Ich führe seit 7 Monaten eine Beziehung mit einer Borderline Frau.
Schon anfänglich war sie sehr fordernd und einengend und das gerade bei mir, als doch sehr freiheitsliebender Mensch. Sie ist Lehrerin, gebildet, sehr hübsch, nie um eine Antwort verlegen, wirkt auf den ersten Blick sehr gefestigt, nimmt kein Blatt vor den Mund und wirkt anziehend auf Männer.
Wir hatten anfänglich übelsten Streit, da sie anfing mich zu vereinnahmen, wollte dass ich die Dinge so mache, wie sie die Dinge sieht. Darüber hinaus war schon ca 6-7 Mal Schluss gewesen nach heftigen Streits. Ich hatte das jedesmal beendet, da ich nicht mehr konnte. Sie kam immer wieder wie ein kleines Kind an und machte Klingel, SMS und Telefonterror. Sie drohte sich umzubringen und trank dann viel Alkohol. Ritzen tut sie sich allerdings nicht und tat es noch nie. Manipulation und Lügen standen auf der Tagesordnung. Ich habe Dinge raus bekommen, die ich nie für möglich gehalten hätte, dachte nie dass sie in manchen Dingen so lügt. Borderliner beherrschen das perfekt! Auch das Auftreten bei fremden Menschen ist absolut schauspielreif und perfekt.
ich war ziemlich am Ende und war jeden 3. tag fest entschlossen jetzt endlich zu beenden, da spätestens nach dem 3. Tag wieder Stress anstand. In den "guten" Tagen herrschte oft eine innere Spannung in mir und ich wartete eigentlich nur darauf dass es wieder losging. Unser Liebesleben ist absolut super, das passt zu 100% und wir sind beide sehr zufrieden damit.
Wir hatten schon endlose Gespräche über das Borderlineproblem, (Sie ist auch seit 2 Jahren bei einem Psychologen) und ich habe das Gefühl dass es langsam besser wird. Ich muss auch dazu sagen, dass ich ihr ganz klare Grenzen aufgesetzt habe und nicht alles mit mir machen ließ und Probleme auch mal auf mich bezogen habe, das hatte sie total irritiert, hatte sie den Freuden vorher doch öfters die Hölle heiß gemacht und die Dinge kontrolliert. Auch ist es etwas besser geworden, als sie die Diagnose bekam. Obwohl der Psychologe nicht gerne dieses Wort in den Mund nimmt, hatten wir doch einen Anhaltspunkt wo wir ansetzten konnten.
Sie wird im Laufe des Jahres eine Therapie beginnen, finde es große Klasse das sie das macht, denn ich denke dass es der erste Schritt ist vielleicht irgendwann einmal mit diesem Problem umgehen zu können, ganz weggehen wird das wohl nie. Aber das Alter spielt ja auch eine Rolle und kann helfen mit der Zeit. Sie ist übrigens 37, ich 43.
Eben waren wir, nach gestrigem tollen Tag, wieder etwas aneinander geraten, da sie mich im Restaurant vor anderen Leuten bloß gestellt hatte, wegen einer Banalität, die ihr nicht passte. Sie hatte dann laut geredet am Tisch und hat mich wie ein Kind behandelt, ich musste mich wieder mal total beherrschen. Aber die Streits eskalieren nicht mehr so, da sie sich etwas mehr beherrscht und ich gelassener geworden bin und mit manchen Situationen besser umgehen kann wie am Anfang. ich wollte immer dagegen argumentieren bei Dingen von ihr, die total sinnlos und unrealistisch sind, aber habe das aufgegeben, da sie es ja so sieht. Es sind Tatsachen für sie und es ist real, das ist sehr schwierig manchmal. Sie macht es nicht extra! Sie will mich nicht kränken! Sie hatte vorher starken Stress mit einem Schüler gehabt und war nicht gut drauf, das hatte ich schon bemerkt. Sie kann mit negativen Dingen schlecht umgehen, das zieht sie total runter. ich versuche dann ruhig mit ihr zureden und gehe auf sie ein.
Vielleicht ein paar Tipps an Borderline-Partner die ich geben kann und die auch etwas Erfolg hatten:
-Nimm niemals etwas persönlich wenn du merkst sie/er ist schlecht drauf und hat ihre Phase!
-Setze ihr/ihm klare Grenzen.
-Behandele sie/ihn nicht wie einen Kranken, sondern gestehe auch mal selber Fehler ein, die man mit Sicherheit auch begeht. Auch wenn der Borderliner alles viel extremer sieht und starke Gefühlsschwankungen hat, ungerecht ist usw, liegt manchmal die Schuld auch an einem selber, wie ich festgestellt habe.
- Rede mit ihr/ihm über das Problem, erst wenn es wieder ihr besser geht, sie ist dann einsichtig
- Rede mit ihr, wenn es ihr gut geht über eine Therapie, denn die ist unumgänglich.
- Glaube niemals dass du sie heilen kannst, du kannst es nicht, du kannst ihr nur beistehen und erreichen dass sie Rücksicht auf dich nimmt.
-es versteht sich von selbst dass Gewalt natürlich nichts in einer Beziehung zu suchen hat, auch nicht in einer Borderlinebeziehung. Die Nerven sind manchmal extrem gereizt, trotzdem versuche immer besonnen und vorausdenkend zu reagieren.
-lass dich nicht manipulieren, sie will so Macht über dich, lebe dein Leben, aber komme ihr entgegen.
-Gib soviel Liebe wie du nur kannst und mache ihr ab und zu mal kleine Geschenke, sie brauchen viel Aufmerksamkeit.
-gehe nicht darauf ein wenn sie dich eifersüchtig machen will, das machen sie übrigens sehr gerne, auch da könnte sie wieder Macht über dich bekommen.
-Gönne dir Pausen und tanke wieder Kraft!
-studiere diese Krankheit in und auswendig und du wirst viele Dinge mit anderen Augen sehen.
Ich kann nur sagen, es lohnt sich, diese Menschen sind etwas besonderes und haben einen unglaublichen Tiefgang in ihrer Seele, so wie eine Sensibilität, die man selten findet.
Ich werde weiterhin zu ihr stehen, weil ich sie Liebe. Ich liebe das was hinter ihrer Fassade ist, hinter dem ganzen Schauspiel, hinter ihrem Schutzschild und Panzer.
Aber ich nehme sie so wie sie ist (ohne mich aufzuopfern) als einen vielleicht etwas anderen Menschen, der mir auch gezeigt hat, wo es bei mir nicht ganz stimmt....
Und jetzt noch ein Satz, den ihr Psychologe gesagt hat, wo ich mal mit war:
"Die Liebe kann viel richten"
In diesem Sinne und liebe Grüße
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