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Desillusioniert im/vom Traumberuf

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
Ich weiß nicht ob es dir hilft, weil es sehr abstrakt ist, aber ich glaube jeder Beruf ist etwas anders als man ihn sich vorstellt und man muss Kompromisse machen.

Ich wollte in meine Jugend Architekt werden. Meine Vorstellung war, dass ich Gebäude entwerfe.
In der Praxis entpuppte sich der Beruf sehr baulastig. Man musste erst ein Praktikum auf dem Bau machen und startete dann als kleiner Bauzeichner, der nicht kreativ tätig sein durfte sondern einfach nur das umsetze, was der Chef wollte. In meinem Praktikum zeichnete ich über Tage Fensterrahmen....

Insofern hat man gewiss auch als Lehrer bestimmte Erwartungen, landet aber oft nicht an einer Schule, bei der man genau das unterrichten kann, was man will und nicht alle Schüler besonders toll sind. In der Praxis merkt man dann vielleicht, dass 30 Schüler in einer Klasse ein richtiger Flohzirkus sind und die Vermittlung von Wissen nur ein Teil der eigentlichen Arbeit ist. Vor allem wenn man erst in einen Beruf einsteigt, ist es schwer.

Dennoch: Lehrer ist ein guter Beruf und auch gut bezahlt. Du hast ein abgeschlossenes Studium und ich glaube du wirst keine Probleme haben eine andere Stelle an einer anderen Schule zu finden wenn es dir aktuell so garnicht gefällt.
Österreichige Lehrer werden bei weitem nicht so wie ihre deutschen Kollegen bezahlt.
Der Aufwand mit Studium und arbeitdprofil steht da in keinem Verhältnis zum Schmerzensgeld
 

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
Ich habe an Grund, Mittel und Berufsschulen unterrichtet und an allen war es für studierte Lehrer üblich, fachfremd zu unterrichten.
Nur die Fachlehrer wie Hauswirtschaft, Werken oder auch Sport, Informatik oder Kunst und die beruflichen Meister waren da nicht dabei.
Aber Erwachsener mit Abitur und Studium?
Der ist dran. Für alles.
Übrigens erfahren das weder die Schüler, noch deren Eltern.

Meine Erfahrungen bzw Resümee, mal unreflektiert
- lerne das Fach nach. Mit Youtube Videos und Kursen an Unis im Fernstudium, sonst bist du für die Schüler langfristig Futter. Du brauchst den Überblick und je ungebildeter und geistig unflexibler der Schüler ist, desto besser muss der Lehrer sein, sonst kannst du die ganzen kruden gedanken der sus nicht nachvollziehen und ihnen nicht helfen. Der Lehrer ist grundsätzlich immer schuld,
Du musst deswegen jederzeit aufzeigen können, dass Du weißt, wovon Du redest.

- nicht jede Altersstufe ist für alle Lehrer geeignet, ich habe selbst Kids l und pazenkindet, Neffen und Nichten etc,, war auch in der gemeindearbeit, aber nach dem Einsatz als Lehrer in Grund und mittelachule kann ich mit Kids nichts mehr anfangen
- ich habe in deiner Situation gemerkt, dass ich zu jemanden wurde, der ich nicht sein wollte
Habe angefangen, die Arbeit zu schwänzen und wurde den Schülern gegenüber innerlich aggressiv.
Nach außen hatte ich einen guten Job gemacht, war Verztauenslehret , bekam immer viel geschenkt, war erste Wahl wenn es um wandertage ging, wurde auf Abschlussfeiern gelobt etc.
Aber innerlich habe ich nur noch abgekotzt.
Es war eine seltsame Mischung aus emotionaler über - und unterforderung.

Ich habe die reissleine gezogen, nachdem mir schon der Anblick von Kids auf der Straße im Alter meiner sus den Blutdruck hoch getrieben hat

Das kannst du im Moment nicht.

Was kannst du tun?

- fachlich besser werden
- in der Schule Funktionen übernehmen, auf dass dein stundenkontigent schrumpft
- parallel auf Stellen bewerben, welche eine andere Altersstufe bedienen, um evtl so wieder zum Beruf zurück zu finden
- Bewerbung bei Abteilungen des Kultusministeriums, weiss nicht, wie das in Österreich heisst bzw welche Dienststellen für was verantwortlich sind
- Bewerbung an Uni als wissenschaftlicher Mitarbeiter, z. B. Lehrerausbildung
 
Zuletzt bearbeitet:

kasiopaja

Urgestein
Hallo liebe Community,
ich brauche jetzt dringend jemanden, der mir zuhört und vielleicht Ähnliches durchmacht/durchgemacht hat... Ich bin derzeit echt verzagt. :-( Gleich vorweg: Ich bin weiblich, noch 31 Jahre (in zwei Wochen 32) und aus dem östlichen Teil Österreichs. Das vielleicht zu meiner Person, ob es großartig zur Sache dient, weiß ich nicht, dennoch wollte ich es erwähnt haben...

Ich habe vor mittlerweile vier Jahren mein Lehramtsstudium für "Italienisch" und "Geschichte und politische Bildung" an der Universität erfolgreich abgeschlossen, uff, da merkt man erst, dass die Zeit definitiv nicht stehenbleibt, und ich bin seit Dezember letzten Jahres, 2023, in einer Mittelschule als Lehrerin tätig. Davor habe ich mein berufliches Dasein in schulischen Nachmittagsbetreuungen, also Horten, und in einem Jugendbildungszentrum (=> Berufsorientierung für junge Menschen) gefristet. Ich war so froh, dass sich Ende 2023 endlich eine Lehrer-Stelle ergeben hat, so lange habe ich darauf gewartet, ich habe ja doch 6,5 Jahre studiert und kann endlich in die Schule den Kids Wissen vermitteln, meiner Leidenschaft nachgehen - kurz gesagt: meinen Traumberuf ausüben - ich wollte schon seit Kindheitstagen Lehrerin werden, nicht ohne Grund habe ich oft und viel Nachhilfe gegeben, mit meinen Geschwistern Schule gespielt, ich bin die geborene Lehrerin... Das haben mir nicht nur meine Kids, sondern auch meine Lehrer*innen aus Schulzeiten mehrmals bestätigt à la: "Na, wenn die keine Lehrerin wird, wer soll es sonst werden?!"

Wait, what?! Jetzt bin ich also in der Schule, in einer Mittelschule, gelandet und darf Englisch und das verpflichtende Wahlpflichtfach Naturwissenschaften, im folgenden mit Nawi abgekürzt, unterrichten. Gut, Englisch geht ja noch, ist zwar nicht die Sprache, die ich studiert hatte (Italienisch wäre mir lieber, aber ja, ist halt so), aber da ich nie schlecht darin war, kann/konnte ich mich damit gut arrangieren. Aber Nawi?! Nawi habe ich selbst immer, na ja gehasst würde ich nicht sagen, aber geliebt habe ich es auch nicht - es war ok. Jetzt darf ich es unterrichten, jetzt darf ich vertiefende Inhalte zu Bio/Chemie/Physik frechen, pubertierenden, respektlosen Kids beibringen, deren Eltern ich gar nicht kennenlernen möchte - zu viele Schauergeschichten gehen im Lehrerzimmer um... Warum ich nicht meine zwei gelernten Fächer unterrichten darf? Na ja "Italienisch" wird bei uns nicht angeboten und für "Geschichte" gibt es zu viele Kolleg*innen... Außerdem ist es, zumindest bei uns in Österreich so, dass du in Mittelschule alles quer Beet unterrichten darfst, sollst, MUSST!

... und was ist jetzt mit mir los?! Tja, das wüsste ich gerne. Ich bin irgendwie unzufrieden, verzweifelt und gleichermaßen down, weil ich einfach das Gefühl habe, ich bringe den Kids nicht wirklich was Vernünftiges bei, ich bin dem Ganzen nicht gewachsen, weil ich ja doch fachfremd bin, was die Kids natürlich auch checken: Erst kürzlich durfte ich mir wieder pampige Antworten anhören. Natürlich gehen grad bei den Kids die Hormone durch, das ist das Alter, wir waren alle mitsamt nicht anders, eh klar, aber dennoch fressen mich die Selbstzweifel auf, und das obwohl ich noch nicht mal ein halbes Jahr im Schulleben bin ... Wie soll das weitergehen? Wird das besser? Ich will eigentlich nicht schon jetzt auf's Aufgeben denken, da ich mir irgendwie auch denke: "Hey, come on, es ist mein erstes Dienstjahr. Das ist okay. Ich bin sicher nicht die Einzige, der es so geht/ging" Aber dann gibt es wieder so Tage, wo ich mir denke "Ich war schon ein naiver Idiot, hätte ich doch was Anderes studiert und meine Leidenschaft, das Unterrichten, hätte ich beim Nachhilfe geben bleiben sollen..."

.... und jetzt? Jetzt sitze ich da, vor meinen Schulsachen, die ich eigentlich für morgen vorbereiten sollte, bin aber gerade viel zu sehr emotional, um irgendwas vernünftig vorzubereiten, geschweige denn zu planen... ich schreibe lieber in ein anoymes Forum meinen Frust/meine Emotionen... Ach herrje...

Danke für's Zuhören und für etwaige Mutmach-Sprüche oder sonstiges.

La silenziosa
Dann gewöhne Dich an Die Realität.
 

Blaumeise

Sehr aktives Mitglied
Ich denke, du wächst da schon irgendwie rein. Mit der Zeit gewöhnst du dich an die neuen Aufgaben und die Arbeit wird dir dann auch leichter von der Hand gehen. Und irgendwann wird es sich schon ergeben, dass du deine bevorzugten Fächer unterrichten kannst. Bei Italienisch weiß ich jedoch nicht, wie gefragt das bei euch ist. In D spielt Italienisch jedoch so gut wie keine Rolle, meines Wissens nach. Da sind es eher Englisch, Französisch, Spanisch… in Ostdeutschland auch noch Russisch, Polnisch und Tschechisch.
Vielleicht ist es sinnvoller, wenn du dich statt auf Italienisch auf ein anderes Fach spezialisierst.
 

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