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Alternativen zum Lehrerberuf?

Ich kenne das Thema nur zu gut, ich will mich auch vom Lehrerberuf verabschieden, versuche das schon seit zwei Jahren mit mehr oder weniger Erfolg. Es ist nicht so leicht, wenn man wie ich Geisteswissenschaften studiert hat, aber es gibt Wege.
Momentan arbeite ich als Personalberaterin und suche nach Führungskräften für Firmen. Das ist nicht für jeden etwas, ziemliche Typsache. In der Wirtschaft könnte man in den Personalbereich wechseln, wenn man sich gut verkauft und vielleicht noch eine Qualifikation erwirbt (evtl. durch Personalberatung?). Ich habe auch schon für Zeitungen geschrieben und war dicht an Volontariaten, aber hier braucht man viel Geduld, denn die Stellen sind rar und die Zukunftsaussichten sind außerdem sehr unsicher. Wenn man weg vom Lehramt will, reizen Schulbuchverlage nicht wirklich (so zumindest bei mir), aber vielleicht andere Verlage? Interessant finde ich auch eine Coaching-Ausbildung, aber hier braucht man auch viel Glauben an sich selbst und Talent, um sich selbst zu vermarkten. Wenn man wirklich die Nase voll hat, kann man auch in etwas mehr als einem Jahr zum Heilpraktiker werden durch ein Fernstudium oder zum Heilpraktiker für Psychotherapie (auch Fernstudium); beides kostet ca. 2000-3000 €. Das ist alles, was mir bisher eingefallen ist. Vielleicht gibt es noch mehr?

Hallo "Gast",
wie kamst du denn an den Job als Personalberaterin? Ich habe Englisch und Geschichte studiert....müsste ich dann noch eine Ausbildung oder derlgeichen draufsetzen? Wie sieht denn deine Tätigkeit / dein Alltag im Beruf genau aus? Es klingt sehr interessant. Macht es dir letztendlich mehr Spaß als als Lehrerin tätig zu sein?
Ich denke, es gibt in jedem Beruf gute und schlechte Tage / Seiten / .... aber ich fühle mich auch oft fehl am Platz in der Schule. Nicht weil ich es nicht kann, oder weil es nicht läuft, sondern einfach weil ich denke: Und das ist jetzt mein Job?!? War das schon alles?...kann das ganz schwer beschreiben.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Liebe Grüße, Mia
 
Alternativen zum Lehreberuf gibt es sicherlich viele. Allerdings stellt sich die Frage, ob man diese Stellen auch bekommt, wenn man während des Studiums keine Praktika usw. absolviert hat.
Vor allem für Geisteswissenschaftler stehen die Chancen wohl ziemlich schlecht. Die Arbeitsagentur hat sich allerdings vor einiger Zeit mal die Mühe gemacht, einige Alternativen aufzulisten.

Alternativen zum Lehrerberuf - Liste der Bundesagentur für Arbeit
 
Ich kann mir das irgendwie schwer vorstellen, dass einem das vorher nicht klar sein soll, dass es für einen nix ist.
Verdrängen das so viele?
Meiner Meinung nach fangen viele das Lehramtsstudium an, weil sie sich nen sicheren Job darüber vorstellen --- der in den Augen vieler Halbtagsmäßigkeit verspricht. Oder weil sie halt denken, dass man dann gute Familienplanung betreiben kann.

Ich habe bei mir in der Uni auch schon einige kennen gelernt, die im 8. oder 9. Semester des Studiums waren und den Job eigentlich gar nicht aus Überzeugung machen wollen.
Traurig,. Für was studiert man denn so lange?
Kann man doch gleich was anderes machen.
Meine Fresse.
 
Ich selbst bin seit fast 5 Jahren Lehrerin an einem Gymnasium. Mit den Fächern Englisch und Französisch habe ich eine maximale Korrekturbelastung, bin Klassenlehrerin, habe einen Leistungskurs, bin Fachkonferenzvorsitzende, soll in naher Zukunft Leitungsaufgaben in der Schule übernehmen und dergleichen mehr.

Von außen betrachtet, bin ich wohl eine Vorzeigelehrerin, die eine steile Karriere (A14, A 15...) anstrebt. Ich schaffende die Arbeit weg und komme meist auch wirklich gut klar. Es gibt Tage, da fühle ich mich wirklich gut und liebe mein Job. Ich mag die Schüler, ich bin durch die Ref- Hölle gegangen und dadurch letztendlich stärker geworden.

Inzwischen bilde ich selber Referendare aus. Manchmal erstaunt es mich, das ich so gradlinig und gelassen bin. Das ich keine nennenswerten Probleme habe und nicht vorm Psychozusammenbruch stehe 😉. Leicht ist es nämlich nicht. Es gibt Tage,da will ich alles schmeißen. Ahnen würde das wohl keiner. Was mich so stört an meinem Beruf, sind die gesellschaftspolitischen Ansprüche, die Lehrpläne, die mit der Schülerklientel an meiner Schule so wenig gemeinsam haben, die stetig abnehmende Lernbereitschaft de Kinder und der Glaube der Eltern, die Schule müsse alle Disziplin- und Erziehungsprobleme richten.

Ich gelte erstaunlicher Weise als gute Lehrerin, aber im Grunde meines Herzens will auch ich weg aus dem Job. Denn dieser Job frisst auf, über kurz oder lang lässt er dich abstumpfen. Ich suche seit über einem Jahr nach echten Alternativen, werde wohl versuchen, als Rätin in den Hochschuldienst zu wechseln, da tun sich derzeit einige Fenster auf. Wir brauchen gute Lehrer, aber die Bedingungen unter denen wir diesen Beruf ausüben sollen, machen uns kaputt. Ich verarbeite meine Zweifel derzeit in Form eines satirischen Schulromans, keine Ahnung, ob der jemals druckreif wird... Bitte überLegt euch die Berufswahl gut, selbst wenn alles glatt geht, wie bei mir, kostet dieser Job täglich Nerven und ist beinhart.
 
Ich bin auf diese Seite gestoßen, weil ich auch gerade auf der Suche nach beruflichen Alternativen bin. (...) Ich bin seit 19 Jahren (einschl. Ref.) Grundschullehrerin. Eigentlich war ich auch tendenziell davon überzeugt, dass dies der richtige Beruf für mich ist. Leider hat sich diese Sichtweise mit den Jahren immer mehr als Illusion erwiesen (...).

Dein Beitrag spricht mir aus der Seele! Ich bin aus denselben Gründen hier gelandet wie du, bin ebenfalls Grundschullehrerin, seit 15 Jahren beim Verein "Papa Staat" und völlig ausgebrannt. Depressionen, Selbstzweifel, Schlafstörungen, Magen kaputt, Herz spinnt rum,... - ich kann gar nicht alles aufzählen.

Angefangen habe ich als Idealistin, bis heute habe ich eigentlich Freude an der Arbeit mit Kindern, aber...

Denn machen wir uns doch nichts vor, die Arbeit wird natürlich nicht weniger, wenn man die Ausbildung beendet hat. Und die Selbstverteidigung gegen nette, überkompetente Kollegen und Eltern hört auch niemals auf. Das kostet jeden Tag endlos Kraft. Dazu kommen m. E. völlig überzogene Bildungsaufträge, die aufgrund der stetig zunehmenden Erziehungsschwierigkeiten kaum zu bewältigen sind. Man fühlt sich wie ein Hamster im Laufrad, man läuft und läuft und kommt nie irgendwo an. Zwangsläufig resultiert daraus das Gefühl unzulänglich zu sein. Ich frage mich täglich, ob ich das noch 20 Jahre lang aushalte. Wahrscheinlich nicht. (...) In diesem Sinne wünsche ich allen Zweiflern den Mut die Reißleine zu ziehen, bevor man von der Institution Schule verheizt wird.

Du beschreibst das so treffend und klar! Genau das sind die Gründe, die den Lehrer kaputt machen. Es sind nicht die Kinder, sondern die Rahmenbedingungen.

Die Lehrer sind in diesem Schachspiel die am wenigsten Wertvollen, sozusagen die "Bauern" des Schachs. Egal wer Mist baute, ob Regierung, Schulamt oder Rektor - der Lehrer muss die Folgen tragen und irgendwie damit klar kommen. Schafft er es nicht, ist er auch noch "schuld" daran oder zumindest "unfähig". Er wird als inkompetent dargestellt, oft für Dinge, die gar nicht mehr machbar sind und so dreschen sie drauf, auf den Lehrer. Viele Eltern sind da schnell mit dabei. "Sie haben das doch studiert", hat mal eine Mutter zu mir gesagt. "Dann müssen Sie das doch aushalten!"

Lehrer werden nicht geachtet. Der eine mehr, der andere weniger, aber irgendwann trifft dieses Problem jeden von uns. Manche reden drüber, die meisten verschweigen es, weil sie sich dafür schämen. Die "Bauern" im Spiel scheinen leicht ersetzbar zu sein. Keiner heult, wenn einer fällt. Man ärgert sich höchstens, wenn er, der Nichtsnutz, dann auch noch (Früh-)Pension kostet.

Wie ein Soldat an der Bildungsfront, der gehorchen muss, Befehle von oben nicht zu hinterfragen hat, hinzu kommt noch die Schweigepflicht über sämtliche interne Angelegenheiten. Er darf nicht öffentlich zu seiner Situation sprechen, eine andere Meinung als die vorgegebene verkünden, was bedeutet: Ein Lehrer kann sich kaum wehren. Absolute Loyalität wird gefordert. Die Hand, die einen füttert, beißt man nicht. Die scheinbar "überkompetenten Kollegen" von denen du sprichst, ja, die kenne ich auch. Aber ich glaube, es ist nur ihre Art sich zu retten. Nicht auffallen, Fehler vertuschen, immer lieb und brav sein. Perfekt für Papa Staat, genau diese Leute will er haben. "Club der Masochisten" habe ich Papas Kinder kürzlich getauft. Was für eine tolle Vorbildfunktion...

Eines möchte ich dringend noch anfügen: Kinder sind erziehbar, es gibt überwiegend verständnisvolle, kooperative Eltern und faire Kollegen. Es ist nicht alles schlecht. Es sind einzelne Personen, die alles zerstören, aber keiner wagt es, diese zu bremsen.

Dennoch werde ich meinen Dienst beenden, denn ich kann nicht mehr. Mein Körper und seine unzähligen Krankheiten schreien: Stopp! Er ist somit deutlich schlauer als ich und ich werde seinen Hinweisen folgen. Ja, ich habe Angst vor diesem Schritt. Aber so wie jetzt? Nein, das kann es nicht sein.



PS: Unter folgendem Link habe ich einen guten Artikel zum Thema gefunden. Ich finde zumindest Seite 1 sehr treffend:
Gastbeitrag: Für Lehrer wird zu wenig getan - Meinung - Tagesspiegel
 
... jetzt habe ich in meinem frustrierten Redeschwall ganz vergessen, was für die zweifelnden Referendare da zu lassen. Sorry!

Ich hatte viele Referendare und Praktikanten in meinem Unterricht. Dabei habe ich immer die stinknormalen Alltagsstunden weiter durchgeführt, keine "Showstunden" abgeliefert, wie zum Beispiel Referendare das leisten müssen. Ihnen wird eingetrichtert, dass "Showstunden" Alltag zu sein hätten. Oft habe ich ein Nase rümpfen von Referendaren für meinen "Alltagsunterricht" bekommen. (Dabei ist das pädagogisch durchaus sinnvoll, wenn Schüler wissen, welche Übung folgen wird. Es entspannt, vermeidet Stress. Die Kinder freuen sich auf Rituale wie "Jetzt kommt gleich das Rätsel!", "Wir dürfen an der Tafel schreiben, mit Farbe!", usw. Alle 45 Minuten Explosion und Feuerwerk - das macht doch total irre!)

Im ersten Moment hat mich das Nase rümpfen der Referendare genervt, logisch. Aber dann dachte ich: "Ich war damals nicht anders." Ich dachte (mindestens) ebenso, alles besser machen zu können. Aber nur kurz danach kam der demütige Gedanke: "Hoffentlich schaffen sie es, was zu ändern!" Wiedergegeben habe ich meine Gedanken nie, das wäre wie "die alte Oma erzählt" gewesen und sowieso nie richtig angekommen. Aber hier traue ich mich, ein paar Oma-Weisheiten zu hinterlassen:

0.) Ein Schulrat sagte mal, ganz gelassen, weise lächelnd:
"Man kann in alle Richtungen treten, aber nach unten tritt es sich am leichtesten."
Merke dir diesen Satz ein Leben lang!

1.) Vergiss, dass du im Alltag die gleiche Show hinlegen musst wie im Referendariat!
Schweige, nicke freundlich und halte durch! Es sind nur 2 Jahre.

2.) Völlig andere Probleme werden später deine gutgemeinte Arbeit blockieren und du brauchst ein dickes Fell!
Weine heimlich! Überlege dir gut, wem du dich anvertraust. Vergiss dein Ziel nicht, das gibt dir Kraft!

3.) Wenn du was verändern und bewirken willst, musst du Aufsteigen, mindestens(!) zum Konrektor oder Rektor.
Suche dir ein gesellschaftlich angesehenes Hobby zum Ausgleich (sowie die entsprechende Partei und Religion).

4.) Wenn du (Kon-)Rektor werden willst, musst du "fehlerfrei" bleiben und stets " funktionieren". Das ist hart!
Hänge jeden Erfolg, scheinbar bescheiden und zufällig, an die große Glocke. Notiere jede Extra-Arbeit!

5.) Bist du tatsächlich dort angekommen, "an der Macht", dann erinnere dich an deine Zeit als Referendar und an das,
was du damals empfunden hast. Denn genau das war richtig! Aber erst jetzt hast du die Chance, Veränderungen halbwegs umzusetzen.

Wenn dir die Arbeit mit Kindern/Jugendlichen (denn die sind der Kern der ganzen Überlegung) keinen Spaß macht, dann lass es! Fehlt dir das Selbstbewusstsein, die Stabilität und die Kraft für diesen Weg, dann lass es auch sein! Das ist auch nicht schlimm, denn man braucht verdammt viel davon, um klar zu kommen.

Du hast auf jeden Fall genügend andere Fähigkeiten, um nahezu jeden anderen Beruf ergreifen zu können. Du hast Abitur inkl. Studium - und du bist noch immer jung genug! Wähle einen Beruf, der einen Hauch "unter deinem Niveau" liegt, aber dir Spaß macht und du bist ruckzuck Abteilungsleiter, Geschäftsführer o. Ä., in einem Möbelhaus oder im Supermarkt. Funktionieren deine Hände ganz ok? Dann werde Handwerker! Diese Berufe sind selten geworden und ihre Dienstleistungen sind heiß begehrt. Der Stundenlohn liegt außerdem weit, weit über dem eines Lehrers. Unterschätze deine Möglichkeiten nicht! Du willst unbedingt mit Kindern arbeiten, aber nicht in diesem System? Gründe einen Hort, eine Nachhilfeschule o.Ä., organisiere Ferienreisen für Kids. Du hast von Kindern die Nase voll, aber du liebst es zu Lehren? Mach eine Hundeschule auf oder biete dich als Reiseführer an. Werde Immobilien-Makler. Trau dir was zu! Lass die anderen quasseln, die dich beurteilen und deinen "richtigen" Weg zu wissen scheinen, pfeif' auf Image-Kram: Du, genau du, gehörst zu den Top-Leuten!



PS: Ich persönlich wage mich in die Selbstständigkeit. In ein paar Monaten erzähle ich euch davon. Falls ich Oma das schaffe, ... 😉

PPS: Daumen drücken!
 
Hallo all ihr Zweifler 🙂

ich habe in diesem Jahr mein Ref beendet und das gar nicht mal so schlecht. Äußerlich jedenfalls. Innerlich hat es mich zerfressen, es war die schlimmste Zeit meines bisherigen Lebens. Eine Stelle habe ich im Anschluss nicht gefunden, habe aber viel bei privaten Schulen gesucht. Ich bin einfach nicht bereit dazu, JETZT in meinem geistig-destruierten Zustand nach dem Ref mich an einer Schule verbeamten zu lassen. Ich will als Angestellte arbeiten. Die Vorstellung von nun an bei einer Schule bleiben zu müssen, mich den Revisionen beugen zu müssen, als Junglehrer wahnsinniges Glück mit der Schulleitung zu haben, als Junglehrer wieder Respekt vor den Kollegen erarbeiten zu müssen, nein nein. Ich bin so froh wieder freie Sonntage zu haben, freie Nächte, freie Abende. Ich habe keine Lust auf einen LEISTUNGSKURSE jetzt, auf den Druck durch das Zentralabitur, auf endlose, sinnlose Konferenzen, auf lange, sinnlose Korrekturnächte-tage-wochenenden. Keine Lust auf Elternabende, Kriechen vor der Schulleitung bis zur alles vergebenden Verbeamtung. Ich will ein Privatleben haben und nicht erst dann, wenn ich verbeamtet bin und meine Ruhe habe. Oder mit Ende 40/50 Sabbatjahre oder genug Routine oder einen schlechten Ruf. Ich will gesund sein und bleiben. Ich habe im Ref Scheiße gefressen und ich habe es noch nicht wieder alles ausgekotzt.

Ich liebe es mit Kindern zu arbeiten, ich liebe es mich mit ihnen und dem was sie brauchen auseinander zu setzen. Probleme mit Kindern oder Schülern hatte ich noch nie, egal wo ich gearbeitet habe. Aber wenn das mal alles wäre in diesem Job...

Ich habe jetzt eine ganz andere Stelle gefunden, arbeite in der Diakonie und habe nach Feierabend nur den Stress, den ich mir selber mache. Natürlich ist das Gehalt bescheiden, die Verträge sind befristet und meine Chefs sind auch nicht immer nett.

Meine (Lehrer)freunde halten mich für wahnsinnig, schwärmen von ihren neuen Autos, Wohnungen, Weihnachtsurlauben mit dem tollen Einstiegsgehalt. Dafür rufe ich sie gerne mal am Sonntag an und frage, ob sie vielleicht Zeit zum Rad fahren haben. Oder am Abend mal spontan ein Bierchen - "ach, du bist am Vorbereiten/Korrigieren/Einarbeiten/Abheften/Nachlesen? Hoffst, dass du um 1 ins Bett kommst? Achso."

Natürlich möchte ich gerne noch weiter kommen als bei dieser Stelle zu verbleiben. Wie es weiter geht, wenn sie mal nicht verlängern, weiß ich auch noch nicht. Aber ich habe bereits die erste Wirtschaftsfortbildung bei der VHS gemacht, lasse mir jede Menge Stellenanzeigen kommen und informiere mich über alternative Berufsbilder und Möglichkeiten. Wer weiß, was nächstes Jahr ist - keine Ahnung. Aber ich werde das tun, was ICH will. Und vielleicht möchte ich ja dann wieder in ein paar Jahren in die Schule, weil ich die Kids vermisse. Aber dann möchte ich willensstark und gesund sein.

Ich wünsche allen, die so wie ich krank, enttäuscht und geschädigt aus dem Ref kommen oder bereits in der Schule sind, und merken, dass sie eine Auszeit brauchen, die Kraft und den Mut sich über Stärken und Schwächen zu informieren. Denn die Kraft, die man dann doppelt braucht um den Job weiter ausfüllen zu können, kann man genauso gut in seine geistige und körperliche Gesundheit stecken.
 
Die Bezahlung und der sichere Beamtenjob
wiegen den täglichen Kampf nicht auf. Außerdem sind die Ferien nicht
so toll wie manche glauben. Man hat nur die Hauptreisesaison zum Urlauben,
wenn alles 3 Mal so teuer und/oder ausgebucht ist.
Wenn Leute hören, dass du Lehrer bist, versuchen sie dir den doppelten Preis
zu berechnen (Lehrer haben vor längerer Zeit tatsächlich sehr gut verdient,
das ist aber heute nicht mehr so).
Nicht nur, dass du jeden Tag mit Kindern umgehen musst (ich beziehe mich auf die
Altersgruppe 9 - 17 J.), die keinen Bock darauf haben, dort zu sitzen und einzig und allein
ihre Energie darin stecken, den Unterricht zu torpedieren und dich als Lehrer abzusägen,
teilweise siehst du in hasserfüllte Gesichter oder sie lachen über dich, der du da vorne
hilflos rumhampelst und sie unterhältst. Auch
musst du mit hirnrissigen Lehrplänen (Regenwald ist in ein paar Jahren
futsch, Polkappen schmelzen blablablubb), dummen Schulbüchern, fehlerhaftem und
unlogischem Unterrichtsmaterial umgehen.
Hinzu kommen Eltern, die am liebsten mit im Unterricht sitzen würden und alles besser
wissen und ihre mit Ritalin ruhiggestellten, fetten, faulen, ständig an Getränkeflaschen
nuckelnden oder mit Pali-Tüchern ausstaffierten
Individualisten, unterstützen, gegen das System zu rebellieren.
Bei den Kollegen findest du keine Unterstützung, fast alle lügen sich die Taschen voll
und glauben selber, dass sie den Job gerne machen um ihren letzten Rest Selbstachtung
zu bewahren. Zu Hause saufen sie dann oder nehmen Tabletten. Hangeln sich von
Ferien zu Ferien und rechnen jedes Jahr ihren Pensionsanspruch aus.
Sie schwadronieren über die Unsinnigkeit von Zensuren "die sagen gar nichts aus",
weil sie es nicht verkraften können, die kleinen Individualisten gegen sich aufzubringen
und eigentlich doch ganz lieb gehabt werden wollen.
Wer besonders schleimt oder gute Kontakte hat, flüchtet sich ins Schulamt oder in
sonst eine Behörde.
Ist es das monatliche Schmerzensgeld wert, sich in so einer Mühle das Leben zu versauen?
 
Die Bezahlung und der sichere Beamtenjob
wiegen den täglichen Kampf nicht auf. Außerdem sind die Ferien nicht
so toll wie manche glauben. Man hat nur die Hauptreisesaison zum Urlauben,
wenn alles 3 Mal so teuer und/oder ausgebucht ist.
Die Bezahlung ist schon gut und der sichere Beamtenjob hat auch was. Und dass man Urlaub eher teuer bezahlt, ist schon richtig, aber mit dem Lehrergehalt kann man sich das leisten. Ich gönne mir das auch wohl 10 Wochen im Jahr - andere Arbeitnehmer können das nicht.

Dummerweise habe ich auch den Eindruck, dass das die einzige Zeit ist, in der ich so richtig lebe (Wie du schon sagst, man hangelt sich von Ferien zu Ferien). Und die Sicherheit des Beamtenjobs relativiert sich auch, wenn man regelmäßig drüber nachdenkt, ihn an den Nagel zu hängen, weil Schule nur noch Irrsinn ist.

Ist es das monatliche Schmerzensgeld wert, sich in so einer Mühle das Leben zu versauen?
Ich gebs zu, ich frage mich das auch. Aber so sicher bin ich nicht bezüglich einer Antwort.

Vielleicht musst du lernen, das Ganze nicht so ernst zu nehmen und es mit Humor zu ertragen. Ich muss das auch noch lernen. 🙂

Wenn bei deinem Unterricht überhaupt nichts mehr rauskommt, was solls, dein Gehalt kommt trotzdem.

Wenn deine Schüler nur noch deinen Unterricht torpedieren wollen, brauchst du dir keine großen Vorwürfe zu machen, wenn bei deinem Unterricht nichts rauskommt. Wozu dann auch vorbereiten? Ruhig stellen und aufs Klingeln warten... Wenn man das perfektioniert, hat man einen Halbtagsjob bei vollem Gehalt. Hauptschüler haben mir berichtet, im letzten Jahr der Hauptschule hätten sie nur noch Karten gespielt.

Aber ich gebe zu, ich hab den Bogen auch noch nicht so richtig raus, was das angeht. Ich versuche noch, wo immer es möglich ist, den Schülern was beizubringen. Und wo das nicht möglich ist, versuch ich es idiotischerweise auch noch.

Allmählich werde ich aber schmerzfreier dabei, zu sehen, dass meine Unterrichtsbemühungen absolut nichts bringen. Wenns dann haufenweise Fünfen und Sechsen gibt, ist es eben so, und wenn ich mit Druck zu billigen Parallelarbeiten und noch billigerer Bewertung gezwungen werde und damit auch völlig ahnungslose Schüler noch versetzt werden, dann ist es eben auch so.

Nur noch wenige Jahre, dann werde ich wohl nur noch Multiple-Choice-Aufgaben in den Klausuren stellen, die man aus dem Fernsehen kennt:

Wer ist Angela Merkel?
( ) Bundeskanzlerin
( ) Germanys Next Topmodel 2013

Was ist die Hauptstadt von Deutschland?
( ) Berlin
( ) London

...

Aber ich fürchte, auch dabei wird es noch Fünfen geben.
 
Hauptschüler haben mir berichtet, im letzten Jahr der Hauptschule hätten sie nur noch Karten gespielt.

bin keine Lehrerin! Ich find schade, daß Schüler, die die Gunst des Lernens und Bilden haben, dies nicht dankbar annehmen. In anderen Ländern wollen Mädchen z.B. liebend gerne zur Schule, dürfen aber ned (Afghanistan).

Eine OFFTOPIC Frage erlaube ich mir:

Nach diesen Ausführungen müßte das Bildungsniveau ja gefallen sein...

...wobei ich mich an die 8/9 Klasse Realschule erinnere...meine Güte...die haben mit Papiertücher rumgeworfen, laut gelacht und weiß der Geier (Lehrerabhängig)...ich war froh, als ich dann endlich in der 11. Klasse sein durfte.

Kind meines Freundes hat auch keine Lust auf Schule. Lernt nie.

Weder Lehrer noch Schüler gehen gerne zur Schule...irgendwie stimmt da doch was ned...

w.
 

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