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Free Speech, Cancel Culture etc.

Träumelinchen

Aktives Mitglied
Mir geht es um eine allgemeine Diskussion zu dem Thema, also auch zu Fragen wie z.B. Sollten mehr Politiker extremer (aber nicht verbotener) Parteien in Talkshows eingeladen werden oder nicht. Sollten kleine Gruppen von Leuten darüber entscheiden, welche Beiträge in öffentlichen Foren diskutiert werden und welche nicht etc.
Meine Meinung. Ich bin für Fee Speech (im Rahmen der geltenden Gesetze und der Meinungsfreiheit) und gegen die sogenannte Cancel Culture. Man sollte sich mMn auch in Talkshows mehr mit den Positionen bspw. der AfD auseinandersetzen, auch mit deren Vertretern. Und gesellschaftliche Diskussionen sollten möglichst frei möglich sein, auch in öffentlichen Foren.
 

57-55

Sehr aktives Mitglied
Sehe ich auch so.
Leider fehlt es einigen Menschen dabei an der notwendigen Sachlichkeit, Toleranz und der Einsicht, dass es schon mal notwendig sein kann, sich zu entschuldigen.
Meine Meinung.
 

Youshri

Aktives Mitglied
Zu Deinem Beitrag fallen mir kuriose Gedanken ein. Ich sag mal zuerst im übertragenen Sinn dies: früher, wenn wir Milch kauften und sie kochen wollten, musste man dabei stehen bleiben, weil sie schnell überschäumte und die Herdplatte verbrannte und das viel Mehrarbeit verursachte. Heute kommt die Milch nicht mehr von der Kuh, sondern von der Industrie, und es besteht die Gefahr des Überschäumens nicht mehr.
Und so ähnlich ist es auch mit der Vorstellung von dem Begriff Demokratie - alles ändert sich, auch die Demokratie.

Meinungsfreiheit (oder Free Speech, wie Du es nennst) bedeutet ja eigentlich nicht, grenzenlos drauflos zu sprechen. Und auch da geht es ja nur um eine sehr begrenzte Freiheit der Meinung, weil diese sich ständig ändern und von daher keinen universellen Wert haben kann. Also in der Art von heute dies, morgen das. So gesehen, liegt gerade darin auch das Problem der Demokratie an sich, weil nämlich ein Jeder daherkommen kann und einer ganzen Masse seine Meinung aufdrücken darf, je nach individueller Begabung. Dabei unterscheidet man dann eben nicht mehr nach falsch und richtig, sondern nach dem, was gefällt und einem gerad so passt, während die Mehrheit bei der Entscheidung dann eben keine Rolle spielt. Folglich ist die Demokratie hauptsächlich von der Rhetorik abhängig.
Also das, was man spricht und sagt, das soll dann die sogenannte Demokratie in aller Freiheit der vielseitigen Meinungen ausmachen? Die Geschichte lehrt uns aber etwas anderes. Bei jeder extremen Partei, wenn sie dann mal an der Regierung ist, fangen die Leute an, den Mund zu halten, da jedes Wort, was nicht in die gewünschte Richtung passt, schnellstens verboten und meist grausamst bestraft wird. Wie sieht es dann schliesslich mit unserer Freiheit aus? Siehe Geschichtsunterricht.

Das fiel mir grad so völlig ungeordnet ein.
 

_vogelfrei

Sehr aktives Mitglied
Hey @Träumelinchen ,

schwieriges und komplexes Thema, finde ich!

Ich sehe es eher aus einer anderen Perspektive als du. Schlussendlich ist es sehr heikel und braucht viel Abwägung. Stumpfes verbieten ist schwierig, undemokratisch und führt eher dazu, dass sich solche Meinungen anderweitig Raum suchen, ja. Aber ich denke, es braucht Grenzen. Das Problem ist, dass polemische, oft falsche, vermeintlich "klare" Aussagen von z.B. zB AfD-Politiker*innen sehr viel eingängiger sind als die komplexeren, differenzierten Antworten darauf.
Beispiel: AfD Politiker A sagt "Migration im heutigen Ausmaß gefährdet Deutschlands Sozialsystem, verschlechtert die Bildung unserer Kinder, gefährdet unsere Frauen, führt Deutschland ins Chaos. Man muss die Realität anerkennen wie sie ist! Leugnung bringt den Bürgern vor Ort nichts und was in irgendwelchen Universitäten diskutiert wird, hat mit dem Leben der Menschen vor Ort nichts zu tun!".
Das ist erstmal sehr simpel, sehr verständlich, trifft wahrscheinlich bei vielen Menschen ein vages Gefühl, man findet irgendwo im Bekanntenkreis oder im eigenen Erfahrungsspektrum Erinnerungen, mit denen man anknüpfen kann. Es gibt Zustimmung.
Um das jetzt alles wieder auseinanderzunehmen, sich die ganzen Teilbereiche anzuschauen, Schulen, sexualisierte Gewalt, unser Sozialsystem usw. braucht es Zeit. Die Antwort kann nicht so einfach ausfallen, es sind mehr Worte nötig, kompliziertere Analysen. Diesen Analysen werden viele Menschen folgen, sich dafür interessieren, aber ziemlich viele vermutlich auch nicht, weil es dann zB in die zuvor geöffnete Schublade "jaja, euer elitäres Gelaber hat mit unserer Realität nichts zu tun" gepackt wird.
Das klingt jetzt ein bisschen abwertend, aber so meine ich das nicht. Emotionalisierende, catchy Aussagen bleiben einfach hängen, passiert mir ja auch manchmal. Es braucht Ausdauer, Interesse und Zugang zu Informationen, um das dann wieder zu dekonstruieren, die Zeit und Lust hat man im Alltag nicht immer.

Außerdem denke ich direkt an das Toleranz Paradoxon. Es ist gefährlich, Aussagen zu tolerieren, die selbst intolerant sind, anderen Menschen das Leben schwerer machen und langfristig ein gleichberechtigtes Nebeneinander ganz unterschiedlicher Menschen und Lebensrealitäten gefährden.

Den Begriff "Cancel Culture" im üblichen Gebrauch finde ich schwierig. Das wird ja oft den Linken vorgeworfen und klar, gibts Forderungen, bestimmten Haltungen keine Bühne zu bieten. Das Problem: Oft geht es bei diesen Haltungen, denen man keine Bühne bieten will, darum, dass eben die Lebensrealität anderer Menschen "gecancelt" werden soll. Wie viel Propaganda gibt es gegen queeres Leben, gegen Stimmen von Migrant*innen? Wie häufig wird gefordert, zB bestimmte Themen nicht mehr in Schulen zu behandeln (ergo: zu verbieten)? Wie voll sind die Kommentarspalten bei Facebook & Co. mit rechten Meinungen, die darüber abhaten, wieso eine queere Person portraitiert wird, usw.? Meiner Ansicht nach ist das mindestens genauso "Cancel Culture" oft noch deutlich aggressiver. Deswegen würde ich davon abraten, den Begriff einfach zu verwenden, da er schlussendlich ein Kampfbegriff der Rechten ist, die sich freuen, wenn er sich immer weiter verbreitet.

Mein Plädoyer ist nicht, dass man AfD-Politiker*innen grundsätzlich nicht mehr einladen sollte, ich denke, das wäre falsch. Aber ich denke, man muss sehr vorsichtig sein und sich darüber bewusst sein, dass eine einfache Aussage, ist sie auch noch so falsch, eher hängen bleibt, als eine komplizierte Entgegnung darauf.

 

Hajooo

Sehr aktives Mitglied
Spannendes Thema :)

Natürlich sollten Politiker ALLER legaler Parteien gehört werden.
Es sollten auch alle Menschen gehört werden.
Viel wichtiger ist für mich, eine bessere Diskussionskultur.

In der Politik oder in Talkshows geht es aus meiner Sicht, den anderen entweder
a)
nicht ausreden zu lassen
oder
b)
im Vorzuwerfen, was er falsch gemacht hat, mit der "Beigabe"
"adschibädsch"
ich habe es dir doch gesagt.

In meinem eingeschränkten Horizont der Talkshows hüpfen immer die selben Gäste von einer Show zur nächsten und
antworten immer auf die selben Fragen.

Ich stelle es mir schwer vor, gute Politik zu machen, man sieht es gerade bei den Grünen.

Dazukommt ja noch das große weite Internet.

Da darf ja jeder raushauen was er möchte und präsentiert das in diversen Videos oder Shorts.
Wenn ich hier nicht eine gesunde Kritik mitbringe, wird es schwierig.
In meiner Jugend war das "Hauptproblem", ob Kühe wirklich Lila sind.

Heutzutage kämpfen die Schönheitssalons damit, ob sie 15 Jährigen Botox spritzen dürfen/sollen/wollen.
Wenn die 15 Jährige das nicht darf, eröffnet sie geschwind ein Onlinepetition.

Meinungsfreiheit und keine Verbote für alle, klar doch :)

Nur haben diese Grenzen und ab da geht es wieder um eine gute Gesprächskultur auf Augenhöhe (y)

Manchmal könnte auch die Selbstfrage helfen, ob es wirklich explizit gerade sein soll, daß sich das gesamte Universum nur - und nur um mich - und meine Bedürfnisse drehen muß !
 

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