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Ich möchte doch nur helfen

Jastarim

Mitglied
Ich schreib mal zwischen deinen Zeilen, weil viele Gedanken deinerseits, okay?

Wieso NUR? Helfen ist etwas Großartiges, und wer echte Hilfe erfahren hat, ist sicher sehr dankbar dafür.

Definitiv. Doch dahinter steht auch bei dir ein "Aber"...?

Deshalb würde ich das doch nur ersatzlos streichen: Ich möchte helfen: Punkt. Basta.
Wenn die Hilfe willkommen ist, dann los, bitte auf die Art und Weise, wie der Adressat der Hilfe es möchte.

Aber auch du hast doch deine eigenen Grenzen?

Auf keinen Fall die eigenen Vorstellungen an den Mann bringen wollen. Man kann gerne fragen, ob man mal einen Tipp geben darf.
Auch hier bedeutet nein: Nein! Diese Lektion musste ich immer wieder für mich schmerzhaft lernen: Ich bin bei geleisteter Hilfe NICHT die Hauptperson! Und ich bin nicht beleidigt, wenn jemand es nicht so will, wie ich mir das denke. Punkt.

Klingt für mich zunächst gut, aber in Folge hypothetisch. Schaffst du das wirklich - dich selbst da komplett rauszunehmen?

Andererseits, Hilfe annehmen fällt vielen Menschen schwer. Dabei gibt es überhaupt nichts Ehrenrühriges am Hilfe benötigen und auch annehmen (Sich ausnutzen beim Helfen lassen gehört allerdings nicht dazu!!)

Oki, da kommen wir der Sache schon näher. Ich denke nicht, dass es Menschen generell schwer fällt, Hilfe anzunehmen. Aber die meisten Helfenden erwarten immer eine Art Gegenleistung - und wenn es nur das vielgerühmte "Danke" ist..... Und das setzt die Hilfeempfänger unterschwellig unter Druck.
Und sie ziehen sich zurück.


Meine Lichtblicke beim Hilfe bekommen werden immer heller, ich lerne die Menschen dazu kennen, ich erfahre echte Nächstenliebe, und bestimmte Tätigkeiten, die ich hasse, übernimmt jemand, die das gerne tut. Auf die Frage, was kriegste dafür? kommt die Antwort : Nichts. Irgendwie möchte frau sich aber doch revanchieren, dafür überlegt frau sich, was wir beide gemeinsam machen könnten, was beiden Freude bereitet. In diesem einen Fall habe ich etwas gefunden, was mir dann wiederum noch eine tolle Bekanntschaft ermöglicht hat. Jetzt habe ich einen neuen Freund (4, nein inzwischen 5 Jahre alt) und so weiter und so weiter.

Also erwartest du doch etwas.Freundschaft, Dankbarkeit, Anerkennung.
Mal ein Gegenbeispiel: Ich hab inzwischen 3 Families hier 1 Jahr lang mit durchgefüttert.
Folge, als sie wieder auf eigenen Füßen standen: Tritt in den Ar*** fü mich.
Denke, das Vergangene war ihnen dann peinlich und ihre Abwehr eine eigene Schutzreaktion.
Kannst du damit dann auch umgehen?

Hilfe ist entweder ein Geschenk oder ein Deal. Was davon sollte vorher klar sein. Meine Psychotherapeutin (die beste, die ich hatte) riet mir, keine Rabattmarken mehr zu kleben. Will sagen: Erwarte bei geleisteter Hilfe nicht automatisch, dass Dir im Gegenzug auch geholfen wird. Auf diese Art passieren viele Ent-Täuschungen. Hilf einfach, ohne etwas zu erwarten, oder sag direkt, was Du dafür haben willst. Tauschgeschäfte funktionieren auf dieser Basis. Dabei geht es gar nicht um den Geldwert einer Leistung oder einer Sache, sondern darum, was jedem/r Beteiligten die Sache wert ist.
Neulich habe ich Quitten verschenkt..... und ein Glas Gelee zurück bekommen. Lauter so "Kleinigkeiten" und das Leben wird heller und positiver. Gerade jetzt können wir viele solcher kleinen Lichtblicke gut gebrauchen.
Da gibt es kein "Entweder-oder". Wenn ich helfe, dann bedingungslos. Ohne jede Erwartung. Sonst wäre ich hier längst an alledem kaputt gegangen.
Wenn ich helfe - wie auch immer -, dann hake ichs ab danach.
Und du?
 

Ostwind1957

Aktives Mitglied
Ich hatte vor 2 Jahren die Situation, dass ich mit meinem Biki im Vogtland unterwegs war, und nen Platten hatte. 20 km vom Wohnort entfernt.
In einiger Entfernung stand ein Klüngelkes-Wagen und hatte Reifen aus einem Privathaus eingeladen. Ich hab ihn gefragt, ob er mich mit meinem Biki nach Kottengrün fahren könne. (Ich vermute er war Tscheche)
Unsere Verständigung war etwas holperig, aber er nahm mich mit. An meiner Ferienwohnung angekommen, wollte ich ihm 20 € Fahrgeld geben. Er lehnte ab, mit der Bemerkung, ich wollte helfen und helfen läßt man sich nicht bezahlen.
 

Grisu

Aktives Mitglied
Auf Grund meiner Sehbehinderung bin ich oftmals aufgeschmissen wenn ich wichtige Termine habe, das Taxi (obwohl vorbestellt vor Tagen) vergißt oft die Abholung.

Ab und zu mal fährt mich jemand aus dem Bekanntenkreis, ab und zu auch Nachbarn hier aus dem Ort. Mir ist es ausgesprochen wichtig, dass ich denen ein kleines Dankeschön. Ein paar Pralinen mit einem Schein drauf, geben darf. Ein Taxi wäre viel, viel teurer, ist unzuverlässig und unangenehmer als ein Mensch, den ich kenne.

Derjenige, der mich fährt hat Spritkosten und auch den Verbrauch am Fahrzeug. Nimmt jemand diese Beteiligung nicht an, muss diese Person privat drauflegen und somit traue ich mich dann nicht, diese Person ein weiteres Mal um Hilfe zu befragen. Könnte ich es finanziell nicht, dann würde ich mir dennoch etwas als Entschädigung einfallen lassen. Nicht weil ich etwas schuldig bin, sondern weil ich meinen Dank ausdrücken möchte!

Dank für Hilfe, die heute keinesfalls mehr selbstverständlich ist.

Diverse meiner Ärzte in der Uni Würzburg tun viel, viel mehr als sie müssten. Auch das ist nicht selbstverständlich und wird oft in Form einer Tasse als Dank von mir beantwortet. Es geht nicht um den Geldwert sondern darum, dass ich etwas bekommen habe, was viel mehr ist, als ich zu hoffen hätte wagen dürfen.
Tasseaa2.jpg

Gruß von Grisu
 

Jastarim

Mitglied
Ich hatte vor 2 Jahren die Situation, dass ich mit meinem Biki im Vogtland unterwegs war, und nen Platten hatte. 20 km vom Wohnort entfernt.
In einiger Entfernung stand ein Klüngelkes-Wagen und hatte Reifen aus einem Privathaus eingeladen. Ich hab ihn gefragt, ob er mich mit meinem Biki nach Kottengrün fahren könne. (Ich vermute er war Tscheche)
Unsere Verständigung war etwas holperig, aber er nahm mich mit. An meiner Ferienwohnung angekommen, wollte ich ihm 20 € Fahrgeld geben. Er lehnte ab, mit der Bemerkung, ich wollte helfen und helfen läßt man sich nicht bezahlen.
Super, Ostwind - das meinte ich mit meinem Thread....
 

Jastarim

Mitglied
Das ist der Grund, warum ich mir manchmal zweimal überlege, zu helfen: Ich finde die Gegendienste ganz schlimm. Ich will nicht zum Essen eingeladen werden oder irgendeine Marmelade geschenkt bekommen.
Wenn ich helfe, dann, weil es gerade gut passt und mich nicht viel kostet. Die Verpflichtung, eine Gegenleistung annehmen zu müssen, mindert bei mir die Freude am Helfen.
Helfen um des Helfen willens reicht mit komplett.
Und selbst wenn es mal was kostet - es ist doch egal!
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Erwarte bei geleisteter Hilfe nicht automatisch, dass Dir im Gegenzug auch geholfen wird.
Ich erfahre es so. Man gibt, man kriegt.

Großzügigkeit ist ansteckend, glaube ich. Wem Großzügigkeit widerfährt, der ist selbst meist auch gern freigiebiger.
Mir wird selbstverständlich geholfen, ich helfe ja auch selbstverständlich.

Liebe havonni, meine Schwester hat zb einer Bekannten mehrerer Tausend Euro geliehen, als diese in großen Nöten war. Kurz drauf gewann sie beim Lotto exakt die gleiche Summe, fast auf den Cent genau den gleichen Betrag.
Oder- mein Kamerad vermachte mir sein letztes Auto, ich sagte zum Scherz, umsonst nehme ich es nicht, du kriegst 822.- Euro dafür. Intuitiv nannte ich diese Summe, einfach aus dem Bauch heraus. Tags drauf erhielt er ein Schreiben vom Finanzamt- 822.- Euro Gutschrift. Es ist alles so verwunderlich, ich komme mir manchmal vor wie in einem Film. Wie gibts das? Ich weiß es selbst nicht.

Aber eins weiß ich- zufällig gibt dir keiner. Wie du sagst, oft steckt Kalkül dahinter.
Eine Bekannte sagte mal- nimm nichts an, das verschuldet, das verpflichtet, pass auf, wem gegenüber du dich verpflichtest. Oder biete keine Hilfe an, auch das kann dazu beitragen, dass du ab nun diese Rolle übernehmen MUSST.
 

havonni

Mitglied
Da gibt es kein "Entweder-oder". Wenn ich helfe, dann bedingungslos. Ohne jede Erwartung. Sonst wäre ich hier längst an alledem kaputt gegangen.
Wenn ich helfe - wie auch immer -, dann hake ichs ab danach.
Und du? " Zitat ende von Jastarim

Was bringt es Dir oder anderen Lesern, dass Du meinen Ausgangsbeitrag auseinander nimmst? Ein "Ja, aber" bedeutet für mein Empfinden immer, "ist ja ganz nett, was Du erzählst, interessiert mich nicht wirklich, jetzt kommt meine Meinung oder Analyse oder Gegenfrage" Fühlt man sich dann besser, wenn man seinem Gegenüber quasi unter die Nase reibt, er oder sie sei ja auch nur ein "Gutmensch", der so tut als ob? Deshalb werde ich Deine Frage nicht beantworten, auch wenn es mich in den Fingern juckt.....
Du kannst es halten wie Du willst. Unterschiedliche Erfahrungen bewirken unterschiedliche Meinungen.
 

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