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Der Weg zurück ins Leben oder Neuanfang

Savay

Aktives Mitglied
Hi Schattenkind,

mir fällt da grad dieser Spruch ein, das man in den Schuhe des anderen gehen müsste um erfahren zu können wie es ihm geht.

Also deine Sichtweise ist deine, du kannst ja nicht in jemand anderes schlüpfen und dann deine Empfindungen anders erfahren.
Sich mit anderen zu vergleichen ist auch nicht immer hilfreich.
Es schwächt die eigenen Belastungen ja nicht ab. Die Last bleibt die Gleiche. Im Idealfall lässt sie sich leichter ertragen.
Aber scheinbar geht's bei dir noch um die Annahme, um das Geschehene zu verarbeiten.

Wie schlimm etwas für jemanden ist, kann doch immer nur derjenige selbst sagen. Und nur weil andere evtl schlimmeres erlebt haben oder es ihnen schlechter geht, macht es doch deine Erlebnisse nicht ungeschehen oder weniger belastend für dich.
Es darf doch "auch" belastend für dich sein, auch wenn du nicht so eingeschränkt bist wie diese behinderten Menschen.

Es gibt körperliche Beeinträchtigungen nach einem Unfall o.ä., evtl könnte man sagen deine Erfahrungen haben zu einer seelischen Beeinträchtigung geführt.
Ihr seid euch also gar nicht so unähnlich, nur das man bei dir äußerlich nichts sieht.

Ich hatte auch eine kurze Zeit mit körperlich und geistig eingeschränkten Menschen zu tun, mir hat der Gedanke geholfen, für diese Menschen da zu sein und es ihnen so angenehm wie es mir möglich war zu machen. Ihnen etwas mehr Zeit als andere es tun zu geben, ihnen öfter zu zu lächeln, genauer hinzuschauen was sie vielleicht wollten, aber nicht sagen konnten.
Wenn man zu anderen blickt und ihnen das gibt, was man sich selbst wünschen würde oder braucht, heilt man sich selbst ein Stückweit.
 

Northern Light

Sehr aktives Mitglied
Liebes Schattenkind, Leid kann man nicht gegeneinander aufwiegen. Wer sollte sich anmaßen, zu beurteilen, wem es am schlechtesten geht?

Ich weiß nicht, ob es dir hilft, aber ich erinnere mich an deine alten Accounts und kann dir nur spiegeln, dass du von außen betrachtet schon unfassbar viel geschafft hast, ich hätte das kaum für möglich gehalten. Auch, wenn es sich vielleicht für dich anders anfühlt - du darfst mit Fug und Recht stolz auf dich sein.

Die Frage, ob du die anderthalb Wochen noch durchhalten sollst oder nicht, finde ich für Außenstehende sehr schwer zu beantworten. Kurzfristig noch in einen anderen Bereich zu wechseln geht wahrscheinlich nicht? Was wäre ansonsten, wenn du dich krank schreiben ließest, den geforderten Zeitraum aber "auf dem Papier" erfüllt hättest?

Ich persönlich würde dir das Erfolgserlebnis sehr wünschen, dir eine reelle Zukunftsperspektive erarbeitet zu haben. Wenn es dich aber am Ende in deiner ebenfalls mühsam erarbeiteten Stabilität erschüttert, wäre es mir das nicht wert. Dann lieber eine berufliche Alternative suchen, auch wenn es eine Extrarunde bedeutet.

Hältst du uns auf dem Laufenden? Alles Gute!
 

Niceguy

Aktives Mitglied
Liebes Schattenkind,

entscheidend ist doch das Studienfach, das du dir ausgesucht hast. Die 1,5 Wochen wirst du schon noch hinbekommen. Studium und Beruf auf diesem Feld sind vielleicht nicht so angesagt. Dazu fehlt dir derzeit einfach eine gehörige Portion Distanz. Und wo du diese nicht halten kannst, da gehst du wirklich seelisch zugrunde.

Ich habe da für mich auch einige Berufsfelder abgehakt. Speziell im Behindertenbereich bekommt man es nicht selten auch mit ausgeprägtem Neid und Aggressionen zu tun, weil man ja vermeintlich normal und gesund ist. Über Schuldgefühle muss man sich da nicht mehr groß wundern, weil die oftmals um die Ecke geflogen kommen. Da hilft es auch wenig, selbst angeschlagen zu sein. Die Rollenverteilung ist eindeutig und unumkehrbar - du bist der Helfer und dadurch qua Position überlegen.

Eine Helferposition ist doch nicht sinnvoll, wenn man selbst daran zugrunde geht. Die kannst du doch nur nutzen, wenn du selbst einigermaßen stabil bist und bleibst. Was hast du denn im Moment sonst noch für Aktivitäten jenseits des Praktikums? Triffst du dich mit Freunden, hast du Kontakt zu deiner Familie, der dich aufbauen kann?

Ganz generell wirst du einen Pool an eigenen Ressourcen brauchen, aus dem du für deine Arbeit schöpfen kannst. Hast du noch irgendwelche Freude an deiner Tätigkeit? Oder versinkst du ganz in den Ansprüchen anderer an dich? Abgrenzung heisst das Zauberwort, denn du bist du mit deinen ganz eigenen Bedürfnissen, Schwächen und Stärken. Einige kannst du teilweise und temporär während der Arbeit zurückstellen. Ansonsten aber will das alles gelebt werden!

Ich wünsche dir eine gute Entscheidung, die dich als Gewinner dastehen lässt. Auch du hast ein Recht auf ein glückliches und zufriedenes Leben. Jetzt liegt es an dir, den richtigen Platz dafür zu finden.
 

Luisa1960

Aktives Mitglied
hallo schattenkind,
Ohje das klingt schwierig.
Nein wirr hast du nicht geschrieben, verstehe gut, was du meinst.
Ich kenne jetzt nicht alles von dir, Vorgeschichte und so, aber wenn dich das dermassen fertig macht mit den Behinderten, dann ist das eben so. Schämen brauchst du dich nicht!
Dich triggert das, du bist selber nicht stabil, das bräuchtest du aber, um in solchen Bereichen zu arbeiten.
Bringt ja nichts, wenn man selber daran zugrunde geht.
Du sagst, noch 1,5 Woche?
Die Frage wäre, wars das dann oder müsstest du zukunftig auch in dem Bereich arbeiten?
Wenn nicht, dann würde ich schon versuchen, die Zeit noch rum zu kriegen, irgendwie.
 

Savay

Aktives Mitglied
Hilfe um sich selbst zu heilen halte ich für falsch und gefährlich.
Auch nicht bei Menschen die deine Hilfe und Zuwendung nicht ausnutzen wollen um dir zu schaden?

Nunja jeder wird da seine eigene Vorgehensweise haben.

Ich kann mich aber erinnern, ich habe mich auch die letzten 2 Wochen meines Arbeitsverhältnisses krank schreiben lassen. Wegen Weisungsbefugten die mich mies behandelt hatten. Der Junge den ich betreuen sollte war mir egal, er war schwer autistisch und nahm mich auch gar nicht wahr.

Es ist immer schwer wenn eigene schmerzliche Erfahrungen getriggert werden. Bei mir kam dann auch ein totaler Widerstand auf. Evtl wäre es noch anders zu lösen gewesen. Oder ich hätte es sogar schlimmer gemacht wenn ich mit diesen Weisungsgefügten geredet hätte.

Fakt ist wohl einfach, das man Abstand von den Emotionen die einen drohen zu überrollen, bekommen sollte. Einen klaren Kopf bewahren sollte.

Bei mir waren die letzten 2 Wochen nicht ausschlaggebend. Es war nur ein doofer Abgang.
Aber es gab auch andere Situation die ich durch halten wollte und nicht wieder fliehen.

Ja Konzentration auf das was neben der Arbeit stattfindet hat wirklich am besten geholfen.
Momente wo man spürt das man frei ist und sein Leben selbst gestaltet.
 

Niceguy

Aktives Mitglied
Wie meinst du das?
So wie ich das geschrieben und auch erlebt habe. Und ich habe da sehr viel Zwang und überhohe Erwartungen an mich erlebt. War ich ausserhalb der konkreten Arbeit zu einem Geburtstag eingeladen, war der Zwang da, mich dort auch in meiner eigenen Freizeit einzufinden. Und mein mitgebrachtes Geschenk war auch nicht teuer und gut genug, da alle von ihren Eltern materiell aufs Feinste versorgt waren, während ich das von meinem bisschen Arbeitseinkommen abknappsen musste, mit dem ich mein Studium finanziert habe.

Eine junge Frau ist bitterlich in Tränen ausgebrochen und haderte fortwährend, dass ihre Mutter ein geistig behindertes Kind geboren hatte, das nie die gleichen Chancen wie andere haben würde. Ein junger Mann, der kein Patient von mir war, sprach mich unvermittelt an wegen seiner Aggressionen, wie er es bedauerte, dass er seine Stereoanlage zertrümmert hatte. Ein paar Tage darauf hat er bei einem Wochenende zu Hause seinen Vater mit einem Kerzenleuchter erschlagen.

Also lieb und nett war bestenfalls der äussere Schein. Ich habe schlichtweg Mord und Totschlag bei der Arbeit erlebt, bis hin zu einem Säugling als Patienten, der von seiner psychotischen Mutter im Urlaub getötet worden war. Es war auch keiner da oder zuständig, mir bei der Verarbeitung zu helfen - das galt als meine Privatsache, die ich selbst zu handeln hatte.

Habe ich dann auch, indem ich um gewisse Arbeitsbereiche einen ganz großen Bogen mache und gemacht habe. An irgendeiner Stelle muss man sich wahrhaftig selbst schützen bei all dem Irrsinn und der Gewalt, die einen umgibt.

Nein, Schuldgefühle wegen Behinderungen an sich habe ich da nie gehabt. Ich war mit der Zeit eher genervt, wie diese behinderten Jugendlichen von ihren Familien mit materiellen Gütern überhäuft und doch nie zufrieden waren, immer weitere Ansprüche stellten. Ich selbst konnte mir in dieser Zeit kaum Essen leisten, weil ich mein Studium nicht hinwerfen wollte. Vieles kriege ich da heute noch nicht richtig in den Kopf. Nun, diverse meiner Patienten haben durchaus mein tiefes Mitgefühl, aber jenseits von Mitleid oder gar Schuldgefühlen. Die sind mir so fern wie sonst etwas, auf denen wurde viel zu lange und viel zu intensiv herumgeritten.
 
G

Gelöscht 128635

Gast
Heute ist ja Donnerstag und ich werde das jetzt einfach noch durchziehen und alles, was mir auf die Füße fällt mit zur Therapeutin nehmen. Es hat ja einen Grund, weshalb es mir so schlecht damit geht. Sie wird mich vermutlich belächeln und mich wissen lassen, dass sie mir das gleich hätte sagen können...
 

Niceguy

Aktives Mitglied
Hm, ich lese da eine gewisse Missgunst heraus.
Hm, das war und ist eigentlich weniger der Kern der Sache. Das war ein eher linksalternatives Vorzeigeprojekt mit allerlei widersprüchlichen Ansprüchen, die sich der Reihe nach selbst erledigt haben. Jedenfalls war es für mich sehr lehrreich, Arbeits- und Privatspäre entsprechend zu trennen und diesbezüglich Nein zu sagen. Ich bin kein schmückendes Beiwerk im Leben meiner Patienten, wie schwer behindert sie auch sein mögen. Ich bin da auch nicht Kumpel und Ersatzfreund, denn dann gerät man tatsächlich schnell in einen Kreislauf von Schuldgefühlen und Selbstausbeutung.

Meine Einschränkungen haben auch rein gar nix mit denen meiner Patienten zu tun. Ich musste auch erst lernen, Mitgefühl mit mir selbst zu entwickeln, mir selbst ein guter Partner zu sein. Da erledigt sich dann auch die Aufrechnerei, wer denn nun ein schlimmeres Schicksal hat. Jedes Leben ist anders und jedes Leid. Unsd da kann ich dann auch froh und dankbar sein, trotz aller eigener Einschränkungen so viele Ressourcen haben, um anderen noch helfen zu können.

Ähm - kennst du den Begriff Helfersyndrom? Darüber sind bereits viele Werke verfasst worden. Vielleicht lohnt sich da ein Blick in diese Richtung....
 

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