Hallo Alicia,
Geld ist natürlich nicht alles und jedem kann das mal passieren, dass man arbeitslos wird oder sogar arbeitsunfähig. Das finde ich kein Kriterium, um sich zu trennen. Ich sehe es generell auch so, dass man den Partner nicht aufgrund einer psychischen Episode verlassen sollte.
Allerdings kann man von seinem Partner - und das siehst Du meiner Ansicht nach richtig - erwarten, dass er den Konsum einstellt und sich Hilfe holt, wenn er es definitiv nicht verträgt, es zu psychischen Problemen und damit Chaos kommt und das die Familie instabil macht. Bei diesem Mann ist ja das Hauptproblem, dass er in die Kriminalität abrutscht und die Frau nimmt das wohl hin, weil es Geld in die Kasse spült.
Das ist eine unglaublich blöde Situation für Dich als Außenstehende, weil Du komplett zwischen den Stühlen stehst, zwischen dem was gesellschaftlich in Ordnung ist, Eurer Freundschaft, Du das Kind siehst, Dich natürlich auch selbst sehen und auf Dich achten musst.
Wenn ich in Deiner Position wäre, dann würde ich mich definitiv klar abgrenzen und ebenfalls den Kontakt zu beiden einstellen. Erstens kannst Du weder auf sie noch auf ihn einwirken. Zweitens würdest Du in einen krassen Interessenkonflikt und Gefahr rutschen, wenn Du in irgendeiner Form tätig wirst, dass Du Anzeige erstattest oder Ämter einschaltest. Man kann das zwar anonym machen. Aber es besteht die Hohe Gefahr, dass man dann wie Du sagst in die Schusslinie gerät.
Du bist weder Polizei, noch Amt. Und man kann von Laien nicht erwarten, dass sie über das Maß hinaus aktiv werden. Wenn ich also in Deiner Position wäre, dann würde ich es auch so machen, dass ich den Kontakt abbreche, das Ignoriere und so laufen lasse, wie es eben läuft.
Ich will Dir noch etwas sagen: Selbst Profis sind, wenn sie selbst zu Betroffenen werden oft handlungsunfähig. Ich hatte mich mal mit jemanden unterhalten, deren Partner (unverheiratet) ein psychisches Problem hatte. Sie selbst arbeitete in der Beratung in entsprechender Position. Aber, als der eigene Partner dann in die Psychose gerutscht ist tat sie plötzlich so, als ob sie nicht wisse was zu tun ist. Da wusste sie plötzlich anscheinend nicht mehr, ob man die Polizei einschalten soll (der Mann war psychotisch und irrte sonst wo rum), wie man sich ans Gericht wendet, um sich bevollmächtigen zu lassen als Partnerin. Statt dessen fing sie an sich selbst zu veropfern, gleichwohl sie als Expertin sehr gut Bescheid wissen musste was zu tun ist. Mit jedem Wort, was von ihr kam war mir immer klarer, dass es ihr in erster Linie darum geht ja nicht in den Fokus zu geraten, weil es ihr unglaublich peinlich war, dass der eigene Partner ein psychisches Problem hat. Also hat sie sich dazu entschieden weder zu helfen noch sich Hilfe zu holen, sondern den Mann komplett absacken zu lassen. Es war ihr völlig egal, ob er Hilfe braucht, ob er die Arbeit verliert, ob er vielleicht schon tot ist. Ich habe versucht mit Engelszungen auf die einzureden, angeboten, dass ich das in die Hand nehme. Irgendwann als das nicht funktioniert hat, hab ich ihr die Wahrheit hart ins Gesicht gesagt wie asozial ich es finde, dass sie als Profi so tut als wüsste sie nichts. Da hat sie dann von sich aus den Kontakt abgebrochen.
Wenn also selbst Leute die Profis sind beim eigenen Partner so handeln: Dann würde ich erstens nicht all zu viel vom System erwarten. Zweitens würde ich mich nicht die Bohne schämen mich abzugrenzen.