Ich finde den Beitrag von Christine sehr gut und auch meine Meinung geht in diese Richtung.
Außerdem spielt es doch letzten Endes nicht die Rolle, ob ich verheiratet bin oder nicht, sondern wie ich mich entscheide, ob für oder gegen meinen Partner. Es wird immer eine einsame Entscheidung bleiben, die ich dann allein treffen und damit leben muss.
Wer heute noch gesund und uneingeschränkt leistungsfähig ist, kann schon morgen behindert sein: durch Unfall, Krankheit oder aus anderen Gründen.
Welches Menschenbild, welche Vorstellungen von erfülltem, glücklichem Leben haben wir denn? Liebe ich meinen Partner nur dann, wenn er sozusagen "gesund" und mit beiden Beinen im Lebens steht.
Das Leben der Ehefrau hat durch den Unfall eine Wendung genommen, die weder sie noch ihr Mann wollten bzw. vorhergesehen haben. Was wird jetzt aus den einmal gesteckten Lebenszielen und den Lebensplänen? Keiner von beiden weiß, wie solch vielfach kompliziertes Leben zu bewerkstelligen sein könnte.
Von außen betrachtet wünschen wir uns alle doch ein schmerzfreies, schönes, vitales Leben ohne Leid, das Spaß und Freude macht. Doch das Leben läuft nicht immer so, wie wir glauben ... Für beide hat sich sehr viel verändert. Aber wer sagt, dass damit das Zusammenleben beider beendet sein muss?
Sicher, Sunny 77, ihr habt Euch in einer Therapie kennengelernt (darf ich fragen, weshalb er zur Therapie war?). Ich kann nur vermuten, dass er dort war, um sich selbst helfen zu lassen. Dass er in so einer schwierigen Zeit auch nach Liebe, Wärme, Geborgenheit sucht, während er sonst wahrscheinlich immer der STARKE sein muss, ist nicht verwerflich.
Ich weiß nicht, wie lange er mit seiner Frau verheiratet ist, ob Kinder da sind ... Wie alt seid ihr beide?
Noch eins mal dazu, ist denn ein Leben mit einem Partner nicht mehr lebenswert, wenn er behindert ist plötzlich? Man muss sich so oft im Leben neu orientieren und dazulernen, das eigene Leben muss doch damit nicht beendet sein, "auch er hat Bedürfnisse und Recht auf sein Leben", und seine Ehefrau? Sie nicht? Ihre Bedürfnisse sind jetzt wahrscheinlich andere als vorher und andere als seine. Wer weiß denn, wie ihre gesundheitliche Entwicklung weitergehen wird?
Es ist schwierig, hier zu etwas zu raten, aber frage Dich doch mal, wenn es in Deinem engsten Familien- oder Bekanntenkreis so was gäbe, wie würdest Du darüber denken?
Ich habe eine Freundin, deren Mann ist auch durch einen Autounfall behindert geworden, ist im Rollstuhl und er ist auch z. T. geistig beeinträchtigt. Sie hat ihren Beruf aufgegeben, pflegt ihn nebenher mit einer Hauskrankenpflegehilfe. Hat sich neu orientiert, Fußpflege gelernt, damit sie bei ihrem Mann zu Hause sein kann und nebenbei trotzdem arbeiten kann. Es ist schlicht ergreifend, sie mit ihrem Mann zu sehen und zu erleben. Sie ist eine fröhliche und starke Frau, die ihr Schicksal meistert. Es war und ist nicht immer alles einfach, und sie ist auch oft mal schwach. Aber die Familie hält dort zusammen wie Pech und Schwefel und sie hat uns, ihre Freundinnen. Sie sagt immer, dass sie nur ein anderes Leben als vorher hat. Dass es nicht einfach für alle ist, das wissen wir, aber das ist doch das Leben sowieso nicht.
Eisherz