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Kindheit vergessen und normal werden

Stefan84

Mitglied
Hallo ich würde gerne meine Geschichte mit euch teilen. Ich hoffe es liest jemand und kann vllt. Tipps geben. Vielen Dank:

Ich wuchs in einem kleineren Dorf in der Nähe einer etwas größeren Stadt auf. Als ich 3 oder 4 war bauten meine Eltern gerade ihr Haus. In der Bauphase kam es immer mal wieder zu Streitigkeiten mit dem Nachbarn. Die Streitigkeiten spitzten sich irgendwann zu und es kam zu handfesten Auseinandersetzungen, Anfeindungen und Pöbeleien. Die Stimmung übertrug sich dann auch auf den Sohn des Nachbarn – ungefähr mein Alter. Der Sohn und dessen Freunde bzw. die Kinder aus der Straße waren natürlich als Kind meine erste Anlaufstelle zum Spielen und herumhängen, da sich durch den Sohn des Nachbarn aber alle gegen mich wanden, war ich irgendwann der Außenseiter. Hier einige Beispiele was passierte:


  • Schlägereien mit dem Sohn des Nachbarn
  • Beschimpfungen ich sei behindert
  • Prügeleien mit anderen Kindern aus der Straße. Sie verfolgten mich sogar bis zur Haustüre
  • Fahrrad geklaut oder versteckt
  • Schneebälle an das Fenster geworfen
  • eingeladen zum Mitspielen und dann hintergangen usw.
Was macht man nun als Kind? Man will nicht alleine sein. Also kaufte ich mich ein, so dass ich mitmachen durfte oder machte Dinge um ihnen zu gefallen. Manchmal klappte das und manchmal ging das voll nach hinten los. Also suchte ich mir Jungs die auch Außenseiter waren, deutlich jüngere Freunde oder Mädels. Da ich älter war als sie und Mädels etwas ruhiger waren als die Jungs hatte ich keine Angst mehr, allerdings war mein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl dann völlig im Keller!

Ich versuchte ja auch mit anderen Leuten aus dem Dorf etwas zu unternehmen. Ich war mal mit ein paar anderen im Kino und dann passierte folgendes:


  • wir redeten miteinander und alles war okay, der Film war auch super lustig. Als wir dann aus dem Kino gingen lachten wir viel. Ich lachte so sehr, so dass die beiden anderen sagten: „Was lachst den du so laut…..“. Ich hatte wieder Angst und stellte sofort das Lachen ein -> SOLCHE SITUATIONEN ERLEBE ICH HEUTE AUCH NOCH!!!

Im Fußballverein traute ich mir nichts mehr zu und stand in Spielen nur blöd rum, auch in der Schule lief es nicht gut. Ich war so fixiert auf die anderen: Was sie machen, ob sie wieder über mich lachen oder Sonstiges, so dass die Noten immer schlechter wurden. Zu diesem Zeitpunkt war ich dann schon so sensibel, dass alles was andere sagten irgendwie negativ bei mir ankam. Meine Eltern bekamen das alles natürlich mit. Irgendwann dachten sie darüber nach, dass ich doch die Schule wechseln könnte. Aber zu diesem Zeitpunkt war ich schon so verunsichert, dass ich das nicht machte. Also wechselte ich innerhalb der Realschule den Schulzweig, um den Idioten aus dem Weg zu gehen – prompt blieb ich sitzen. Nicht weil es zu schwer war, sondern weil ich einfach kein Selbstbewusstsein und Gefühl für mich selbst entwickelt hatte was ich überhaupt will und was ich da überhaupt mache. Ich war ja damit beschäftigt auf andere zu sehen bzw. über andere nachzudenken.

Da ich sitzen blieb, kam ich dann logischerweise in eine Klasse mit jüngeren Schülern. Ich hatte keine Angst mehr, war aber total verunsichert. Auch in dieser Klasse waren Leute aus dem Dorf und es sprach sich natürlich herum, dass ich der „gemobbte“ war. Ich fand wieder keinen Anschluss, wollte aber zwanghaft dazugehören. Ich frage ständig: Was macht ihr, kann ich mit, kann ich mal mitmachen usw. Ich fokussierte mich total auf alles andere, nur nicht auf mich. Ich blieb alleine und zog mich mehr und mehr zurück.

Kleinste Kleinigkeiten führten zur Verunsicherung bei mir – Beispiel:


  • Ein Klassenkamerad erzählte einen Witz und alle lachten. Ich erzählte einen Witz und die anderen sagten nur: naja, der war nicht so gut. Ich fühlte mich schlecht, wollte so sein wie der Klassenkamerad und unbedingt akzeptiert werden bzw. zur Gemeinschaft dazugehören.
  • Im Schulschwimmen sprangen alle von den Türmen nur ich traute mich nicht. Vor der Höhe hatte ich keine Angst, ich hatte nur Angst irgendwie aufzufallen und wieder blöd angemacht zu werden. Aus diesem Grund hatte ich es dann nicht gemacht

So ging das dann bis zur Ausbildung weiter. Mein Ausbildungsplatz war ca. 15 km von meinem ehemaligen Dorf entfernt und befand sich in einer kleineren Stadt. Die ersten Jahre waren schlimm, allerdings hatte ich das Glück einen wahnsinnig tollen Ausbilder zu haben – mein Ersatzpapa! Durch ihn bin ich selbstbewusster, offener und fröhlicher geworden, ein ganz anderer Mensch. Ich fing an unter Leute zu gehen und mich in dieser kleinen Stadt zu integrieren. Ich lernte meine Partnerin kennen, fand Bekanntschaften und holte einen Teil meiner verpassten Jugendzeit nach.

Jetzt bin ich 30 und irgendwie kommt jetzt meine gesamte verkorkste Kindheit immer wieder hoch. Ich fühle mich trotz Partnerschaft einsam. Es gibt und gab nie eine Person die mal angerufen hat und fragte wie es mir geht oder ob ich mal Lust hätte etwas zu unternehmen.

Warum habe ich es all die Jahre nicht geschafft einfach das zu machen was ich will, vllt. wäre das mit den Freundschaften dann automatisch irgendwie entstanden? Heute will ich alles anders machen und stürze mich in „soziale Kontakte“: Sport, Vereine, Arbeit, Ehrenamt usw. Ich versuche alles irgendwie nachzuholen, aber ich fühle mich nicht gut dabei, da ich mit mir selbst irgendwie nicht im Reinen bin. Ich vergleiche mich immer mit anderen die das schon alles haben, aber die haben doch auch irgendwann mal damit angefangen....dann denke ich wieder, dass sie ja auch Freunde hatten die mit ihnen Dinge unternahmen oder sie nicht ablehnten, so dass sie in einem Verein Fuß fassen konnten...........

Die verkorkste Kindheit lässt mich nicht los, noch heute ist alles von damals und alle aus dem Dorf schlecht. Alle Leute die irgendwie mit Leuten von früher in Kontakt stehen oder über Facebook mit Leuten von früher befreundet sind, sind für mich schlecht oder verursachen in mir irgendwie eine innere Ablehnung oder teilweise ein ungutes Gefühl -auch Leute die eigentlich nett zu mir war.

Manchmal denke ich einfach ich muss alles hinter mir lassen und in eine neue Stadt in eine komplett neue Umgebung ziehen. Aber ich habe meinen Job und meine wunderbare Partnerin.
Was mich vor allem beschäftigt sind folgende Fragen:


  • Warum konnte ich nicht früher schon selbstbewusster sein bzw. warum habe ich nicht früher das gemacht was ich wollte
  • Warum fällt es mir heute immer noch so schwer so zu sein wie ich sein will?
  • Warum gab es in meinem Leben niemanden mit dem ich mein Leben als Kind/Jugendlicher teilen konnte wie andere, so dass ich eine selbstbewusste Entwicklung hätte einnehmen können?
  • Wie soll ich jetzt sein und was soll ich tun – Beispiel Schulschwimmen:
    • bin ich heute im Schwimmbad und sehe die Jungs springen, will ich auch, aber ich traue mich wieder nicht, weil es sich komisch anfühlt
  • Wo bekomme ich mein Selbstbewusstsein wieder her?
  • Denke ich nur zu viel nach???
  • Warum habe ich das, meine Partnerin hat einen normalen Mann verdient
 
Hallo Stefan,

dass man sich in deinem Alter damit befasst,
wie man an den Punkt gekommen ist, an dem
man sich befindet, ist normal. Da bist du auch
nicht alleine damit.

Mein Tipp für dich wäre, dich weniger auf die
Vergangenheit, sondern mehr auf die Zukunft
zu konzentrieren. Dich etwa zu fragen, wie dein
Leben in 10, 20, 30 Jahren aussehen soll, wenn
es gut läuft. Und dann vom Ziel her die Schritte
zu planen, die dich eher in diese Richtung brin-
gen. Aber erst muss das Ziel da sein und dann
der Weg - es sei denn, du willst einfach durchs
Leben spazieren, was ja auch okay ist. Nur wäre
auch dabei eine angestrebte Haltung sinnvoll,
vor allem, wenn du zu solchen Gedanken neigst,
wie du sie hier schilderst (also vor allem alles
negativ zu sehen).

Hast du schon mal eine Liste gemacht mit allem,
was in deinem Leben gut lief oder so gut ist, dass
du es gerne bewahren und/oder ausbauen willst?
Ein wenig davon hast du ja schon erzählt, bestimmt
gibt es da noch mehr davon!

Und was "normal" ist, bestimmst du selbst - also
für dich. Wenn alle Menschen gleich wären, das
wäre ja schrecklich. Und deine Frau hat dich ja
bestimmt nicht ausgewählt, weil du durchschnitt-
lich bist, sondern vielleicht gerade auch deshalb,
weil du mehr als andere weißt, was das Leben so
bereithält und dass es eben nicht automatisch gut
läuft, sondern dass man auch in harten Zeiten
zeigen muss, dass man sie durchsteht und etwas
daraus macht.

Lesetipp für dich: "Es ist nie zu spät, eine glückliche
Kindheit zu haben" von Ben Furman.

Alles Gute!
Werner
 
Vielen vielen Dank für deinen Beitrag!!!

Das Schlimmste ist die Erkenntnis, dass sehr viel in meinem bisherigen Leben falsch lief und ich es damals nicht schaffte etwas dagegen zu unternehmen. Ich dachte häufig daran etwas zu machen, um aus der Misere herauszukommen: Vereine, in die Feuerwehr gehen etc., aber ich hatte nicht den Mut bzw. war es irgendwie seltsam ich selbst zu sein. Irgendwann habe ich angefangen mir eine Scheinwelt aufzubauen, mein Selbstbewusstsein zu vergraben und mich zurückzuziehen vor Ärger und Verantwortung. Wenn es mit gleichaltrigen und den Typen von früher aus der Straße nicht klappte, suchte ich mir eben andere Freunde. Das waren dann deutlich jüngere Kinder, Mädchen oder eben Leute die auch irgendwie Außenseiter waren. Von denen hatte ich nichts zu befürchten und in dem Umfeld war ich der Boss.

Auf der anderen Seite bin ich ziemlich behütet aufgewachsen. Es musste immer alles harmonisch und perfekt sein und bloß kein Ärger oder Auseinandersetzungen. Das wollte ich natürlich auch nach außen und von anderen, niemand war dann gut genug für mich, da alles wie innerhalb der Familie sein sollte. Für meine Eltern war ich das ewige Kind, ich musste nichts selbst machen und sie haben mir alles abgenommen. Meine Eltern sind auch ein komischer Schlag Mensch. Sie haben keine Freunde, sitzen immer zuhause herum und igeln sich ein. Alles andere ist schlecht und neue Sachen werden nicht ausprobiert. Von ihnen habe ich nicht wirklich etwas darüber gelernt soziale Kontakte aufzubauen, zu pflegen, mal auf Feste zu gehen oder man selbst zu sein.

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Beispiel:

Ich war mal bei einem Footballspiel, was mir sehr viel Spaß gemacht hatte, uns wollte mit meinen Eltern dann mal weiter vor an den Spielfeldrand. Sie wollten nicht und wollten lieber in der Ecke stehen bleiben wo sie keiner sieht, sie wollten da nicht mit anderen in Kontakt kommen oder irgendwie im Mittelpunkt stehen. Sie sind immer so zurückhaltend.

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Jetzt wo ich eine sehr sehr selbstbewusste Partnerin und einen noch selbstbewussteren Schwiegervater habe, bin ich auch viel selbstbewusster geworden und habe das wirkliche Leben kennengelernt: Feiern, soziale Kontakte, Streit, Meinungsverschiedenheiten, Urlaub, Ärger, Freude usw.
Dadurch hat es in meinem Kopf klick gemacht. Ich habe erkannt was alles schief gelaufen ist – Familie, Mobbing durch andere – und was ich verpasst habe, aber ich komme aus dieser verdammten Scheinweilt nicht heraus – versteht ihr das?

Ich habe es nie gelernt selbstbewusst zu sein und die Dinge zu tun die ich möchte oder wollte. Es war für mich immer mit einem komischen Gefühl verbunden und heute weiß ich nicht wie es anstellen soll? Immer wenn dieses Gefühl kommt will ich die damit verbundene Verantwortung wegschieben. Ich fühle mich mit diesem Gefühl irgendwie alleine.

Was kann man dagegen tun?
 
Jetzt wo ich eine sehr sehr selbstbewusste Partnerin und einen noch selbstbewussteren Schwiegervater habe, bin ich auch viel selbstbewusster geworden und habe das wirkliche Leben kennengelernt: Feiern, soziale Kontakte, Streit, Meinungsverschiedenheiten, Urlaub, Ärger, Freude usw.
Dadurch hat es in meinem Kopf klick gemacht. Ich habe erkannt was alles schief gelaufen ist – Familie, Mobbing durch andere – und was ich verpasst habe, aber ich komme aus dieser verdammten Scheinweilt nicht heraus – versteht ihr das?

Ich habe es nie gelernt selbstbewusst zu sein und die Dinge zu tun die ich möchte oder wollte.

Hallo Stefan,

im obigen Zitat schilderst du, wie du gelernt hast,
selbstwusster zu sein und gleich darauf beklagst
du, dass du es nie gelernt hast.

Offenbar helfen dir positive Vorbilder beim Lernen.
Also versuche "mehr davon", sprich: Suche dir
Vorbilder, die deinen Zielen und Wünschen ent-
sprechen und denen du etwas abschauen kannst.

Bisher bist du wohl noch sehr vom Verhalten deiner
Eltern beeinflusst – also vor allem das Schlechte zu
sehen. Aber das lässt sich mit intensivem Üben und
Trainieren ja wieder ändern. Das ist deine Verant-
wortung – was du ab jetzt tust oder lässt, nachdem
du diese Erkenntnisse gewonnen hast.

Gab es außer deiner Partnerin und dem Schwieger-
vater noch gute Vorbilder in deinem Leben, von
denen du etwas Nützliches abschauen konntest?

Gruß, Werner
 
Hallo
Ich kann da sehr gut nachvollziehen, was du da beschreibst.
Wie weiter oben schon beschrieben wurde, hattest du bzgl. dem sozialen Verhalten Vorbilder, deine Eltern, die vielleicht eher introvertiert waren.
Die dich vielleicht zu sehr behüteten und alles von dir abschirmten.

Durftest du dich ausprobieren, deine Kinderwelt zu erkunden, auch mit der Möglichkeit einmal auf die Nase zu fallen oder etwas nicht zuschaffen?
Hierin kannst du vielleicht einen Grund sehen, warum du eher ein ängstliches, unsicheres Kind gewesen bist als der große Rabauke, der vor nichts Angst hat und auch vom Sprungturm springt.

Ängstlich und unsicher kommt bei Gleichaltrigen dann möglicherweise komisch oder andersartig rüber und andersartig wird oftmals abgelehnt oder es wird auf eine Person, die andersartig ist herum gehakt. Hat was mit Dynamik von Gruppen zu tun.
Das verunsichert dann weiter, wie andere mit einem umgehen und dann kann es oft dazu kommen, dass alles negativ auf sich selbst bezogen wird.

Dass sowas dann nach Jahren noch das Leben schwer machen kann, ist verständlich, dauerte bei mir, bis ich 42 war, denn normal ziehen sich dann das mangelnde Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen durch alle Bereiche des Lebens.
Du hast mit deiner Partnerin einen Glücksgriff gemacht, wenn die dich dann aufbaut und dich unterstützt, dass du Selbstvertrauen aufbauen kannst und die Betrachtung über dich selbst ändern kannst.

Doch jetzt mal dahin, wie es dir damit geht.
Einsam auch in der Beziehung oder wenn du unter Leuten bist?
Unsicher und kannst nicht mit Überzeugung für deine Meinung einstehen?

Wie kommt man nun dahin, dass man damit zurecht kommt, dass die Kindheit nicht so förderlich gewesen ist, wie sie war?
Mein Leben war bis ich 42 Jahre alt wurde von solchen Gefühlen und ähnlichem Verhalten geprägt, wie du es da beschreibst.
Auch die Freundschaften in Kinder-Jugendtagen, auch da kommt mir deine Beschreibung bekannt vor, denn es ähnelt dem, wie ich es empfunden habe, nur dass ich vielleicht etwas mehr Glück bzgl. Mobbing hatte. Ausschluss im Dorf gab es aber genauso.

Ich schaffte das, als ich in der grössten Krise meines Lebens das auch klären wollte und begann eine Gesprächstherapie.
Im Laufe der Gesprächsstunden hatte ich die eine oder andere Erkenntnis über meine Glaubenssätze, die ich mit mir herumtrug.
Als ich meine Erkenntnis bekam, ab da änderte sich dann alles, nicht meine Vergangenheit, aber meine Gegenwart, auch meine Zukunft und wie ich mich selbst betrachte.
Seitdem habe ich ein gesundes Selbstvertrauen und spüre keinerlei Einsamkeit mehr.
Zaubertricks kann ich dir leider keine zeigen, jedoch von ganzem Herzen nahe legen, wenn du daran leidest und es dir nicht damit gut geht, dass du dir einen Therapeuten suchst und das aufarbeitest.

Gruß Jim
 
Vielen Dank für eure Beiträge!

Durftest du dich ausprobieren, deine Kinderwelt erkunden und auch einmal auf die Nase fallen:

Ja, eine Zeit lang (Kindergarten) durfte ich das. Ich war laut, aufgedreht und hibbelig. Im Kindergarten musste ich immer der Erste, der Beste sein und immer im Mittelpunkt stehen. Ich nahm den anderen teilweise das Spielzeug weg und brauchte immer die Aufmerksamkeit der Kindergärtnerin. Bekam ich diese nicht oder stand ich nicht im Mittelpunkt war ich enttäuscht, beleidigt oder sauer, aber ich denke so ging es vielen.
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Anmerkung:

Mein Vater ist depressiv, jedoch möchte ich gleich dazu sagen, dass er immer für mich da war. Er hat sich immer um mich gekümmert und hat auch viel mit mir unternommen. Allerdings versuchte meine Mutter auch immer eine gewisse Art Harmonie ohne Probleme, Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen zuhause aufrechtzuerhalten bzw. zu erzeugen.

Beispiel:
Gab es Probleme, zog mein Vater sich zurück, die Stimmung war schlecht und alle versuchten wieder etwas zu tun, damit wieder irgendwie alles harmonisch wurde. Ich putze dann z.B. mein Zimmer und hoffte, dass die Stimmung am nächsten Tag wieder besser wurde.

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Aber nach dem Kindergarten wirklich mal Kind sein dürfen, durfte ich nie. Es lag aber nicht an meinen Eltern, sondern mehr an der damaligen Situation nach dem Kindergarten.
Während der Bauphase gab es erste Probleme mit dem Nachbarn:


  • Einfahrt zugeparkt
  • Bauplatz zugeparkt
  • Schmutz auf dem Grundstück usw.

Mein Vater versuchte anfangs die Situation mit ganz normalen Gesprächen zu lösen, aber der Nachbar war uneinsichtig, beleidigte meinen Vater und ging dann auch auf diesen los. Es ging bis vor das Gericht, aber die Probleme und Streitereien hörten einfach nicht auf. Der Sohn des Nachbarn und auch dessen Freunde schlossen sich den Streitereien an. In der Straße und in der Grund-/Hauptschule (auf dem Dorf) war ich plötzlich für alle der Idiot. Ich wurde beleidigt, geschlagen, eingeladen nur um dann in ein Loch zu fallen usw. Allerdings waren diese Kinder auch die Einzigen in der näheren Umgebung und ich wollte unbedingt dazugehören, also kaufte ich Süßigkeiten um dazuzugehören, machte Sachen um dazuzugehören oder verglich mich immer mir den anderen. Ich wollte die Sachen die sie haben, die Dinge tun die sie tun usw. Dadurch ging mein Selbstbewusstsein bzw. mein Selbstwertgefühl mehr und mehr in den Keller. Dadurch war und konnte ich nie Kind sein bzw. wirklich ich sein. Warum, weil ich immer dachte wenn ich das mache was ich will, werde ich von anderen abgelehnt, komisch angesehen und bin vollkommen alleine.

Meiner Meinung nach spielt hier aber auch die Erziehung und das Verhalten meiner Eltern eine Rolle. Wenn andere Blödsinn machten, machte ich meistens nicht mit. Zum einen weil die anderen Idioten waren und ich nicht jeden Blödsinn mitmachen wollte und zum anderen weil ich Angst hatte Verantwortung zu übernehmen.

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Beispiel
:

Die anderen machten im Garten Blödsinn (sagten mal ein paar Ausdrücke) und ich machte mit. Ich war dann abends so nervös und konnte nicht schlafen, dass ich es meiner Mutter erzählen musste. Ich gab die Verantwortung sozusagen ab.
Die anderen kauften sich die ersten Zigaretten. Ich wollte nicht mitmachen. Irgendwie war da ein Gefühl, dass ich mich von meiner Familie, der dort gelebten und erlernten Sicherheit entferne und das war nicht gut.

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In der Realschule ging es dann weiter. Wenn diese Typen mit im Schullandheim waren wollte ich nicht mit usw. Ich zog mich mehr und mehr zurück und hatte niemanden. Ich ging Problemen und Verantwortung für mich selbst aus dem Weg.

Wie bereits beschrieben habe ich erst durch meine Arbeit, meine Partnerin und meinen Schwiegervater die andere Seite des Lebens kennengelernt. Mir wurde bewusst was alles schief lief und ich wollte alles nachholen. Ich wurde und musste selbstbewusster werden. Ich ging auf Partys, Geburtstage, sagte mal meine Meinung und fing an mich mal durchzusetzen. Ich fühlte mich besser und merkte immer mehr was mir alles fehlte. Anfangs war es okay, da ich versuchte etwas dagegen zu tun.

Jetzt mit 30 verstehe ich alles und es kommt nun alles irgendwie raus. Ich verstehe das ich nie Freunde hatte, nie Geburtstag gefeierte hatte und nie ich selbst war und es belastet mich wenn ich sehe wie andere Freunde haben, mit diesen etwas unternehmen können, beruflich erfolgreich sind oder einfach nicht solche Probleme hatten wie ich. Ich bin dann mit mir selbst unzufrieden, stelle alles in Frage und möchte ein Leben wie andere.

Ich fange dann an Dinge zu tun von welchen ich mir erwarte so zu werden wie andere bzw. erhoffe das alle Probleme verschwinden, weil es andere ja auch tun und ich dann auch Freunde finden werde:


  • Theater spielen, weil ich damals zu schüchtern war
  • Chor, weil ich damals zu schüchtern war
  • Präsentationen halten, weil ich damals zu schüchtern war
  • Sportverein, weil ich damals zu schüchtern war
  • Gemeinderat, weil es andere auch tun

Ich merke wie ich Dinge tue, nur um irgendwie dazuzugehören und so zu sein wie andere, aber ich kann es irgendwie auch nicht abstellen. Ich bin einfach so unzufrieden und mit mir selbst nicht im Reinen. Ich will alles irgendwie Rückgängig machen und ändern können, aber ich kann nicht. Meine Eltern sind einfach so und ich kann die Vergangenheit nicht ändern, aber ich kann die Zukunft beeinflussen und alles besser machen, aber ich schaffe es einfach nicht. Ich werfe mich verzweifelt in soziale Aktivitäten, nur um etwas nachzuholen oder um zu sein wie andere und vergesse mich dabei selbst. Anstatt zufrieden zu sein, locker in soziale Aktivitäten zu gehen und zu arbeiten, vergleiche ich mich immer: Der hat das und der hat das, die hat mit 18 Geburtstag gefeiert und ich nicht, der macht schon ewig Sport im Verein und ich nicht usw.

Ich will das nicht mehr und ein zufriedener, glücklicher Mann sein, der sich nicht immer einsam fühlt. Aber wie, ich muss doch unter Leute?

PS:
In Behandlung war ich schon ein paar mal – Gesprächstherapie. Es war ganz okay und ich fühlte mich danach auch besser und freier, aber eigentlich erhoffte ich mir unterbewusst irgendwie das alle Probleme danach weg sind und das waren sie nicht. Man muss einfach selbst etwas tun!

PS:

Jetzt als nahezu selbstbewusster Mann komme ich mit meinen Eltern nicht mehr zurecht. Mein Vater schaut immer traurig und meine Mutter ist fast genauso geworden (Rentnerin). Wenn ich gut drauf bin ziehen sie mich wieder runter.
 
Vielen Dank für eure Beiträge!

Durftest du dich ausprobieren, deine Kinderwelt erkunden und auch einmal auf die Nase fallen:

Ja, eine Zeit lang (Kindergarten) durfte ich das. Ich war laut, aufgedreht und hibbelig. Im Kindergarten musste ich immer der Erste, der Beste sein und immer im Mittelpunkt stehen. Ich nahm den anderen teilweise das Spielzeug weg und brauchte immer die Aufmerksamkeit der Kindergärtnerin. Bekam ich diese nicht oder stand ich nicht im Mittelpunkt war ich enttäuscht, beleidigt oder sauer, aber ich denke so ging es vielen.
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Anmerkung:

Mein Vater ist depressiv, jedoch möchte ich gleich dazu sagen, dass er immer für mich da war. Er hat sich immer um mich gekümmert und hat auch viel mit mir unternommen. Allerdings versuchte meine Mutter auch immer eine gewisse Art Harmonie ohne Probleme, Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen zuhause aufrechtzuerhalten bzw. zu erzeugen.

Beispiel:
Gab es Probleme, zog mein Vater sich zurück, die Stimmung war schlecht und alle versuchten wieder etwas zu tun, damit wieder irgendwie alles harmonisch wurde. Ich putze dann z.B. mein Zimmer und hoffte, dass die Stimmung am nächsten Tag wieder besser wurde.

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Aber nach dem Kindergarten wirklich mal Kind sein dürfen, durfte ich nie. Es lag aber nicht an meinen Eltern, sondern mehr an der damaligen Situation nach dem Kindergarten.
Während der Bauphase gab es erste Probleme mit dem Nachbarn:


  • Einfahrt zugeparkt
  • Bauplatz zugeparkt
  • Schmutz auf dem Grundstück usw.

Mein Vater versuchte anfangs die Situation mit ganz normalen Gesprächen zu lösen, aber der Nachbar war uneinsichtig, beleidigte meinen Vater und ging dann auch auf diesen los. Es ging bis vor das Gericht, aber die Probleme und Streitereien hörten einfach nicht auf. Der Sohn des Nachbarn und auch dessen Freunde schlossen sich den Streitereien an. In der Straße und in der Grund-/Hauptschule (auf dem Dorf) war ich plötzlich für alle der Idiot. Ich wurde beleidigt, geschlagen, eingeladen nur um dann in ein Loch zu fallen usw. Allerdings waren diese Kinder auch die Einzigen in der näheren Umgebung und ich wollte unbedingt dazugehören, also kaufte ich Süßigkeiten um dazuzugehören, machte Sachen um dazuzugehören oder verglich mich immer mir den anderen. Ich wollte die Sachen die sie haben, die Dinge tun die sie tun usw. Dadurch ging mein Selbstbewusstsein bzw. mein Selbstwertgefühl mehr und mehr in den Keller. Dadurch war und konnte ich nie Kind sein bzw. wirklich ich sein. Warum, weil ich immer dachte wenn ich das mache was ich will, werde ich von anderen abgelehnt, komisch angesehen und bin vollkommen alleine.

Meiner Meinung nach spielt hier aber auch die Erziehung und das Verhalten meiner Eltern eine Rolle. Wenn andere Blödsinn machten, machte ich meistens nicht mit. Zum einen weil die anderen Idioten waren und ich nicht jeden Blödsinn mitmachen wollte und zum anderen weil ich Angst hatte Verantwortung zu übernehmen.

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Beispiel
:

Die anderen machten im Garten Blödsinn (sagten mal ein paar Ausdrücke) und ich machte mit. Ich war dann abends so nervös und konnte nicht schlafen, dass ich es meiner Mutter erzählen musste. Ich gab die Verantwortung sozusagen ab.
Die anderen kauften sich die ersten Zigaretten. Ich wollte nicht mitmachen. Irgendwie war da ein Gefühl, dass ich mich von meiner Familie, der dort gelebten und erlernten Sicherheit entferne und das war nicht gut.

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In der Realschule ging es dann weiter. Wenn diese Typen mit im Schullandheim waren wollte ich nicht mit usw. Ich zog mich mehr und mehr zurück und hatte niemanden. Ich ging Problemen und Verantwortung für mich selbst aus dem Weg.

Wie bereits beschrieben habe ich erst durch meine Arbeit, meine Partnerin und meinen Schwiegervater die andere Seite des Lebens kennengelernt. Mir wurde bewusst was alles schief lief und ich wollte alles nachholen. Ich wurde und musste selbstbewusster werden. Ich ging auf Partys, Geburtstage, sagte mal meine Meinung und fing an mich mal durchzusetzen. Ich fühlte mich besser und merkte immer mehr was mir alles fehlte. Anfangs war es okay, da ich versuchte etwas dagegen zu tun.

Jetzt mit 30 verstehe ich alles und es kommt nun alles irgendwie raus. Ich verstehe das ich nie Freunde hatte, nie Geburtstag gefeierte hatte und nie ich selbst war und es belastet mich wenn ich sehe wie andere Freunde haben, mit diesen etwas unternehmen können, beruflich erfolgreich sind oder einfach nicht solche Probleme hatten wie ich. Ich bin dann mit mir selbst unzufrieden, stelle alles in Frage und möchte ein Leben wie andere.

Ich fange dann an Dinge zu tun von welchen ich mir erwarte so zu werden wie andere bzw. erhoffe das alle Probleme verschwinden, weil es andere ja auch tun und ich dann auch Freunde finden werde:


  • Theater spielen, weil ich damals zu schüchtern war
  • Chor, weil ich damals zu schüchtern war
  • Präsentationen halten, weil ich damals zu schüchtern war
  • Sportverein, weil ich damals zu schüchtern war
  • Gemeinderat, weil es andere auch tun

Ich merke wie ich Dinge tue, nur um irgendwie dazuzugehören und so zu sein wie andere, aber ich kann es irgendwie auch nicht abstellen. Ich bin einfach so unzufrieden und mit mir selbst nicht im Reinen. Ich will alles irgendwie Rückgängig machen und ändern können, aber ich kann nicht. Meine Eltern sind einfach so und ich kann die Vergangenheit nicht ändern, aber ich kann die Zukunft beeinflussen und alles besser machen, aber ich schaffe es einfach nicht. Ich werfe mich verzweifelt in soziale Aktivitäten, nur um etwas nachzuholen oder um zu sein wie andere und vergesse mich dabei selbst. Anstatt zufrieden zu sein, locker in soziale Aktivitäten zu gehen und zu arbeiten, vergleiche ich mich immer: Der hat das und der hat das, die hat mit 18 Geburtstag gefeiert und ich nicht, der macht schon ewig Sport im Verein und ich nicht usw.

Ich will das nicht mehr und ein zufriedener, glücklicher Mann sein, der sich nicht immer einsam fühlt. Aber wie, ich muss doch unter Leute?

PS:
In Behandlung war ich schon ein paar mal – Gesprächstherapie. Es war ganz okay und ich fühlte mich danach auch besser und freier, aber eigentlich erhoffte ich mir unterbewusst irgendwie das alle Probleme danach weg sind und das waren sie nicht. Man muss einfach selbst etwas tun!

PS:

Jetzt als nahezu selbstbewusster Mann komme ich mit meinen Eltern nicht mehr zurecht. Mein Vater schaut immer traurig und meine Mutter ist fast genauso geworden (Rentnerin). Wenn ich gut drauf bin ziehen sie mich wieder runter.

Holla der Fuchs....das kommt mir alles irgendwie seltsam bekannt vor, was du da so beschreibst.
Hast du deine Kindheit als lieblos oder liebevoll empfunden?
Wurden Meinungsverschiedenheiten oder Streitereien innerhalb der Familie denn offen geklärt oder unter den Tisch gekehrt?
Wie hast du das für dich empfunden, dass dein Vater depressiv war? Hast du da versucht, ihn aufzumuntern?

Gruß Jim
 
Hey,

das scheint alles garnicht so selten vorzukommen, auch nicht in dieser Kombination.

Erstens bist Du auf einem guten Weg. Zweitens werden die Zweifel nicht verschwinden. Du hast die Welt von unten gesehen, so habe ich das für mich formuliert, und viele negative Erfahrungen gesammelt. Das ist vollkommen okay, denn Du musst nicht weitere negative Erfahrungen sammeln. Das ist Vergangenheit. Das ist Lebenserfahrung, die andere nicht haben, die in einer Scheinsicherheit leben. Du hast es nicht nötig, aus Angst in dieser Scheinsicherheit andere zu mobben. Du traust Dich auch nicht. Du brauchst jetzt einfach positive Erfahrungen, so viele, bis sie die negativen Erfahrungen überwiegen. Quantität wiegt Qualität nicht auf, aber es wird automatisch mehr, durch die Menschen und Tätigkeitsfelder, die Du hast. Es kann dauern, aber nicht zu lange. Wenn Du negative Erinnerungen hast, versuche sie zunutzen, um Abstand von geschehenem zu bekommen. Also springe nicht vom Sprungturm, sondern vermeide das in Zukunft, oder aber mach Dir bewusst, welche Gefühle das in Dir auslöst und wofür diese Situation steht. Ist nicht einfach, seis drum. Wenn Du räumlichen Abstand brauchst, nimm ihn Dir. Auch von den Eltern, denen Du wiederum gut tun kannst, indem Du ihnen durch Deine positiven Erfahrungen Wege nach außen eröffnen kannst, vielleicht tut sich das allein durch die Anwesenheit Deiner Freundin beim Besuch. Das, was Du erlebt hast, hat in jeder Gruppe jemand mehr oder weniger ausgeprägt erlebt. Das ist sozusagen normal. Die meisten Menschen sind auf der Seite der anderen, der Mobber. Mitläufer. Das ist auch normal. Ich bin mir nicht sicher, dass das besser ist. Das ist im Großen (Nationalsozialismus) wie im Kleinen. Nur sind die Leute nicht immer und überall aktiv.
 
Hallo
Bzgl. deiner Angst vom Sprungturm zu springen. Da gibt es nur die Vermeidung oder dass du dich der Angst stellst.
Vermeidung ist natürlich so ne Sache. Schlecht, wenn du dich nach der Vermeidung dann auch mies fühlst.
Dann solltest du dich deiner Angst stellen und könntest dich langsam vortasten.
Da könntest du anfangen, dass du erstmal vom Beckenrand springst und dich dann langsam in der Höhe vorarbeiten, Angefangen mit dem 1er. Hast du eine Stufe gepackt und fühlst dich sicher dabei, dann geht's an den 3er usw..


Bzgl. dem was du da beschreibst möchte ich noch folgendes anführen. Was da in der Kindheit jeweils vorgefallen ist mag verschieden sein, die Wunden und Folgen gleichen sich oftmals und entweder man war als Kind mit einer gewissen Resilienz gesegnet und man konnte das, was da nicht gut lief, gut wegstecken oder es traf einen. Dann schleppt man das Päckchen halt mit sich rum, bis man stirbt oder es halt verarbeitet.

Ich kann dir aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass es sich lohnt, die Verarbeitung anzugehen, denn dann ändert sich dein ganzes Universum.

Gruß Jim
 
Entschuldigt bitte, dass ich mich erst jetzt und so spät bei euch melde. Je länger ich über alles nachdenke, desto bewusster wird mir einfach was bei mir im Leben alles falsch lief bzw. warum alles so ist wie es ist.

Ich bin durch meine Eltern, deren Erziehung, durch meinen Vater, die Vorfälle und die Leute in meiner Kindheit bzw. Jugendzeit in eine gewisse Unsicherheit hineingeboren worden bzw. habe ich mir ein falsches Bild von sozialen Kontakten angeeignet und mir in gewisser Weise eine Scheinwelt aufgebaut, welche jetzt einfach zusammenbricht!

Seitdem ich denken kann wurde ich von anderen Menschen abgelehnt bzw. habe ich versucht mich in irgendwelchen Gruppen krampfhaft zu integrieren. Ich hatte nie irgendwann bzw. irgendwo das Gefühl mal geborgen bzw. angekommen zu sein – nie! Mit allen gleichaltrigen gab es in irgendwelcher Form Probleme:


  • Prügel mit dem Nachbarjungen
  • Ablehnung im Fußballverein
  • Ablehnung im Tischtennisverein: „Nein, mit dir spiele ich nicht in einem Team“
  • Ablehnung in der Nachbarschaft

Freunde oder nennen wir es mal Bekanntschaften musste ich mir immer bewusst und teilweise krampfhaft suchen. Meine Bezugspersonen in meiner Kindheit waren ein paar jüngere Mädels und ein Junge, welcher fast 3 Jahre jünger war als ich. Auf Geburtstagsfeiern war ich nie von gleichaltrigen, sondern nur von jüngeren oder von Mädels. Meine Eltern bzw. meine Mutter hatte das Problem eigentlich schon relativ frühzeitig erkannt. Sie versuchte dem Ganzen entgegenzusteuern, indem ich in einen Karateverein sollte, aber ich wollte nicht. Ich wollte da nicht alleine hin, sondern mit einem Freund. Leider gab es niemanden, also bin ich auch nicht hingegangen.

Ich wollte ja was dagegen tun, aber ich konnte einfach nicht! Ich wollte in andere Vereine und ich wollte Freunde finden, aber ich war dazu schon zu sehr verunsichert. Das Selbstbewusstsein der anderen bzw. die logische pubertäre Entwicklung der anderen z.B. Sex, Zigaretten, Party etc. war mir dann irgendwann zu viel. Ich konnte damit nicht umgehen. Wenn ich da mitmachte, mal ich selbst war oder anderen die Meinung sagte, war ich total verunsichert. Ich hatte ja niemanden der mich in meinem Tun bestärkte. Andere gab es nicht und zuhause war ein depressiver Vater.

Irgendwann habe ich mich dann komplett zurückgezogen und versuchte so wenig wie möglich aufzufallen. Dadurch habe ich natürlich nie Dinge getan, die mir eigentlich Spaß gemacht hätten: Sport, Musik, Schule usw.

Naja, irgendwann war es dann doch soweit, dass die Einsamkeit so groß wurde, dass ich doch mal versuchte etwas zu unternehmen. Ich ging raus und suchte wieder „Freunde“. Ich stellte mich nicht meiner Vergangenheit und den Leuten in meinem Alter, sondern ich suchte wieder jüngere und lief weg. Ich schloss mich also wieder krampfhaft Leuten an, einfach nur um irgendwo dabei sein zu können.

Ich führte ein aufgesetztes Leben. Ständig Party mit den neuen, jüngeren Leuten. Rauchen, manchmal gekifft und immer unterwegs, einfach nur raus, raus aus der Einsamkeit und irgendwo krampfhaft Anschluss finden. Waren die Leute weg, war ich wieder alleine. Keiner der mal anrief, keiner der zu mir kam. Immer war ich es, der die Initiative ergriff.

In dieser Zeit lernte ich meine jetzige Partnerin kennen – die Rettung. Durch Sie verstand ich plötzlich worauf es im Leben wirklich ankommt und wie so ein „normales“ Leben aussieht: Freunde, soziale Kontakte, Erfahrungen aus der Kindheit, Zielstrebigkeit, Selbstbewusstsein, soziales Umfeld usw.

Dadurch wurde mir erst so wirklich bewusst was für ein aufgesetztes Leben ich lebe, was ich alles im Leben verpasst habe und das ich eigentlich niemanden habe, kein soziales Umfeld wo man sich wohlfühlt, wenn man abends nach der Arbeit nach Hause fährt.

Jetzt bin ich innerlich jeden Tag so aufgewühlt, dass ich nicht weiß wie es weitergehen soll. Am liebsten würde ich alles hinschmeißen, mein Inneres mal total rauslassen, endlich mal mein eigenes Leben leben, aber ich kann nicht. Da ich nie Anschluss hatte und nie gelernt habe mit anderen zusammen zu sein, denke ich immer: "Wenn ich jetzt das mache was ich will, dann verliere ich alles und jeden!"
 

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