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Brennpunkt-Viertel gab es schon immer, ich bin selbst in einem großgeworden (und habe vermutlich gemessen am Durchschnitt eine etwas dickere Haut, was verbale Belästigung betrifft). Ein paar olle Freibad-People, die auf Krawall aus sind, hat es immer gegeben und wird es vermutlich auch immer geben.
Ich kann schon verstehen, wenn man sich in einer Umgebung nicht wohl fühlt, in der eine angriffslustige und provokante Stimmung in der Luft liegt und vermutlich ist das im Freibad auch manchmal der Fall, Hitze, Alkohol und so.
Aber pauschalisieren kann man nicht. Es gibt auch Freibäder, in denen hauptsächlich Kartenspielende Rentner abhängen, die Kartoffelsalat und Bienenstich aus Tupperdosen mampfen oder welche, in denen 99% der Besucher*innen Familien mit kleinen Kindern sind und man nach nem halben Tag in dem Gewusel und Gequietsche mit Hörsturz und Migräne nach Hause kommt.
Generell finde ich es schwierig, zu versuchen das Risiko für Gefahrensituationen an äußeren Gegebenheiten oder Faktoren wie Orten festzumachen und sein Leben danach auszurichten. Das schränkt nicht nur die eigene Freiheit und Autonomie total ein, sondern lässt eine Vermeidungshaltung entstehen, die in meinen Augen nur oberflächlich schützt.
Wenn man nicht mehr ins Freibad geht oder nicht mehr in Tiefgaragen parkt oder keine Feten mehr besucht, weil das Risiko für gewalttätige oder sexuelle Übergriffe dort statistisch höher ist, gaukelt das womöglich ein falsches Sicherheitsgefühl vor, denn genauso gut kann man im Supermarkt, im Park oder an der Bushaltestelle einem Menschen begegnen, der sich übergriffig oder gewalttätig verhält.
Das kommt aber - auch statistisch gesehen - sehr, sehr selten vor. Allermeistens ist man in Sicherheit.
Klar, wenn man selbst in eine Gefahrensituation gerät, hat das keine Relevanz, mir ging es letzten Sommer selbst so an einem für mich subjektiv sehr sicheren Ort und unter ziemlich harmlosen Umständen. Ich gehe davon aus, dass du
@BinNichtWertlos sexuelle Belästigung im Freibad befürchtest, weil man tendenziell wenig anhat und viel Körper sieht und das manche seichte Gemüter erhitzt. Kann schon sein.
Meiner (Einzel-)Erfahrung nach hat es wenig Einfluss, wie man sich selbst äußerlich verhält. In meiner Gefahrensituation hatte ich beispielsweise ein Kleid an, über das mein Mann immer sagt: "Nicht schon wieder der hässliche Sack." Aber der Täter war in der Situation unseres Zusammentreffens darauf aus, mir etwas zu tun, ich glaube es hätte keinen Unterschied gemacht, ob ich nen knappen Bikini anhabe oder nen alten Kartoffelsack.
Damit will ich dir keine Angst machen und dir suggerieren, dass überall und an jeder Ecke Gefahren lauern und man am besten gar nicht mehr rausgehen soll. Im Gegenteil: ich finde, es macht wenig Sinn, sein eigenes Leben so dolle einzuschränken und auf so viele schöne Momente zu verzichten, weil womöglich irgendwann einmal etwas passieren könnte. Man muss sich nicht waghalsig verhalten und es ist sicher nie verkehrt achtsam und aufmerksam durch's Leben zu gehen in dem Bewusstsein, dass halt theoretisch (!) etwas passieren kann, aber viel wichtiger ist, dabei zu wissen, dass an so gut wie allen Tagen alles gut geht und nichts passiert.
Fazit: wenn ihr euch in einer Situation im Freibad unwohl fühlt, hört auf euren Bauch, sucht euch ein anderes Plätzchen auf der Wiese oder geht heim. Aber morgen kann es am selben Ort mit anderen Leuten schon wieder total nett und entspannt sein. Verallgemeinerungen sind selten hilfreich.