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Altenpflege- Gewissenskonflikt

M

Morena

Gast
Hallo zusammen,

ich arbeite in der Altenpflege, bin Azubi und seit fast drei Jahren, inklusive Praktikum in derselben Einrichtung.
Ich liebe meine Arbeit, den Umgang mit meinen Bewohnern und die Möglichkeit, jeden Tag dazu bei zu tragen, dass ihr Tag etwas schöner wird.
Aber: Die Rahmenbedingungen sind katastrophal. Ich habe in den drei Jahren jegliche Horrorvorstellungen miterlebt, die man sich nur denken kann.
Da werden Bewohner gezwungen, zu Duschen, unter lautem Schreien in die Dusche gezerrt. Da wird verbale Gewalt angewendet, Drohungen ausgesprochen... Ein Bewohner wehrte sich bei gewissen Kolleginnen immer sehr vehement gegen die Pflege- kein Wunder, wenn man dement ist, angst hat und da kommt jemand und zerrt einen durch die Gegend... am nächsten Tag wurde dem Arzt erklärt, dass dringend ein Sedierungsmittel benötigt wird. Schwupps ist der Bewohner ruhig gestellt, seines Willen beraubt.
Mehr Beispiele gefällig? Ich habe es mehrmals gewagt, einen Bewohner im Bett zu lassen, weil er mich inständig darum bat. Ich kam seinem Wunsch nach, und prompt kassierte ich einen mächtigen Ansch... von meiner Stationsleitung. ( Begründung ihrerseits: Wir haben hier unseren Ablauf!)
Menschlichkeit, Individualität= Fehlanzeige. Ich kämpfe jeden Tag darum, den mir anvertrauten Menschen wenigstens einen Rest Würde zu bewahren, ihren Wünschen zu entsprechen... und laufe meistens gegen eine Wand.
Und das Schlimmste ist: Ich kann die Kolleginnen, die so handeln beinahe verstehen:
Stellt euch vor, ihr arbeitet 12 Tage am Stück, immer schön im Wechsel von Früh- und Spätdienst, was bedeutet, dass ihr abends um 22 Uhr nach hause kommt und am nächsten Tag um 6 Uhr wieder beim Dienst sein müsst. Ihr tragt die Verantwortung für etwa 10 Menschen, verdient schlecht und könnt noch nicht einmal eure Vorstellungen von guter Pflege umsetzen... Nach den 12 Tagen habt ihr gnädigerweise einen Tag frei, um dann noch mal 10 Tage zu arbeiten... Irgendwann ist die Geduld zuende und man arbeitet wie eine Maschine.
Selbst ich muss mit mir kämpfen, wenn ich mal wieder so lange am Stück arbeiten muss. Der Druck ist enorm, morgens hat man etwa 4 Stunden Zeit um ca. 10 Menschen zu waschen, Verbände zu wechseln etc. Und dabei muss man so einiges aushalten; und dabei nie das Lächeln verlieren... das versuche ich zumindest, bisher gelingt es mir.
Ich bin manchmal so erschöpft, körperlich und seelisch, dass ich noch nicht mal mehr schlafen kann: Der Körper ist müde, der Geist ist übervoll mit Gedanken, die einen nicht mehr ruhen lassen.
Ich will nicht aufgeben, denn ich weiß, dass das, was ich tue richtig und wichtig ist. Aber der Mut sinkt von Tag zu Tag........
 

Aylissia

Mitglied
hallo morena,
ich weis sehr gut wovon du sprichst. Ich habe eine Ausbildung zu Altenpflegerin angefangen und sie dann nach einem jahr abgebrochen weil ich damit nicht klarkam.
LG Aylissia
 
E

EuFrank

Gast
Hallo Morena!

Hallo zusammen,

ich arbeite in der Altenpflege, bin Azubi und seit fast drei Jahren, inklusive Praktikum in derselben Einrichtung.
Ich liebe meine Arbeit, den Umgang mit meinen Bewohnern und die Möglichkeit, jeden Tag dazu bei zu tragen, dass ihr Tag etwas schöner wird.
Aber: Die Rahmenbedingungen sind katastrophal. Ich habe in den drei Jahren jegliche Horrorvorstellungen miterlebt, die man sich nur denken kann.
Da werden Bewohner gezwungen, zu Duschen, unter lautem Schreien in die Dusche gezerrt. Da wird verbale Gewalt angewendet, Drohungen ausgesprochen... Ein Bewohner wehrte sich bei gewissen Kolleginnen immer sehr vehement gegen die Pflege- kein Wunder, wenn man dement ist, angst hat und da kommt jemand und zerrt einen durch die Gegend... am nächsten Tag wurde dem Arzt erklärt, dass dringend ein Sedierungsmittel benötigt wird. Schwupps ist der Bewohner ruhig gestellt, seines Willen beraubt.
Mehr Beispiele gefällig? Ich habe es mehrmals gewagt, einen Bewohner im Bett zu lassen, weil er mich inständig darum bat. Ich kam seinem Wunsch nach, und prompt kassierte ich einen mächtigen Ansch... von meiner Stationsleitung. ( Begründung ihrerseits: Wir haben hier unseren Ablauf!)
Menschlichkeit, Individualität= Fehlanzeige. Ich kämpfe jeden Tag darum, den mir anvertrauten Menschen wenigstens einen Rest Würde zu bewahren, ihren Wünschen zu entsprechen... und laufe meistens gegen eine Wand.
Und das Schlimmste ist: Ich kann die Kolleginnen, die so handeln beinahe verstehen:
Stellt euch vor, ihr arbeitet 12 Tage am Stück, immer schön im Wechsel von Früh- und Spätdienst, was bedeutet, dass ihr abends um 22 Uhr nach hause kommt und am nächsten Tag um 6 Uhr wieder beim Dienst sein müsst. Ihr tragt die Verantwortung für etwa 10 Menschen, verdient schlecht und könnt noch nicht einmal eure Vorstellungen von guter Pflege umsetzen... Nach den 12 Tagen habt ihr gnädigerweise einen Tag frei, um dann noch mal 10 Tage zu arbeiten... Irgendwann ist die Geduld zuende und man arbeitet wie eine Maschine.
Selbst ich muss mit mir kämpfen, wenn ich mal wieder so lange am Stück arbeiten muss. Der Druck ist enorm, morgens hat man etwa 4 Stunden Zeit um ca. 10 Menschen zu waschen, Verbände zu wechseln etc. Und dabei muss man so einiges aushalten; und dabei nie das Lächeln verlieren... das versuche ich zumindest, bisher gelingt es mir.
Ich bin manchmal so erschöpft, körperlich und seelisch, dass ich noch nicht mal mehr schlafen kann: Der Körper ist müde, der Geist ist übervoll mit Gedanken, die einen nicht mehr ruhen lassen.
Ich will nicht aufgeben, denn ich weiß, dass das, was ich tue richtig und wichtig ist. Aber der Mut sinkt von Tag zu Tag........
Solche Zustände sind ein Skandal.
 
A

Aloha

Gast
Hallo Moren,

stimmt, diese Zustände sind ein Skandal - schwerste Körperverletzung in meinen Augen - von den seelischen Wunden, die die Betroffenen davontragen, ganz zu schweigen...
Und ich frage mich, was unserer Gesellschaft die Alten und Kranken wert sind...
Es ist schrecklich, was da vor unser aller Augen geschieht und wie viele Schweigen!

Dennoch brauchen wir solche Pflegekräfte wie DICH!!
Die ihren Beruf lieben und die wahrnehmen, was da läuft!

Ich bin Krankenschwester und kenne die Zustände - auch in den Krankenhäusern ist es nicht viel anders...das muss man so sagen.
Da ich wegen einer Wirbelsäulenversteifung nicht mehr auf meiner alten Station arbeiten darf (nach 17 Jahren dort), bin ich in die Psychiatrie gewechselt.
Es ist deutlich besser dort, Bezugspflege wird hier wirklich wörtlich genommen - Zeit ist zwar auch bei uns knapp - aber es ist nicht vergleichbar!

Heute würde ich nicht mehr tauschen wollen - denn ich habe eigentlich erst hinterher bemerkt, wie sehr mich die Situation vorher belastet hat.
Es wurde bei uns (ich war auf einer Station mit schwerst betroffenen Schlaganfallpatienten) auch erst in den letzten Jahren wirklich schlimm, davor war es soweit ok, bis auf die übliche Zeitnot und den Personalmangel....

Geh mal auf die Seite pflegeboard.de - Das Fachforum für Pflegekräfte - Infopool, Diskussionen, Community, Chat & mehr !
Da kannst Du Dich zumindest mit anderen aus der Pflege - auch Altenpflege - austauschen und Dir bzgl. Deines Gewissenskonfliktes viell. auch etwas Hilfe holen!

Es wäre verständlich, wenn Du aufgibst - Du musst auch Dich denken!
Aber es ist ein Segen für die alten Menschen, wenn da jemand kommt, der sie wirklich versteht mit ihren Gebrechen - und der sie achtet und sie spüren lässt, dass er sie mag!

Ich spreche Dir meinen allergrößten Respekt für das aus, was Du leistest!!

Aber vergiß bitte nicht, dass Du in wenigen Jahren ausgebrannt sein wirst, wenn Du so weitermachst!

Und dann bekommst Du kein Dankeschön - sondern hast nur Probleme mit KK und DRV - selbst eine Reha in einer psychosomatischen Klinik wird Dir wahrscheinlich nur per Widerspruch gewährt werden...das ist dann das Dankeschön der Gesellschaft!!:mad:

Ich wünsche Dir alles, alles Gute - und dass Du einen Weg für Dich findest, nicht ganz auf der Strecke zu bleiben!!

(Eine Möglichkeit ist z.B. die Reduzierung der Arbeitszeit, bei 30 Wochenstunden verdienst Du definitiv nicht viel weniger, da Du deutlich weniger Abzüge hättest)


GLG

von der Tigerente

Marlies
 
Zuletzt bearbeitet:
D

Deichgräfin

Gast
Auch ich wollte diese Arbeit mal machen.
Habe es mir angeschaut und mich dagegen entschieden.
Auf die Frage der Heimleitung warum,habe ich ganz einfach gesagt:

" Weil ich ich sie jetzt schon verprügeln könnte"..und bin gegangen.
Die Bürotür ist dabei fast aus den Angeln geflogen.:mad::mad:
 

Germ

Aktives Mitglied
Wenn ich dir einen gut gemeinten Tipp
geben darf:

Raus aus der Altenpflege !

Dieser Job ist meiner Meinung nach nix für junge Menschen,
falls er übehaupt zum Arbeiten was taugt. Er macht
dich kaputt. Nach der Statistik zu urteilen, bleibt
du ohnehin nur max. 6 Jahre. Damit will ich nichts generelles
gegen die Altenpflege sagen, nur unter diesen gesellschaftlichen
Voraussetzungen würde ich davon abraten.

An deiner Stelle würde ich lieber in einer Waschanlage
arbeiten als im Altenheim oder gar Pflegexxxxxxxxheim.

Ich kenn die Zustände ebenfalls. Finger weg von der
Alten- oder Krankenpflege in dieser kaputten Gesellschaft !

Am Ende wird man dich als Krüppel abschieben.

Undank ist der Welten Lohn.

Pack deine Koffer und verschwinde da.

Herzlichst

Germ
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Sisandra

Aktiver Nutzer
Wenn ich dir einen gut gemeinten Tipp
geben darf:

Raus aus der Altenpflege !

Dieser Job ist meiner Meinung nach nix für junge Menschen,
falls er übehaupt zum Arbeiten was taugt. Er macht
dich kaputt. Nach der Statistik zu urteilen, bleibt
du ohnehin nur max. 6 Jahre. Damit will ich nichts generelles
gegen die Altenpflege sagen, nur unter diesen gesellschaftlichen
Voraussetzungen würde ich davon abraten.

An deiner Stelle würde ich lieber in einer Waschanlage
arbeiten als im Altenheim oder gar Pflegexxxxxxxxxxxheim.

Ich kenn die Zustände ebenfalls. Finger weg von der
Alten- oder Krankenpflege in dieser kaputten Gesellschaft !

Am Ende wird man dich als Krüppel abschieben.

Undank ist der Welten Lohn.

Pack deine Koffer und verschwinde da.

Herzlichst

Germ
Da bleibt dir, Germ, nur zu wünschen, dass dann dereinst jemand da ist, der deine Pflege in dieser so kaputten Gesellschaft übernimmt, wenn das mal nötig ist....
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Germ

Aktives Mitglied
Ehe ich mich von Menschen pflegen lassen würde,
die daran zum Krüppel werden (könnten), gäbe ich mir
eher die Kugel.

xxxxxxxxxxxxx

-------
Vgl. diesen Begriff bei Erich Fromm, Kunst des Liebens
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
A

Aloha

Gast
Hallo Germ,

Dieser Job ist meiner Meinung nach nix für junge Menschen,
falls er übehaupt zum Arbeiten was taugt.
Nach dieser Aussage wundert es mich, dass ausgerechnet DU
die Gesellschaft kritisierst!?:confused:


Und wenn das K.... kommt - gute Besserung für Dich!



die Tigerente

Marlies
 

Germ

Aktives Mitglied
Hallo Germ,
Zitat:
Dieser Job ist meiner Meinung nach nix für junge Menschen,
falls er übehaupt zum Arbeiten was taugt.
Du musst mal richtig lesen, was ich geschrieben habe.

Ich hab das immer im Zusammenhang mit dieser
pervertierten, kapitalistischen Ausbeutergesellschaft
geschrieben. Grundsätzlich kann man ja wohl kaum was
dagegen haben, alte Menschen zu pflegen. Die Bedingung
ist natürlich, dass man dabei selber nicht zum Krüppel wird.
Und das ist genau der Punkt, um den es hier übrigens auch
im Thread geht. Das ist doch einfach zu verstehen.

Warum ist eigentlich der Begriff "Siechenheim" oder "Siechenpflege"
gestrichen worden ? Man begebe sich zu Google und
tippe in der Suchfunktion ein :

Siechenheim Siechenpflege Universität

Es gibt ja wohl den eklatanten Unterschied zwischen
Krankenpflege, Altenpflege und Siechenpflege. Das sind drei völlig
verschiedene paar Schuhe. Will man mir hier ein A vor einem O machen?




Herzlichst

Germ
 

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