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Suizid der besten Freundin

T

Tif

Gast
Ich habe keine Ahnung, wie ich den Weg in dieses Forum gefunden habe. Ich habe keine Ahnung, was mir dieser Schritt bringen soll und doch möchte ich wagen, mir einfach alles einmal von der Seele zu schreiben, was mich seit mehreren Jahren täglich stark belastet und mein Leben von einem Moment auf den anderen abrupt geändert hat.
Ich bin weiblich und 22 Jahre alt. In meiner Jugend habe ich mit Leidenschaft gechattet und einige, sehr enge Freunde dadurch gefunden. Doch keine war so eng wie die Freundschaft zu ihr, meiner Maike. Wir lernten uns schon 2001 oder gar 2000 kennen und uns verband von der ersten Minute ab eine Seelenverwandtschaft, die ich zuvor noch nie kennengelernt habe. Wir dachten dasselbe, wir machten dasselbe, wir sahen uns auch total ähnlich, wir waren gleichalt, wir waren irgendwie wie Zwillinge... Wir telefonierten ab da an jeden Tag stundenlang und die ersten Treffen folgten bald, auch wenn uns 300 km trennten. Wir liebten uns wie Schwestern, es war die stärkste Bindung zu einem Menschen, die ich mein ganzes Leben lang hatte. Keine Partnerschaft war so innig wie unser reines Band der Freundschaft, wir taten alles füreinander.
Irgendwann, eines Tages, quatschten wir über das Thema Diät. Wenn ich gewusst hätte, was dieses Gespräch mit sich bringt, hätte ich es sicher niemals erwähnt... Denn damit fing die ganze Misere an. Meine Freundin fand sich plötzlich zu dick (sie war damals 17 und absolut schlank) und wollte eine Diät machen. Es dauerte nicht lange, und sie rutschte schnurstracks in die Bulimie ab. Ich war wie betäubt... Ich wollte ihr helfen, aber alles, was ich sagte, prallte an ihr ab... Ich hatte Angst... Es ging wochenlang so weiter. Ich war verzweifelt, wollte sie zum Arzt schleifen, aber sie sträubte sich lange, lange Zeit, bis sie sich endlich selbst in eine Klinik einwies. Bis dahin hatte sie zusätzlich Phobien und Ängste entwickelt, litt unter starken Depressionen und missbrauchte Medikamente. Und als wäre das nicht schlimm genug, begann sie damit, ihre Arme aufzuritzen, wieder und wieder.
Irgendwann... Ich sah sie blutüberströmt und da hat sich bei mir ein Schalter umgelegt, ich musste mich erst einmal von ihr distanzieren, um nicht selbst wahnsinnig vor Angst zu werden. Sie war dann in der Klinik, meldete sich selten, was ich sogar noch gut fand in der ersten Zeit... Die Verantwortung lag endlich in den Händen eines anderen.
Als sie aus der Klinik entlassen wurde, fasste sie einen miserablen Entschluss, sie wollte in eine andere Stadt ziehen, um mit einer magersüchtigen Freundin zusammen zu wohnen. Ich sah Fotos von ihrem Kühlschrank, mit einer halben Gurke darin. Und sonst nichts. Die Klinik war umsonst. Sie ließ mich nicht mehr an sich heran, war voll und ganz in ihrem Wahn, engagierte sich in Pro Ana Foren (Foren, die Magersucht krankhaft verherrlichen) und unser Kontakt minimierte sich immer mehr.

Einige Zeit später erzählte sie mir, dass es ihr besser ginge und gesund werden will, aber sie hätte manchmal schlimme Tiefs, vor denen sie Angst habe.

... Nach 2 Monaten erfuhr ich von einem Freund, dass sie sich erhängt hat. Ich wusste von nichts. Sie hat sich nicht verabschiedet. Sie hat mir nichts hinterlassen. Sie hat mich einfach allein gelassen...
Das war im September 2005. Knapp 3 Jahre sind vergangen und es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht schmerzvoll an sie denken muss. Eine Reise zu ihrer Grabstätte blieb erfolglos, ich habe es nicht gefunden, aber es war ein verschneiter Abend... und wahrscheinlich wollte ich es auch nicht finden.

Ich mache mir Vorwürfe, aber was viel schlimmer ist, ist das Gefühl, den einzig wichtigen Kontakt meines Lebens für immer verloren zu haben...
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
viel schlimmer ist, ist das Gefühl, den einzig wichtigen Kontakt meines Lebens für immer verloren zu haben...
Hallo Tif,
deine/eure Geschichte ist gleichzeitig traurig und schön - denn sie beweist, dass es wahre Freundschaft tatsächlich gibt. Das nimmt dir auch niemand, dieses Erlebnis - und ich könnte mir durchaus denken, dass du diese Tiefe noch einmal im Leben erlebst und dann auch dankbar für die Zeit mit deiner Maike bist. Solange du sie und eure Gemeinsamkeit nicht vergisst, bleibt sie auch erhalten! Vielleicht kannst du mal an die Anfangszeit denken und woran du anfangs gemerkt hast, dass da etwas Besonderes beginnt - dann wirst du auch sensibel für ähnlich entwicklungsfähige Begegnungen.
Was ich auch gut verstehe ist deine Schilderung, mit der Klinik etc. - gut, dass du die Verantwortung abgegeben hast! Ich musste das auch irgendwann, als mein Bruder schwer suizidal war. Das gehört wohl mit zum Härtesten, was ich bisher erlebt habe. Es gibt aber leider keine Alternative in so einem Moment.
Viele Grüße,
Werner
 

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