Hallo Lostlife,
ich war früher regelmäßig in Gruppen für Angehörige von Alkoholikern oder Erwachsene Kinder aus alkoholkranker Familie. Dort lernte ich auch einige Leute kennen mit sehr ähnlich abstrusen Erlebnissen...
Für mich war es wohl Glück, mit ca 8 Jahren vom Jugendamt zu den Großeltern gebracht worden zu sein. Aber auch dann lief es leider nicht nur gut. Es war aber gut, nicht mehr dieses Leid und diesen Irrsinn mit erleben zu müssen.
Besuche in der geschlossenen Psychiatrie oder auf der Intensivstation um meine Mutter zu sehen kenne ich auch aus der Kindheit.
Ich glaube über all das offen zu reden hilft enorm.
Ich kann nur jedem solche Selbsthilfegruppe ans Herz legen.
Dort sind Menschen die genauso durch das Trinken der Eltern in ihrem Inneren tief verletzt und verunsichert wurden.
Mir geht es auch heute noch oft so, das ich meine mich muss jemand retten
Das wird wohl auch bei dir ein grundlegendes kindliches Bedürfnis sein, das nie gestillt wurde.
Mit Alkoholismus aufgewachsen zu sein, hinterlässt Spuren.
Ich beschreibe es oft damit, das man eine andere Sprache gelernt hat.
Man kann die Sprache des Alkoholismus.
Diese ist einem vertraut und nicht selten versteht man sich mit Menschen die diese Sprache auch können schnell gut. Das ist wie der Spruch, verbrannte Kinder finden sich.
War bei mir bisher meistens der Fall. Ist mittlerweile auch nicht mehr schwer, jeder kennt jemanden der ein Brocken dieser Sprache kann.
Nachteilig ist, das man sich natürlich auch erneut zu Alkoholikern hingezogen fühlt.
Aber man kann lernen diese Sprache nicht zu benutzen, also nicht mehr danach zu leben. Sie zu erkennen ist ok, nur sich darauf einlassen, sollten man lernen zu vermeiden.
Das ist der Horror den du los werden willst. Dieses typische Denken des Angehörigen eines Alkoholikers. Dieses Denken, bist nicht Du.
Meine ersten Bücher zu dem Thema waren. "Nur für heute" und vom "Überleben zum Leben."
Finde auch du hast den Text gut verfasst. Es auszusprechen ist noch mal etwas anderes. Dann erst merkt man wie nah man es an sich heran lässt, was einen stark belastet oder was nicht mehr so schlimm für einen ist.
Ein guter Schritt von dir, das alles mal aufzuschreiben, es dir anzuschauen und zu fühlen.
Bewertungen helfen nicht viel. Habe ich auch lange Zeit gemacht.
In der Art, warum hat keiner geholfen, warum lief vieles so schief.
Hilft dir im Nachhinein nicht weiter. Es stärkt nur das Gefühl der Hilflosigkeit finde ich.
Ich habe dann eher geschaut, wo hatte ich denn Glück. Zb das keiner der zahllosen fremden Liebhaber meiner Mutter sich an mir vergriffen hat. Oder das meine betrunkene Mutter mit uns Kindern im Auto keinen schweren Unfall hatte usw. Da hätte sie vieles noch viel blöder laufen können.
Glück gehabt... trotz allem.
Ich war dann auch mit 24 in einer psychosomatischen Reha.
Aber viel mehr hatten mir die anschließenden Selbsthilfegruppen geholfen.
In so einer Reha geht's halt nicht um Alkoholismus und die Auswirkungen bei Angehörigen. Diese Therapeuten verstehen einen nicht, das war mein Eindruck. Leute die ähnliches durch hatten und sich da raus kämpfen, meist schon.
Aber evtl wurde da mittlerweile ja nach gebessert.
Ich würde dennoch nicht zu sehr auf irgendwelche Institutionen hoffen.
Es gibt hingegen ganz tolle Fachliteratur, durch die du vieles, vor allem dich selbst, verstehen wirst. Das kann dir kein Therapeut in ein paar Sätzen vermitteln.
Naja Schritt für Schritt, nicht alles auf einmal. 😉