen möglichst gleich gut behandeln will, macht man sich immer Freunde und Feinde.
Aber das gehört nach meiner Meinung zum Leben. Selbst wenn ich es möchte, ich kann nicht mit jedem befreundet sein, weil nicht jeder Mensch mit mir befreundet sein will. Das ist ok für mich.
Es wird immer Menschen geben, die mich auf ihre Seite ziehen wollen. Aber ich lasse mich nicht vereinnahmen.

Du hast da ein paar treffende Punkte angesprochen.
Diese Ängste und beschissenen Gefühle muss ich selbst durchstehen, das kann mir keiner abnehmen, dass hat mir eine meiner Therapeutinnen auch mal gesagt. Ich habe mich nach diesem Satz völlig verloren und verzweifelt gefühlt. Ich habe ihr das auch nie so gesagt. Dieser Brocken ist dann relativ schnell in meinem Gefühlssumpf versunken. Der kam jetzt wieder hoch. Aber ich weiß, dass es stimmt. Ich wünschte mir manchmal, nochmal komplett neugeboren zu werden, bei anderen Eltern, alles nochmal von vorn beginnen.
Es ist etwas völlig anderes, einer Person gegenüber zu sitzen und von sich zu erzählen, oder darüber zu schreiben. Beim Schreiben bin ich viel offener und bei mir selbst.
Ein Hindernis, mit Angst fertig zu werden, liegt in mangelnder Gefühlskontrolle. Wenn Du gewohnt bist, meistens nach Gefühl zu leben und zu entscheiden, werden Gefühle Dich steuern und kontrollieren, anstatt umgekehrt. So kommt es, dass Du Probleme hast, Deine Angst zu kontrollieren. Je mehr Du Dir sagst: "Ich tue jetzt das, was vernünftig ist", je besser schaffst Du die Basis für Gefühlskontrolle und somit auch für Angstkontrolle.

LG, Nordrheiner
 

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