Psychiater könnte man von mir aus zwar durchaus als "Pillendealer" bezeichnen (no offense, falls "Betroffene" des Berufsstandes hier mitlesen), aber meiner Erfahrung nach bedeutet ein Termin dort nicht zwangsläufig, dass einem Psychopharmaka aufgenötigt werden bzw. du darfst die Einnahme ja begründet verweigern, ohne gleich als renitent dazustehen - sofern es sich um einen anständigen Arzt handelt. Davon unabhängig kann ich dein generelles Unbehagen bzgl. Tabletten gut nachvollziehen (ich hab ausgehend von meinem Klinikaufenthalt diverse "ausprobiert" und mir haben sie eigentlich nie wirklich geholfen...ist aber bei jedem anders, also keine Pauschalkritik meinerseits).
Als Soziophobiker und pathologisch selbstunsichere Person mit ausgeprägter Redehemmung und Minderwertigkeitsgefühlen fiel es mir gerade anfangs schwer, überhaupt mein Anliegen beim Psychiater halbswegs entschieden darzulegen, obwohl der Leidensdruck sehr groß war. Das soll dich, Los Angeles, aber bitte nicht weiter abschrecken, ich beziehe damit eher Stellung gegen gewisse User hier, die auf sehr kontraproduktive und auch unempathische Weise Verurteilungen austeilen, nur weil sie nicht verstehen können, wieso manch einer Schwierigkeiten hat, seine eigenen Behandlungsansprüche durchzusetzen.
Bei mir ging der Krankschreibung eine relativ lange Behandlungsgeschichte mit Psychotherapeuten, Hausärzten, Psychoklinik, ambulante Krankenhausuntersuchungen, einem niedergelassenem Psychiater voraus. Demzufolge wurden über die Jahre Dokumente zwischen einem Teil der Beteiligten ausgetauscht und es war ein gewisses Vorwissen über Diagnosen etc. vorhanden. Ein Attest habe ich bspw. vom Psychologen bekommen. Krankgeschrieben im Sinne einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hat mich letztendlich dann aber mein Hausarzt. Er kannte meine psychische Befindlichkeit und Entwicklung von allen Beteiligten wohl am wenigsten, aber ich habe ihm einfach meine Situation erläutert und dann gebeten, mir eine AU auszustellen, um vom Amt nicht mit zusätzlichen Belastungen behelligt zu werden. Auf inhaltliche psychische Einzelheiten bin ich glaube ich gar nicht eingegangen, habe aber meine allgemeine Überforderung und Ängste erwähnt und die Behandlung durch Psychologen/Psychiater. Auf der AU, ich habe später zuhause nachgeschaut, hatte er das Kürzel für affektive Störungen/Depressionen eingetragen, ohne dass ich das explizit ansprach. So genau wird das nicht immer genommen, entscheidend ist wohl, dass es die Psyche betrifft, zumal der Geist eine komplexe Sache ist und viele Personen mehrere Diagnosen bekommen. Besagter Hausarzt stellt sich jedenfalls nicht quer, wenn es um Krankenscheine geht.
Ich kann dir also nicht genau aufzählen, was du alles sagen müsstest, um das Papier garantiert zu bekommen; ich kenne zudem deine genaueren Umstände nicht. Zunächst müsstet du dir selbst noch mal klarmachen, was deine wirklichen Probleme sind und welchen Einfluss sie auf deine Arbeitsfähigkeit und den Alltag haben (Beispiele: Fühlst du dich niedergeschlagen, matt und energielos, dass du oft nicht mehr aus dem Haus kommst? Hast du Ängste/Panikattacken, wenn du in der Öffentlichkeit/unter Menschen/am Arbeitsplatz bist? Hast du starke emotionale Ausbrüche, die du nicht kontrollieren kannst?).
Versuche jedenfalls so gut es geht und auch wenn es schwer fallen mag, dem Arzt die Dringlichkeit deiner Lage klar zu machen. Und falls es "Symptome" sind, die sich nach deinem Ermessen zumindest einem Allgemeinmediziner irgendwie schwer vermitteln lassen oder dir sehr unangenehm sind, könntest du ja immer noch sagen, dass du nun extrem deprimiert seist, total antriebslos, überlastet, hoffnungslos, Schlafstörungen hast, dich null die Arbeit konzentrieren kannst. Bei depressiven Phasen sollten ja in der Regel solche oder ähnliche Erscheinungen vorhanden sein.