Einsamkeit

Ich bin auf diese Seite gestoßen und finde es gut, dass es hier Menschen gibt, die einem versuchen zu helfen. Eigentlich wollte ich nur mal loswerden, was mich bedrückt. Ich hab vorher noch nie so richtig mit jemandem darüber gesprochen.
Ich bin 17 Jahre alt und habe das Gefühl, völlig allein zu sein. Ich bin schon immer ziemlich schüchtern gewesen, obwohl sich das in den letzten Jahren gebessert hat. Früher hab ich richtige Panikattacken bekommen, wenn ich fremden Leuten gegenüber stand. Ich hab das größtenteils in den Griff bekommen. Aber was man einmal vergeigt hat... eine zweite Chance bekommt man meist nicht. Auch wenn ich jetzt versuche, auf die Menschen zuzugehen, die ich schon seit Jahren kenne, kann ich die Ablehnung spüren. Ich wohn auf einem Dorf und gehe in einer Kleinstadt zur Schule. Man hat hier nicht wirklich die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen. Ich hab eigentlich nur eine Freundin. Ihr geht es etwa genau so, vielleicht verstehen wir uns auch deshalb so gut. Nur versucht sie das zu verdrängen. Über Probleme reden ist also nicht möglich. Bei anderen war ich wohl so was wie der Lückenbüßer. Nachdem sie andere Freunde gefunden hatten, war ich nicht mehr interessant. Meine Eltern interessiert es auch nicht wirklich, wie es mir geht. Sie hören mir nicht zu. Manchmal muss ich mir sogar anhören, dass ich durch meine Schüchternheit eh nie was zustande bringen werde. Ich hab auch das Gefühl, dass sich andere über mich lustig machen oder dass ich der Sündenbock bin. Wenn die halbe Klasse verbal auf einen losgeht, hat man auch keine Chance. Ich weiß nicht, vielleicht bin ich auch einfach zu blöd, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Außerdem ist das wie ein Teufelskreis. Man hat keine Freunde,die mit einem ausgehen, also auch keine neuen Bekanntschaften. Ich sitz dann allein in meinem Zimmer und könnte nur heulen. Wenigstens hab ich die Zeit, in der ich an Selbstmord dachte, schon hinter mir. Ob ich tot bin oder am Leben macht ohnehin keinen Unterschied. Die meisten anderen übersehen mich sowieso.

Unregistriert meinte:

Ob ich tot bin oder am Leben macht ohnehin keinen Unterschied. Die meisten anderen übersehen mich sowieso.

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Nein nicht. Bitte. Gut dass du selber schreibst, dass du die "Selbstmordphase" hinter dir hast.

Ich verstehe sehr gut deine Probleme. Und es ist gut, dass du dir selber bewusst bist, wo deine Schwierigkeiten herrühren. Von deiner Schüchternheit. Wenn du die überwindest, ist es ein erster wichtiger Schritt.

Du schreibst, du wohnst in einem kleinen Dorf. Ich komme selber aus einem kleinen Dorf, aber nicht aus Deutschland. Zum Glück. Ich war jüngstens in einem deutschen Dorf in Hessen für einige Tage auf Besuch. Und das was ich da gesehen und erlebt habe, liess mich ein Stossgebet gen Himmel richten, welch Glück ich hatte nicht in einem deutschen Dorf aufgewachsen zu sein. Ich habe noch nie soviele verbohrte, dummdreiste, vertratschte, hinterwäldlerische Menschen gesehen und getroffen wie dort. Und viel "Intelligenz" habe ich dort nirgendwo angetroffen. Und schlimm fand ich auch, dass wirklich Jeder nur seinen eigenen Vorteil sucht. Auf Kosten und zu Lasten seiner Mitmenschen die man ja schamlos ausnutzen kann. Seitdem habe ich eine gewisse Abneigung, und gar Abscheu gegenüber Einwohnern aus deutschen Kleindörfern. Klingt hart und ist pauschalisierend. Aber es ist leider so.

Ich kann dir nur raten, du musst irgendwann raus aus deinem Dorf. Sonst wirst du genau wie die anderen. Ein weiterer Rat ist, ich bin nach meiner Schule auf eine ausländische Universität gegangen. In diesen sechs Jahren habe ich mich von zu Hause komplett abgenabelt, wurde eigenständig und habe viel über mich und das Leben gelernt. Und meine anfängliche Schüchternheit musste ich in den ersten Wochen überwinden, um meinen Weg zu machen. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt und dir würde es bestimmt genauso gehen.

Ich wünsche dir viel Glück

Adlerr

Hallo Du,

Ich bin der Meinung, dass man immer eine zweite Chance bekommt! Und den zeitpunkt bestimmt man selbst.

Bist du wirklich einsam? Vielleicht bist du auch so wie du bist, weil du gar nicht so unbedingt andere Menschen brauchst? Man sollte sich nicht immer an den Maßstäben anderer messen.

'Wer viele Freunde hat, ist was wert' - das ist Käse! Wenn du lernst mit dir selbst zufrieden zu sein - mit einem schönen Hobby, das dir Freude macht - vielleicht was Kreatives?
Wenn du Zufriedenheit mit dir selbst ausstrahlst, dann werden deine Mitmenschen dich auch mit anderen Augen ansehen - oder du wirst zumindest das Gefühl haben, dass es so ist.

Und wenn du mit dir zufriedener bist, dann entdeckst du vielleicht andere Möglichkeiten neue Menschen kennen zu lernen - in einem Sportverein, in der Volkshochschule, einem Sprachkurs, einem Ferienjob . . .

Lieben Gruß
Brigitte