Mein bester Freund hat Schluss gemacht

[Jamie94]

Ich habe das auch schon einmal erlebt. Ich habe die Nachricht damals auf der Arbeit gelesen. Der Tag war für mich gelaufen. Irgendwann wurde der Kontakt von der anderen Seite wiederbelebt. Mein Hinweis (eher Warnung) daraufhin war, dass ich das nicht nochmal mitmache.

Ja ich auch. Hatte echt Mühe, den Rest des Tages normal zu wirken.

 

[Jamie94]

Ich hatte das noch nie,dass ein Freund Schluss mit mir gemacht hat,um ehrlich zu sein.
Also eine freundschaftliche Beziehung beendet hat.
Bei mir war es eher so,dass man sich immer ein bisschen entfernt hat, sich langsam aus den Augen verloren hat, Kontakte langsam weniger geworden sind.
Ich denke,dass einer von den Freunden " Schluss" macht, verstehe ich als klare Ansage,dass irgendwas passiert ist,was derjenige nicht tolerieren kann,ihn verletzt oder überfordert hat.
Etwas anderes ist,wenn mir ein Freund sagen würde: " Du,ich brauche ein bisschen Distanz,Zeit oder Abstand."
Eine solche Aussage,dass die Freundschaft nicht mehr erwünscht ist,muss doch eine Vorgeschichte haben,einen Grund.

Es war wirklich eine intensive Freundschaft. Vielleicht habe ich auch Anzeichen seinerseits übersehen, auf die Distanz wenn man sich selten direkt sieht, passiert das schnell.
Aber es gab keinen 'Warnschuss' oder sowas ähnliches. Ich bin mir ziemlich sicher, ihn nicht verletzt zu haben, zumindest nicht mit Worten. Vielleicht habe ich mich irgendwie falsch verhalten, keine Ahnung. Er hat ja durchaus eingeräumt, dass wir vielleicht nochmal aufeinander zugehen. Aber vor allem war die Aussage, dass wir erstmal getrennte Wege gehen sollten.

 

[Kirschblüte]

Es war wirklich eine intensive Freundschaft. Vielleicht habe ich auch Anzeichen seinerseits übersehen, auf die Distanz wenn man sich selten direkt sieht, passiert das schnell.
Aber es gab keinen 'Warnschuss' oder sowas ähnliches. Ich bin mir ziemlich sicher, ihn nicht verletzt zu haben, zumindest nicht mit Worten. Vielleicht habe ich mich irgendwie falsch verhalten, keine Ahnung. Er hat ja durchaus eingeräumt, dass wir vielleicht nochmal aufeinander zugehen. Aber vor allem war die Aussage, dass wir erstmal getrennte Wege gehen sollten.

Hast du schonmal daran gedacht, dass er dich schützen möchte, dass er das so krass gemacht hat, damit du nicht traurig, sondern eher wütend bist?

 

[Jamie94]

Hast du schonmal daran gedacht, dass er dich schützen möchte, dass er das so krass gemacht hat, damit du nicht traurig, sondern eher wütend bist?

Schützen vor was?

 

[Kirschblüte]

Schützen vor was?

Vor dem, was da bzgl. seiner Krankheit kommen könnte? Ihr mögt euch sehr und er will nicht, dass du dabei bist und leidest. Wäre doch auch möglich.

 

[Schutzhuette]

Vor dem, was da bzgl. seiner Krankheit kommen könnte? Ihr mögt euch sehr und er will nicht, dass du dabei bist und leidest. Wäre doch auch möglich.

Das kann durchaus ein valider Grund sein. Und trotzdem ist es doch nicht gerade fair, den Kontakt auf diese Art und Weise zu beenden. Denn genau das könnte man auch kommunizieren.

 

[Kirschblüte]

Das kann durchaus ein valider Grund sein. Und trotzdem ist es doch nicht gerade fair, den Kontakt auf diese Art und Weise zu beenden. Denn genau das könnte man auch kommunizieren.

Das stimmt!

 

[CabMan]

Oder jener war auch in einem psychischen Ausnahmezustand.

Mag sein, aber danach war ich es auch.

 

[Selbst-Bewusst77]

Das ist ein brutaler Schmerz: nicht Auge in Auge, sondern einfach per Textnachricht - für mich war und ist das feige.

Ich vermute dass der Grund weniger in einer Feigheit, sondern darin liegt, dass der Betroffene aufgrund der eigenen Trauersituation bei sich selber keine Ressourcen für weiteren zu starken Abschiedsschmerz spürt, und den Abschied in dieser Situation besonders schnell und unemotional vollziehen möchte, bevor er seinen letzten Gang zum Elefantenfriedhof antritt.
Seine Gedanken sind gerade nicht rational, sondern von einer persönlichen Weltuntergangsstimmung
dominiert. Man darf bei der Bewertung ja nie vergessen, dass er sich in seinem Wahn gerade nicht in eine Zukunft ohne Jamie94 verabschiedet, sondern in den - aus seiner Perspektive - sicher geglaubten Tod.

Das eigentliche Missverständnis entsteht ja durch die plötzlich vollkommen ungleiche Lebenswahrnehmung, hier die Zurückgestoßene, die sich fragt wie sie ohne die Freundschaft weitermachen soll, und dort der ExKrebs-Angstpatient, der bereits mit dem Leben abgeschlossen hat.

Er wäre vernünftigen Argumenten gegenüber vermutlich auch nicht zugänglich.
Ich kann mir richtig vorstellen, dass er auf den Vorwurf: "Nach Deiner Nachricht war mein Tag komplett gelaufen!" innerlich mit "Ja, bei mir ist allerdings mein ganzes Leben gelaufen!" reagieren würde.

Sobald der Kumpel realisiert, dass sein Gang zum Elefantenfriedhof aber noch viele Jahre entfernt liegt, und er wieder ernsthaft gesund ist, dann gleichen sich diese Lebensrealitäten auch wieder an, und dann ist ebenfalls wieder ein harmonischer Umgang miteinander möglich.

 

[Jamie94]

Vor dem, was da bzgl. seiner Krankheit kommen könnte? Ihr mögt euch sehr und er will nicht, dass du dabei bist und leidest. Wäre doch auch möglich.

Ja das hat er schonmal erwähnt... dass ich ohne ihn besser dran wäre. Allerdings haben wir uns auch immer versprochen uns nie anzulügen. Ich denke schon, dass es ihm auch zu viel war und er raus aus der Situation wollte, vielleicht einfach niemandem 'Rechenschaft' schuldig sein. Aber es kann durchaus sein, dass er sich erfolgreich eingeredet hat, dass es so besser für uns beide ist. Hat er tatsächlich sogar gesagt.