Liebe On-ly,
An den Anfang mancher Diskussionen über ein langes Ehe- und Familienleben möchte ich den Spruch stellen:
"Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
Gib mir die Kraft, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
Aber vor allem die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Ich weiß, dass dieses Zitat wieder nicht ganz richtig ist (Moonlight, konnte Deine damalige Korrektur nicht finden), aber dennoch sagt es genau das aus, was ich meine.
Im Laufe einer langen Ehe entwickeln wir uns doch weiter. Ist nur die Frage, ob die Partner sich in die gleiche Richtung entwickeln oder unterschiedlich. Solange es nur unterschiedlich bei gleichem Tempo ist, kann man immer noch nach gemeinsdamen Nennern suchen, aber wenn die Geschwindigkeit nicht stimmt und die Entwicklung in entgegengesetzte Richtungen verläuft, dann wird's echt schwierig.
Ich kenne dieses Gefühl, kein MUSS mehr müssen zu müssen.
Gieses Gefühl zum Ziel zu machen und es zu verwirklichen ist mir in dem Moment gelungen, als die Kinder aus dem Haus waren und ich keine gemeinsamen Nenner irgend einer Art mehr feststellen konnte. Also gab es für mich nur die Konsequenz, alleine zu leben, denn nur dann, kannst Du selbst entscheiden, ob irgendetwas in Deinem Leben noch ein MUSS sein muss.
Aber bevor ich diesen endgültigen Schritt gemacht habe, habe ich mit kleinen Streiks angefangen. Ich habe aufgehört, all diese "selbstverständlichen" Dinge weiterhin als selbstverständlich gelten zu lassen. Mein Streik fing damit an, dass ich nicht mehr gekocht habe, wenn man mich mit dem Abwasch anschließend alleine lies. Ich weigerte mich, die Wäsche zu waschen, wenn ich sie immer erst zusammensuchen musste. Ich verbrachte erheblich mehr Zeit mit Freundinnen und beschränke die Hausarbeit auf einen 8 Stunden-Tag.
Ganz klar, gab es zu jedem Streit Empörung, fragende Gesichter und völliges Unverständnis. Dann lag es an mir, klar zu machen, dass die Handlungen meiner Familienmitglieder auch Konsequenzen nach sich ziehen. Um die Dinge nicht auf die Spitze zu treiben, habe ich immer versucht, den Spruch (siehe oben) zu beherzigen.
Denn eines ist auch ganz klar, wir können unsere Partner nicht mehr ändern. Aber wir können uns ändern und sehen, wie der andere darauf reagiert. Wenn er von sich aus erkennt, dass auch er etwas ändern muss, wenn er das liebgewordene, gewohnte "Selbstverständlich" zurückhaben wollte.
Wenn unsere Bitten, unser Reden oder gar böse sein mit dem anderen nichts mehr nützt, dann müssen wir eben uns ändern und handeln.
On-ly, versuche doch einmal Dein leben zu unterteilen in die 3 Kategorien des Zitats und fange dann an, die Dinge, die Du ändern kannst, konsequent zu ändern.
Du kannst dem kleinen Kind immer wieder sagen, die heiße Herdplatte nicht anzufassen, es ist vergeblich. Und wenn Deine Bitten oder Warnungen, die Du der Familie gegenüber aussprichst genauso vergeblich sind, dann lass sie doch auf die heiße Herdplatte fassen.
Nur durch kons3equentes Handeln kannst Du etwas verändern. Aber dabei ständig wirklich konsequent zu bleiben, das ist die Schwierigkeit, denn es gehört sowohl Mut als auch viel Kraft dazu. Aber es lohnt sich! Schon deshalb, weil Du für Dich erkennen wirst, ob sich ein weiteres ZUsammenleben als möglich erweist, oder ob Du eben DEIN Leben leben musst.
Wie auch immer Dein weiterer Weg aussehen wird, ich wünsche Dir viel Kraft und Konsequenz dazu.
LG Luiserl