Tom_Vienna
Mitglied
Je mehr Frust sich bei mir anstaute, desto mehr achtete ich auf Andere. Ich sah wie alle um mich herum fest im Leben stehen... mit Haus/Wohnung, Frau, Kind und Beruf. Ich war neidisch, keine Frage. Man hörte immer von Veränderungen.... bei jedem passierte immer etwas. Nur ich hatte das Gefühl, ich stehe auf einen Fleck.
Ich hatte nie etwas Interessantes zu erzählen... Wovon denn auch ?! -Den gescheiterten Vorstellungsgesprächen !?
Immer mehr kam ich mir wie der Versager vor. Dazu kamen Sticheleien, die ich Anfangs noch mit Humor genommen habe... mittlerweile sind Aussagen wie "Kann ja nicht jeder ausschlafen so wie du" oder "Hat ja nicht jeder soviel Freizeit wie du." ein Schlag in den Magen.
Bei mir ist es wirklich ganz genauso wie bei dir, deine Zeilen könnten auch von mir stammen. 🙁
Ich habe das Gefühl, dass alle, aber wirklich alle ständig Fortschritte machen, während ich mich nicht vom Fleck rühre oder sogar Rückschritte mache. Unlängst habe ich sogar auf die Teilnahme bei der 30er-Feier von einer guten Freundin verzichtet (obwohl die bisherigen 30er in unserer Clique immer groß gefeiert wurden), da ich mir einfach das nervige Gequatsche von den anderen Leuten (jeder hat einen Job, jeder verdient gut, jeder führt eine glückliche Beziehung, jeder fährt im Sommer in den Süden usw.) nicht anhören wollte.
Auch ich durfte mir schon von meinen „Freunden“ so nette Kommentare anhören. Ein Freund, der sehr gut verdient, beschwerte sich unlängst, dass der Unterschied zwischen seinem Netto- und Bruttoeinkommen so groß ist und er so viel € an die Sozialversicherung und an das Finanzamt abliefern muss. Und dann meinte er: „Tja, und damit finanziere ich Leute wie dich.“
Den Witz mit dem Ausschlafen kenne ich auch...
Schön wär’s, wenn ich mal ausschlafen könnte. Ich schlafe oft erst weit nach Mitternacht ein, da ich einfach zu viel über alles nachdenke und oft sehr lange wach im Bett liege. Und meistens bin ich auch schon gegen 6 Uhr morgens wieder munter und kann nicht mehr weiterschlafen, weil mich meine Situation so sehr beschäftigt. Dann trinke ich erstmal zwei Tassen Kaffee, klicke mich durch diverse Karriereseiten durch und würde am liebsten direkt auf den Laptop kotzen.
Da geht es dir wie mir. Die Stellenanzeigen sind rar gesät und es wir meist 3-5 Jahre Berufserfahrung gefordert.
Ich bin 30 , habe kaum relevante Berufserfahrung und habe eher ein Durchschnittliches Studium hingelegt.
Die Hoffnung nicht aufzugeben kostet Kraft und wird von Monat zu Monat anstrengender.
Wenn ich nicht in der gleichen Sch... stecken würde, dann würde ich dir gerne irgendeinen Rat geben, aber ich weiß leider auch keinen. Auch wenn wir beide in keiner erstrebenswerten Situation sind, ist es irgendwie ein kleiner Trost zu hören, dass man nicht der einzige arbeitslose Akademiker mit 30 ist. 🙁
Ich habe wirklich keinen optimalen Lebenslauf, da ich mein Studium zweimal gewechselt und danach ewig studiert habe. Zwar kann ich fast 10 Jahre Berufserfahrung vorweisen, davon aber nur 1,5 Jahre im fachrelevanten Bereich. (Wobei mir bei einem Karrierecouching gesagt wurde, dass man Studentenjobs, nicht wirklich als Berufserfahrung bezeichnen kann. Dabei habe ich neben dem Studium zeitweise 30 Stunden/Woche gearbeitet.)
Selten kommt es vor, dass ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werde. In 90% der Fälle bekomme ich entweder gar keine Antwort oder eine Absage. Und wenn ich es mal zu einem Vorstellungsgespräch schaffe, dann ist spätestens dort für mich Endstation.
Bei meinem letzten Vorstellungsgespräch, das bereits ein Monat her ist, wurde ich zwar nicht auf meine lange Studiendauer angesprochen, aber ich wurde gefragt: „Und bis auf die 1,5 Jahre bei Firma XY haben Sie bisher sonst nichts Fachrelevantes gemacht?!“ Als ich die Frage des Personalers verneinte, schaute er sehr skeptisch, und von diesem Moment an wusste ich, dass man mich nicht nehmen wird – die Absage folgte noch am gleichen Tag.
Daher glaube ich, dass es auf dem klassischen Weg bei mir nicht funktionieren wird. Ich habe wirklich schon alles Mögliche probiert, aber es klappt einfach gar nichts. Ich denke, ich muss irgendeinen anderen Weg gehen als mich „normal“ zu bewerben... ich habe auch schon viele konkrete Ideen, aber ob es klappen wird, weiß ich nicht.
Hast du eventuell auch schon mal überlegt, irgendeinen anderen Weg zu gehen? Oder ist das in deiner Branche schwer möglich? Wenn du möchtest, können wir uns gerne per PN ein bisschen austauschen.
Für meine Familie bin ich ebenfalls eine Enttäuschung. Ich wollte studieren um meine Jobchancen zu verbessern. Jetzt habe ich eher das Gefühl, ich habe sie mir verbaut. Ich stelle mir immer die Frage, ob die letzten Jahre verschwendete Zeit waren. Ich hoffe, ich täusche mich...
Dieses Gefühl kenne ich sehr gut. Als ich vor ein paar Wochen einen größeren Wohnungsputz machte und meine ganzen Uni-Unterlagen in Kartons packte und in den Keller hinuntertrug, fragte ich mich: "Wozu habe ich mir all das eigentlich angetan?"
Ich habe sogar das Gefühl, dass mir das Studium mehr geschadet als genutzt hat. Für Jobs à la Callcenter-Agent, Kassierer etc. bin ich aufgrund meines akademischen Grades überqualifiziert, aber für Akademikerjobs anscheinend unterqualifiziert.
Das macht die Situation für mich noch schwieriger. Ständig lese ich in den Medien: "Arbeitslosigkeit in Österreich erneut stark gesunken. Derzeit mehr offene Stellen als Arbeitslose!" und frage mich, was bei mir falsch läuft. (Ich vermute, die Lage wird in Deutschland ähnlich sein, oder?)In der jetzigen Wirtschaftslage fällt es vielen schwer zu glauben, dass man solange ohne Erwerbsarbeit bleiben kann.
Was viele nicht bedenken: Man soll sich nicht unter Wert verkaufen. Viele denken so: Hauptsache Arbeit, anstatt sich Zeit zu lassen und sich das beste Angebot rauszusuchen.
Viele können das auch nicht, weil sie die Auswahl /Qualifikation nicht haben, sicher, aber die, die es betrifft, sollten sich gut verkaufen können.
Naja, wenn du seit fast einem Jahr arbeitslos bist, dann hast du wohl keine andere Wahl als dich unter deinem Wert zu kaufen, sofern du nicht ewig arbeitslos bleiben möchtest. Beim Karrierecouching wurde mir sogar leise empfohlen, mich für nicht-akademische Jobs zu bewerben und meinen akademischen Grad zu verschweigen, obwohl man beim Bewerben eigentlich nicht lügen sollte. Ich weiß aber nicht, ob das so eine gute Idee ist, denn wenn man meinen Namen googelt, findet man sehr schnell heraus, dass ich mal auf der Uni war…