Trotz der rosaroten Brille entging mir bereits damals nicht das Love Bombing seinerseits. Während ich erst einmal vom Verliebtsein redete, in der Absicht, ihn in aller Ruhe besser kennenzulernen, folgten von ihm Sätze wie: "Ich liebe dich.", "Bitte verlasse mich nie." Nach einigen Tagen sprach er gar von meinem Namen auf seiner Brust tätowiert, Zusammenziehen sowie vom Heiraten, was mich ziemlich überforderte. Aber irgendwie wollte ich die Alarmglocken überhören und die Schmetterlinge genießen. Leider steckten mich seine Liebesbekundungen an, sodass ich mich auf den viel zu forschen Datingprozess einfließ - trotz leichter Zweifel.
Diese verstärkten sich allerdings nach knapp 2 Wochen, als er mir unter Tränen mit einer Trennung drohte, weil ich angeblich fremdgeflirtet hätte. Es tat weh, ihn so verletzt zu sehen und ich konnte seinen Schmerz nachvollziehen. Gerade weil dieser aber unbegründet war (ich musste zu lange in eine Ecke gestartet haben, es hatte sich aber keine bestimmte Person in meinem Visier befunden), versuchte ich verzweifelt und vergebens, ihn von einem Missverständnis zu überzeugen. Erst als ich aufgab, hob er die Trennung am Folgetag über WhatsApp schon wieder auf, unter der Bedingung, mich endgültig zu verlassen, sollte ich ihm so etwas noch einmal antun...
Dieser extreme Vorfall, hatte mein Wohlbefinden in der Beziehung ziemlich angeschnitten, andererseits kommte ich auch seine Sicht nachvollziehen, weniger allerdings, welche radikalen Konsequenzen er dabei gezogen hatte. Danach verlief unsere Beziehung eine ganze Weile sehr harmonisch. Täglich bewieß er mir, dass er der netteste Mensch der Welt war: Er bezahlte mir so viel, dass ich ihn irgendwann stoppte, sorgte sich um mein Wohlbefinden, redete mir immer gut zu und beteuerte täglich seine bedingungslose Liebe, das auch noch wenige Tage, bevor er plötzlich "abzukühlen" schien und abweisend wirkte.
Das verunsicherte mich natürlich. Diese Unsicherheit musste ihm während unseres (finalen) Treffens mit unseren beiden Freunden im der Kneipe aufgefallen sein, da er meine Hand nahm und sich-wie für ihn typisch- nach meinem Wohlergehen erkundigte. Ich nickte nur, träumte dann aber ins Leere.
Da er schon den ganzen Abend müde gewesen war, beschloss er, früher heimzukehren (gar nicht seine Art) und fragte mich, ob ich ihn begleiten würde. Bis heute beißt mich mein Gewissen dafür, dass ich mich entschied, noch eine Weile zu bleiben und ihn nicht einmal bis zur Bahn gebracht hatte, was er immer für mich getan hatte. Er wirkte etwas enttäuscht, akzeptierte es aber. Nach etwa einer dreiviertel Stunde rief er seinen Kumpel an, um ihn zu fragen, ob ihm aufgefallen wäre, wie abweisend ich wäre, beichtete ihm, dass er "das mit uns beiden nicht mehr könnte". Der Kumpel entgegnete nur, dass er das mit mir ausmachen müsse, worauf mein Freund sehr gereizt reagierte. Trotzdem schrieb er mich dann tatsächlich an.
Es erstaunte mich, wie eiskalt er mich dann abservierte: "Ich will dich nicht mehr, empfinde nichts mehr für dich. Unsere gemeinsamen Fotos werde ich alle löschen. Finde jemand besseren als mich, aber lass dich nicht mehr von mir blicken. Machs gut." samt dutzender 💔-Emojis und als ich unter Schock stehend nicht datauf einging, ergänzte er allen Ernstes: "Hoffentlich weinst du nicht zu viel."
Diesesmal war es mir gar nichr möglich zu weinen, ich fühlte mich gelähmt. Meine Freundin nahm mich in den Arm, ihr Freund hingegen erhielt von meinem Ex einen weiteren Anruf. Er wollte wissen, wie ich die Nachricht aufgenommen hätte, wenig später außerdem, was ich da gerade mit meiner Freundin beredete. Bezüglich letzterem hatte sich herausgestellt, dass er zurückgekehrt war und uns durch ein Fenster der Kneipe beobachtet hatte. Nach dem Telefonat schrieb er dem Kumpel, dass er ihm und seiner Freundin spontan doch noch Gesellschaft leisten würde, ich dafür aber verschwinden solle. Obwohl ich blieb und versuchte mich mittels Dart abzulenken, betrat mein Ex den Laden, machte sich kurz darauf aber endgültig auf den Heimweg. Am nächsten Tag sendete er mir ein Fragezeichen, da ich aber nicht wusste, was er noch erwartete, ignoriert ich ich dieses. Seitdem herrscht Funkstille.
Mittlerweile hat die Betäubung nachgelassen und ich leide ich nach so vielen Wochen unter heftigem Liebeskummer. Dessen Hartnäckigkeit wird vermutlich vor allem durch die krasse Art begründet, auf die mein Ex sich getrennt hat. Von einem eigentlich so lieben Menschen hätte ich einen taktvolleren Umgang damit erwartet. Eine Trennung tut ohnehin weh, deshalb kann ich nicht nachvollziehen, dass er den Schmerz damit intensiveren musste, mir unnötige Details wie das Löschen der Fotos unter die Nase zu reiben. Was für einen Mehrwert erhoffte er sich damit?
Aber nicht bloß diese fiesen Sätze machen mich fertig. Der Fakt, dass er mich verletzt sehen WOLLTE, zeugt meiner Meinung nach davon, dass ich ihm zumindest zum Schluss nicht mehr so viel bedeutet habe. War ihm mein Wohlergehen doch sonst immer so wichtig gewesen, trampelte er nun plötzlich ganz bewusst darauf herum.
Weil ich es mir nicht habe nehmen lassen wollen, besuchte ich die Kneipe nach einiger Zeit wieder mit meiner Freundin.
Ihn versuchte ich nicht zu beachten, spürte aber doch ab und zu seine hasserfüllten Blicke. Befremdlich war es auch, ohne Weiteres an ihm vorbeizugehen, als ich die Kneipe verließ und er direkt am Ausgamg stand. Dieser Mensch hatte mich angeblich einmal geliebt und nun schien es, als würde er mich verabscheuen. Leider weiß ich nicht einmal warum. Dass er seine Gefühle für mich verloren haben könnte, leuchtete mir ein. Dass er mich verachtete, weniger, da ich ihm nichts getan hatte.