Familienfeier wurde zur Katastrophe für mich

Hallo,

wo soll ich nur anfangen?

Am Wochenende war mein Mann, meine 17 jährige Tochter und ich bei meiner Schwägerin (Schwägerin meines Mannes) zum Geburtstag eingeladen.
Eigentlich habe ich mich sehr gefreut, obwohl wir mal wieder erst rund 24 Stunden vor der Feier einen Anruf bekamen, ob wir kommen wollen.

Kleine Info: Ich habe meine Schwägerin seit einen Jahr nicht mehr gesehen, weil sie studiert und keine Zeit für diese Seite ihrer Verwandschaft hat. Sie und ihre Verwandtschaft lassen sich gern von uns einladen, aber wir wurden noch NIE von ihren Geschwistern eingeladen (weder zum Kaffee noch zur Hochzeit oder Taufe). :wein: Jedes Jahr wurde das Weihnachtsessen bei uns mit 20 Leuten gemacht. Vor 2 Jahren haben wir dann gesagt, dass mal jemand anders die Feier machen kann. Es gibt seitdem keine Feier mehr, weil sich keiner den Stress antun will.
Ach ja, meine Schwägerin hat Spanische Wurzeln (ihre Mutter ist Spanierin, Vater Deutscher).

Wir sind pünktlich da und begrüßen erstmal ihre Familie (10 Leute) und dann die einzige aus unserer Familie, meine Schwiegermutter. Erstmal die typischen Höfflichkeitsfloskeln und dann wird Kaffee getrunken. Mein Mann verschwindet zu den Kindern und ich unterhalte mich mit meiner Schwiegermutter, denn der Rest spricht nur spanisch und wir verstehen nichts.
Das Geschenk (Gemeinschaftsgeschenk) wird übergeben und ausgepackt und man führt ein Dauergespräch in spanisch und wieder fühlen wir uns ausgeschlossen. So geht das 1 Stunde lang und mir wird schlecht. Meine Schwiegermutter sagt: "Das wird jedes Jahr schlimmer mit dem spanisch sprechen." Ich merke, dass ich kurz vor einer Panikattake bin und steh auf und gehe in den Gang um tief durchatmen zu können. Meine Tochte folgte mir und fragt, was wir machen soll, denn sie fühlt sich unwohl und würde am liebsten gehen.
Die Mutter meiner Schwägerin sieht uns unschlüssig herumstehen und fragt: "Geht ihr schon?" Meine Tochter nickt nur und ich kann nicht sagen, denn ich war noch so benommen und versuchte tief zuatmen.
Mein Mann ist immer noch im Kinderzimmer und spielt mit den Kindern und bekommt nichts mit.

Plötzlich kommt Bewegung auf und alle stürmen in den Gang und wollen sich verabschieden. Ich dachte noch "so schnell will man uns los werden". Meine Schwägerin fragt warum wir schon gehen und ich sage das was ich fühle: "Weil ich nicht das Gefühl habe willkommen zu sein. Alle sprechen nur spanisch und ich fühle mich ausgeschlossen."
Meine Schwägerin starrt mich an und sagt dann: "Ich habe meine Familie schon länger nicht mehr gesehen." Ich hab es mir verkniffen zu sagen, dass sie trotzdem deutsch hätte sprechen können.
Wir ziehen uns an und gehen. Mein Mann war überrascht hat aber nichts mehr gesagt.

Mich macht das so fertig, weil ich mich schuldig fühle und seit Samstag keinen richtigen Schlaf mehr finde. Meine Therapeutin ist im Urlaub und ich weiß nicht was ich machen soll. Mir ist die Meinung von Außenstehenden wichtig um klarer sehen zu können.

Bitte fragt, wenn ihr etwas nicht versteht, oder Hintergrundsinfo braucht.

Vielen Dank für die Zeit die ihr euch fürs lesen nehmt
Liebe Grüße
Johanna

Liebe Johanna,

was Du erlebt hast ist nichts Neues. Es ist durchaus auch meine Beobachtung, dass im spanisch-sprechenden Kulturkreis Menschen, die nicht spanisch sprechen, außen vor bleiben. Du hast dann ganz einfach Pech gehabt.
Vielleicht würde Dir das Gleiche auch dann passieren, wenn es sich um eine andere Nationalität handelt.

Entweder, der Gastgeber/in hat Interesse an Dir, oder eben nicht. Ohne wirkliches Interesse bist Du eben eingeladen nur wegen der Verwandtschaft... Ob Du Dich wohlfühlst interessiert niemanden. Das ist eben so.

LG, Nordrheiner

Was ich jetzt nicht verstehe, warum Du nicht einfach gesagt hast, dass es blöd ist, wenn ihr nichts versteht und sie gefragt hast , ob sie nicht einfach deutsch sprechen können, damit ihr auch was mitbekommt.

Das wäre doch die einfachste Lösung gewesen.

Hallo Johanna,

ich kann total verstehen, dass die Situation für dich eine unangenehm war, aber eine Katastrophe ist in meinen Augen was anderes.

Meist ist es doch so, dass Menschen, die sich ausgeschlossen fühlen, sich selbst ausschließen. Ich hab das schon oft miterlebt, auch selbst erlebt.
Vielleicht eine vergleichbare Situation: bei uns gab es zum Beispiel schon des öfteren Diskussionen, weil auf Parties die Raucher nach draußen verschwinden und nicht wiederkommen. Die Zurückgebliebenen warten die ganze Zeit, dass die Raucher wiederkommen, fühlen sich ausgegrenzt, die Raucher aber sind sich keiner Schuld bewusst. Wer ist da im Recht? Man könnte sagen, die Nichtraucher können es sich doch auch so gemütlich machen, auch wenn sie nur eine Handvoll Leute sind... unzufrieden sind sie trotzdem.

Du hättest zumindest etwas gegen dein Unwohlsein unternehmen können. Ihr wart doch zumindest auch einige deutschsprechende Leute. Du, dein Mann (den du hättest holen können), deine Schwiegermutter, deine Tochter. Was ist mit dem Vater der Schwägerin, der ja auch Deutscher ist - war er dabei? Und der Bruder Deines Mannes, wo war der? Oder wie kommt das verschwägerte Verhältnis zustande?

Wenn ich in so einer Situation war, hab ich meist versucht, mich nützlich zu machen, dann hatte ich wenigstens was zu tun.

Oder du hättest deine Schwägerin angesprochen, sicherlich hätte es die eine oder andere Situation gegeben. Für die Zukunft könntet ihr euch doch überlegen, etwas Spanisch zu lernen? Klar, werdet ihr euch nicht komplett unterhalten können, aber schon allein ein paar Brocken helfen und man hat ein gemeinsames Thema.

Was mir noch aufgefallen ist: du äußerst dich negativ darüber, dass ihr immer die großen Feiern ausrichtet und die anderen sich nie darum kümmern. Dazu gibt es doch keine Verpflichtung, auch nicht für euch. Sollen sie euch aus Pflichtgefühl einladen? Alles kann, nichts muss. Entweder du machst es gern und hast alle gern bei euch, oder eben nicht. Wenn du es nicht gern machst, dann lade keinen mehr ein oder nur noch die Leute, die dir nah stehen.

Liebe Grüße, Anne

Auch für die zukünftigen Feiern hätte ich einen Tipp:

Wenn jeder etwas mitbringt, dann bleibt nicht die ganze Arbeit an Dir hängen.

So machen wir es jedenfalls.

Wir feiern zwar bei meinen Eltern, aber jeder bringt was mit - der eine die Suppe, der andere die Beilagen wieder ein anderer den Nachtisch usw. - dann müssen meine Eltern nicht wegen uns den ganzen Tag hetzen und für keinen ist es zuviel Arbeit.

Ich würde Dir jetzt raten, aus purer Bosheit... Spanisch zu lernen. Heimlich, sag Deiner Umgebung nichts davon. Und dann, wenn Du die Sprache verstehst (erst dann!) wieder zu so einer Feier zu gehen. Und dann erst mal abwarten, was sie so über Dich reden, weil sie wieder meinen, Du verstehst ja nix... und dann sie auf einmal überraschen.
Wäre die perfekte Retourkutsche, oder?

Wenn der Rest, wie du schreibst, nur spanisch spricht, wie bitte sollen sie dann deutsch mit euch reden?

Dass ihr euch blöd vorgekommen seid, kann ich aber gut verstehen. Konsequenz wäre halt, auf keine solchen Treffen mehr zu gehen, wenn die ganze spanische Familie dabei ist.

Daoga meinte:

Ich würde Dir jetzt raten, aus purer Bosheit... Spanisch zu lernen. Heimlich, sag Deiner Umgebung nichts davon. Und dann, wenn Du die Sprache verstehst (erst dann!) wieder zu so einer Feier zu gehen. Und dann erst mal abwarten, was sie so über Dich reden, weil sie wieder meinen, Du verstehst ja nix... und dann sie auf einmal überraschen.
Wäre die perfekte Retourkutsche, oder?

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Wieso aus reiner Bosheit? Man kann doch damit eine Brücke schlagen, wozu soll sie denn jetzt in Kampfstellung gehen?

Ich weiß es natürlich nicht, weil ich nicht dabei war, aber ich denke nicht, dass es böse gemeint war. Wenn sich eine Gruppe angeregt unterhält, bekommt sie oft nicht mit, dass sich jemand außen vor fühlt.

Du bekommst Schnappatmung weil die anderen sich auf spanisch unterhalten haben?
Wie reagierst du eigentlich wenn mal wirklich etwas schlimmes passiert?
Tut mir leid, aber ich kann deine Schreibe so nicht einordnen.

kasiopaja meinte:

Was ich jetzt nicht verstehe, warum Du nicht einfach gesagt hast, dass es blöd ist, wenn ihr nichts versteht und sie gefragt hast , ob sie nicht einfach deutsch sprechen können, damit ihr auch was mitbekommt.

Das wäre doch die einfachste Lösung gewesen.

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Ich habe es ja zweimal gesagt, dass ich auch gern wüsste über was gesprochen wird. Das ging 5 Minuten gut und dann hat man einfach wieder spanisch gesprochen. Nachdem es wieder ignoriert wurde hat mich das so aufgeregt, dass mir schlecht wurde und ich kurz vor einer Panikattake war.