Hi
Kannja,
sorry, dass ich erst jetzt schreibe!
Ja, genau das kenne ich auch: Leute aus der Familie, die mich kaum kennen und NICHTS über die Realität dessen wissen was meine Mutter mir angetan hat, die verurteilen mich heute, weil ich keine "Gute Tochter" sei.
hmm, also wenn sie dich wirklich (auch vll nicht direkt, aber im gespräch mit deiner mutter o.ä.) verurteilen, dann scheint deine mutter ja zumindest irgendwie so halbwegs eine art "vernünftige/glaubhafte fassade" aufrechterhalten zu können.
bei meiner ist es inzwischen so (da sie sowieso völlig am rad dreht inzwischen), dass ihr glaube ich die leute das auch gar nicht (mehr?) so richtig glauben bzw. nicht mehr wirklich drauf eingehen was sie redet. denn sie leiert immer und
immer wieder den gleichen schrott herunter, der zwar auf den ersten blick erstmal plausibel erscheinen mag, wenn sie einem aber immer und immer wieder das gleiche vorjault von wegen "und ich kann es einfach nicht begreifen, wie sich ein kind(ich) aus heiterem himmel ohne grund so zum negativen entwickeln und zu so einem monster werden konnte, es ist doch nie etwas vorgefallen und blablabla..."
ich glaube die leute glauben ihr zwar was sie über mich so erzählt, denken aber wahrscheinlich doch auch inzwischen, hmm, was auch immer mit der tochter los ist, ganz ohne grund wird so wohl auch nicht so und so handeln.
deinen erzählungen nach scheinen die leute die deine mutter bequatscht ja aber völlig hinters licht geführt worden zu sein von ihr, seh ich das richtig?
"Du sollst Deine Mutter ehren"
...*ächz*. das kenne ich in gewisser weise auch, obwohl wir keine katholiken oder höchstens "auf-dem-papier-katholiken" sind. meine mutter sagte mir immer "so redet man mit seiner mutter nicht" oder "ich bin immerhin deine mutter" usw. so nen stuss.
aber nur weil sie meine biologische mutter ist? ich würde so wie ich es mit ihr tat auch nie mit einer mutter reden, überhaupt mit gar niemandem, so lange sie mich eben gut behandeln und wir ein gutes verhältnis zueinander haben. wenn man allerdings zeitlebens gedemütigt, misshandelt usw. wird und man dazu nichtmal die möglichkeit hat abstand von der person zu nehmen wie als erwachsener, dann, ja dann ist es nur sehr verständlich wenn das verhältnis zueinander wenig bis gar nichts von respekt und ehrerbietung gegenüber dem elternteil aufweist.
Das schlimmste für mich war, dass sie mir auch immer erzählte, dass ja ihre Kolleginnen auf ihre Erzählungen hin auch immer meinen würden ich sei ja so ein verzogenes, egomanisches Kind und sie müsse endlich mal an sich denken...
auch das kommt mir sehr bekannt vor, ich meine dass ich genau weiß wie du da gefühlt hast.
bei mir war es z.b. so, dass ich schon seit spätestens dem kindergartenalter ausgesprochen schüchtern, verängstigt, apathisch und still war, kaum mit anderen menschen außer meiner mutter gesprochen habe, es sei denn jemand hat sich wirklich längere zeit und ganz konzentriert und lieb nur mit mir beschäftigt, was aber fast nie vorkam.
deswegen wurde meine mutter anscheinend auch öfter mal von anderen leuten wie bekannten, verwandten oder erziehern angesprochen, was mit mir los sei (klar, ist ja auch verständlich). und das hat sie mir dann immer alles erzählt und zum vorwurf gemacht, zitat:
"...und der xy, der hat mich heute auch wieder gefragt ob meine tochter eigentlich bescheuert oder verrückt ist, weil du nie dein maul aufmachst vor anderen leuten und ob du vielleicht irgendeinen schatten hast oder so!?"als sie mir das immer sagte fühlte ich mich wahnsinnig schlecht, ich litt ja selber schon darunter, dass ich zu anderen menschen und kindern im kindergarten kaum kontakt aufbauen konnte, dann machte sie mir das auch noch zum vorwurf und obendrein machte sie mich damit glauben, dass auch alle anderen leute in wahrheit über mich so denken würden wie sie,
weil die leute ihr das ja so gesagt haben und sie es mir nur weiter gegeben hat. dadurch wurde mein eh schon mangelndes vertrauen in die menschen und meine schüchternheit noch verstärkt, weil ich eben dachte "die können mich in wirklichkeit ja alle gar nicht ausstehen, weil ich so dumm bin." und hatte einerseits noch mehr angst was falsch zu machen und war deswegen noch gehemmter und ängstlicher. andererseits wuchs in mir auch der teil, der die leute begann zu verachten, weil ich dachte wenn die mich eh alle nicht ausstehen können, warum überhaupt noch mit ihnen reden, ich kann ja machen was ich will, die mögen mich nicht." ich habe sie dafür gehasst, dass sie mich (scheinbar) so verachteten.
aber das allerdümmste an der ganzen sache war ja,
dass die leute wahrscheinlich zu 95% das gar nicht so zu meiner mutter gesagt haben, sondern höchstens mal so was wie "hmm, was ist eigentlich mit julia los, ist sie immer so zurückhaltend?". das kam alles von meiner von selbstzweifeln und viel zu niedrigem selbstwertgefühl geplagten mutter, die das dann wahrscheinlich sofort als "totalangriff" gegen ihre eigene persönlichkeit gesehen hat (kind ist komisch, ergo, mutter macht fehler in der erziehung), hat dann aber vor denen immer alles abgewigelt von wegen "naja, sie ist halt ein bissi schüchtern, kann ja nicht jeder ein hans dampf in allen gassen sein" usw. aber dann zu hause, als wir wieder allein waren, da ging sie dann volle kanne ab mit ihr.
Ich habe aufgrund dessen so ein unnatürliches, gehemmtes Gefühl bei diesen Worten, dass ich sie selbst meinem Vater (den ich tatsächlich immer über alles geliebt habe) kein einziges Mal sagen konnte.
bei dieser passage konnte ich mich auch etwas wiederfinden. meine mutter hat mich immer wie einen erwachsenen behandelt, wie einen liebespartner. deshalb hat sie mir im bett oder sonstwo auch oft sachen gesagt, die man eigentlich nur dem partner sagt bzw. ihre ganze art mit mir zu sprechen war zum großteil partnerschaftlich-sexuell aufgeladen.
jetzt wo ich mich dann und wann verliebt habe und ich mit den leuten dann auch mal gesprochen habe merkte ich plötzlich, dass ich ja genauso/ähnlich redete wie meine mutter damals mit mir, was zwar jetzt in der situation partner-partner völlig passend ist, aber ganz oft muss ich dann für einen augenblick wieder an früher denken und ich bekomme ein unwohles gefühl, weil es die genau gleichen worte sind, die genau gleiche weise mit jemandem zu reden, mit der ich mich damals überhaupt nicht wohlgefühlt habe.
dieses hin und her mit deiner mutter liest sich auch echt schräg, ich kenn zwar allgemeine schwankenheit von meiner mutter und sogar von meinem vater auch, aber in anderer art und weise und nicht so offensichtlich wie das anscheinend bei deiner mutter war/ist.
sagt sie dann tatsächlich so von wegen erst "ja, ich helfe dir" und dann auf einmal "nein, jetzt doch nicht!"? ist ihr überhaupt klar zu sein wie widersprüchlich das ist? ich meine, denkst du, sie handelt überhaupt bewusst?
wenn es dir nicht zu viel arbeit ist, könntest du vll so eine typische szene/so ein typisches gespräch zwischen euch in einer kurzgeschichte/in nem dialog hier formulieren? das würde mich sehr interessieren. ich kann das dann immer viel besser begreifen, wenn es ganz anschaulich ist.
lg AndreaStinkt