Hallo ihr da draußen,
Ich bin 24 Jahre alt und seit meinem 12 Lebensjahr sehr depressiv. Kurz : jahrelanger Missbrauch durch enge Familienmitglieder und fremde, Gewalterfahrung , keine liebe, Zuneigung und Unterstützung von meiner Mutter ( bis heute nicht ). Kennt ihr das ? Dieses innerliche Kind, welches von der Mutter umarmt und geliebt werden möchte ?. Dieses Kind ist in mir seit ich denken kann. Ich weiß , ich sollte meine Mutter so akzeptieren und das beste daraus machen und ich versuche es seit 8 Jahren ( Therapie Klinik etc ) aber der Schmerz durch die diversen Erfahrungen sind so gross.... ich fühle mich hässlich schäme mich für mich selbst finde mich dumm und hoffnungslos. Ich kriege nichts hin , bin nur eine last usw. Das wurde mir jahrelang in der Familie so vermittelt und inzwischen sehe ich es genauso. Ich kann mit liebe nicht umgehen und habe auch nicht das gefühl dass ich liebn kann... ich möchte doch einfach nur abschliessen und positiv in die zukunft sehen. Stattdessen denke ich jeden tag an suizid , verletze mich oder esse nichts ubd isoliere mich...ich habe keine Ahnung mit welcher Erwartung ich hier rein schreibe aber ich musste es einfach los werden.
Danke , dass du bis zum Schluss gelesen hast .
Hallo JayJay,
Bei mir ist das sehr ähnlich. Ich leide an PTBS (seit 11 Jahren). Bin auch in einer Gewaltfamilie aufgewachsen.
Meine Mutter hat mir nur ein Abbild von Liebe vermittelt, wenn sie etwas von mir wollte oder mich als Werkzeug für ihre Intrigen eingesetzt hat. Als Kind habe ich da unbewusst mitgemacht. Ich dachte, sie liebt und braucht mich und ich muss ihr helfen. Teils bin ich auch durch Erpressung und Gewalt gezwungen worden.
So bin ich aufgewachsen, von Tag 1 an. Es wurde über die Jahre schlimmer. Seit Kind an schmiss ich den gesamten Haushalt, von Kochen, Waschen, Putzen, Pflege der Angehörigen usw. absolut alles.
Zuletzt war es so, dass meine Mutter nur noch über Gewalt mit mir kommuniziert hat. Ansonsten war ich weggesperrt. Teils hat sie mich schwer verletzt, nicht nur seelisch. Aber geholfen hat nie jemand.
Obwohl ich mich an mehrere offizielle Stellen gewendet habe, aber sie war gut darin den Missbrauch auf mich zu schieben, sich also als gütige, verzweifelte Mutter eines Problemkindes darzustellen.
Dann war sie diejenige, die angeblich den ganzen Haushalt machte und noch 2 Pflegebedürftige Angehörige hatte.
Mir wurde nicht geglaubt, der Missbrauch wurde schlimmer.
Mein Vater wusste davon, aber er sah weg, litt teilweise selbst unter ihren Drohungen und ich denke auch, dass er entweder Angst vor ihr hatte oder sie tatsächlich derartig gut Lügen konnte, denn gelegentlich brachte sie ihn auch dazu, auf mich loszugehen.
Als Folge habe ich seit Jahren einerseits soziale Phobie, traue mich niemanden hereinlassen, andererseits bin ich süchtig nach - ich nenn es mal "naiver Körpernähe".
Also nichts sexuelles.
Naiv deswegen, weil viele Menschen, denen ich näherkomme (freundschaftlich) es als sexuelle Annäherung verstehen, wenn ich sie ständig umarme oder mich ankuschle (bei einem Filmeabend zB.).
Andere finden das einfach befremdlich.
Im Jugendalter war das ganz arg bei mir. Ich habe Klassenkameraden (m &w) umarmt, die ich mochte, wenn ich mich gefreut habe.
Gleichzeitig konnte ich nie engeren Bezug aufbauen. Ich fühle mich konstant auch in der Gemeinschaft alleine, wenn mir nicht so eine Art von Aufmerksam zuteil wird.
Mittlerweile habe ich zum Glück gelernt, wo die Grenzen anderer diesbezüglich sind.
Es war nie so, dass ich Fremde oder nur Bekannte umarmt oder dergleichen hätte. Aber es gibt eben auch Freundschaften, die zu distanziert sind, um sie öfter als vielleicht zur Begrüßung zu umarmen oder dergleichen.
Leider lässt mich das mit meiner Sehnsucht nach dieser "naiven Körpernähe" sehr alleine.
Ich habe aber auch festgestellt, dass sehr viele Erwachsene, denen es schlecht geht sich oft einsam fühlen und ich bin der festen Überzeugung, dass diese durch die gesellschaftlichen Normen übertrieben unterdrückte freundschaftliche Nähe, viele Probleme lösen könnte.
Ich glaube wirklich, dass es ganz vielen von uns besser gehen würde, wenn man sie regelmäßig in den Arm nehmen würde und ihnen Geborgenheit geben.
Das scheitert aber nicht nur am Geben. Nein. Unsere Moralvorstellungen lassen uns auch ängstlich werden, sich als Erwachsener falsch oder sexuell zu verhalten, wenn man das Bedürfnis nach nicht-sexueller, naiver Nähe hat.
Es ist völlig normal und gesund sich nach liebevollen Berührungen und Umarmungen von Menschen, die man gerne hat, zu sehnen.
Als Erwachsener ist man auf sich selbst gestellt. So viele, die ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben, empfinden es sogar als seltsam sie über eine Begrüßungsumarmung hinaus zu knuddeln.
Dann ist man oft jahrelang Single, aus beruflichen, gesundheitlichen oder persönlichen Gründen.
Freundschaften beschränken sich bei vielen aufs abendliche Ausgehen mit Kollegen oder alten Bekannten, sowie Social-Media.
Wo bleibt da die Nähe?
Das ist nichts, was mit der Pubertät verschwinden sollte!
Es wird in unserer Zeit aber einfach nur heillos aufgebauscht vermittelt, dass alles, was über Händeschütteln und Schulterklopfen hinausgeht tabu, zu emotional und sexuell ist.
Nicht einmal ein Trauernder am Friedhof wird mehr umarmt, wenn es nicht nahe Verwandtschaft ist.
Teilweise schütteln selbst da gute Freunde nur die Hand.
Insofern: Ja, ich kenn dieses Bedürfnis nach Nähe und ich habe gelernt es zu unterdrücken.
Aber: Ich habe auch gelernt, dass das ganz viele haben und unterdrücken und auf Dauer einsam und krank davon werden.
Man sollte es mal wieder modern und gesellschaftsfähig werden lassen, andere aus emotionalen Anlässen, wie Trost, Freude o.ä. ordentlich zu umarmen, auch wenn es nicht der allerbeste Freund ist.