Ob Suizid egoistisch ist oder nicht, liegt immer im Auge des Betrachters. Für die Angehörigen scheint es natürlich egoistisch, aber der Suizident sieht keinen anderen Ausweg mehr und wird es garantiert nicht als Egoismus empfinden.
Ich bin da im Zwiespalt. Habe selbst bereits 2 Suizidversuche hinter mir. In dem Moment wo man sich umbringen möchte achtet man nicht auf die Umgebung sondern ist völlig auf das Thema Suizid und seine eigene Problematik, was diese Gedanken auslöst, versteift.
Mittlerweile bin ich zu 80% von diesen Gedanken befreit, aber ab und an habe ich immer mal wieder einen "Rückfall" und denke daran sterben zu wollen. Aber ich überlege mir immer wie Sinnvoll dieser Gedanke gerade ist. Meist komme ich dann zum Schluss, das es doch völliger Blödsinn ist sich aus dem Leben flüchten zu wollen.
Diese Überlegung hat mir eine gute Ärztin während meines Klinikaufenthaltes nahe gelegt und es ist mir bis Heute nicht aus meinem Kopf gegangen.
ABER:
Viel Wichtiger als die Frage ob Suizid egoistisch ist oder nicht, ist die Frage was man tun soll/ muss wenn sich jemand das Leben nehmen möchte.
Grundsätzlich müssen alle Äusserungen sehr ernst genommen, und die Hintergründe erfasst werden.
Für Außenstehende wird Selbsttötung häufig nur als die einfachste Lösung gesehen, um Problemen aus dem Weg gehen - als der leichteste Weg, als Flucht eben. Dennoch könnte es sein, dass zu so einer Entscheidung vielleicht sogar mehr Mut gehört, als zu jeder anderen.
Gedanken darüber, sich das Leben nehmen zu wollen, sind meist mit sehr widersprüchlichen Gefühlen verbunden. Dies ist auch verständlich, denn eine solch schwerwiegende Entscheidung kann - wenn sie in die Tat umgesetzt ist - nicht mehr rückgängig gemacht werden. Eine eindeutige Entscheidung wäre deshalb wirklich sinnvoll. Aber auch wenn sehr viele Gründe für eine Selbsttötung sprechen sollten, so wird durch einen einzigen Grund, der für das Weiterleben spricht, eine eindeutige Entscheidung für den Tod unmöglich. Andererseits ist aber wiederum dieser eine Grund selten ausreichend, um sich ein sinnvolles Weiterleben vorstellen zu können.
Nicht leben und nicht sterben können ist das Problem.
Ich habe hier mal eine Liste zusammengestellt, die ich in meiner IG auch stehen habe, das Thema ist so komplex, das ich nur einen Ausschnitt reinstelle:
Der Suizidgefährdete durchläuft 3 Stadien, bis er den Suizid vollzieht:
• Stadium I: Er erwägt den Suizid
• Stadium II: Er ist hin und her gerissen, zwischen dem Gedanken an den Suizid und dem Gedanken zu leben, ist sich noch nicht schlüssig
• Stadium III: Entschluss ist gefasst und der Suizid wird vorbereitet, sogar evtl. indirekt angekündigt und schließlich durchgeführt
Risikofaktoren:
Wann muss ein Therapeut abchecken, ob ein Patient suizidal ist?
- bei Erkrankungen, psychische (Schizophrenie, Depression) oder chronische, körperliche (z.B. Krebs, "es wird eh nichts mehr mit mir")
- wenn der Patient schon mindestens 1 Suizidversuch hinter sich hat
- bei Vereinsamung, der langjährige Ehepartner stirbt plötzlich oder reicht die Scheidung ein
- bei belastenden Lebensereignissen, wenn der Patient niemanden hat
(nun hat er wenigstens den Therapeuten)
Leute, die niemanden haben, müssen alles mit sich selbst ausmachen
- bei Neurotikern
es gibt schwerste Neurotiker, die sind allerdings meilenweit vom Suizid entfernt - nur: der Therapeut muss das abchecken
Laut Statistik geschehen die meisten Suizide im
Frühjahr! Suizide sind in der Stadt häufiger als auf dem Land. Das soll natürlich nicht heissen, dass sich nicht auch ein Bauer vom Land im Herbst umbringen wird.
Warnzeichen von Suizidgedanken
- Suizid ist selten nur ein spontaner Entschluss. In den Tagen und Stunden, bevor sich Menschen das Leben nehmen, lassen sich gewöhnlich Hinweise und Warnzeichen beobachten:
•
Verbaler Natur:
-> „Ich kann einfach nicht mehr“
-> „Es hat alles keinen Sinn mehr“, oder
-> „Ich glaube ich mache all dem ein Ende“
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Nonverbaler Natur:
-> Deprimiert sein oder Verschlossenheit
-> Leichtsinniges Verhalten
-> Dinge in Ordnung bringen und Wertsachen verschenken,
-> eine merkliche Veränderung im Verhalten, in den Einstellungen oder des Aussehens
-> Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch
•
Weitere Verhaltensauffälligkeiten:
-> Weinen
-> Impulsivität,
-> Selbstzerstörung,
-> Verhaltensveränderungen allgemein wie:
-> Schlafstörungen
-> Appetitlosigkeit
-> plötzlicher Gewichtsverlust / zunahme
-> Häufigkeit kleinerer Erkrankungen
-> Langeweile
-> Antriebslosigkeit
-> Sie werden nach einer depressiven Phase. plötzlich wieder fröhlich
-> Konzentrationsschwierigkeiten
Umgang mit Warnzeichen
- Wichtig ist für den Behandelnden und für andere an der Betreuung Beteiligten:
-> möglichst immer Selbstmordgedanken hinterfragen
-> Drohungen ernstnehmen
-> Bei Vermutung den Betroffenen beobachten
-> besondere Vorsicht, wenn Alkohol im Spiele ist
-> falls möglich Familienmitglieder und Freunde in die Therapie als "Verbündete" einbeziehen
-> immer auf verschlüsselte Aussprache acht geben
-> grundsätzlich immer Äußerungen der Hoffnungslosigkeit größte Aufmerksamkeit schenken
-> Arzt informieren und dann evtl. medikamentöse Unterstützung
-> erst Problemlösungsversuche, wenn die entsprechende Belastbarkeit des Patienten eingetreten ist
-> freundliche Zuwendung
-> intensive Betreuung durch Therapeuten und Pflegepersonal
-> nach Depressionen oder Alkoholismus in der Familie fragen
-> immer Misstrauen hegen bei allen Unfällen, hinter denen sich Selbstmordversuche verbergen könnten
-> niemals annehmen, dass derjenige, der Selbstmord durch eine Überdosis Medikamente versuchte, nicht ernsthaft Selbstmord begehen wollte
-> Medikamente niemals in Mengen verschreiben (aushändigen), die letal sind, falls sie der Patient in einer Dosis nimmt.
Liebe Grüsse
SchwarzeSeele