„Jahrelang ist von der Geflügelwirtschaft und der Bundesregierung aus Union und FDP immer wieder versichert worden, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast nur die Ausnahme sei
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Die neue Antibiotika-Studie ist das erste Gutachten in Deutschland, das den Einsatz von Antibiotika in der Hähnchenmast systematisch und umfassend untersuchte. Es handelt sich dabei um eine Vollerhebung der relevanten Masttierbetriebe (15,2 von 19 Millionen Tieren)
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Die Bundesregierung steht jetzt in der Pflicht.
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Wissenschaftler warnen bereits seit langem vor dem regelmäßigen Einsatz von Antibiotika, weil hierdurch die Bildung multiresistenter Keime (MRSA) forciert wird...Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sterben jährlich mehr als 15.000 Menschen in Deutschland wegen multiresistenter Keime.
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So hat etwa eine Langzeit-Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in Fleisch- und Lebensmittelproben Keime nachweisen können, die zu 48 Prozent resistent gegen mindestens einen und zu 35 Prozent sogar resistent gegen mindestens zwei Wirkstoffe waren.
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Die wichtigsten Studienergebnisse
Laut der neuen Studie erhielten 96,4 Prozent der Tiere aus den untersuchten Beständen Antibiotika. Bei den Zuchtdurchgängen kamen über die Lebensdauer der Tiere - 30 bis 35 Tage - eine Vielzahl von Wirkstoffen zum Einsatz, teilweise bis zu acht verschiedene Antibiotika. Im Durchschnitt wurden drei verschiedene Wirkstoffe pro Durchgang verabreicht.
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"Nicht nur der hohe Medikamenten-Einsatz ist überraschend, auch dass teilweise bis zu acht verschiedene Wirkstoffe über einen sehr kurzen Zeitraum verwendet werden, zeigt, dass Antibiotika systematisch eingesetzt werden“, so der Minister. Remmel:"...Diese Art von Massentierhaltung wird aus rechtlicher und ethischer Sicht keinen Bestand haben können!“
Antibiotika-Missbrauch in Massentierhaltungs-Anlagen stoppen
In einer ersten Stellungnahme zur neuen Studie hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sofortige Konsequenzen gefordert. Die Anwendung von jährlich rund 1.000 Tonnen Antibiotika in der Hähnchen-, Hühner-, Puten-, Schweine- und Kälbermast müsse drastisch reduziert werden, forderte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger in Berlin.
„Der Ausweitung gefährlicher Resistenzen gegen in der Humanmedizin unentbehrliche Antibiotika muss Einhalt geboten werden. Der hohe Antibiotika-Einsatz in der industriellen Tierhaltung ist nicht nur ein Beleg für die nicht artgerechte Tierhaltung in der Agrarindustrie, er gefährdet auch die menschliche Gesundheit dramatisch. Das System Massentierhaltung ist offensichtlich auf Antibiotika angewiesen. Es stellt ein Risiko für die Gesellschaft dar und wird dennoch mit einer Milliarde Euro an jährlichen Subventionen vom Staat gefördert“, sagte Weiger.
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Zudem würden nach deutscher Gesetzeslage die Tierärzte nicht nur die entsprechenden Medikamente verschreiben, sondern auch quasi „als Apotheker“ fungieren und somit maßgeblich am Verkauf der Medikamente verdienen. Wer besonders viel verkaufe, erhalte zudem Rabatte von der Pharmaindustrie.