Ich hab auch kein Talent.
Aber ich mache viele Sachen. Vieles davon hat mich Jahre gebraucht bis ich es irgendwie konnte. Aber genauso haben viele Talent in dem was ich mache, aber bauen es nie aus. Diese hab ich dann halt schon überholt. Weil ich es mache, obwohl ich es nicht kann. Ich weiß aber was ich nicht kann, wieviel es noch zu lernen gibt und was es noch zu entdecken gibt.
Ich hab vor ein paar Monaten auch mit dem Rollerskaten angefangen. Beim ersten Mal konnt ich nicht einmal stehen bleiben. Jetzt, einige Monate später kann ich immernoch nur ein paar Meter vorwärts. Aber ich bleibe dran. Ich hab darin auch kein Talent. Aber es macht mir Spaß. Also übe ich weiter. Natürlich flitzen die Profis alle an mir vorbei, während ich mit wackligen Entenfüßen Schritt für Schritt weiterkomme. Aber ich erinnere mich da immer an eine Situation.
Ich war mal in einem Schwimmverein. Ich war nicht die Beste, aber auch nicht die Schlechteste. Der Trainer gab mir immer Tipps wie ich mich verbessern könnte, aber irgendwie klappte es nicht. Irgendwas bremste mich immer mal wieder. Es war Stadtmeisterschaft. 100 Meter Brust. Mein erster Wettkampf. Ich war für die Einzelkämpfe zugelassen, aber war noch zu schlecht für die Teamkämpfe. Ich stand also alleine da, aufgeregt. Auf den anderen Podesten standen schon die anderen aus den anderen Vereinen. "Die sind bestimmt alle besser als ich." Aber ich schluckte es herunter und stellte mich in Startposition. Anpfiff. Ich schwamm so schnell ich konnte, aber ich sah links und rechts neben mir dass ich kurz davor war überholt zu werden. Ich blickte kurz in die anderen Reihen. Verdammt, ich lag zu weit hinten. Und dann hörte ich von der Tribüne meine Mutter schreien. "Guck geradeaus! Schau dich nicht um! Guck nach vorne! Du kannst das!" und irgendwie hats dann in meinem Kopf Ping gemacht. Bei der Wende, setzte ich komplett an und starrte wie eine Irre auf das Podest ohne mich umzuschauen. Nur meine Atmung, alle Kraft in meine Arme und Beine, langziehen und immer wiederholen. Bis ich mit meiner Hand die Wand spürte. Und ich hatte den zweiten Platz!
Danach wusste ich auch was mich immer aufgehalten hat und ich wurde besser. Ich hab mich zu sehr verglichen, mich selbst damit ausgebremst. Heute, wenn ich etwas nicht gut kann, hör ich das immernoch rufen. Augen nach vorn. Man muss niemandem etwas beweisen oder sofort der beste sein. Der Prozess ist Teil des "Erfolgs". Im Grunde ist Erfolg sogar ein immer laufender Prozess. Es gibt da keinen Status Quo "Das ist die Spitze aller möglichen Fähigkeiten" - es gibt immer etwas zu lernen. Immer etwas Neues. Und auch immer - etwas das man noch nicht kann.
Noch nicht. Für manches brauch man halt länger, länger als andere. Aber der Unterschied ist ob man aufgibt oder dranbleibt. Man kann Talent haben und trotzdem aufgeben oder es nie versuchen. Man kann aber auch kein Talent haben und dranbleiben und womöglich sogar über sich hinaus wachsen. Das tun die "anderen" dann nicht. Aber das ist dann halt auch nicht wichtig mehr. Weil man die Augen nach vorne hält.
Eben so beim Kart fahren - es hat dir Spaß gemacht, aber du hast dich umgesehen. Das hat es dir schwerer gemacht als es hätte sein müssen. Natürlich fühlt man sich etwas peinlich berührt wenn man dann erst viele Minuten später als letzter ins Ziel kommt. Aber auch das kann man immer mit einer Prise Humor nehmen. "Ich habs noch ins Ziel geschafft und irgendwann bist du dran! Da hol ich dich noch ein
" - Solange man dan auch dran bleibt und sich das Ziel zum Ziel setzt. Aber den Weg nicht vergisst.