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ADHS-Kind, ich bin am Limit

Savay

Aktives Mitglied
Wie war es denn bei deiner Tochter mit der Aggressivität und Impulsivität? Das ist nämlich der Punkt, der mir am meisten Sorge bereitet.
Das war eigentlich halbwegs im Rahmen. Sie war als Baby und Kleinkind sehr fordernd, also immer den Kopf durch setzen. Ich habe da aber geschaut dass sie sich nicht hineinsteigert, sondern sie abgelenkt oder erklärt warum sie etwas nicht bekommt. Manche lassen ihr Kind ja da ausrasten und meinen das lernt das Kind nur so das es nicht alles bekommt. Ich finde man trainiert dem Kind das Schreien und Toben so eher an. Vor allem bringt es ja nichts bei einem Kind das sich selbst nur schwer regulieren kann.
Also Reden war das A und O, um herauszufinden was sie will und warum und dann kann man darauf eingehen.
Auch bei Aggressionen, habe ich immer gefragt wie sie das findet wenn andere Kinder mit ihr so umgehen würden. Aber richtig eine Story draus gemacht, die auch witzig und teils überzogen war.

In der Schule hat sie auch nur 2-3 mal zugeschlagen 🙈 Das müssen sie halt lernen. Ich habe ihr glaub in der zweiten Klasse gesagt, wenn sie sowas macht wenn sie Erwachsen ist, kommt sie dafür ins Gefängnis. Das hat gesessen^^
Und wenn sie mich batscht, das fing ja schon als Kleinkind auf dem Arm an, das sie mir ins Gesicht gebatscht hat, zwickte ich sie zurück.
Das muss jetzt nicht unbedingt richtig sein, aber reden hat da halt nichts gebracht.
Auch heute fällt ihr das immer noch manchmal schwer. Ich necke sie aber auch oft um ihr dann dabei zu helfen sich zu stoppen in ihrer Wut.

Für dich selbst kann ich auch nur sagen, setze deine Erwartungen runter. Mir wurde irgendwann klar, dass ich die Zeit mit ihr nicht durch mein ständiges Gemecker verderben will. Sie ist wie sie ist und es hapert ja nur daran, das die Welt nicht so ist wie sie sie braucht.
An fehlender Zeit und Geduld liegt das ja meistens. Und den Druck den man damit aufbaut der tut einem selbst und dem Kind nicht gut.
Vielleicht kannst du die Ruhe ausstrahlen, die ihr fehlt. 🤔

Meine Tochter war bei der Psychologin welche die Diagnose gestellt hatte, in einer Vorbereitungsgruppe für die Schule, auch mit anderen Kindern. Das war auch nützlich. Dabei wurde auch klar, dass eine Forderschule besser wäre, mit nur 10 Kindern in der Klasse anstatt 20-30. Ob das im Nachhinein gut war, ich kann es nicht sicher sagen. Mit einer Lernschwäche war es so wohl besser.
Auch an dieser Schule herrscht seit Anbeginn Lehrermangel. Aber dennoch, sie sind häufig draußen oder unterwegs. Kann mich nicht erinnern daß es in meiner Schulzeit so war.

Da jedes Kind unterschiedlich ist, kann ich jetzt glaub nichts generelles empfehlen. Außer eines vielleicht, baue eine gute Beziehung zu ihr auf, werdet ein Team.
Auch das mit den Strafen ist halt so eine Sache. Mir ist das erst später aufgefallen, das es kaum Strafen bei mir gab. Ich fand das irgendwie nicht angebracht, bei einem Kind das sich manchmal so schwer selbst unter Kontrolle hat. Auch bei der Vergesslichkeit. Wirst du noch merken wenn sie vieles in der Schule vergisst. Mützen, Jacken, Trinkflaschen, Essensbox usw. Vergessen und meistens nie mehr auffindbar.
Strafen halfen da überhaupt nicht. Wenn zuviel Trubel um sie ist, dann vergisst sie oft etwas. Die Konzentration reicht meist nur für eine Sache. Aber das wird alles schon langsam besser. Essensboxen habe ich schon keine mehr bis auf eine und wenn die weg ist, gibt's das Essen in Butterpapier eingepackt.

Zur Impulsivität, kann sie sich irgendwo austoben?
Ich hatte noch einen Hund bis zur 2. Klasse. Täglich gab es einen gemeinsamen ausgiebigen Spaziergang. Also nicht unbedingt Trubel. Und sie konnte sich auch gut in die Dinge vertiefen die sie interessieren. Da soll man glaub auch aufpassen, das man nicht ständig stört.

Eine interessante Erfahrung hatte ich noch gemacht. Als sie gerade erst in der erste Klasse war, kam ja der Lockdown und wir verbrachten viel Zeit Zuhause. Das war eigentlich eine angenehme Zeit ohne Druck. Ich probierte in dieser Zeit auch einen Tee aus, der bei ADHS helfen soll, Heideblütenkrauttee.
Jetzt weiß ich nicht, lag es einfach daran, das sie nicht mehr diesem Trubel von zuerst Kindergarten und dann Schule ausgesetzt war, auf jeden Fall war sie konzentrierter und ruhiger. Als sie dann nach Monaten wieder in die Schule ging, fragte mich die Lehrerin beim Elterngespräch ob meine Tochter jetzt doch Medikamente bekäme, es sei mehreren Lehrern aufgefallen, sie sei aufmerksamer und konzentrierter.
Ich habe das so nicht nocheinmal erzeugen können. Zurzeit trinkt sie ihren Tee auch gar nicht, den ich ihr mitgebe.

Aber das schwankt sowieso, auch ohne den Tee. Manchmal träumt sie nur und an anderen Tagen ist sie voll da. Hm.
Also das wechselt wohl auch oft hin zum ADS.
 

Blume444

Mitglied
Zur Impulsivität, kann sie sich irgendwo austoben?
Vielen Dank für deine Erfahrungen und Schilderungen - da sieht man, dass AD(H)S keine homogene "Störung" (oder wie auch immer man es nennen mag) ist.

Also austoben kann sie sich bei uns tatsächlich genug, wir leben eher ländlich mit großem Garten und da ich aufgrund meiner Epilepsie kein Auto fahren darf, laufe ich jeden Tag mit ihr zum Kindergarten und wir laufen auch wieder heim. Das ist schon eine Strecke für ein Kleinkind. Aber sie ist das gewohnt und es ist ihr nicht zu viel. Im Sommer sind wir viel draußen, was ihr sehr gut tut - ein leerer Spielplatz ist pure Entspannung für sie, aber sie freut sich auch sehr über andere Kinder, mit denen sie spielen kann.
Das Positive: Sie hat keine Berührungsängste mit anderen Kindern und nimmt problemlos Kontakt zu ihnen auf.
Das Negative: Aus dem Nichts tickt sie aus, wirft den Kindern Sand ins Gesicht, haut ihnen die Schaufel auf den Kopf oder schubst/haut sie. Sie hat auch schon unsere Katze und ihren kleinen Bruder grundlos gehauen.
Wenn ich zurückdenke, erinnert mich das an die Zeit, in der sie klein war (ca. 2 bis 3 Jahre). Da hatten wir (Eltern oder Großeltern) sie auf dem Arm, alles war gut, und plötzlich krallte sie durch unser Gesicht und riss uns Haare aus. Das fanden wir komisch, aber bei einem so kleinen Kind dachten wir uns, sie will wohl einfach ausprobieren, was passiert.
Für drinnen haben wir ihr extra ein Kinder-Trampolin gekauft, nur leider nutzt sie das nicht. Sie wirft mit Kissen und Decken und hüpft auf dem Sofa und dem Bett, aber nutzt ihr Trampolin nicht.
Sie liebt Tanzen, wir machen Musik an und sie tanzt - das klappt ganz gut.

Ja, bei Unordnung und Vergessen muss ich einfach lockerer werden, da hast du Recht.
 

Blume444

Mitglied
Also Reden war das A und O, um herauszufinden was sie will und warum und dann kann man darauf eingehen.
Das mit dem Reden klappt leider (noch) nicht so gut, denn wenn unsere Tochter in Rage ist, dann sieht sie rot - die Emotionen überrollen sie und sie ist nicht mehr ansprechbar. Mir wurde als Tipp gegeben, ich soll sie dann in Ruhe lassen, bis sie sich wieder beruhigt hat.
 

Blume444

Mitglied
Tatsache ist, dass ein unbehandeltes Kind - anders als später als Erwachsener - sein "Handicap" und dessen Wirkungen nur sehr begrenzt selber kompensieren kann. Die Symptome bleiben und machen ihm das Leben teilweise extrem schwer.
Ja, das habe ich an meinem Bruder gesehen. Als bei ihm die Schule abgeschlossen war und er aus dem Elternhaus auszog, kam der Zusammenbruch: Seine ganze Struktur, die vorher von Schule und Eltern vorgegeben war, brach weg. Und er war komplett überfordert und nicht in der Lage, den Alltag zu meistern. Wie gesagt, keiner wusste damals, dass er ADHS hat. Das kam erst später raus.

Und ich habe gemerkt, dass unsere Tochter darunter leidet, nicht ausreichend filtern zu können. Zu viele Menschen auf einmal sind die Hölle für sie - manchmal hält sie es im Kindergarten nicht mehr aus, weil ihr all die Kinder auf einmal zu viel sind. Sie versteckt sich dann im Bad des Kindergartens, um Ruhe zu haben.
Als wir vor einem Jahr mit ihr in einem großen Spielzeug-Geschäft waren, weil sie sich Geschenke aussuchen durfte, sagte sie, sie will wieder gehen, weil da zu viele Sachen sind und es ihr nicht gut geht in dem Geschäft.

Daran sieht man, dass es auch Belastungen für sie gibt, was den Alltag angeht.
Und ich möchte sie nicht diesen Belastungen aussetzen, wenn ich es ihr leichter machen kann.
 

Savay

Aktives Mitglied
Das mit dem Reden klappt leider (noch) nicht so gut, denn wenn unsere Tochter in Rage ist, dann sieht sie rot - die Emotionen überrollen sie und sie ist nicht mehr ansprechbar. Mir wurde als Tipp gegeben, ich soll sie dann in Ruhe lassen, bis sie sich wieder beruhigt hat.
Sowas habe ich versucht schon vorher abzufangen. Als Mutter auch nicht das Wahre evtl. Ist ein bisschen wie vorher die Steine aus dem Weg zu räumen. 🤔 Bzw schon zu wissen wie sie reagieren wird und das vorher anzusprechen und zu klären, bevor es zum Ausrasten kommt.
Ich wollte mich auch nicht immer in Situationen begeben, die dann zu leicht eskalieren. Das fing schon beim Einkaufen an, da bekam sie nie Süßigkeiten, sie wusste also gar nicht was diese Riegel an der Kasse sind. In einem Spielzeugladen durfte sie sich eine Sache aussuchen usw. Also vieles schon im Vorfeld klären.
Ja wenn die Wut oder Frust schon da ist, hilft Reden auch nicht mehr wirklich. Evtl das man anspricht was sie will, ihr zeigt dass man sie versteht. Das beruhigt schon enorm, als einfach nur sagen, Nein, das ist jetzt so.
 

Blume444

Mitglied
Bekommt sie irgendwo Entspannungsangebote?
Das war bei meiner Tochter immer etwas mit Körperwahrnehmung, wie zb mit einem Massageball den Körper langsam abrollen und etwas später dann soll sie erfühlen bzw verfolgen wo der Ball jetzt ist.
Ja, durch "Zeichnen mit den Händen auf ihrem Rücken" und sie muss das Symbol erraten. Das haben wir von der Pädagogin. Dabei sind ihre Augen verbunden, damit ein Sinn "ausgeschaltet" ist und sie sich besser auf die Berührungen konzentrieren kann.
Sie hört auch Hörspiele, ich überlege, ob ich "Traumreisen" für sie kaufen soll, natürlich für Kinder
 

Pfefferminzdrops

Aktives Mitglied
Dieses sich in eine Wutspirale hineinzudrehen kenne ich auch. In der Grundschule gab es mal eine Situation im 1. Schuljahr, bei der die Kinder Mandalas ausmalen sollten. Jeder Tisch hatte seine bestimmte Anzahl Mandalas, jedes Kind wiederum gleichmäßig aufgeteilt seine 3 Stück. Meine Tochter liebte Mandalas. Die akribisch und ohne überzumalen zu vollenden war für sie das Höchste. Einige andere Kinder hingegen bearbeiteten die Aufgabe nach dem ökonomischen Prinzip: Das gewünschte Ergebnis mit dem geringsten Aufwand zu liefern. Während mein Kind gerade mal Mandala 1 fertig hatte, hatten die anderen ihre 3 schon hingehuscht. Damit der Tisch fertig wurde rafften sie die beiden übrigen Mandalas meiner Tochter an sich und begannen ihre Malerei. Meinem Kind fiel alles aus dem Gesicht, sie wurde wohl puterrot und so etwas von wütend, weil sie es total unfair fand, dass ihr ihre kostbaren Mandalas einfach entrissen worden waren. Die Lehrerin wollte sie beschwichtigen: Keine Chance. Sie steigerte sich von ihrer Trauer in eine ohnmächtige Wut, die darin mündete, dass sie aufstand und fluchtartig mit Gebrüll die Klasse verließ. Da nützte es auch nichts, dass die Lehrerin ihr drohend hinterherrief "Wenn du jetzt die Klasse verlässt, dann..." sie war schon längst draußen und es war ihr auch völlig egal.

Solche Grenzverletzungen spürte sie massiv und lebte sie dann emotional aus. Sei es ihr von den Jungs als Torpfosten missbrauchte Schultornister - sie hat ihre Sachen immer extrems gepflegt und das gute Stück nur im seltensten Fall auf den Boden gestellt, Nun schossen die Kids sogar mit dreckigen Bällen dagegen. Ach, es gab ganz viele dieser Situationen. Es dauerte ellenlang bis sie sich wieder beruhigte und sie wieder milde zu stimmen schaffte auch nicht jeder. Ich hatte zu ihr immer einen Draht, bei mir ließ sie das auch zu, weil ich stets gesichtswahrend mit ihr umgegangen bin. Das heißt nicht, dass ich ihr immer Recht gegeben habe. Aber wir hatten einen guten Weg gefunden, an dessen Ende wir immer sehr innig und wieder gut miteinander waren.

Nachdem sie dann medikamentös eingestellt waren nahm diese Überempfindlichkeit ein jähes Ende. Sie wuppte die Konflikte viel cooler, ließ Provokationen an sich abperlen.

Will sagen: Teilweise reagieren die Kinder sehr ähnlich, trotzdem ist ADHS individuell sehr verschieden und auch die geeignete Lösungsstrategie kann sehr unterschiedlich sein.

Bei uns war schon die Diagnose sehr schwierig, weil sie in vielen anderen Bereichen gar kein typisches ADHS-Kind war. Es hieß z. B. ADHSler seinen sehr unorganisiert und unordentlich. Oder auch schusselig, würden viel kaputt machen. Nichts von alledem traf auf unser Kind zu - eine Handschrift wie gemalt, von der Pflege der eigenen Sachen sprach ich bereits, sehr akribisch und ordentlich. Am Ende war es aber eben doch ADHS - die Diagnose dauerte allerdings ihre Zeit.

Und ja, es gibt Themen, in die können ADHSler eintauchen und sich hyperfokussieren, eben wenn sie etwas richtig interessiert. Dann könnte ne Bombe neben ihnen einschlagen und sie bleiben trotzdem konzentriert.
 
M

Margaritha

Gast
Eine Nanny oder Putzfrau könnte Hilfe bieten.
Kostet etwas, aber da kann der Mann doch noch einen zweiten Job machen, wenn er sowieso nicht da ist.
Dann hättest du Unterstützung.
 

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