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Probleme durch nichtexistente Sozialkontakte und massive Ängste im Studium

F

farasha

Gast
Hallo,


ich bin Studentin im zweiten Semester. Mit meinem Studium läuft es jedoch nicht so, wie ich mir zu Beginn ausgemalt hatte. Zwar kann ich mich für die Studieninhalte - mal mehr, mal weniger - begeistern und bearbeite auch regelmäßig Übungsaufgaben; auf fehlende Motivation oder mangelndes Interesse sind meine Probleme also nicht zurückzuführen. Deren Wurzel findet sich eher bei mir selbst: Ich bin ein extrem stiller, introvertierter, zurückgezogener, schüchterner und sozial gehemmter Mensch, dem es äußerst schwer fällt, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Wer mich als Außenstehender beobachtet, könnte meinen, ich sei sozial behindert; ich habe so wenig Kontakt mit anderen Leuten - abgesehen von meinen Eltern - dass ich inzwischen, so glaube ich, den sozialen Umgang "verlernt" habe. Ich meide regelrecht Orte, wo mir andere Menschen begegnen und mit mir ein Gespräch anfangen könnten, eben aus Angst davor, mich im Gespräch mit Anderen zu blamieren.


Und diese "Charaktereigenschaft" bereitet mir an der Uni massive Probleme: War ich nach bestandenem Abitur noch guter Dinge, an der Uni endlich Kontakte zu knüpfen, vielleicht sogar Freunde zu finden und endlich mein tristes Einzelgängerdasein aus der Schulzeit hinter mir zu lassen, so habe ich diese Hoffnung jetzt nach einem halben Jahr Studium längst aufgegeben. Ich wollte endlich einen festem Freundeskreis aufbauen, mit dem ich gemeinsam den Unialltag und -stress durchstehen kann, doch dazu kam es bis heute nicht. Daran sind nicht meine Kommilitonen Schuld, im Gegenteil - die sind, so habe ich sie zu Beginn in Vorlesungen wahrgenommen, freundlich, aufgeschlossen und humorvoll. Daran habe einzig und allein ich Schuld mit meiner sozialen Unfähigkeit. Ich kann nicht auf Leute offen zugehen und einfach mit ihnen im Hörsaal vor oder nach der Vorlesung ein Gespräch beginnen; das würde bei mir nur in peinlicher Stille ausarten, weil mir ab einem gewissen Punkt der Gesprächsstoff ausgeht.

Doch mit der Unfähigkeit, offen auf andere zu zugehen, ist es nicht getan, es kommen noch andere Ängste und Verhaltensweisen hinzu, die ich mir in den letzten Monaten "antrainiert" habe. Ich setzte mich meist in eine der hinteren Reihen im Hörsaal, aus der - völlig unbegründeten - Angst, meine Kommilitonen hinter mir könnten sich über mich lustig machen, wenn ich alleine vorne sitze. Deshalb bin ich an der Uni, egal ob in Vorlesung oder nicht, immer massiv angespannt und unter Druck. Das geht inzwischen so weit, dass ich gewisse Orte wie zum Beispiel die Mensa oder den großen Platz in der Mitte des Campus komplett meide bzw. weitläufig umgehe, da in diesen Situationen wieder die Angst präsent wäre, von den anderen negativ beurteilt zu werden als Einzelgänger. Ferner ist es zu einer Art Angewohnheit geworden, zu gewissen Vorlesungen immer als eine der Ersten im Saal zu sitzen: Käme ich nämlich kurz vor knapp, so versucht es mir meine Angst einzureden, würden die anderen Studenten mich komisch angucken und eben wieder negativ über mich denken oder sich gar über mich lustig machen. Sollte ich es denn dann einmal wirklich nicht schaffen, früh da zu sein, besuche ich die Vorlesung nicht gar nicht erst. Diese Verhaltensmuster sind für mich zum Alltag geworden und ich fühle mich durch sie auf der einen Seite unglaublich eingeschränkt in meinem Handeln, auf der anderen Seite schützen sie mich aber vor negativer Bewertung, mit der ich sowieso nicht umgehen könnte.

Noch gut erinnere ich mich an eine Szene in der Unibibliothek, in der sich meine Ängste besonders manifestierten: Um beim Ausleihen benötigter Literatur nicht allzu vielen Menschen zu begegnen, bin ich extra samstagabends dahin. Ich hatte fest damit gerechnet, ich würde fast allein sein, umso härter traf mich der Schlag, als ich dennoch die vollbesetzten Lesesäle sah. Das hat mich so aus der Bahn geworfen, dass ich erstmal wie angewurzelt stehen blieb und weder ein noch aus wusste. Ich war der negativen Bewertung aller Studenten ausgeliefert - für mich ein nicht aushaltbares Gefühl. Je länger ich dort stehen blieb, desto mehr Augen richteten sich auf mich und desto unangenehmer wurde die ganze Situation. Schließlich gab ich mir einen Ruck und rettete mich auf die Toilette im Untergeschoss, wo ich erstmal eine halbe Stunde ausharrte und einen Nervenzusammenbruch hatte, bis sich die Situation für mich wieder einigermaßen entspannt hatte.

Dass meine Ängste völlig unbegründet sind, weiß ich. In dem Moment, in dem sie jedoch da sind, lähmen sie mich und lassen mich nicht mehr klar denken.

Man möge mir diesen langen Text verzeihen; ich habe mir einfach alles, was mich bedrückt, von der Seele geschrieben, da mich gerade besonders jetzt beim Beginn des neuen Semesters wieder dieses Gefühl der Einsamkeit und Isolation überkommt. Vielleicht findet sich ja jemand, dem es ähnlich wie mir geht oder der nachvollziehen kann, wie ich mich fühle.

Einen schönen Nachmittag wünsche ich noch

Vanessa
 

joys

Neues Mitglied
Hallo Du,

als ich deinen Text gelesen habe, war ich einerseits erleichtert zu sehen, dass es auch anderen so geht wie mir. Andererseits hat es mich auch sehr traurig gestimmt, weil ich dir gerne helfen oder einen Ratschlag geben würde,aber selbst in dieser Situation stecke und nicht weiß, was ich tun soll.

Das Leben gibt uns nicht immer sofort das, was wir so dringlich benötigen, deshalb ist es wichtig, sich auf das zu konzentrieren, was es uns bietet.
Eben das versuche ich mir immer wieder vor Augen zu führen und hoffe im Herzen, dass es irgendwann besser wird.

Du bist nicht allein, es geht mir und bestimmt vielen anderen auch so. Fühl dich gedrückt.
 
T

tREs-2

Gast
Hallo farasha

Gibt es denn in der ganzen Uni niemanden mit dem du mal ein Gespräch führen kannst ? auch wenn es nur ein kurzes ist aber das wäre ein Anfang , und sei es erst einmal nur irgendetwas belangloses.
Ich denke es ist ein Irrglaube das alle dich als Einzelgänger abstempeln , denn woher sollen sie wissen wer und wie du wirklich bist wenn du dich niemandem öffnest ?
Das einzige was sie wahrnehmen ist jemand der kein Ton sagt und sich regelrecht versteckt , daher wird leider kaum jemand sich trauen dich anzusprechen , selbst wenn es die Möglichkeit dazu gäbe.
Du wirst nicht immer ausweichen und dich verstecken können , spätestens im Berufsleben könnte dir dieses Verhalten auf die Füße fallen.
Gibt es denn Ursachen für deine Ängste und der introvertierten Art ?
Eventuell besteht auch die Chance über Hobbys und Freizeit Aktivitäten in Vereinen/Kursen Kontakte zu anderen zu knüpfen , immerhin teilt ihr dann die gleichen Interessen und für Gesprächsstoff wäre gesorgt.

MfG
 

Keep Going

Aktives Mitglied
Dass meine Ängste völlig unbegründet sind, weiß ich. In dem Moment, in dem sie jedoch da sind, lähmen sie mich und lassen mich nicht mehr klar denken.

Man möge mir diesen langen Text verzeihen; ich habe mir einfach alles, was mich bedrückt, von der Seele geschrieben, da mich gerade besonders jetzt beim Beginn des neuen Semesters wieder dieses Gefühl der Einsamkeit und Isolation überkommt. Vielleicht findet sich ja jemand, dem es ähnlich wie mir geht oder der nachvollziehen kann, wie ich mich fühle.

Einen schönen Nachmittag wünsche ich noch

Vanessa
Hallo Vanessa,

ich wollte dir eigentlich nur schreiben, dass ich es toll finde (!), dass du immer noch bei der Sache bist, auch wenn es in deinen Augen nicht so optimal läuft.

Darüber hinaus auch, dass ich Ähnliches erlebt habe wobei ich mein Studium nicht beendet habe. Es lag nicht am Studieninhalt sondern eher am Zwischenmenschlichen wobei mein Hauptproblem Referate waren, die ich einfach "nur" gehasst habe und das war schon mein ganzes Leben so. Irgendwann wollte ich mich einfach nicht mehr dazu zwingen.

Damals habe ich gedacht, dass vielleicht ein Schauspielkurs hilfreich wäre, da man dabei Dinge tut, die mir nicht so liegen - zumindest vor größerem Puplikum. Sich in die Situation begeben, die einem Angst macht und sich nach und nach zu desensibilisieren. Auch die eigenen Gedanken nachträglich zu hinterfragen und dann evtl erkennen, dass viele negative Aussagen mitunter nicht richtig sein müssen.

Wobei dir das ja schon zum Teil bewusst zu sein scheint. Aber ich verstehe, dass es das nicht unbedingt leichter macht, manchmal gewinnt die Panik dennoch. Auch hier denke ich, dass man eigentlich in der Situation bleiben, beobachten was passiert und am Ende feststellen müsste, dass man es ertragen kann und dadurch nach und nach den Schrecken mindert und das Negative durch Positives ersetzt. Aber das sagt sich alles leichter als getan, manchmal habe ich es ertragen, oft habe ich mich der Situation einfach entzogen.

Entschuldige wenn ich hier zuviel von mir schreibe, du hast da mit deinem Text einfach einen Nerv getroffen. Ich weiß auch nicht ob das irgendwo hilfreich ist, vielleicht geht es dir ja nichtmal darum.

Wie gesagt, ich finde es toll wie weit du bisher gekommen bist!

LG
 
I

Ian1979

Gast
Hallo Vanessa,

ich kenne diese Situation ein bisschen von früher. Bist Du auch eher angstbesetzt und streng erzogen worden? Ich habe evtl. Ideen, wie Du die Situation verbessern kannst, kannst mich gern anschreiben.

Gruß Ian
 
Hallo Vanessa
was soll ich sagen? man merkt dir einfach beim Lesen an, dass du anscheinend kaum Kontakt zu anderen vor allem Gleichaltrigen hast.
Das ist ansich ja nicht schlimm, so geht es anderen auch(kenne da welche)nur führt das eben zu deinem Verhalten. Du hast es ganz richtig erkannt. Man verlernt den sozialen Umgang. Es ist normal an der Uni auch mal einsam zu sein. Viele meiner Kumpels sind inzwischen weg, entweder haben sie die Uni gewechselt oder sind rausgeflogen. Seitdem ich nun nebenbei arbeiten gehe, habe ich wieder vermehrt Kontakt zu anderen Studenten.

Was mir aber bleibt ist der Freundes- und Bekanntenkreis in der Heimat, der scheint dir einfach zu fehlen und das tut mir Leid für dich.

Zu deinen „antrainierten” Verhaltensweisen kann ich nur sagen, dass es doch egal ist, ob du nun alleine unterwegs bist oder nicht. Es ist eigentlich standard alleine unterwegs zu sein im Alltag. Für gemeinsame Zeit, hat man die Freizeit.
Also ob du nun in der ersten Reihe alleine sitzt oder nicht, ist den anderen doch egal. Was sollen die denn lästern? Was stellst du dir da vor? „Ühhh guck mal ey siehst du die da vorne? die sitzt da komplett alleine voll krank“ Sowas? Ich verstehs halt nicht.
Und das mit der Bibo hat mich wirklich überrascht. Seit wann soll es merkwürdig sein, allein in die Bibo zu gehen. Das ist doch die Regel? In die Bibo geht man, um zu lernen. Also bei uns geht JEDER alleine dorthin und unsere Bibo ist sehr groß. Das mit den Blicken wird wohl gewesen sein, weil du dort wie in Schockstarre rumstandest, denn da denken sich die Leute eher so „Ist mit ihr alles in Ordnung? Sollte ich hin und fragen ob alles gut ist?“ Du interpretierst einfach vieles falsch und verschlimmerst so die Situation.

Ich würde dir DRINGENDS empfehlen aus dieser Situation so schnell wie möglich raus zu kommen und irgendwie wenigstens etwas sozialen Kontakt aufbauen, weil je älter man wird, desto schwieriger wird deine Situation.

Den Tipp, welchen ich dir geben kann, und der wirklich auch ein sehr guter Tipp ist und eigentlich immer klappt und hier auch schon angesprochen wurde, ist der Beitritt zu einem (Sport)-verein. Du wirst du zwangsläufig in Kontakt mit anderen geraten und mit ihnen auch zwangsläufig sozial aktiv werden und sei es nur die gemeinsame Weihnachtsfeier. Man muss halt nur die Zeit dafür haben.

Wir können uns auch per PN austauschen, wenn du magst, dafür brauchst du aber 3 Posts hier im Forum.

Ansonsten natürlich dir viel Erfolg noch im Studium.
 

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