- Asperger-Syndrom war nur eine milde Form von Autismus (korrigiert mich wenn ich falsch liege). Autisten wie Findefuchs sie beschreibt sind Extrembeispiele. Asperger war viel subtiler und schwierig zu erkennen, gerade bei Erwachsenen.
Ich würde die Aussage gerne korrigieren, bzw. ergänzen wollen: auf meiner Arbeit hatte ich speziell mit Frühkindlichen Autismus UND Asperger Autismus zu tun. In den verschiedensten Ausprägungen. Man sagt zwar, dass Asperger oft die "mildere Form" haben, aber pauschal kann man das nicht sagen und ich habe auch ausgeprägtere Fälle von Aspergern erlebt und mit ihnen gearbeitet.
Auch würde ich nicht sagen, dass Asperger meistens oder immer subtiler, bzw. schwieriger zu erkennen sind. Wenn man in dem Bereich dahingehend gearbeitet hat und Fachwissen erlangt hat (z. B. durch Fortbildungen, Ausbildungen etc.), dann gibt es durchaus Merkmale, die hervorstechen - auch bei Aspergern. Und das sind ebenfalls Merkmale, die Außenstehenden auffallen und nicht selten zu Problemen führen. Ich habe Asperger kennengelernt, die waren wie aus einem "Lehrbuch" für Autismus, dann wiederum welche, bei denen war das durchaus sehr subtil. Es kommt immer auf die Ausprägungen an, wie ein Autist gefördert wurde (oder eben nicht) und wie sein enges Umfeld damit umgeht. Und auch, ob man einen Autisten vor sich hat, der für sich versucht, Verhaltensweisen anzunehmen, die für Leute ohne Autismus gängig und "normal" sind, aber nicht den eigentlichen persönlichen Eigenschaften und Eigenarten des Autisten entsprechen. Ich habe das sehr öfters erlebt, dass Autisten versucht haben, das Verhalten, die Gestik und Mimik von anderen zu kopieren und einzustudieren oder sich zu merken, was von ihnen ihrer Ansicht nach erwartet wird, damit sie nicht negativ auffallen.
Es müsste rein theoretisch möglich sein, durch einen Brain-Scan Autismus zu diagnoszieren.
https://www.spiegel.de/wissenschaft...raet-autismus-binnen-15-minuten-a-711302.html
Und gleichzeitig auch problematisch, wie dieser Artikel gut erklärt:
https://www.spektrum.de/news/wie-autismus-sich-im-laufe-des-lebens-veraendert/1422016
Würde ich sagen, dass Autismus eine "Gefühlssache" ist, d.h., wenn man sich halt so fühlt wie ein Aspie, dann ist man höchstwahrscheinlich auch einer! Was ich damit meine ist, dass man Autismus nicht einfach objektiv nach verschiedenen Kriterien diagnoszieren kann, sondern es mehr um das Gesamterlebnis des Betroffenen geht.
Ja schon, aber Autismus ist halt rein objektiv betrachtet eine neurologische und kognitive Sache. "Gefühle" sind hierbei riskant, weil man müsste Vergleiche ziehen können: wie fühlt sich ein Autist, wie jemand ohne Autismus? Und man müsste komplett zu 100% ausschließen können, dass es nicht einfach eine Verlagerung anderer Probleme ist (allgemeine soziale Schwierigkeiten, Unsicherheit usw.) und man für diese Probleme nicht einfach Autismus als Erklärung hernimmt. Ich finde es immer schwierig, wenn Laien beurteilen wollen, ob sie Autismus haben oder nicht. Oder denken, sie können das. Um es mal doof zu sagen: was hindert die Betroffenen denn daran, einfach zum Psychiater zu gehen und fertig? Dann haben sie ihre Diagnose oder nicht. Und wissen, ob sie Autisten sind oder nicht. Aber diese häufigen Aussagen "Ich bin bestimmt Autist, ich brauche keine Diagnose" finde ich persönlich fragwürdig, unverständlich und wenig nachvollziehbar. Es geht bei einer offiziellen Diagnose nicht nur um eine eindeutige Abklärung, sondern auch um Förderungen und Unterstützung, die einem zustehen und die man je nach Fall auch annehmen sollte.
Vor allem habe ich erlebt, dass sich Aspies untereinander erkennen können. Das heisst, wenn du dich zu anderen Aspies hingezogen fühlst oder diese eine magische Wirkung auf dich haben, könnte es durchaus sein, dass du Autist bist.
Die Betonung liegt auf "Könnte" - muss also nicht. Überwiegend ist das wieder Spekulation. Ich denke, dass viele Autisten einfach manchmal zu anderen Autisten eine Art Verbundenheit fühlen, weil sie ähnliche Verhaltensweisen an den Tag legen und Autisten mehr darauf achten, weil sie selbst davon betroffen sind.
Und dann wieder die Frage: Wenn das so wichtig ist, ob man Autist ist oder nicht, warum geht man nicht zur offiziellen Diagnoseerstellung? Sondern spekuliert lieber?
- Habe gerade in Wikipedia gelesen, dass es die Diagnose "Asperger-Syndrom" gemäss DMS-V gar nicht mehr gibt 😕!
Dass es jetzt nur noch Autismus allgemein gibt und dort innerhalb von verschiedenen Schweregraden gesprochen wird.
Du meinst die DSM-5 Diagnosekriterien. Das liegt allgemein die Kriterien und Punkte fest, damit eine Autismus Spektrumstörung vorliegt (ASS). Hierbei wird auch in Schweregrade eingeteilt. Weil es schwerere und leichtere Formen von Autismus gibt. Das wurde in der Tat überarbeitet: Vorher wurde in Frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom und atypischer Autismus eingeteilt. NEU ist jetzt, dass wirklich nicht mehr unterschieden wird, welche Form von Autismus vorliegt. Es ist jetzt quasi eine einzige Diagnose für alles. Das liegt daran, dass Autismus erst seit einigen Jahren intensiver erforscht wird und heute viel mehr dazu gewusst wird, als der ursprüngliche DSM-5-Katalog angelegt wurde.
Autismus ist jetzt neu eine "Neuronale Entwicklungsstörung". Auch hat man die Bereiche "soziale Interaktion" und "soziale Kommunikation" zusammengelegt und zu einem Kriterium gemacht. Was ich sinnvoll finde, da du beides nicht voneinander trennen kannst und beides miteinander einhergeht.
Allgemein wurden noch mehr Kriterien für die Diagnose geändert und überarbeitet. Das betrifft auch die Einteilung der Schweregrade, die verändert wurden.
Zusätzlich ist die Diagnose "Soziale Kommunikationsstörung" dazugekommen. Die kein Autismus ist.