Bei PTBS ist man wegen der Krankheit schon sehr nach außen fokussiert. Ein Symptom ist Hypervigilanz, erhöhte Wachsamkeit oder Aufmerksamkeit.
Ich weiß nicht, ob extra sich nach außen richten, den Leuten noch mehr ins Gesicht schauen, noch mehr Details betrachten, hilft.
Ich hatte zuerst verstanden, dass zählen der Gegenstände würde dazu dienen, sich abzulenken. Man soll aber seine Aufmerksamkeit gezielt mehr nach außen richten? Ich glaube, dass das bei PTBS nicht hilfreich ist.
Ich schau den Leuten schon ins Gesicht, wenn ich Sonnenbrille trage. Ich mag nicht, dass die sehen, dass ich sie betrachte. Ich werde ja auch nicht gerne gemustert.
@mitohnealles und
@Holunderzweig haben es gut zusammenfasst, wohin ich mit dem Tipp zu zählen wollte.
Ich habe selbst kPTBS und kenne die Hypervigilanz leider gut; habe das aber ganz gut in den Griff bekommen.
Zählen hat eine ablenkende Funktion, reicht das nicht aus, mach Rechenaufgaben daraus. Und wenn du versuchst wahrzunehmen, wer müde, gelangweilt, sonstwas wirkt, ist dazu kein Anstarren nötig, sondern dein Blick kann locker umherschweifen. Ebenso wenn du aus dem Fenster siehst und dich auf schöne, eigenartige, architektonische,...Anblicke einlässt.
Nimm es wahr, es existiert, lass es vorüberziehen. (So wie du Gedanken wahrnehmen, ihre Existenz akzeptieren und sie vorüberziehen lassen kannst. Ohne sie glauben zu müssen. Hinter Ängsten stecken viele Gedanken, die man glaubt...aber nicht glauben muss. Man könnte auch etwas anderes denken.)
Mit Hypervigilanz oder der Förderung dessen hat das nichts zu tun.
Du könntest es anfangs immer nur kurz versuchen und dich dann wieder in den vertrauten Kapuzen-Schutzraum begeben.
Wer weiß, vielleicht würde nach einer Weile genügen, dass du dich in die Kapuze zurückziehen KÖNNTEST, dass sie da ist. Und du hättest dir damit ein wenig mehr Freiheit und Sicherheit zurückerobert.
Das ist nur ein Vorschlag, mehr nicht.
Dafür, dass ich meiner Angst nachgegeben habe, weil das das Leben komplizierter macht. Ich darf nicht jeder meiner Befürchtungen nachgeben, sonst enden ich und alle, die ich liebe, als Gefangene.
Das ist die eine Seite.
Die die Gefahr beinhaltet, ins andere Extrem zu verfallen.
Sich bewusst neben jemanden zu setzen, den man als bedrohlich wahrnimmt, kann z. B. so eine unnötig extreme Reaktion sein.
Normalerweise bringt sich niemand selbst bewusst in möglicherweise bedrohliche Situationen.
Ich selbst kenne das in gesteigerter Form und brachte mich immer wieder in ziemlich verrückte Lagen.
Das war vielleicht Trotz, ein "ihr kriegt mich nicht klein", doch letztlich war es selbstschädigend und riskant.
Eine Gratwanderung; die Grenze zwischen Befürchtungen nicht nachzugeben und es zu übertreiben und in Extreme zu verfallen sind fließen und nicht immer leicht zu erkennen.
Ich bin für Realitätscheck. Nochmal nachdenken: gibt es Anzeichen für eine tatsächlich bestehende Bedrohung oder ploppt da gerade etwas Altes hoch?
Es gibt klare Anzeichen oder du kannst es nicht einordnen?
Dann halte ich es für sinnvoll und mutig, die Situation zu verlassen.
Es ist sehr wahrscheinlich durch alten Kram ausgelöst?
Dann ist es besser nicht der Angst nachzugeben und das Fluchtverhalten so weiter zu manifestieren. Dann ist Kapuzenzeit.
Du fährst, fühlst dich nervös, es ist gerade aber keine Situation wie eben geschildert?
Würdest dich gerne in die Kapuze verkrümmeln?
Das wäre ein Zeitpunkt für Zählübungen, Fenster usw.
BEVOR du dir die Kapuze erlaubst.
Und nach einer Auszeit vielleicht eine kurze Wiederholung.
So in etwa.
Da ist natürlich noch so ein Punkt:
Du denkst vielleicht: kann ich nicht, überfordert mich, ist nichts für mich, kann mir nicht helfen o.ä.
Womit wir wieder bei den Gedanken sind, die man vielleicht nicht immer glauben muss.
Es KANN sein, dass nichts davon das Richtige für dich ist.
Es KANN auch sein, dass deine Gedanken dich blockieren.
Das ein Teil von dir sich hinter solchen Sätzen versteckt, weil es anstrengend wäre, sich einzulassen und einen Versuch zu starten.
Ich kann das nicht beurteilen und nicht herausfinden.
Du kannst es herausfinden.