So wie ich das geschrieben und auch erlebt habe. Und ich habe da sehr viel Zwang und überhohe Erwartungen an mich erlebt. War ich ausserhalb der konkreten Arbeit zu einem Geburtstag eingeladen, war der Zwang da, mich dort auch in meiner eigenen Freizeit einzufinden. Und mein mitgebrachtes Geschenk war auch nicht teuer und gut genug, da alle von ihren Eltern materiell aufs Feinste versorgt waren, während ich das von meinem bisschen Arbeitseinkommen abknappsen musste, mit dem ich mein Studium finanziert habe.
Eine junge Frau ist bitterlich in Tränen ausgebrochen und haderte fortwährend, dass ihre Mutter ein geistig behindertes Kind geboren hatte, das nie die gleichen Chancen wie andere haben würde. Ein junger Mann, der kein Patient von mir war, sprach mich unvermittelt an wegen seiner Aggressionen, wie er es bedauerte, dass er seine Stereoanlage zertrümmert hatte. Ein paar Tage darauf hat er bei einem Wochenende zu Hause seinen Vater mit einem Kerzenleuchter erschlagen.
Also lieb und nett war bestenfalls der äussere Schein. Ich habe schlichtweg Mord und Totschlag bei der Arbeit erlebt, bis hin zu einem Säugling als Patienten, der von seiner psychotischen Mutter im Urlaub getötet worden war. Es war auch keiner da oder zuständig, mir bei der Verarbeitung zu helfen - das galt als meine Privatsache, die ich selbst zu handeln hatte.
Habe ich dann auch, indem ich um gewisse Arbeitsbereiche einen ganz großen Bogen mache und gemacht habe. An irgendeiner Stelle muss man sich wahrhaftig selbst schützen bei all dem Irrsinn und der Gewalt, die einen umgibt.
Nein, Schuldgefühle wegen Behinderungen an sich habe ich da nie gehabt. Ich war mit der Zeit eher genervt, wie diese behinderten Jugendlichen von ihren Familien mit materiellen Gütern überhäuft und doch nie zufrieden waren, immer weitere Ansprüche stellten. Ich selbst konnte mir in dieser Zeit kaum Essen leisten, weil ich mein Studium nicht hinwerfen wollte. Vieles kriege ich da heute noch nicht richtig in den Kopf. Nun, diverse meiner Patienten haben durchaus mein tiefes Mitgefühl, aber jenseits von Mitleid oder gar Schuldgefühlen. Die sind mir so fern wie sonst etwas, auf denen wurde viel zu lange und viel zu intensiv herumgeritten.