Wer unter uns kennt Clark Kent? Vermutlich die Wenigsten unter uns. Wer hat schon einmal von „Superman“ gehört?
Das dürften wesentlich mehr sein. Clark Kent ist ein schüchterner, unscheinbarer Reporter, ein Softie-Typ, nicht gerade
das Idealbild eines Helden. Aber er, gerade er, kann sich in eine Gestalt mit übernatürlichen Kräften verwandeln, eben
in „Superman“. Ein Comic-Märchen, das unzählige male verfilmt worden ist.
Die Sehnsüchte von vielen Menschen werden in diesen Comics und Filmen bedient. Einmal aus seinem ganz normalen,
gewöhnlichen Leben aussteigen, das oft ohne besondere Höhepunkte abläuft, einmal kein Mensch mit Fehlern und
Schwächen sein sondern mit übernatürlichen Kräften ausgestattet und atemberaubende Abenteuer erleben, - das wär’s
doch. Eben einmal ein Held sein. Aber Helden scheinen in unserer Zeit selten geworden zu sein. In Filmen gibt es sie
vielleicht noch wie James Bond oder Lara Croft oder eben „Superman“, „Batman“, „Spiderman“. Oder im Sport: Die
„Helden von Bern“ haben 1954 die Fußballweltmeisterschaft gewonnen. Sie besiegten die scheinbar übermächtigen
Ungarn. Wir bewundern einen Gewichtheber wie Matthias Steiner, der letztes Jahr olympisches Gold gewann. Der
Gedanke an seine verstorbene Frau setzte bei ihm ungeheure Kräfte frei, und ließ ihn zum Olympiasieger werden.
Ab und zu lesen und hören wir von Menschen, die in ganz besonderen Herausforderungen Heldenhaftes leisten, so
wie jener Pilot. Die Triebwerke seines Flugzeuges fielen aus. Der Pilot behielt die Nerven und landete sicher auf dem
Hudson-River. Alle Passagiere konnten gerettet werden. Ein wirklicher Held unserer Tage.
Vor kurzem ist die Gedenkstätte „Stille Helden“ eröffnet worden. Sie soll an jene Menschen erinnern, die während der
Nazi-Diktatur verfolgten Juden beistanden. Oft unter Einsatz ihres Lebens halfen sie anderen, Menschen, die kaum einer
kennt, aber doch Helden.
Und wir? Sind wir Helden? Vielleicht hat schon mal jemand zu uns gesagt: „Du bist mir vielleicht ein Held!“ Doch dann
war es ironisch gemeint. Gemeint war genau das Gegenteil.
Helden, die mutig und tapfer ihr Leben bestehen, sollten wir sein, können wir auch sein, auch ein schüchternes Mädchen,
das auf jeder Party ein Mauerblümchen ist, auch jener Junge, der zwar großspurig tut, aber innerlich ängstlich und
verletzlich ist, auch jene Frau oder jener Mann, deren Leben eintönig und ohne große Herausforderungen verläuft, auch
der unter uns, der schon in vielen Situationen versagt hat, sei es seinen Mitmenschen oder den Herausforderungen gegen-
über, die das Leben an ihn stellte. Der Apostel Paulus schrieb einmal an einen seiner Mitarbeiter einen Mut machenden
Satz. Er steht im 1. Brief an Timotheus, Kapitel 6 Vers 12 und lautet: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens.“
Dieser Timotheus war von Natur aus kein Held, kein Draufgängertyp, der sich selbstbewusst seinen Aufgaben stellte.
Und trotzdem übertrug ihm Paulus, sein väterlicher Freund, eine verantwortungsvolle Aufgabe. Er wurde Gemeindeleiter
der christlichen Gemeinde in Ephesus. Timotheus übernahm diese Aufgabe, wenn auch mit Zittern und mit Zagen. Deshalb
kämpfte er auch mit Unsicherheit und Verzagtheit, wenn Schwierigkeiten auf ihn zukamen. Dann hätte er am liebsten alles
hingeworfen. Er fühlte sich überfordert. Doch Gott gab ihm immer wieder Kraft. Und auch Paulus sprach ihm immer neu
Mut zu.
Schwierigkeiten in der Großstadtgemeinde Ephesus gab es genug. Der junge Timotheus tat sich nicht leicht mit seinem
Auftrag und mit sich selbst, seiner sensiblen, schüchternen Natur. Doch dieser inneren Not des Timotheus verdanken wir
zwei Briefe, die im Neuen Testament stehen, die zwei Paulusbriefe an Timotheus. In ihnen macht der große Apostel seinem
jungen Mitarbeiter viel Mut, Mut den wir auch heute genauso brauchen können, - Mut, durch den auch wir Helden werden
können.
„Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“ so fordert Paulus den Timotheus auf. Er spricht von dem Glauben an Jesus
Christus. Dieser Glaube ist mehr als eine theoretische Überzeugung, die sich in meinem praktischen Leben nicht auswirkt.
Sondern dieser Glaube hat vielmehr etwas mit Widerstehen zu tun. Wer glaubt, widersteht verlockenden Gedanken, die
mich zu Dingen verführen wollen, die nicht recht sind. Er widersteht dem, was andere Menschen sagen, die einen von Gott
wegbringen wollen. Er widersteht der Gleichgültigkeit Gott und seinem Wort gegenüber.
Dieser Glaube ist ein Kampf, ein Kampf gegen alles, was uns abhalten will, zu glauben. Wir nehmen oft vieles so wichtig,
haben für vieles Zeit, was letzten Endes doch so schnell vergeht. Doch am wichtigsten ist es, sich für den Zeit zu nehmen und
an den zu glauben, der nicht vergeht und weggeht. Das ist Jesus Christus.
Paulus ruft Timotheus und uns zum Widerstand, zum Kampf auf. Er richtet sich gegen ein faules, lasches Christentum. Ein
Christ sein kann ich nicht mit der gleichen Gelassenheit betreiben , mit der ein Hobbygärtner seine Pflanzen pflegt. Christ sein
heißt Kampf. Da gibt es Sieg und Niederlage, Schrammen und Verletzungen, letztlich ewiges Leben oder ewigen Tod.
In einer Zeit, in der man immer wieder davon redet, wie wichtig Frieden und Abrüstung sind, mag einem die Rede vom
„Kampf“ befremdlich und zu martialisch vorkommen. Aber wer den Kampf des Glaubens führt, der wehrt gerade dem Hass,
dem Unfrieden und dem Krieg, der setzt sich für das Gute und den Frieden ein!
Glaube hat etwas mit Tapferkeit zu tun, also mit dem, was einen Helden auszeichnet. Und so ein „Held das Glaubens“ kann
jeder sein, ob er nun ein Mann oder eine Frau ist, ein Junge oder ein Mädchen, jung oder alt ist, ob er sein Leben lang ein
ehrbarer Mensch war oder ein Lump.
Es gibt ein Kapitel in der Bibel, das zählt solche Helden auf. Es ist das 11. Kapitel im Hebräerbrief. Die da aufgelistet sind,
hätten alle das Zeug für einen „Anti-Helden“ gehabt. Da steht ein Lügner und Betrüger wie Jakob drin oder eine Prostituierte
wie Rahab, ein Mörder wie Mose und ein Ehebrecher wie der König David. Aber sie haben geglaubt und durch ihren
Glauben Unfassbares, Heldentaten vollbracht. Ich lese aus Hebräer 11 vor:
„Weil sie Gott vertrauten, konnte er Großes durch sie tun. Sie bezwangen Königreiche, sorgten für Recht und Gerechtigkeit
und erlebten, wie sich Gottes Zusagen erfüllten. Vor dem Rachen des Löwen wurden sie bewahrt, und selbst das Feuer
konnte ihnen nichts anhaben. Sie entgingen dem Schwert ihrer Verfolger. Als sie schwach waren, gab Gott ihnen neue Kraft.
Weil sie sich auf Gott verließen, vollbrachten sie wahre Heldentaten und schlugen die feindlichen Heere in die Flucht.“
(Hoffnung für alle)
Es gehört Mut dazu, mit dem Glauben anzufangen. Denn dieser erste Schritt fängt in der Regel mit einem ehrlichen Eingeständnis
an, dass man nämlich so wie man ist, nicht zu Gott und in den Himmel hineinpasst. Es gehört Mut dazu, seine Sünden dann auch
zu bekennen und dann auch bestimmte Dinge in seinem Leben zu ändern oder in Ordnung zu bringen.
Ich denke in diesem Zusammenhang an einen südafrikanischen Terroristen, der als fanatischer Kommunist die Christen zutiefst
hasste. Mit seinen Kumpanen wollte er in eine Versammlung von Christen Benzinbomben werfen. Doch vor seiner Tat hörte er
sich den Prediger dieser Veranstaltung an, und wurde selber ein Christ. Er ging zur nächsten Polizeistation und bekannte seine
Verbrechen. Die Polizisten waren von der Ehrlichkeit und dem veränderten Wesen des Terroristen so beeindruckt, dass sie ihn
nicht ins Gefängnis steckten sondern nach hause schickten. Heute ist dieser Mann selber ein Prediger der Gnade Gottes. Ein
mutiger Mann, ein Held, der die Konsequenzen für sein Christ sein nicht scheute.
Der ist auch ein Held, der in einer Umgebung, die vom Christentum nichts wissen will, seinen Mann oder seine Frau steht, sich
nicht vom Glauben an Jesus abbringen lässt. Es gehört Mut dazu, am Sonntagmorgen vielleicht als einziger in der Familie oder in
einem Haus oder vielleicht sogar in einer Straße, in den Gottesdienst zu gehen. Denn damit gehöre ich ja zu einer Minderheit.
Damit riskiere ich Hohn und Spott. Aber es lohnt sich, auf diese Art und Weise sich zu Jesus zu bekennen.
Wir können von dem Mut eines 15jährigen Jungen lernen. Er war Inder und gehörte einer hinduistischen Familie an. Dieser Junge
wurde Christ. Sein Vater drohte ihm an, ihn aus der Familie auszustoßen, wenn er bei seinem Entschluss bleibt. Doch der junge
Christ ließ sich nicht beeindrucken.
Wenig später erhielt er eine Einladung von seinem Onkel. Er sollte auf sein Schloss kommen. Er wurde festlich empfangen. Alles
stand zu seiner Verfügung. Man deutete ihm an, dass er einmal Erbe dieses reichen Besitzes sein werde. Eines Abends zeigte der
Onkel seinem Neffen seine Schatzkammer. Kisten und Truhen standen an den Wänden. Der Onkel schloss eine nach der anderen
auf und packte den Inhalt – Gold und nochmals Gold – aus und legte ihn vor die Füße des Jungen. „Das alles gehört dir“, sagte
der Onkel, „wenn du kein Christ bleibst.“ Aber der junge Inder schüttelte nur den Kopf. Der Onkel wusste: Jetzt ist nichts mehr
zu machen; er spürte aber auch zum ersten Mal in seinem Leben, dass Christus mehr Macht hat als alles Gold dieser Erde.
Der Junge musste seine Familie verlassen. Er wanderte in die Fremde und wurde zu einem bekannten Missionar unter seinen
Leuten. Er hieß Sadhu Sundar Singh.
Dann gibt es noch viele unbekannte Helden, die trotz ihrer Fehler und Schwächen, Sünden und Zweifel immer wieder neu anfangen
zu glauben. Andere mögen sie vielleicht verachten und denken: „Das will ein Christ sein? Der oder die hat ja noch so viele Fehler!“
Aber solche Menschen verdienen im Gegenteil unsere Hochachtung. Sie spüren in ihrem Leben das tägliche Versagen, sie merken,
dass da teuflische Mächte sie von Gott wegziehen wollen. Das eigene Gewissen verklagt sie. Aber trotzdem glauben sie, dass Gott
sie trotzdem lieb hat, ihnen wieder vergibt, sie verändert und sie einmal in das Reich Gottes aufnimmt. Solche Menschen nenne ich
Helden.
Friedrich von Bodelschwingh hatte in seiner diakonischen Arbeit auch mit Alkoholikern zu tun. Wenn einer dem Alkohol abschwor
und nun gegen seine Sucht kämpfte, dann war dies eine große Tat. Und Bodelschwingh sprach mit großem Respekt von solchen
Menschen: „Wenn du einem geretteten Trinker begegnest, dann begegnest du einem Helden. Es lauert in ihm der Todfeind. Er bleibt
behaftet mit seiner Schwäche und setzt seinen Weg fort, durch eine Welt der Trinkunsitten. In einer Umgebung, die ihn nicht versteht,
in einer Gesellschaft, die sich berechtigt hält, in jämmerlicher Unwissenheit auf ihn herabsehen, als auf einen Menschen zweiter Klasse.
Weil er wagt gegen den Alkoholstrom zu schwimmen. Du solltest wissen: Er ist ein Mensch erster Klasse!“
Wollen wir nicht alle solche Helden sein? Die einen unter uns neigen zur Schwermut. Dann überlass dich nicht diesen dunklen
Gedanken, die dich immer wieder überkommen wollen sondern kämpfe gegen sie an. Glaube, dass der Herr Jesus dich lieb hat und
danke ihm für alles, was er für dich getan hat und noch tun wird. Danke für alles Schöne und Gute in deinem Leben. Dann bist du ein
Held.
Andere werden vielleicht immer wieder jähzornig. Wenn dich die Wut wieder zu unbedachten Worten und Handlungen hinreißen will,
dann beiße auf die Zähne und danke auch, dass du dem Jähzorn nicht nachgeben musst, dass die Liebe Jesu dich auch davon befreit
hat. Wenn du das tust, dann bist du ein Held.
Wiederum andere werden von ihren Zweifeln gequält. Immer wieder kommen solche Gedanken in ihnen hoch wie: „Stimmt denn das,
was ich glaube? Beruht das Christentum vielleicht auf einer großen Illusion? Lohnt es sich überhaupt, Christ zu sein?“ Dann halte auch
an dem Glauben fest: Jesus lebt doch! Er ist erfahrbar. Und er ist immer da, auch wenn ich einmal von ihm nichts spüre. Wenn du das
tust, dann bist du ein Held.
Du bist erst recht ein Held, wenn du immer wieder Fehler machst und dann trotzdem weiterglaubst, und nicht den Glauben hinwirfst,
sondern weiterglaubst, dass du trotzdem von Jesus geliebt bist und dass er dich schon noch passend für sein Reich macht.
Wer so den Kampf des Glaubens führt, der kommt einmal ans Ziel, der kommt in das Reich Gottes. Lies einmal in der Offenbarung
Kapitel 2 und drei nach, was denen Jesus verspricht, die „überwinden“, wie es dort heißt, dass heißt, die unter keinen Umständen sich
vom Glauben an Jesu Liebe wegbringen lassen. Es sind atemberaubende Versprechen. Du wirst einmal von Gott geehrt werden, mehr
als alle Champions dieser Welt von ihren Bewunderern. Du bekommst dann einen wertvolleren Preis als alle Preisgelder dieser Welt
und alle Goldmedaillen und Siegestrophäen. Es ist Gottes Anerkennung und seine Nähe, für alle Ewigkeit.