Ich selber würde mich tendenziell zwar eher zu den Grünen ordnen, die aktuelle Klimapolitik gefällt mir allerdings auch nicht sonderlich.
Beispielsweise die Energiegesetze. Ich finde es absolut sinnvoll wenn man sagt, dass z.B. in Neubauten keine Ölheizungen mehr eingebaut werden dürfen und sie auch sonst allerhand Auflagen erfüllen müssen. Bei einem Neubau ist das ja vorher planbar und ich kann mir ausrechnen, ob ich ihn mir dann noch leisten kann oder besser doch zu einer Bestandsimmobilie greife. Ich halte es jedoch für falsch, solche Pflichten auch für Bestandsbauten anzuwenden. Also dass man beim Hauskauf binnen 2 Jahre die Heizung tauschen muss, egal ob sie kaputt ist oder nicht. Hier hätte es völlig gereicht wenn man gesagt hätte, dass im Falle eines nötigen Heizungstausches keine neue Ölheizung mehr rein darf (es sei denn man hat gute Gründe, warum es nicht anders geht). Aber nicht, dass man funktionierende Heizungen tauschen muss. Dasselbe bei anderen Sanierungen: es reicht völlig, Vorschriften zu machen für wenn ohnehin saniert wird.
Ich kenne z.B. ein älteres Ehepaar, das ihre marode Heizung gerne tauschen würde, weil sie ständig kaputt ist. Aber keine Chance. Weil gerade so viele ihre bestens funktionierenden Öleizungen zwangstauschen müssen, sitzen sie im Winter mit Elektroheizgerät und Kachelofen da, weil es a) keine Handwerker mehr gibt die noch Termine haben, b) neue Heizungen Lieferengpässe haben und c) durch die künstliche Nachfrageerhöhung die Preise unbezahlbar in die Höhe geschossen sind. Anders gesagt: bei Gebäuden, die wirklich dringend saniert werden müssten, können es sich die Eigentümer nicht mehr leisten, während Neueigentümer bestens funktionierende Heizungen wegwerfen müssen. Was ich schlecht finde, denn bis die zur Verschrottung der alten und Produktion der neuen Heizung nötige Energie wieder drin ist, kann man lange mit Öl heizen.
Für viele wird der Traum vom eigenen Haus damit unerreichbar. Das sorgt für noch mehr sozialen Zündstoff, zumal die Vermieter die Kosten für deren Zwangssanierung ebenfalls auf die Mieter umlegen werden. Besser wäre es gewesen, wenn es keine Pflichten gegeben hätte und man einfach mehr Förderungen hätte beantragen können (je dreckiger die Heizung, umso mehr Förderung gibts).
Stattdessen werden viele Altbauten abgerissen, weil abreißen und neu bauen fast günstiger ist. Irgendwann läuft dann auf ARTE wieder eine Dokumentation über Raubbau von Sand, den wir z.B. für den Beton so dringend brauchen. Aber gut, das betrifft ja nur andere Länder, also alles gut.
Viel wichtiger wäre es doch, wir würden globaler denken. Das Ziel müsste nicht sein, mehr zu produzieren, sondern weniger. Vorhandene Dinge möglichst lange nutzen, weil Verschrottung und Neuproduktion in den allermeisten Fällen mehr Energie und Ressourcen (deren Abbau wieder Energie kostet) verbrauchen als man mit CO2- bzw. energieeffizienteren Geräten über Jahre einsparen kann. Nur wenn wir weniger (dafür bewusster) konsumieren, tun wir auch was fürs Klima anderswo, denn Länder wie China würden automatisch weniger produzieren, wenn es nicht gekauft wird.
Ich hätte da ganz andere Ideen:
- Nicht-verkaufte-Kleider-Steuer: Klamottenketten, die massig überproduzieren und 2x die Hälfte auf den Müll werfen, müssen künftig Steuern für jedes nicht abverkaufte KG Kleidung oder Schuhe zahlen. Damit soll erreicht werden, dass von vorneherein geringere Mengen produziert werden und die Ketten vielleicht auch eher Kleidung z.B. an Kleiderkammern verschenken, als diese wegzuwerfen. Generell würde ich verursachten Müll höher versteuern und auch die Ausfuhr von Müll nicht mehr so einfach erlauben.
- Second-Hand-Läden dürfen ihre Klamotten und Dinge dafür mit 7% Mehrwertsteuer statt mit 19% verkaufen. Das hilft den Armen und dem Klima gleichermaßen.
- In Wursttheken etc. im Supermarkt: die Pflicht, Wurst, Käse und Co auf Wunsch des Kunden in ein beliebiges mitgebrachtes Mehrweggefäß einzupacken, anstatt jedes Mal Plastik zu nehmen oder es nur in die eigene Mehrwertbox zu packen. Auch bei Fressbuden: bringe ich meine eigene Vesperdose mit, muss meine Nudelbox auch in diese eingefüllt werden.
- Vorschriften für Plastikverpackungen. Es werden nur noch wenige (leicht recyclebare) Kunststoffverpackungen erlaubt. In diese müssen die Hersteller ihre Waren irgendwie verpackt kriegen, alternativ können sie Glas oder Karton, in begründeten Fällen auch Aluminium/Dosen nehmen. Nix mehr mit "ich will aber ein superfancy Design aus gemischten Komponenten". Schwer recyclebare Mixverbünde werden kurzerhand verboten.
- "Entfernungssteuer" bei Lebensmitteln. Bei Lebensmitteln muss nachgewiesen werden, welche Sgtrecke sie hinter sich bringen müssen, ehe sie mal hier im Supermarkt landen. Je nach Entfernung wird ein höherer Umweltzuschlag fällig. Damit soll erreicht werden, dass Lebensmittel mit ultralangen Wegen mehr kosten als solche, die regional produziert werden. Zitronen, Bananen und Co werden dann zwar teurer, aber so kann man automatisch dafür mitsorgen, dass diese klimaschädlichen Lebensmittel weniger gekauft werden. Die Erlöse dieser Umweltabgabe landen in einem Topf, aus welchem ärmere Mitbürger sich zusätzliche Finanzspritzen für ihre Energiesanierung holen können. Am besten packt man diese Steuer auch bei jeglichen anderen importierten Prudukten mit drauf (wer seine ware bei der Produktion x-mal um die halbe welt schickt, muss entsprechend mehr zahlen).
- Recht auf Reparatur. Verklebte Akkus werden verboten (ging früher auch, bei meinem ersten Smartphone kam man über eine einfache Klappe an den Akku ran). Ersatzteile dürfen maximal 20% über dem Herstellungspreis kosten und müssen - je nach Gerät - 5-20 Jahre vorgehalten werden. Im selben Zug wird die Gewährleistungspflicht für Elektrogeräte direkt mal verlängert. Dazu die Pflicht, bei Geräten wie Smartphones für mindestens 5 Jahre Updates bereitzustellen.
- Der öffentliche Nahverkehr muss ausgebaut werden. Kinder und Jugendliche sollten ihn dabei sogar gratis nutzen können.