Liebe Geist1990,
ich war bisher stille Mitleserin; aufgrund eigener Trennungs- und Trauererlebnissen kann ich nachempfinden, dass es dir gerade nicht gut geht und dass du einen ganzen Haufen an Wut, Traurigkeit und Ohnmacht verspürst.
Jeder muss seinen Weg finden, durch diese Zeiten zu kommen. Ich zeige dir, was mir geholfen hat - vielleicht kannst du das ein oder andere für dich herausziehen und ausprobieren.
Was ganz oben steht und gerade in der ersten Zeit für mich das Beste war: Ablenkung, Ablenkung, Ablenkung. Arbeiten gehen, sich auf die Arbeit konzentrieren, mit den Kolleginnen und Kollegen plaudern usw.. Nun ist dieser Punkt für dich insofern schwierig, als das dein Ex-Partner auch dort präsent ist. Daher: kannst du Homeoffice machen? Oder dich mit deinem Laptop ins Café o. ä. setzen? Dort deine Arbeit verrichten, dort ist es trubelig, das ist aber nicht das Schlechteste, derzeit.
Ich habe mich viel mit Freunden getroffen. Ich konnte mich nur schwer aufraffen, aber wenn ich einmal unter ihnen war, hat es sich gut angefühlt - besser, als wenn ich zuhause geblieben wäre.
Die Ohnmacht, die ich empfand, kam daher, weil ich dachte, ich muss nun soviel ändern, alles wird anders und muss neu geregelt werden. Ich habe dann versucht, alles Schritt für Schritt in Angriff zu nehmen. Ich war beispielsweise nicht in der Lage, meine Sachen aus der gemeinsamen Wohnung zu verpacken, weil der Berg an Arbeit mich erdrückte. Da habe ich mir gesagt, ok - heute packe ich eine Kiste. Nur eine. Und dann ist für den Tag gut. Ich habe mich dann abends gelobt dafür, dass ich mein "Pensum" geschafft habe, auch wenn es nur wenig war. Ich habe mir gesagt: Das hast du geschafft trotz aller Traurigkeit, dann schaffst du auch den nächsten Step!
Ich bin mir heute sicher: Ich schaffe alles! Ich schaffe alles - wenn ich es kleinteilig angehe. Und heute bin ich stolz, was ich geschafft habe und ich habe eine Seite an mir selbst kennengeler´t, die mir vorher nicht bewusst war: eine mutige und zuversichtliche Seite trotz Krise.
Wenn die schlimmen Gedanken kommen, die Wut, die Hilflosigkeit - ich habe mich gegen diese Gedanken nicht gesträubt, sondern ich habe mir gesagt: ok, es ist jetzt so. Das Leben ist nicht immer funny. Jedes Wesen macht schlimme Zeiten durch, die Pflanzen bei wenig Wasser im Hochsommer und eben auch die Menschen bei Lebenskrisen. Daher habe ich die Gedanken kommen lassen, sie mir wie eine Beobachterin sozusagen angeschaut und sie weiterziehen lassen.
Du wirst das schaffen. Du weißt das nur jetzt noch nicht. Aber bald wirst du es wissen und du wirst stolz auf dich sein, was du leisten kannst. Überlege dir, welcher Weg für dich der Richtige ist und dann gehe einfach los.
Alles Liebe, Kleiner Muck