Lieber Goldendragon,
ich möchte mal in ein anderes Horn tuten als diejenigen, die sagen "es geht dich nichts an" (obwohl es so ist
).
Im Leben stehen wir jeden Tag, fast stündlich vor Entscheidungen. Dabei ist wirklich alles eine Entscheidung, auch "nichts" als Option. Am Ende des Lebens, so wünschen wir uns, erreichen wir den Punkt, an denen wir gerne gelangen wollen - oder auch nicht. Selbst wenn man gefühlt immer die richtigen Wege gewählt hat, ist es oft durchaus möglich, dass man das vermeintliche Ziel dennoch weit verfehlt hat (oder, im Positiven Falle, an einem angelangt ist, welches viel schöner ist als das eigentliche). Die Entscheidung deines Freundes (warum wählst du das Wort "Bekannter"? Wenn er nichtmal ein guter Freund ist geht es dich wirklich rein gar nichts an, noch weniger als gar nichts) mag in deinen Augen die Falsche sein, aber möglicherweise ist es dies nicht? Und wenn doch ist es sein Weg, den er gewählt hat, aus welchen Gründen auch immer, und möglicherweise ist SEIN Ziel eben auch ein anderes als deines. Du kommst vom Dorf und man merkt dir an, dass du darauf keinen Bock hast, und projizierst sehr offensichtlich deine Abneigung auf ihn. Ob das hilfreich ist? Solange er nicht von sich aus auf dich zukommt und um deinen Rat fragt (gilt erst recht, wenn er echt kein GUTER Freund ist!) solltest du die Füsse stillhalten, sonst hast du bald einen Bekannten weniger (ich jedenfalls würde, sollte ein Bekannter auf die Idee kommen, mich mit sowas vollzulabern, was du ja scheinbar vorhast, SOFORT diese Bekanntschaft beenden. Grenzüberschreitung par excellence).
Um auf deine Frage zurückzukommen : Natürlich ist sein Verhalten nachvollziehbar. Du gehst - in deiner jugendlichen Naivität - davon aus, dass er in der Stadt doch einfach eine ähnlich gute Partnerin finden könne, und dann zeitgleich sowohl seinen vermeintlichen Traum leben könnte UND eine gute Partnerschaft pflegen, die ihm in dieser Hinsicht eher "entspricht". Damit irrst du aber gewaltig. Soviele GUTE Partner gibt es gar nicht auf der Welt, wie du vielleicht glaubst, und wenn dein Freund das Gefühl hat, dass die jetztige die RICHTIGE ist, dann ist völllig egal, welche Einschränkungen er für sie in Kauf nehmen muss, er wird es gerne tun.
Ein Satz von dir hat mir gar nicht gefallen, und zwar
Wenn er total unattraktiv wäre und massive Probleme hätte , nach einer Trennung von seiner jetzigen Frau keine Partnerin mehr zu finden , dann wäre es unklug gewesen , nur wegen des Stadtlebens sich zu trennen
Das würde bedeuten, dass du es nachvollziehbar finden würdest, in einer Beziehung zu bleiben (welche man SONST beenden würde), nur weil man eher unattraktiv ist? So ein Blödsinn, mit Verlaub. Obwohl ich deine Gedanken teilweise nachvollziehen kann (Trennung, weil der eine Partner lieber aufm Dorf, der andere unbedingt in der Stadt leben will), lässt mich dieser Satz daran zweifeln, dass du die richtigen Maßstäbe anlegst.
Mir scheint, dass du noch viel im Leben lernen musst, und das dein Problem ist, dass du eine tolle Beziehung gar nicht wertschätzt. Jedenfalls nicht ansatzweise ausreichend. Denn Tatsache ist, dass man in jeder Beziehung - teilweise sogar "massiv" - verzichten muss. Wenn das Leben in der Stadt das einzige ist, auf das dein Bekannter verzichten muss, und er ansonsten genau das bekommt, was er sich erträumt, dann ist er ein verdammt Beneidenswerter Mensch. Vielleicht ist das auch der Grund, warum du dir darüber soviele Gedanken machst? Dass du tief im Inneren wünschst, so zu empfinden wie er, oder eine Partnerin zu haben, für die du so empfinden kannst?!
Ich bin selbst in der Situation deines Freundes, mit einer Partnerin, mit der gewisse Dinge, die ich mir immer "gewünscht" bzw vorgestellt habe hinsichtlich Lebenssituation (Leben am Meer), nicht möglich sein werden. SIE ist mir diesen Verzicht aber wert. Und damit bin ich wieder beim Anfang meines Beitrags, es ist (m) bzw (s)eine Entscheidung. Du darfst für dich gerne eine andere treffen. Ob diese dann glücklich macht sei mal dahingestellt