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Ich habe noch nie "ich liebe Dich" gesagt...

  • Starter*in Starter*in Eudaimonia
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    liebe
Glaubst du nicht, dass du manches verstanden hättest, wenn man es dir NICHT erklärt hätte?


Was ist, wenn du nicht sagen kannst, ob etwas besser wird, wenn es anders wird? Aber so viel sagen kannst, dass es anders werden muss, wenn es gut werden soll?

Diese Welt ist eine Komödie für jene, die denken und eine Tragödie für jeden, die fühlen.🙁


Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln. Erstens durch Nachdenken: Das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmen: Das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung: Das ist der bitterste.
(Konfuzius)


Viele Grüße........ die Le😉
 
[...]
Emo erste Freundin wohnte inzwischen in der Hauptstadt. Hauptstädte sind interessante Reiseziele. Frisch verliebte Paare verreisen gerne, so überlegten Emo und Tioni sich, ob sie nicht das nächste Wochenende nach Berlin fahren wollten.
Tioni war sehr unsicher, sollten sie wirklich eine Exfreundin von Emo besuchen? Emo behauptete zwar, dass sie ein sehr gutes Verhältnis hätten und dass er schonmal mit einer anderen Freundin ihre Wohnung überlassen bekommen hätte, aber diesmal würde sie da sein! Und sie war Single und überhaupt musste sie mit Emo einiges besprechen: Würde es etwas geben, was sie essen konnte? Müsli, Salat, Vollkornbrot; würden die Räumlichkeiten ausreichend dunkel und ruhig sein, dass sie schlafen konnte?
Emo versuchte sie zu beruhigen, er wusste, dass seine Exfreundin eine sehr tolerante Person war, was eigenarten im (Ess-)Verhalten anbelangte und sie auch sonst eine sehr stabile Freundschaft hatten (keinen engen Kontakt, aber einen vertrauensvollen und verlässlichen).

Angekommen in Berlin war Emo recht erfreut, dass sich Tioni und Indra auf Anhieb verstanden, jedenfalls soweit es ein Mann das bei zwei Frauen beurteilen kann. Sie verbrachten einen schönen Abend und richteten sich anschließen im Wohnzimmer ein Bett zurecht.
Was war denn das? Da leuchteten noch einige Steckleisten, der Vorhang war noch ein Spalt offen. Emo bemühte sich das Zimmer best möglichst abzudunkeln, doch dann war da noch so ein Ticken. Irgendein Termometer an der Wand provozierte Tionis Nerven. Weder Tioni noch Emo konnten es ausstellen. So begannen sich bald alle negativen Energien auf den Sachverhalt zu bündeln, dass Emo Tioni versprochen hatte, dass sie in Berlin schlafen könnte, dass wenn sie nicht schlafen würde, sie im Büro zu nichts zu gebrauchen wäre, dass sie etwas von Berlin haben wollte und so die ganze Nacht wachliegen werde...
Emo, war wie ein Felsen in der Brandung. Kühl und gelassen fragte er: "Wir sollten jetzt schlafen und vergessen, was wir nicht ändern können". Nein, an dieser Stelle wollen wir Emo lieber mit allem ehrlichen Charme charakterisieren: "Willst du nicht einfach versuchen zu schlafen?"
Tioni: "Nein ich kann nicht, ich werde die ganze Nacht wach liegen. Mach irgendwas! Schraub das Gerät ab, frag Indra..."
Emo: "Ich soll Indra wecken? Ich halte das für keine so gute Idee."
Tioni: "Warum habe ich mich nur von dir zu dieser verdammten Reise überreden lassen?!"
Emo: "Wie bitte? Du hast selbst die Entscheidung getroffen! Außerdem kenne ich keinen Menschen, der so ein Einschlaf ritual braucht."
Tioni: "Das war schon immer so, ohne Ohrstöpsel und Dunkelheit komme ich nicht zur Ruhe".
Emo: "Aber es muss doch eine Ursache geben?"
Tioni: "Als ich sehr klein war, lag ich oft in meinem Bett und wartete, bis mein Vater abends nachhause kam. Die Zimmertür von meinem Bruder und mir grenzte genau die Wohnungstür und mein Vater donnerte diese rücksichtslos dagegen, wenn er kam. Anfangs schreckte ich aus dem Schlaf auf, später wagte ich es nicht einzuschlafen, bis er nachhause kam."
Emo: "Und mit deinem Vater war nicht zu reden?"
Tioni: "Nein. Aber das möchte ich jetzt nicht erläutern, lass uns wenigstens versuchen zu schlafen!"

Emo musste noch lange nachdenken. Was eben passiert war, war schwierig für ihn nachzuvollziehen, der schnelle Wechsel zwischen den Gefühlen, die spürbaren Aggressionen, die Angst. Es war wie ein Sicherung, die manchmal herausspringt: wenn Tioni die Angst überkommt, nicht schlafen zu können, dann so massiv, dass nur noch Gut und Böse existieren. Entweder die Bedingungen stimmen, oder die Welt geht unter. Nicht schlafen heißt, nicht fit zu sein. Nicht fit sein, heißt schlechte Leistungen bringen, die Erwartungen von anderen enttäuschen und zu versagen. Versagen im Büro heißt, seinen Job zu verlieren. Seinen Job zu verlieren heißt, seine Existenzgrundlage zu verlieren. All das machte Emo große Sorgen, aber was konnte er unternehmen?
Emo überlegte: "Was wären die Folgen, wenn ich alle Bitten und Wünsche von Tioni erfüllen könnte? Angenommen das würde funktionieren und weiter angenommen es würde nach sich ziehen, dass sie weniger Angst hätte, mehr Vertrauen in mich, mir mehr Liebe schenken könnte, hätten wir dann nicht eine annähernd perfekte Beziehung? Und wenn nicht, was würde fehlen? Wie würde es Tioni selbst mit ihren Problemen gehen?
Und wenn wir die perfekte Beziehung anschließend hätten, würde das nicht bedeuten, dass ich alleine dafür verantwortlich wäre?"
Emo wurde klar, dass er sich in hypothetische Fragen zu versticken begann, aber doch schien es ihm, dass ihm das Nachdenken half. Manchmal ergaben sich aus wirren Gedanken neue und manchmal schlief man auch ein beim Denken. So auch in diesem Fall.

[...]
 
Hallo Eudaimonia


Ich muss sagen, dass mir diese Geschichte ,obwohl ich mit dem Lesen noch nicht am Ende anlangte, sehr gut gefällt..bin derzeit auf Seite 4 (von immoment 11)..Alles wird zusammenhängender [was auch den Threadtitel einschließt] und die Geschichte bringt einen dazu mehr zu lesen....werde jz weiterlesen, wollte dir aber nur sagen, dass sie mir sehr gut gefällt!

Liebe Grüße, Morpheuz
 
["Was denkst du, bist du für Tioni und was denkst du, bin ich für Tioni", fragte Schnubbel Emo.]

Etwa drei Monate waren vergangen und Schnubbel wusste angeblich von Emo. Aber wieviel wusste er? Tioni hatte ein wunderschönes Doppelbett, aber dort zu übernachten war nicht möglich. Das würde Schnubbel verletzen...
Schnubbel - das wusste Emo mittlerweile - war mehr für Tioni, als sie anfänglich zugegeben hatte. Schnubbel liebte Sie und Schnubbel hatte mehr mit dem Einzug verbunden, als mit einer Freundin eine WG zu gründen. Schnubbel bezahlte fast 2/3 drittel der Miete, Schnubbel hatte einen Großteil des Umzugs bezahlt, Schnubbel übernahm den größten Teil des Haushalts (Putzen, Waschen, Bügeln, Einkaufen), so dass Tioni den Rücken frei hatte für ihren Job bei der Bank und ihr Studium.
Tioni beteiligte sich daran, wie sie konnte, doch im Moment war sie kaum noch zuhause, sondern mehr bei Emo; Schnubbel bekam sie kaum noch zu Gesicht.
Alles schien seinen Lauf zu gehen, aber Emo empfand immer wieder einen kleinen Stich, wenn er Tioni von Schnubbel sprechen hört: Schnubbel sei ganz anders als er. Schnubbel interessiert sich nicht für Kultur, spricht kaum über seine Gefühle, sieht mehr fern als er liest und hat erst durch Tioni angefangen etwas gegen sein Übergewicht zu unternehmen. Keine Konkurrenz könnte man meinen.
Wären da nicht Schnubbels ganz besondere Qualitäten. Schnubbel war tatsächlich ein ganzes Stück anders als Emo. Schnubbel senkte den Kopf, wenn Tioni in seine Richtung stichelte, wenn sie sich über ihn lustig machte, lachte er mit. In Diskussionen war er ihr hoffnungslos unterlegen. Tioni war schlagfertig, intelligent und wortgewandt. Schnubbel ordnete sich gerne unter; eigentlich hatte er nur Chancen, wenn er ein gutes Druckmittel hatte... und welches Druckmittel ist besser als Abhängigkeit? Welche Position ist schöner, als die als Opfer einer aggressiven Freundin? Bei Kritik den Kopf senken, ein betroffener Hundeblick und das Mitleid der Anwesenden auf sich ziehen, das konnte Schnubbel. Emo konnte sich an Situationen erinnern, da ermahnten sogar Tionis Mutter und ihr Bruder sie, bezüglich ihres Verhaltens gegenüber Schnubbel.
Nein, Schnubbel musste sie nicht in ihre Schranken weisen, Schnubbel musste sich nicht mit ihr vor anderen auseinandersetzen (eine Auseinandersetzung, die er sicher verloren hätte). Schnubbel schien seine Opferrolle zu genießen. Es schien ihm nichts auszumachen, dass er Tioni damit ins Messer laufen ließ oder es mochte seine einzige Möglichkeit sein, eine solche Behandlung auszuhalten.
Fragte Emo Tioni danach, warum er das machte, so antwortete sie ihm: "Weil er mich liebt, weil ihm am wichtigesten ist, dass es mir gut geht, egal mit wem ich zusammen bin". Aber was hat es mit Liebe zu tun, wenn man permanent zurücksteckt? Wenn man dem anderen keine Grenzen setzt und stattdessen in Kauf nimmt, dass seine Partnerin als egoistisch und herabwertend gegenüber ihrem Partner da steht?
Zugegeben, Tioni besaß eine hohe emotionale Intelligenz, sie war sehr höflich; Spitzen in Richtung Schnubbel waren meistens so geschickt angelegt, dass es oft eher ein Schmunzeln bei den Anwesenden hervorrief, als dass ihnen eine Aggression dahinter bewusst wurde. Aber gute Beobachter oder langjährigen Freunden blieb es kaum verborgen.

Plötzlich klingelte Emo's Telefon. Es war Tioni und sie weinte: "Darf ich zu dir kommen?"
Emo: "Natürlich, was ist denn passiert?"
Tioni: "Sag ich dir später, ich habe was getrunken, kannst du mich abholen?"
Emo setzte sich ins Auto und nahm Tioni mit nachhause. Was er dann zuhören bekam gefiel ihm garnicht: Schnubbel hatte sich in Tioni Email Account eingehackt und ihre intimen Email mitgelesen und das Ganze anscheinend schon seit einigen Wochen.
Zuerst dachte Emo: "Oh nein, wie unverschämt ist das denn? Hat er all unsere intimen Gespräche, über Liebe, Vertrauen, Sex, unsere Unternehmungen und Gedanken mitgelesen?"
Dann berichtete Tioni ihm, wie wütend er war, wie er sie deswegen angeschrieen hätte. Aber warum jemanden anbrüllen, der seinem Partner intime Emails schreibt? Und warum Vorwürfe machen, wenn man doch eigentlich die Rolle des besten Freundes inne hatte?
Emo war klar, dass sie etwas zu klären hatten. Am nächsten Tag sprach er Tioni an. Beide saßen auf seinem Bett und er fragte sie nochmal, was sie mit Schnubbel gehabt hatte, es war nicht einfach, er musste sehr böse werden, bevor sie überhaupt zu reden begann. Er kam sich vor wie bei einem Verhör, verdammt, er wollte das nicht, aber er musste Wissen, was hier los war, als fragte er weiter: "Warst du mit Schubbel zusammen?"
Tioni: "Ja, aber ich habe ihn nie geliebt. Wir wollten es versuchen, ich habe es alleine nicht mehr ausgehalten. Wir wollten einfach ein gemeinsames Leben aufbauen, uns gegenseitig helfen: Er unterstützt mich im Haushalt, wenn ich alleine bin und ich helfe ihm abnehmen, bei seinen Problemen. Ich bin der einzige Mensch, dem er sich bisher geöffnet hat!"
Emo: "Das ist ja wunderbar, du wirft mir vor, dass ich ein Auslandssemster nicht bei Beziehungsbeginn ankündige und stellst mir deinen Exfreund als besten Freund vor? Geht's noch??"
Tioni: "Ich wollte unsere Beziehung nicht gefährden und ich wollte nicht, dass du ihm wehtust."
Emo: "Was meinst du denn, was eine Beziehung mehr gefährdet: Ehrlichkeit oder Lügen?" Aber ehrlich gesagt wußte er nicht, ob er sich auf jemand eingelassen haben könnte, der gerade mit seinem Exfreund zusammen gezogen ist. Aber diese Lüge schmerzte, sie schmerzte, obwohl er wusste, dass Tioni die vergangenen Monate fast nur bei ihm war. Es brannte einfach in seinem Herzen.
Emo: "Du hast mit ihm eine Beziehung geführt, aber nicht mit ihm geschlafen?"
Tioni: "Nein, ich habe ihm das von Anfang an gesagt."
Emo: "Was war an dem abend der Party, als Stöhnen in eurer Wohnung zu hören war?"
Tioni: "Das waren die Leute unter uns, ich das niemals machen, wenn meine Mutter nebenan schläft. Außerdem schläft Schnubbel seit wir zusammen sind in dem anderen Zimmer!"
Das andere Zimmer war 11m² groß und lag direkt neben dem Treppenhaus. Im Vergleich dazu war Tionis Schlafzimmer ein Paradies: 28m², Balkon, Doppelbett. Auch in dieser Hinsicht steckte Schnubbel viel zurück und sein Verhalten war für Emo zu diesem Zeitpunkt schwer nachvollziehbar.
Jetzt hätte sie es beinahe geschafft ihn abzulenken. Wer wollte sich nicht besänftigen lassen von dem Gedanken, dass Schnubbel in einem anderen Zimmer schlief, dass sie an dem Abend keinen Sex hatten, er wollte die Wahrheit wissen!
Emo: "Was war an Silvester? Die Geschichte mit dem Kusskontest??"
Tioni: "Wir waren betrunken und ja, wir haben uns geküsst. Na und?!"
Emo: "Mir ist es völlig egal, wen du in deinem Leben schon alles geküsst hast, nur lüg mich diesbezüglich bitte nie mehr an!
Wielange wart ihr zusammen?"
Tioni: "Ich bin schon vorher bei ihm in seiner alten Wohnung eingezogen, als ich nicht mehr alleine seine konnte. Einige Zeit, irgendwan haben wir gesagt, wir versuchen es"
Emo zunehmend wütender: "Und während der ganzen Zeit habt ihr nicht mit einander geschlafen? Das kannst du mir nicht erzählen... oder hat der Mensch eine Krankheit?"
Tioni: "Nein, ich habe dich nicht angelogen, wir haben nie miteinander geschlafen, aber wir haben es einmal versucht, ging nicht!"
Emo: "Wie bitte? Was heißt versucht? War er drin oder nicht?"
Tioni: "Ja drin war er, ganz kurz, aber ich habe mich so geekelt, dass wir es sofort abgebrochen haben."
Emo: "Oh mann. Und wo war das?"
Tioni: "Silvester an der Ostsee, wir waren beide betrunken und es war grauenvoll. Und jetzt hör auf mich zu verhören. Du machst mich fertig wie vor einem Tribunal."
Emo: "Entschuldige bitte, dass das anscheinend der einzige Weg ist, hier Licht ins Dunkel zu bringen!"
Tioni: "Du spinnst doch!"
Dann sprang Tioni auf, lief zum Schrank und griff sich die Vodka Flasche. Emo wollte ihr hinterher, aber da hatte sie sich schon im Bad eingeschlossen.
Plötzlich war wieder alles umgedreht. Er, das Opfer, derjeniger der angelogen und verletzt wurde, war plötzlich der Täter. Er war der Richter, der Härte gegenüber seiner Partnerin walten ließ, der gefühllos weiterbohrte. Bemerkte sie seine Gefühle? Alles was er an diesem Tag noch zu hören bekam waren Vorwürfe, er sei kalt wie ein Eisberg.
Vermutlich war er das auch, auch er fühlte die Kälte der Enttäuschung. Er wusste, dass Tioni viel Angst hatte, Angst Menschen zu verlieren und Angst davor Kontrolle zu verlieren. Er merkte, wie er immer mehr begann, über ihr Verhalten nachzudenken, er ersann sich Erklärungen, warum sie so handeln musste, er dachte über ihre schwierige Vergangenheit nach. Und plötzlich rückten seine eigenen Gefühle in den Hintergrund, sämtliche Gedanken beschäftigten sich mit Tionis Verhalten. Er musste einfach eine Erklärung finden, warum sie so gehandelt hatte. Er musst die Widersprüchlichkeit ihres Verhaltens für sich zusammenfügen. Es war eigenartig, je länger er sich mit ihr beschäftigte, desto mehr vergaß er seine eigenen Gefühle.

Und in diesem Moment war er froh darüber, er wollte ihr verzeihen, er wollte mit ihr eine Beziehung führen und er wollte sich selbst damit auch die eigenen Wunden schließen. Und trotzdem wollte er Klarheit haben, am liebsten wäre es ihm, selbst ein Gespräch mit Schnubbel zu führen. Nur das wollte Tioni auf keinen Fall. Sie argumentierte damit, dass er Schnubbel verletzen würde, dass er kein Recht hätte, sich in ihre Freundschaft einzumischen.
Aber Emo liebte es, sich in fremde Freundschaften einzumischen. Er machte es manchmal völlig grundlos und führte dann Gespräche über Dritte. Nein! Was sollte das? Hätte er das Gefühl, dass es hier so etwas wie Offenheit gab, dann hätte er sicher besseres vor, als mit Schnubbel intellektuelle Gespräche zu führen!

Eines Tages war es soweit: Emo sollte Tioni zuhause abholen, eigentlich sollte sie wie üblich runter zum Auto kommen, aber Emo hatte ein dringendes Anliegen, das sich nicht weiter aufschieben ließ. So machte er sich Richtung Wohnung auf dem Weg. Er klingelte und Tioni öffnete ihm die Tür und in diesem Moment kam Schnubbel, mit einem gut gefüllten Wäschekorb die Treppe vom Speicher herab. Emo bemerkte, wie Tionis Gesicht noch bleicher als sonst wurde.
Und spontan schoss es aus ihm raus: "Hallo Schnubble, ich würde gerne etwas mit dir besprechen, hast du etwas dagegen, wenn wir kurz spazieren gehen?"
In diesem Moment bekam Tioni einen Schreianfall. Sie war unglaublich wütend, drohte damit die Beziehung zu beenden, weinte, brüllte und stampfte mit den Füßen auf.
Mit einer solchen Reaktion hatte Emo nicht gerechnet...

[...]
 
Plötzlich war wieder alles umgedreht. [..] Er war der Richter, der Härte gegenüber seiner Partnerin walten ließ, der gefühllos weiterbohrte. Bemerkte sie seine Gefühle? [..] Er merkte, wie er immer mehr begann, über ihr Verhalten nachzudenken, er ersann sich Erklärungen, warum sie so handeln musste, er dachte über ihre schwierige Vergangenheit nach. Und plötzlich rückten seine eigenen Gefühle in den Hintergrund, sämtliche Gedanken beschäftigten sich mit Tionis Verhalten. Er musste einfach eine Erklärung finden, warum sie so gehandelt hatte. Er musst die Widersprüchlichkeit ihres Verhaltens für sich zusammenfügen. Es war eigenartig, je länger er sich mit ihr beschäftigte, desto mehr vergaß er seine eigenen Gefühle.
Wie ich das kenne ... . Da steigt jetzt noch ein blasser Hauch von Wut in mir auf.

Eines Tages war es soweit: Emo sollte Tioni zuhause abholen, eigentlich sollte sie wie üblich runter zum Auto kommen, aber Emo hatte ein dringendes Anliegen, das sich nicht weiter aufschieben ließ. So machte er sich Richtung Wohnung auf dem Weg. Er klingelte und Tioni öffnete ihm die Tür und in diesem Moment kam Schnubbel, mit einem gut gefüllten Wäschekorb die Treppe vom Speicher herab. Emo bemerkte, wie Tionis Gesicht noch bleicher als sonst wurde.
Und spontan schoss es aus ihm raus: "Hallo Schnubble, ich würde gerne etwas mit dir besprechen, hast du etwas dagegen, wenn wir kurz spazieren gehen?"
In diesem Moment bekam Tioni einen Schreianfall. Sie war unglaublich wütend, drohte damit die Beziehung zu beenden, weinte, brüllte und stampfte mit den Füßen auf.
Mit einer solchen Reaktion hatte Emo nicht gerechnet...
Respekt! Ich habe auch eine heftige Reaktion bekommen, als ich mich auflehnte. Ich musste damals mit anderen reden, bevor ich mir halbwegs meiner Gedanken/Gefühle diesbezüglich wieder sicher war.

Jun
 
[...]
Tioni ließ die Tür knallend ins Schloss fallen. Schnubbel warf Emo einen bedauernden Blick zu, stellte den Wäschekorb neben die Tür und schlug vor, "eine Runde um den Block zu gehen".
Sie bogen schweigend um die Ecke. Dann fragte Schnubbel: "Was glaubst du, dass ich mit ihr habe und was glaubst du, dass du mit ihr hast?"
Emo wusste nicht so recht, was er mit der Frage anfangen sollte: Er hatte ein Beziehung und Schnubbel war in sie verliebt, ihr Exfreund, ihr Mitbewohner, ihr bester Freund oder was auch immer!
Emo: "Tioni ist meine Freundin!"
Schnubbel versucht ihn zu verunsichern: "Warum meinst du, sind wir zusammengezogen? Warum haben wir ein gemeinsames Konto? Einen gemeinsamen Kalender für Unternehmungen? Tioni braucht ihren Spass, du bist jung, du bist, was sie sucht: Sportler, gutaussehend und noch nicht so erfahren. Glaubst du im Ernst, Tioni würde sich für dich entscheiden? Das Leben aufgeben, das sie hat? Da kennst du sie aber schlecht..."
Emo ließ ihn reden, Schnubbel redet sich doch selbst etwas ein, er wußte, was er mit Tioni hatte. Aber vielleicht war es Schnubbel wirklich nicht klar?
Emo: "Du hast die Email gelesen, die wir uns geschrieben haben. Hör auf, du weißt, was Sache ist und wir sollten schauen, wie wir diese Angelegenheit geklärt bekommen. Tioni hat uns beide belogen: mich, was euer Verhältnis und dich... sag du's mir?"
Schnubbel: "Nun, Tioni erfindet manchmal sehr interessante Geschichten. Sie übernachtet außergewöhnlich häufig bei Freundinnen, oder erzählt, sie würde in Therapie fahren, wenn sie zu dir fährt. Dabei tankt sie unterwegs und lässt die Quittung im Auto oder trägt das Tanken in ihr Fahrtenbüchlein ein... "
Emo: "Und woher weißt du das? Schnüffelst du in ihrem Auto oder Unterlagen rum?"
Schnubbel: "Nein, bisher war es immer so, dass ich für sie tanken gefahren bin. "
Emo: "Wie bitte??? Was machst du denn noch alles für sie?"
Schnubbel: "Tioni braucht mich."
Emo: "Das Gefühl habe ich auch. Mir gegenüber erwähnt sie oft, dass sie sehr wenig Geld hat, aber das fällt mir schwer zu glauben bei ihrem Job."
Schnubbel: "Sie verdient nicht soviel wie ich, aber sie verdient längst nicht so wenig, wie es manchmal glauben machen will. Vermutlich braucht sie einen ausreichend großen Puffer, um sich finanziell abgesichert zu fühlen. Bezahlen ist definitiv nicht ihre Stärke: Manchmal gefällt ihr etwas, wenn wir einkaufen gehen oder auch, wenn sie alleine einkaufen geht und dann lässt sie es zurücklegen. Später bittet sie mich es abzuholen (und zu bezahlen), das Geld dafür habe ich noch nie zurückbekommen."
Emo: "Erinnerst du sie denn daran?"
Schnubbel:"Nein, ich verdiene genug, mir ist Geld nicht so wichtig."
Jetzt war Emo neugierig geworden: "Du hast unsere Mails gelesen, von wegen Sex und so, stimmt das, dass sie früher immer ein Kondom bentutz hat, wenn sie mit Männern geschlafen hat?"
Schnubbel: "Ja, soweit ich weiß immer."
Emo: "Hattet ihr in der Nacht Sex, in der ich weinend nach draußen gelaufen bin?"
Schnubbel: "Nein, das waren wirklich die Leute unter uns. Ich konnte eine ganze Zeit nicht einschlafen deswegen."
Emo: "Und in eurer 'Beziehung', wie war es da mit Sex?"
Schnubbel: "Ich durfte sie einmal Oral befriedigen und dann Silvester, das war's."
Emo: "Und Silvester: War das wirklich: Rein-Raus-Nikolaus?"
Schnubbel: "Also ich war keine 5 Minuten in ihr, aber auch keine 5 Sekunden. Aber es war nicht schön für sie und sie wollte aufhören und sie hat mir bestimmt zwei Wochen Vorwürfe deswegen gemacht."

Mittlerweile waren sie über zwei Stunden unterwegs. Emo fühlte sich zerrüttet. Er fühlte sich schlecht, über so intime Themen mit einem Menschen zu sprechen, den er nicht kannte, er hatte das Gefühle seine Beziehung zu verraten. Gleichzeitig hatte er Mitleid: Wir musste sich erst Schnubbel fühlen, der viele Wochen belogen wurde und grade frisch mit Tioni zusammengezogen war? Und letztendlich musste er auch an sich denken: Wahrscheinlich würde es nicht mehr oft die Gelegenheit geben mit seinem Widersacher ein so offenes Gespräch zu führen.
Sie erreicht die Wohnung. Tioni war weg, ihre Handtasche und ihr Autoschlüssel auch. Schnubbel versuchte sie zu erreichen. Er kannte die Nummern ihrer Freunde und telefonierte gleich einige ab, aber keiner hatte sie gesehen.
Sie setzten sich an den Tisch und begannen zu überlegen, was sie jetzt tun sollten. Sie hatten Tioni erlebt: aggressiv, emotional und von Angst besessen. Erstmal mussten sie es schaffen, Tioni ihre Angst zu nehmen. Sie beschlossen, dass sie eine Lösung zu dritt finden wollten. Tioni sollte keinen der beiden verlieren, aber sie wollten vermeiden, dass Tioni jedem der beiden seine eigene Geschicht auftischt. Und sie sollte sich entscheiden, sie sollte klar sagen, wen oder was sie wollte.
Dann meldete sie sich weinend aus Düsseldorf. Sie war zu einem Exfreund von ihr gefahren. Schnubbel teilte ihr nur kurz mit, dass sie keinen verloren hätte und dass sie jederzeit wiederkommen könne.
Dann einigte sich Emo mit Schnubbel darauf, dass egal bei wem sie sich als erstes melden würde, derjenige den anderen sofort informieren würde und sie sich zu einem Dreiergespräch verabreden würden.
Es war spät geworden. Kurz nach zwölf. Wie durch einen bösen Zufall, war es Schnubbels Geburtstag und Emo der erste, der ihm gratulierte. Danach verabschiedeten sich die beiden.

Als Emo nachhause fuhr machte er sich Sorgen. Sorgen um Tioni, wie es ihr wohl ging? Sorgen um ihre Beziehung, was würde werden? Und Sorgen um sich: er bebte vor Gefühlen. Dann schlief er ein.
Als er am nächsten Tag aufwachte stand Tioni vor ihm im Zimmer...

[...]
 
[...]
Emo dachte er würde Träumen: Wo kam sie denn jetzt her? Dann sah er, wie ihr die Tränen über das Gesicht flossen.
Sein Herz begann zu zucken, so schwer fiel es ihm, seine Freundin so leiden zu sehen. Er wollte auf sie zu stürmen, sie beschützen, die bösen Dämonen vertreiben, die ihr permanent Schmerzen zufügten, aber er blieb nur benommen stehen.
Nach dem sie geraume Zeit so gestanden hatten, begannen sie langsam auf sich zuzugehen. Emo berührte Tioni leicht an der Hand und merkte, wie sie zusammenzuckte, aber auch, wie ihr die Berührung gut zu tun schien. Dann setzte er sich auf sein Sofa und dirigierte Tioni leicht zur Seite, so dass sie auf seinen kräftigen Oberschenkeln ... jedenfalls saß sie anschließend auf seinem Schoß.
Er war so froh, dass sie zu ihm gekommen war, dass sie nicht nachhause zu Schnubbel gefahren war... gleichzeitig wußte er, dass er für diesen Fall versprochen hatte, Schnubbel sofort zu informieren. Wie sollte er es angehen? Sollte er überhaupt seinem Versprechen nachkommen? Schnubbel würde es bestimmt verstehen, dass diese Situation eine Ausnahme darstellte... ganz bestimmt oder bestimmt nicht. Je länger Emo darüber nachdachte, desto sicherer wurde er, dass sie ein Gespräch zu dritt führen mussten. Ein alles klärendes Gespräch, in dem sich Tioni zwischen Ihnen entscheiden sollte.
Obwohl Tioni wenig begeistert war, als er ihr die Idee mitteilte lies er ihr keine Wahl. Er wollte Schnubble jetzt sofort anrufen, koste es was es wolle. Er wusste, wie ihn seine Unwissenheit zermürbt hat, was es heißt in Ungewissheit zu schwelen, dagegen können Offenheit und Ehrlichkeit manchmal Wunder bewirken.
Schnubbel war gerade Highnoon auf der Arbeit und so verabredeten sie das Treffen für den nächsten Tag.

Schnubbel und Emo hatten am Esstisch Platz genommen. Tioni saß auf dem gegenüber liegenden Sofa.
Alle schwiegen. Dann begann Schnubbel zu fragen, wie sich Tioni es sich in Zukunft vergestellt hätte...
Emo hatte mit allem gerechnet: Mit Vorwürfen, dass sie ihn belogen habe, mit Fragen, warum sie ihm erzählt habe, sie sei in Therapie gegangen, warum sie ihm ihre Beziehung verheimlicht habe... - nur nicht mit einer konstruktiven Frage. Aber vielleicht war das nur der Anfang?
- Es war nicht der Anfang, es blieb dabei: Schnubbel verhielt sich sehr zurückhaltend und defensiv; nahm sogar Gegenkritik von Tioni hin. Emo konnte das nicht: Es musste raus. Alles bei ihm musste erstmal raus, bevor er wieder konstruktiv werden konnte, aber nicht laut, er musste dazu nicht schreien. Stattdessen stellte er klare und präzise Fragen, die manchmal so scharf waren, dass es ihm schon fast wieder leid tat.
Nur widerwillig begann Tioni zu antworten. Sie war wortgewand, schlagfertig und offensiv, ihre Position allerdings war leicht unterlegen in diesem Falle. Sie würde ihm später vorwerfen, sie vor ein Tribunal gestellt zu haben, sie behandelt zu haben, wie einen Schwerverbrecher, aber deine Frage musste sie trotzdem beantworten.
Dann stellte Emo die alles entscheidende Frage: "Wenn du dich entscheiden müsstest, und du musst diese Entscheidung nicht sofort treffen, zwischen Freundschaft und Beziehung, mit wem würdest du welche führen wollen?"
Tioni sann nur einen kleinen Augenblick nach, dann antwortete sie klar und deutlich: "Schnubbel, du bist mein bester Freund und mit dir Emo, möchte ich eine Beziehung führen".
Auf diesen Bekenntnis vor Schnubbel hatte Emo sehnsüchtig gewartet, er hatte es sich erträumt, erhofft, herbeigewünscht und jetzt war er über glücklich. Es kostete ihn viel Überwindung, sich sein Glück nicht zu sehr anmerken zu lassen. Er wollte Schnubbel nicht zusätzlich verletzen, obwohl dieser die ganze Angelegenheit äußerlich recht locker hinzunehmen schien.
Bevor sich die drei verabschiedeten, verabredeten sie noch für die Zukunft, im Zweifel öfter mal ein solches Gespräch zu dritt zu wiederholen und auch Emo und Schnubbel versprachen sich, in Kontakt zu bleiben.
[...]
 
[...]
Als Tioni und Emo sich das nächste mal sahen, schoss es aus Emo heraus:
"Mensch ich bin so glücklich, dich zu haben... und nein, ich habe es
nicht mit dir ausgehalten, ich habe die Zeit genossen. Vergessen seien die
Tiefen, die gehören dazu.
Hast du Lust auf Easy Going in einer Beziehung? Ich meine ganz
ehrlich: Dann verleugnet man Probleme, redet nicht drüber... und was hat man dann ?
Eine Illusion... und vielleicht ein erstes Gefühl von Sicherheit... aber
man hat keine Übung im Umgang mit Rückschlägen... und dann machts peng... alles put und man kann sich noch nicht mal damit trösten, dass man ehrlich zu sich und in der Beziehung war... also dann doch lieber so!"
Tioni ließ ihn gewähren, dann sprang sie auf ihn drauf. Emo wußte nicht wie ihm geschah, wurde rückwärts auf das Bett gedrückt. Er war stark, aber er hatte nicht den Moment der Überraschung und er war überrumpelt worden. Dann wurde gekämpft. Es dauerte eine Weile, bis Emo wieder die Oberhand gewonnen hatte. Trotz seiner 1,5fachen Masse von Tioni hatte sie sich sehr gut geschlagen... und interessanter Weise hatten sie sich während des Kampfes schon sämtlicher Kleidungsstücke entledigt. Wie es angefangen hatte, so ging es weiter und die Spuren davon waren noch einige Tage sichtbar.
Tioni: "Vermisse dich auch sehr, meine Schatz, vor allem, weil wir uns das ganze Wochenende sehen konnten. Aber mein Schatzilein hat ja dafür gesorgt, dass ich immer an ihn denke, den ganzen Tag, im Besonderen, wenn ich in den Spiegel schaue... da leuchtet an einer sehr exponierten Stelle, die kein Rollkragen dieser Welt überdecken kann, ein großer rot-blauer Fleck... ich hatte heute zwei meetings und viel Spass!"

Emo: "Oh Gott, wo denn das? Gestern hat man den Knutschfleck aber noch nicht gesehen oder?
Tut mir leid, diese Angewohnheit muss wohl abgefärbt haben... ist das schlimm für dich?
Kontrolliertheit und so genialer Sex passen anscheinend nicht zusammen...
Hat es jemand gewagt den Fleck zu kommentieren?"

Tioni: "Kein Problem, ich trags mit Humor und bei meinen Kolleginnen mit Stolz, aber die älteren Herren in der Besprechung konnten sich eine Bemerkung natürlich nicht verkneifen. Aber in meinem Alter wird soetwas schon verzeihen. Bitte mach dir keine Gedanken und schränk dich bitte auch keinesfalls ein. Ich mag deine stürmische Art mich zu lieben."

[...]
 

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