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Ich habe ständig Angst dumm zu wirken/zu sein

Kirschblüte

Aktives Mitglied
Schon im Elternhaus hat man mir das vermittelt und in der Schule vor allem von den Mitschülern, teilweise auch von den Lehrern. Die Aussage eines Lehrers ist mir besonders in Erinnerung geblieben: "Auch du wirst es sicherlich eines Tages schaffen, in unserer Leistungsgesellschaft eine Nische für dich zu finden".
Das hast du bis heute mit dir herumgetragen und glaubst es selbst. Ich schließe mich den Vorschreibern an, du machst absolut keinen dummen Eindruck. Dass du ggf. langsamer bist, könnte sich erklären aus den Jobs, die dir nicht lagen und/oder die du nicht wirklich machen wolltest. Ganz sicher hast du Potential, das du richtig und effektiv einsetzen kannst. Glaube an dich und fühle dich nicht so klein, weil man es dir eingeredet hat, ggf. wie schon vorgeschlagen, suche dir psychologische Hilfe.
 

Sigillaria

Aktives Mitglied
Redest du viel, dein Beitrag ist ja auch sehr lang.
Und Bewohner, bist du in einer WFB mit Wohnheim?
Frech werden ändert nichts an deine Defiziten, so schreckst du andre ab.
Wunderst dich wie sie dich nun behandeln.
Niemand kann dir sagen was für dich das beste wäre, wie auch.
Gibt Hilfen für dich bei deinen Defiziten:
Menschen mit Behinderung – Wohnen, leben, arbeiten (caritas.de)
Hallo??
Die TE arbeitet(!) in einem Altenheim, das hat sie doch geschrieben.
Und die alten Leute die dort leben, die nennt man nunmal "Bewohner".
Also, bevor du andere hier in unpassende Schubladen steckst, solltest du die Posts hier mal etwas genauer durchlesen.
 

natasternchen

Aktives Mitglied
Liebe Community,

ich leide schon mein ganzes Leben darunter, dass Andere mich für dumm halten. Schon im Elternhaus hat man mir das vermittelt und in der Schule vor allem von den Mitschülern, teilweise auch von den Lehrern. Die Aussage eines Lehrers ist mir besonders in Erinnerung geblieben: "Auch du wirst es sicherlich eines Tages schaffen, in unserer Leistungsgesellschaft eine Nische für dich zu finden".

Ich besuchte die Realschule und meine Leistungen waren überwiegend befriedigend bis ausreichend. Gut war ich nur in Englisch und besonders schlecht in Mathe und Physik. Meine Eltern haben immer Druck auf mich ausgeübt, wenn sich meine Leistungen nicht ändern, müsste ich auf die Hauptschule und würde eines Tages am Fließband Schnürsenkel durch Schuhe ziehen (mein Vater arbeitete im Büro einer Schuhfabrik). Die mittlere Reife schloss ich mit einem Durchschnitt von 2,8 ab, was nicht besonders schlecht ist, aber einige Noten waren wohlwollend vergeben worden.

Mein Berufsleben ist keine Erfolgsstory. Wie meine Mutter sollte ich Hotelfachfrau werden, aber die Ausbildung endete in einer Katastrophe. Ich war dafür zu langsam und nicht belastbar genug. Da man mich nach Bestehen der Probezeit nicht einfach loswerden konnte, mir das aber nahelegte, brach ich die Ausbildung nach einem Jahr ab. Meine Eltern machten deswegen einen Riesenzirkus. Danach machte ich ein Jahr einen Aushilfsjob und ging abends Büros putzen.

Ich hatte keinen Plan, was ich machen sollte. Ich wäre gern Tierpflegerin geworden, aber das ging wegen meiner Tierhaarallergie nicht. Das Arbeitsamt machte Druck und so ließ ich mich mehr oder weniger dazu überreden, eine Ausbildung zur Bürokauffrau zu machen. Ich zog das tatsächlich durch, obwohl die Zeit für mich die Hölle war. Ich war bei Beginn der Ausbildung 20 und sogar die Azubis, die jünger waren als ich, brachten bessere Leistungen. Sie lachten über mich, wenn ich mit bestimmten Aufgaben immer noch nicht fertig war. Ich hasste sie und traute mich zum ersten Mal, gegenüber Anderen frech zu werden, um nicht ständig zu weinen. Doch natürlich hielten sie und mein Ausbildungsleiter mich weiterhin für blöd und ließen mich das spüren. Der Leiter sagte zu mir, ich sollte bloß keinen Gedanken an eine weitere Beschäftigung verschwenden, falls ich die Prüfung überhaupt bestehen würde. Ich musste tatsächlich zittern, bestand die Prüfung aber trotz schlechter Noten in Mathe und Rechnungswesen.

Da ich nun mal diesen Abschluss in der Tasche hatte, musste ich mich auf kaufmännische Jobs bewerben. Ich fand auch schnell eine Stelle, wo mir zuerst nicht viel abverlangt wurde. Den ganzen Tag musste ich nur Telefonate annehmen und weiterleiten und Faxe versenden. Doch dann ging der nette Personalchef in Rente und die neue Personalchefin war eine schreckliche Person, die mich sofort auf dem Kieker hatte. Nichts machte ich gut genug, als neue Aufgaben hinzukamen. Als ich mich einmal ihr gegenüber ungeschickt verhielt (nicht frech), nutzte sie die Chance und sorgte nach fast zwei Jahren für meinen Rauswurf.
Danach hatte ich noch zwei Bürostellen. Bei der einen flog ich in der Probezeit raus und bei der anderen wurde ich schwanger und das baldige Ende zeichnete sich ab, worüber ich froh war.

Ich heiratete mit 26 und zum Glück war mein Ex-Mann damit einverstanden, dass ich mich die ersten Jahre ganz auf unsere Tochter konzentrieren wollte. Einige Jahre später kam unsere zweite Tochter auf die Welt. In den ganzen Jahren meiner Ehe hatte ich nur ein paar Aushilfsjobs als Reinigungskraft und Telefonistin für eine Versicherung.

Mit Ende 30 wurde ich alleinerziehend und musste mich wieder um eine berufliche Perspektive kümmern. Klar war für mich, dass ich keine demütigenden Erfahrungen mehr in einem Bürojob machen wollte. Ich machte daher eine einjährige Ausbildung als Pflegehelferin, da ich gut mit älteren Menschen umgehen kann. Ich habe auch meine Mutter bei der Pflege meiner Oma unterstützt. Außerdem hatte ich schon immer ein großes Interesse an Medizin.

Die erste Stelle als Pflegehelferin packte ich nicht. Mein Arbeitstempo war ihnen zu langsam und ich war bei meiner Arbeit zu vorsichtig. Auch reagierte ich sehr sensibel, wenn mich ein Bewohner anschnauzte. Die alten Selbstzweifel waren schnell wieder da und ich wollte schon den Kopf in den Sand stecken. Doch dann fand ich meinen jetzigen Job, in dem ich schon sechs Jahre bin, allerdings auch mit vielen Höhen und Tiefen. In der Probezeit fand ein sehr ernstes Gespräch statt, dass ich schneller und umsichtiger werden müsse, sonst müsste man sich von mir trennen. Ich kämpfte viel und wurde zumindest damit belohnt, dass ich heute noch dort bin.

Ich weiß aber auch, dass manche Kollegen mich nicht respektieren, auch einige Bewohner behandeln mich sehr geringschätzig. Es kommen dann so Aussagen wie "Man merkt, dass Sie nicht sehr gebildet sind" oder "Haben Sie schon wieder vergessen, wie ich dies oder jenes gern hätte". Ich bin oft so müde und merkte vor einigen Tagen selbst, dass ich kurz geistesabwesend vor mich hinstarrte. Ein Bewohner, der auch nicht viel von mir hält, fragte, ob ich "wieder mal träume".

Auch im privaten Bereich bekomme ich schon mal so ein Feedback, das in diese Richtung geht. Im vorletzten Jahr hatte ich eine kurze Beziehung. Einmal waren wir bei ihm verabredet, doch mir wurde nicht die Tür geöffnet. Als ich nach Hause kam, fand ich eine boshafte E-Mail vor. Der Mann hatte geschrieben, dass er das mit mir nicht mehr möchte. Er habe noch nie eine Person kennengelernt, die so langsam im Denken und Handeln sei wie ich! Verletzt und wütend rief ich eine Freundin an. Als ich ihr das erzählte, lachte sie und meinte "Recht hat er aber doch".

Im Frühjahr wollte ich mit einem Mann von einer Brieffreunde-Seite eine Freundschaft aufbauen. Er schrieb mir einen langen Brief und erzählte auch von seiner Körperbehinderung. Ich gab mir mit meiner Antwort viel Mühe, ging empathisch auf ihn ein und schrieb aus meinem Leben als Alleinerziehende und von meinem Job, ohne viel zu jammern. Einige Tage später entdeckte ich auf der Brieffreunde-Seite, dass er mich von seiner Freundesliste gelöscht hatte. Ich fragte nach und bekam die Antwort, dass mein Brief einfach nur geistlos gewesen sei!

Ich fühle mich ständig als dumm hingestellt, empfinde es so, dass Andere mich belächeln oder verachten.

Wie kann ich mit solchen Erfahrungen umgehen, ohne dass die Selbstzweifel von Tag zu Tag größer werden?

Es grüßt euch

Marika
Spannend finde ich ja schon mal, dass Du logisch aufgebaut und fehlerfrei schreiben kannst, worin 50% der Bevölkerung sicherlich schlechter sind, als Du. So doof und langsam kannst Du also gar nicht sein.
 

Marika46

Mitglied
Guten Abend an Alle,

vielen Dank für euer zahlreiches Feedback!

Die meisten von euch sind ja der Ansicht, dass ich aufgrund meiner Ausdrucksweise und guten Rechtschreibung nicht dumm sein kann.
Wenn ich bedenke, dass ich aber in der Schule in Deutsch nie besonders gut war... Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich im ersten Schuljahr in der Realschule fast nur Fünfen in Deutsch geschrieben habe. Meine Mutter hat daraufhin die entsprechende Lehrerin eingeschüchtert und daraufhin hatte ich nur noch Dreien in dem Fach.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass meine Eltern mich immer unter Druck gesetzt haben. Ständig wurde ich mit anderen Kindern verglichen. Ganz oft hieß es "Wieso hat deine Freundin eine bessere Note als du" oder "Wieso kann der Nachbarsjunge das besser als du". Immer schnitt ich im Vergleich mit Anderen schlechter ab. Wenn ich im Haushalt helfen wollte und meine Mutter mich dabei beobachtete, schlug sie oft die Hände über dem Kopf zusammen "Wenn ich das schon seh" oder "Lass mich das machen". Im Elternhaus hat man mir nie eine Chance gegeben und das hat mich natürlich geprägt.

Vielleicht hatte ich teilweise mit Menschen zu tun, die einfach nur armselig waren und selbst wenig Selbstbewusstsein hatten, die mich niedermachten, um sich selbst zu erhöhen. Doch kann das wirklich auf Alle zutreffen, mit denen ich zu tun hatte und die sich so verhielten?

Worauf ich stolz bin, ist, dass ich die Jahre als alleinerziehende Mutter gut gemeistert habe. Ich habe immer meine Mutter als schlechtes Vorbild vor Augen gehabt und wollte nie meine Töchter zusammenschreien oder schlagen. Zu beiden habe ich ein gutes Verhältnis. Die ältere Tochter ist jetzt 21 und lebt schon mit ihrem Freund zusammen. Die Jüngere ist 17 und lebt noch bei mir. Ich habe schon einmal einen Thread über sie verfasst. Sie hat ähnliche Probleme wie ich, nur noch ausgeprägter. Meine Tochter ist in Allem extrem langsam und auch sehr vergesslich, hatte in ihrer Kindheit viele Unfälle.

Ich habe lange geglaubt, dass ich ADS haben könnte und habe mich auch testen lassen. Es kam heraus, dass ich es nicht habe. Auch meine Tochter hat eine Diagnostik bezüglich ADS und Absence-Epilepsie hinter sich. Bei ihr wurde beides ausgeschlossen. Laut Befund besteht bei ihr aber eine erhöhte Anfallsbereitschaft.

Ich habe geschrieben, dass mein Berufsleben keine Erfolgsstory ist. Stimmt, teilweise hängt es damit zusammen, dass mich die Berufe Hotelfachfrau und Bürokauffrau nicht interessiert haben. Umso mehr schmerzte mich der Rauswurf aus einem Pflegeheim und bei der jetzigen Stelle die fehlende Wertschätzung. Ich werde nie vergessen, wie eine Bewohnerin mit Blick in meine Richtung sagte: "Wie konnten die so eine Person einstellen". Eine andere Bewohnerin, die mir wirklich Zuneigung entgegenbringt, hat mir erst vor kurzem gesagt, dass sie mir anfangs in dem Job keine zwei Monate gegeben hat. Dabei es ist genau der Job, den ich machen wollte und mit dem ich mich auch heute noch voll identifiziere. Es gibt mir so viel, älteren und pflegebedürftigen Menschen helfen zu können. Auch wenn es oft Stress pur ist.

Mit Ende 40 glaube ich so langsam daran, dass ich akzeptieren muss, dass ich nicht so ganz in die Leistungsgesellschaft passe. Ich kann nur weiterhin versuchen, das Beste aus mir rauszuholen.

Von IQ-Tests im Internet halte ich übrigens nicht so viel. Ich zweifele an ihrer Aussagekraft.
In einem Test hatte ich nämlich nur einen IQ von 80, was mich sehr runtergezogen hat. Dafür erreichte ich einem anderen einen IQ von 105. :)
 

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