Hallo Natascha. leider kann ich mich zu 100% in dem was du da geschrieben hast wieder erkennen. Mich und auch meine Familie und Verwandschaft.
Wenn ich das ganze nach dem was du geschrieben hast richtig einschätze, ist das so eine Eisberg-Situation. Du oder eher dein Freund seid euch nur der Spitze des Eisbergs bewusst. Aber das was all die Probleme verursacht liegt tief unter der Oberfläche verborgen, oft unbewusst. Und deswegen ist es wohl auch so schwierig darüber zu sprechen und das könnte auch einer der Gründe sein, weshalb sich bei euch da nichts tut.
Ich glaube du hast es selber schon erwähnt. Dieses Wort "dynamik". Denn wenn ich es richtig deute, dann ist dein Freund in einer dysfunktionalen Familiendynamik groß geworden. Und in solch einer Familie ist emotionaler Missbrauch (Gaslighting, Triangulation, Silent Treatment) an der Tagesordnung und vielleicht sogar noch anderes.
Und in solchen Familien ist es üblich, das jedes Mitglied eine ganz bestimmte Rolle zu spielen hat.
Da gibt es das autoritäre Oberhaupt der Familie, oft ein Narzisst bzw. "verdeckter" Narzisst. (google das mal)
Dann den Ermöglicher, meistens der Partner des Narzissten, der die Illusion die der Narzisst von sich selber hat stützt und den emotionalen Missbrauch den er (oder sie) an den anderen Familienmitgliedern deckt (durch aktives wegschauen zum beispiel).
Dann das goldene Kind, das nichts falsch machen kann und dem alle aufmerksamkeit zuteil wird.
Und dann das schwarze Schaf der Familie oder auch der Sündenbock. Der all den Mist für den die Familie nicht bereit ist die Verantwortung zu übernehmen abbekommt.
Und der Sündenbock wird in seiner Kindheit (und auch später) oft mit einem Bild von sich konfrontiert, das nicht seiner Selbstwahrnehmung entspricht. Das kann heißen das der Sündenbock unter umständen sein ganzes leben lang damit beschäftigt ist, sich gegen dieses Bild das seine Eltern/Familie ihm konstruiert haben, zu wehren. Und dafür wird er abgestraft. Wieder und wieder. Bis er sich entweder selbst aufgibt oder daran zu grunde geht.
Es kann sein, und das ist sehr wichtig, das Kinder die so etwas durchlitten haben im Erwachsenenalter unter Zwängen oder Süchten leiden (Alkohol, Drogen, Pornographie) um den Schmerz den sie erlitten haben zu betäuben. Aber es muss nicht so sein. Es kann auch andere Wege geben diesem Schmerz zu verarbeiten. Sich ihm zu stellen zum Beispiel. Ich glaube das ist das was dein Freund getan hat.
Und wenn ich das so lese: Vater gestorben, Schwägerin macht ärger, will die (Schwieger)Mutter los werden. Dann bekomme ich so das Gefühl, das sich die Machtverhältnisse in seiner Familie verändert haben und das seine Schwägerin jetzt das Zepter übernommen hat und in seiner Mutter Konkurenz sieht, die sie los werden möchte um das Haus für sich alleine zu vereinnahmen.
Also die Schwägerin ist der neue Narzisst. Der Bruder der neue Ermöglicher, und dein Freund und seine Mutter die Sündenböcke. Und dein Freund versucht seine Mutter nun davor zu beschützen, weil er sich all dessen vielleicht mit der Zeit bewusst geworden ist. (Da ich ja nicht weiß was er dir sonst noch so alles erzählt hat)
Seine Mutter wird wohl früher die Ermöglicherin gewesen sein und den emotionalen Missbrauch durch den Vater an ihm mit gedeckt haben. Was eventuell eine Erklärung für die unterkühlte Atmosphäre gewesen ist, als ihr spazieren wart?
Er hasst sie vielleicht für das was passiert ist, hätte am liebsten den Kontakt abgebrochen, was du ja auch geschrieben hast. Um sich selber zu schützen. Aber jetzt wo sie alleine ist, der Schwägerin quasi ausgeliefert, bringt er es nicht übers Herz sie allein zu lassen.
Dein Freund kämpft einen Kampf den er nicht gewinnen kann.
Den Schwerpunkt darauf zu legen ob er ein Muttersöhnchen ist oder nicht, oder auf deinen/euren Umgang mit dem Sex, sind meiner Meinung nach falsch. Dafür können einfach zu viele relevante Details nicht bekannt sein, an die du schlicht nicht gedacht hast.
zugegeben ich kann auch mit all dem komplett Falsch liegen. Aber es kommt mir extrem bekannt vor. Leider.