Liebe Lastofus,
wir kennen uns, ich schreibe hier anonym, weil ich hier ja ebenfalls gestalkt werde.
Ich verstehe deine Verunsicherung und Hilflosigkeit sehr, man spürt sie in jedem deiner Sätze. Mir ging es auch einmal so, daher verstehe ich sehr gut, was das alles mit dir macht. Ich möchte dir aber ein paar Gedanken mit auf den Weg geben, die mir persönlich sehr helfen.
Stell dir einen Kreis vor. Diese Kreislinie besteht aus unendlichen Punkten. Stelle dir vor, du selbst stehst in der Mitte dieses Kreises. Dort, wo dein inneres Gleichgewicht stabil ist. Und all diese Punkte auf der Kreislinie um dich herum sind nun unendlich viele Möglichkeiten und Situationen, die dir widerfahren könnten. Von einer Range von sehr schön bis sehr schlecht. Alles ist möglich. Wenn von diesen Möglichen nun sehr schlimme auf dich zukommen, schiebt dich das aus deiner inneren Mitte und du verlierst den Blick, die Kontrolle über den restlichen Raum. Das ist nicht gut, du wirst unsicher, weil du aus deiner Balance gekommen bist. Daher ist es das Ziel, zu versuchen in dieser deiner Mitte zu bleiben. So behältst du die Kontrolle über den Raum um dich herum und bist nicht überrascht von den unendlich vielen Möglichkeiten des Lebens. Ziel ist es, die Dinge auf dieser Kreislinie auf sich zukommen zu lassen und zugleich auf alles, was auf dieser Range möglich ist, gefasst zu sein.
Um deinen Schwer- und Mittelpunkt zu festigen, Frage dich: was sind deine innersten, wichtigsten Werte, wer bist du, wer willst du sein. Und dann verteidige diese gegen alles, was auf dieser Kreislinie auf dich zukommt ohne dabei selbst aus deiner Mitte herauszufallen. Kurz: bleibe bei dir selbst, wisse um deine Stärken und Schwächen.
Wenn dein Bruder dir Boderline unterstellt, bleibe gelassen. Suche dir einen Therapeuten und lasse dich diagnostizieren. Dann kannst du sagen: hier, du irrst dich. Wenn dir dein Umfeld nicht glaubt, weil eine solche Form der Gewalt so schwer zu erkennen ist, dann sage ihnen, dass dich das enttäuscht und distanziere dich von ihnen, anstatt ihnen beweisen zu wollen, was schwer zu beweisen ist und dass du nicht verrückt bist.
Wenn dein Herz, dein Kern, deine innere Mitte aufrichtig ist und es dir gelingt, die Situationen einfach anzunehmen und dabei in deiner inneren Mitte zu bleiben, wirst du nicht mehr so leicht erschüttert von den Dingen in der Welt.
Die Situationen können wir nicht oder nur schwer kontrollieren. Was andere Menschen an Gutem und Niedertracht an uns heran tragen, liegt nicht in unserer Hand. Was wir aber kontrollieren können, ist unser Umgang damit. DU bestimmst, ob du dich von diesen Dingen kontrollieren lässt oder nicht oder ob du von deiner Mitte aus den Raum selbst kontrollierst.
Und DU kannst entscheiden, ob du deinem Umfeld, deinen Freunden und Feinden die Möglichkeit gibst, dich zu lesen oder nicht.
Das ist ein unheimlich schwerer Weg, aber er ist gangbar. Male dir einen Kreis auf ein Blatt Papier und setze dich in seine Mitte. Und dann hefte ihn dir an den Spiegel, sodass du immer daran erinnert wirst: DU hast die Kontrolle, wenn du dich nicht aus dieser Mitte heraus drängen lässt.
Ich hoffe, du findest eines Tages in deine Stärke zurück. Ausdauer und Geduld.
Ich bin mir sicher, am Ende, ganz am Ende werden wie Waagschaln der Gerechtigkeit siegen. Daran glaube ich fest. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Geduld. Alles Böse hat auch das Gute in sich und umgekehrt.