Menschen lernen Eigenverantwortung dadurch, dass sie LEBEN, Erfahrungen sammeln und dadurch dass sie an etwas LEIDEN.
In der Regel entsteht Veränderungsdruck nur dann, wenn man genügend unter einer Situation leidet.
Wie lange es dauert hängt dann also von der persönlichen Leidensfähigkeit ab und von der Erkenntnis, dass alle Probleme, die man hat, zunächst einmal ganz viel mit einem selbst und dann erst mit anderen zu tun haben.
Das dauert üblicherweise länger, als uns lieb ist, manchmal sogar ein ganzes Leben.
Es hängt auch davon ab, ob der/die Betreffende für sich vielleicht schon eine gute Lösung gefunden hat, die aber andere wiederum als problematisch ansehen.
In deinem Fall vermute ich, dass deine Freundin ihr Kontrollbedürfnis und ihre Verlassenheitsängste damit bewältigt, dass sie dir die Verantwortung dafür aufbürdet, dass sie sich schlecht fühlt. Und das funktioniert bestens, denn du scheinst dir einen Großteil deiner Zeit Gedanken um SIE zu machen und wagst es nicht, dich wohl zu fühlen oder gar gut zu schlafen - hast zumindest Angst, das ihr gegenüber zu äußern.
Im Grunde verleidet sie dir eine spannende und gwinnbringende Zeit deines Lebens (ohne böse Absicht natürlich) und verschiebt damit erfolgreich ihr Problem auf dich.
Warum sollte sie also jetzt etwas grundlegend ändern? Sobald sie zugibt, dass sie sich wohlfühlt, würdest du dir automatisch weniger Gedanken machen und das möchte sie nicht. Also wird sie dir immer wieder Signale geben "ach guck mal, ich tu ja was und ich bemühe mich ja, aber ich schaff es eben noch nicht" und hält dich so bei der Stange!
Ich will ja garnicht abstreiten, dass auch für sie diese Lösung "suboptimal" ist, aber es ist eine, die zur Zeit funktioniert.
Echten Veränderungsdruck erreichst du erst, wenn du ihr dafür nicht mehr zur Verfügung stehst. Es könnte aber sein, dass du aus Liebe und Freundschaft so weitermachst. Das ist auch ok, aber dann erwarte bitte nicht, dass sie sich grundlegend verändert.