Was ich jetzt schreibe, ist wirklich sehr persönlich, und ich habe noch nie jemandem davon erzählt:
Seit ich denken kann, hatte ich immer eine "imaginäre Freundin". Ich setze das in klammern, da sie eigentlich keine wirkliche Freundin ist. Ich wusste immer, dass sie nicht real ist, und ich interagiere in Gedanken nie mit ihr. Es ist eher eine Person, die immer wieder in meinen Gedanken auftaucht, und die ähnliche Sachen wie ich durchmacht. Teilweise hat sie aber auch sehr andere Herausforderungen als ich. Sie wächst quasi mit mir mit und in ist in meinen Gedanken immer etwa gleichalt wie ich, sie hat quasi eine ganze Biographie, die ich mir ausgedacht habe. Ich muss mich aber nicht hinsetzen und nachdenken, was sie jetzt erlebn könnte, daskommt irgedwie von selber auf Basis von dem, was ich gerade durchmache. Sie sieht sogar ähnlich aus wie ich. Und obwohl wir ähnliche Eckdaten haben, ist ihr Unterschied, dass sie eine sehr enge, sich gegenseitig unterstützende Familie hat. Sie können sich immer aufeinander verlassen, sind liebevoll und rücksichtsvoll. Sie kann manche Dinge, die ich gerne können möchte, gerade was gute sozuale Fähigkeiten angeht. In den letzten Jahren habe ich mich was das angeht extrem entwickelt, ich würde mich mittlerweile als sehr sozial beschreiben. Es gibt jedoch immernoch ein paar Dinge, die sie besser kann, und die ich auch können möchte.
Ich glaube, die Präsenz meiner "imaginären Freundin" ist nicht schlimm, da ich mir wie gesagt immer bewusst war, dass sie nicht real ist. Ich hatte nie das Bedürfnis mit ihr zu interagieren noch irgendwie selber zu ihr zu werden. Es war mir immer 100%, dass das einfach eine Art Serie ist, die in meinem Kopf abläuft.
Mittlerweile verstehe ich aber mehr und mehr, dass das eine Flucht in die Traumwelt ist. Ich flüchte mich auch was reale Personen angeht in die Traumwelt, und stelle mir ausführlich vor, was für Interaktionen ich haben könnte, was die Zukunft mit der Person bringen könnte etc. Und diese "imaginäre Freundin" ist quasi das pendant dazu über mich selber: ich träume, wie mein Leben mit der Liebe und Geborgenheit, die ich mir wünsche, aussehen würde. Und mehr und mehr wird mir bewusst, dass das 1. weder realistsich ist und mich 2. davon abhält, mich in der realen Welt zu entwickelt. Manchmal hilft es mir, aber ich habe doch das Gefühl, dass dieses exzessive Fantasieren und Träumen in den meisten Fällen eher hinderlich als förderlich ist.