Findest du eigentlich, dass Leute, die ihr Kind ganztags in einer Kita betreuen lassen, schlechtere Eltern sind? Ich höre so etwas hin und wieder. Aber meines Erachtens sind das Vor- und Pauschalurteile. Meist richten sie sich ja gegen Eltern in verantwortungsvollen Positionen, für die man eine hohe berufliche Qualifikation benötigt. Ich habe im Kollegen- und Bekanntenkreis beobachten können, dass aus Kindern von Müttern, die es ganz- oder halbtags zu Hause betreuen, nicht unbedingt mehr wird als aus Kindern von Müttern, die beruflich ambitioniert sind und es frühzeitig in einer Kita mitbetreuen lassen. Auch werden die Väter heute ja viel stärker in die Erziehung mit eingebunden und nehmen selbst Elternzeit, statt die Kinderbetreuung nur ihrer Partnerin zu überlassen.
Solche Vorurteile kommen meist von Personen, die selber nur in Teilzeit in einem weniger anspruchsvollen Beruf arbeiten. Erst, weil sie Vollzeit angeblich ihren Kindern nicht "antun" können. Aber wenn das Einzel-"Kind" dann schon fast 30 ist, Mama nach wie vor Teilzeit arbeitet, dennoch über den "Stress" stöhnt und sich gedanklich schon seit Jahren im Vorruhestand befindet, dürfte klar sein, dass dieser Grund nur vorgeschoben war. Nur weil man selber seinen Beruf nur widerwillig und notgedrungen ausübt, weil das Geld sonst nicht reichen würde, sollte man dies anderen Leuten nicht ebenfalls unterstellen.
Falls allerdings sogar Erzieherinnen diese Einstellung gegenüber berufstätigen Müttern hätten, hätte ich Bedenken, mein Kind in deren Obhut zu geben. Denn es würde dann ja auch in diesem Sinne beeinflusst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Kinder sonderlich viel Lernmotivation und Ausdauer entwickeln.