nightCruiser
Mitglied
Hallo miteinander!
Ich bin neu im Forum und hab hier oft Mut in schwierigen Phasen gefunden.
Daher dachte ich mir, dass ich auch mal über mein Problem reden könnte und den ein oder anderen Rat bekomme
Erstmal zu mir: Ich bin m/18 und gehe momentan in die Q4 (12.Klasse) eines Gymnasiums und schreibe nächste Woche die erste Abi-Prüfung. Schule war nie ein Thema, wenn es um Schwierigkeiten ging oder es wurde nie kritisch mit meinen Noten. Die waren eigentlich recht gut und ich wurde oft als Musterschüler in Sachen Sozialverhalten zitiert. Ich bin eher introvertiert und lasse anderen den Vortritt im Mündlichen (habe da eher die schlechten Noten gehabt, die Lehrer haben das nie verstanden, weil ich schriftlich überdurchschnittlich war).
Meine Schullaufbahn war eher langweilig und ging straff voran. Meine Eltern waren immer stolz auf mich, weil ich im Gegensatz zu meinen Geschwistern (habe eine jüngere und ältere Schwester; bin also der "mittlere" Junge) nie Probleme gemacht habe. Mein Vater hat das sogar an mir kritisiert, dass ich so "spießig" sei und mal die ganzen Regeln vergessen und mal das Leben richtig genießen soll. Meine Eltern kamen aus der Türkei und wuchsen in bescheidenen Zuständen auf, wobei sie sich in Deutschland ein gutes Leben aufgebaut haben. Sie selbst haben aber aufgrund mangelnder Unterstützung nie etwas richtiges aus dem Leben machen können (Studium abgebrochen, Potential wurde nicht von den Eltern "anerkannt").
Das wollen sie bei uns auf jeden Fall anders machen und versuchen nun alles an Mitteln zu geben, damit ich mein Abi mache und später mein Leben auf die Reihe bekomme.
Meine ältere Schwester hat mit Ach und Krach ihr (schlechtes) Fach-Abi gemacht und hängt nach einer kleinen "Fehlentscheidung" an einer Ausbildung.
Die jüngere ist ein wenig seltsam, versteht den Ernst der Welt nicht ganz. Dennoch ist sie engagiert in die Schule (zum Glück ^^).
Nun zum eigentlichen Problem: In der Q4 schreibt man ja noch eine Klausur in jedem Fach, die 50% zählt. Ich habe bisher Mathe, Physik, Deutsch, Geschichte und Sport geschrieben. Alles bis auf Geschichte und Deutsch kam bisher zurück. Dann kam der Schock in meiner gesamtem Schulkarriere, der mich für ein paar Tage extrem an dem Abitur zweifeln lassen hat: 04 Punkte in Physik und 06 Punkte in Mathe (beide meine Leistungsfächer). Ich wusste nicht, was ich noch denken sollte, denn die Klausuren waren wirklich kein Problem und ich war in Physik derjenige mit der schlechtesten Klausur; in Mathe zweitschlechtester bei einem Schnitt von 12 Punkten.
Versteht mich nicht falsch, nach Physik dachte ich erst einmal "Ok. Kann passieren. Deine bisher schlechteste Note (die schlechteste war in der Q-Phase 06 Punkte in Ethik), andere haben immer mit sowas zu kämpfen " Aber das es kurz vor dem Abitur kommt, ist sehr demotivierend gewesen und dann in Mathe, wo ich tagelang gelernt habe und mir Mühe gegeben habe (habe dort durchschnittlich 12 Punkte) , war mir mulmig geworden.
Ich verstand mich selbst nicht mehr und hatte Probleme, mich zum sammeln und das Ding durchzuziehen.
Meinen Eltern wollte ich nichts erzählen, weil ich nicht wollte, dass sie kurz vor dem Abitur Sorgen bekommen (sie waren netterweise nie streng, wenn ich mal eine Klausur verhauen hatte, aber jetzt war ein anderer Zeitpunkt).
Es ging ihnen auch nicht um einen Schnitt von 1,4 oder sowas, sondern etwas, wofür ich mich anstrenge und sich die Zeit bezahlt gemacht hat. Sie haben jahrelang alles gemacht, um mich zu kultivieren, wobei ich es ehrlich gesagt nicht gebraucht habe, weil ich jemand bin, der Angst vor Enttäuschungen hat. So haben meine Eltern ihr Zimmer aufgegeben, damit ich ein Einzelzimmer habe (habe bis zur 5./6.Klasse mit meinen Geschwistern im selben Zimmer gelebt) oder mir immer ein neues Handy gekauft, obwohl ich dagegen war. Sie haben mir sogar zu meinem Führerschein ein neues Auto geholt, wovon ich oft geträumt habe (bin ein Auto-Fanatiker ), aber ich hab ein schlechtes Gewissen bekommen, weil ich soetwas nicht zurückzahlen könnte und im Falle einer schulischen Niederlage wie meine Schwester eine tiefe Enttäuschung wäre.
Ich hab sie auch darauf angesprochen, aber sie sagten immer: Wir arbeiten für DICH und DEINE Zukunft. Wir können auch in einem Schrott-Corsa fahren und in einer Zweizimmer-Bude leben, aber für DICH ist diese Zeit entscheidend und wir tun alles, damit es funktioniert. Wenn's nicht läuft, dann Pech gehabt. Dann machst du was anderes.
Meine Eltern geben mir die Entscheidung für die Zukunft, aber das Abitur sollte ich doch bestehen, weil ich sonst Schwierigkeiten in meinem Leben haben werde. Ob ich studiere, sei mir überlassen, aber sie wünschen sich es schon, was ich auch gerne machen würde. Nur jetzt diese Rückstöße kurz vor den Prüfungen lassen mich schwach werden, ich komm nicht mehr klar mit mir selbst.
Ab der 10.Klasse dachte ich eigentlich, wie schön es wäre, einfach die mittlere Reife zu erwerben und eine Ausbildung als Mechatroniker zu machen, da ich keine Lust auf dieses System mit "falschen" Heuchlern in der Schule hatte. Mir hätte das Geld später gereicht, da ich keine hohen Ambitionen habe und lieber Zeit mit Autos verbringe, als nach einem Studium in einem Büro zu sitzen und an einem Burn-Out zu leiden (ich würde Maschinenbau studieren und mich auf Fahrzeugtechnik spezialisieren, aber die Motivation schwindet). Im schlimmsten Fall wäre ich in die Fußstapfen meines Vaters getreten und wäre Reisebusfahrer geworden. Er rät mir, aber davon ab, dennoch meint er, dass es als zwischenzeitliche Notlösung agieren könnte.
Das Abitur werde ich schreiben, keine Sorge. Da muss ich jetzt durch und werde nicht dumm rumheulen, aber was meint ihr? Wie sollte ich diese Rückstöße verarbeiten und wie gingt ihr in solchen Fällen vor?
Bin ich vielleicht nur durch die fehlende Erfahrung mit schlechten Klausuren in diesem kurzen Zustand?
Ersteinmal vielen Dank für das Durchlesen! Ist viel Text und Rumgesülze, aber vielleicht kann ja jemand etwas damit anfangen.
Schönen Abend noch.
Liebe Grüßen
nightCruiser
Ich bin neu im Forum und hab hier oft Mut in schwierigen Phasen gefunden.
Daher dachte ich mir, dass ich auch mal über mein Problem reden könnte und den ein oder anderen Rat bekomme
Erstmal zu mir: Ich bin m/18 und gehe momentan in die Q4 (12.Klasse) eines Gymnasiums und schreibe nächste Woche die erste Abi-Prüfung. Schule war nie ein Thema, wenn es um Schwierigkeiten ging oder es wurde nie kritisch mit meinen Noten. Die waren eigentlich recht gut und ich wurde oft als Musterschüler in Sachen Sozialverhalten zitiert. Ich bin eher introvertiert und lasse anderen den Vortritt im Mündlichen (habe da eher die schlechten Noten gehabt, die Lehrer haben das nie verstanden, weil ich schriftlich überdurchschnittlich war).
Meine Schullaufbahn war eher langweilig und ging straff voran. Meine Eltern waren immer stolz auf mich, weil ich im Gegensatz zu meinen Geschwistern (habe eine jüngere und ältere Schwester; bin also der "mittlere" Junge) nie Probleme gemacht habe. Mein Vater hat das sogar an mir kritisiert, dass ich so "spießig" sei und mal die ganzen Regeln vergessen und mal das Leben richtig genießen soll. Meine Eltern kamen aus der Türkei und wuchsen in bescheidenen Zuständen auf, wobei sie sich in Deutschland ein gutes Leben aufgebaut haben. Sie selbst haben aber aufgrund mangelnder Unterstützung nie etwas richtiges aus dem Leben machen können (Studium abgebrochen, Potential wurde nicht von den Eltern "anerkannt").
Das wollen sie bei uns auf jeden Fall anders machen und versuchen nun alles an Mitteln zu geben, damit ich mein Abi mache und später mein Leben auf die Reihe bekomme.
Meine ältere Schwester hat mit Ach und Krach ihr (schlechtes) Fach-Abi gemacht und hängt nach einer kleinen "Fehlentscheidung" an einer Ausbildung.
Die jüngere ist ein wenig seltsam, versteht den Ernst der Welt nicht ganz. Dennoch ist sie engagiert in die Schule (zum Glück ^^).
Nun zum eigentlichen Problem: In der Q4 schreibt man ja noch eine Klausur in jedem Fach, die 50% zählt. Ich habe bisher Mathe, Physik, Deutsch, Geschichte und Sport geschrieben. Alles bis auf Geschichte und Deutsch kam bisher zurück. Dann kam der Schock in meiner gesamtem Schulkarriere, der mich für ein paar Tage extrem an dem Abitur zweifeln lassen hat: 04 Punkte in Physik und 06 Punkte in Mathe (beide meine Leistungsfächer). Ich wusste nicht, was ich noch denken sollte, denn die Klausuren waren wirklich kein Problem und ich war in Physik derjenige mit der schlechtesten Klausur; in Mathe zweitschlechtester bei einem Schnitt von 12 Punkten.
Versteht mich nicht falsch, nach Physik dachte ich erst einmal "Ok. Kann passieren. Deine bisher schlechteste Note (die schlechteste war in der Q-Phase 06 Punkte in Ethik), andere haben immer mit sowas zu kämpfen " Aber das es kurz vor dem Abitur kommt, ist sehr demotivierend gewesen und dann in Mathe, wo ich tagelang gelernt habe und mir Mühe gegeben habe (habe dort durchschnittlich 12 Punkte) , war mir mulmig geworden.
Ich verstand mich selbst nicht mehr und hatte Probleme, mich zum sammeln und das Ding durchzuziehen.
Meinen Eltern wollte ich nichts erzählen, weil ich nicht wollte, dass sie kurz vor dem Abitur Sorgen bekommen (sie waren netterweise nie streng, wenn ich mal eine Klausur verhauen hatte, aber jetzt war ein anderer Zeitpunkt).
Es ging ihnen auch nicht um einen Schnitt von 1,4 oder sowas, sondern etwas, wofür ich mich anstrenge und sich die Zeit bezahlt gemacht hat. Sie haben jahrelang alles gemacht, um mich zu kultivieren, wobei ich es ehrlich gesagt nicht gebraucht habe, weil ich jemand bin, der Angst vor Enttäuschungen hat. So haben meine Eltern ihr Zimmer aufgegeben, damit ich ein Einzelzimmer habe (habe bis zur 5./6.Klasse mit meinen Geschwistern im selben Zimmer gelebt) oder mir immer ein neues Handy gekauft, obwohl ich dagegen war. Sie haben mir sogar zu meinem Führerschein ein neues Auto geholt, wovon ich oft geträumt habe (bin ein Auto-Fanatiker ), aber ich hab ein schlechtes Gewissen bekommen, weil ich soetwas nicht zurückzahlen könnte und im Falle einer schulischen Niederlage wie meine Schwester eine tiefe Enttäuschung wäre.
Ich hab sie auch darauf angesprochen, aber sie sagten immer: Wir arbeiten für DICH und DEINE Zukunft. Wir können auch in einem Schrott-Corsa fahren und in einer Zweizimmer-Bude leben, aber für DICH ist diese Zeit entscheidend und wir tun alles, damit es funktioniert. Wenn's nicht läuft, dann Pech gehabt. Dann machst du was anderes.
Meine Eltern geben mir die Entscheidung für die Zukunft, aber das Abitur sollte ich doch bestehen, weil ich sonst Schwierigkeiten in meinem Leben haben werde. Ob ich studiere, sei mir überlassen, aber sie wünschen sich es schon, was ich auch gerne machen würde. Nur jetzt diese Rückstöße kurz vor den Prüfungen lassen mich schwach werden, ich komm nicht mehr klar mit mir selbst.
Ab der 10.Klasse dachte ich eigentlich, wie schön es wäre, einfach die mittlere Reife zu erwerben und eine Ausbildung als Mechatroniker zu machen, da ich keine Lust auf dieses System mit "falschen" Heuchlern in der Schule hatte. Mir hätte das Geld später gereicht, da ich keine hohen Ambitionen habe und lieber Zeit mit Autos verbringe, als nach einem Studium in einem Büro zu sitzen und an einem Burn-Out zu leiden (ich würde Maschinenbau studieren und mich auf Fahrzeugtechnik spezialisieren, aber die Motivation schwindet). Im schlimmsten Fall wäre ich in die Fußstapfen meines Vaters getreten und wäre Reisebusfahrer geworden. Er rät mir, aber davon ab, dennoch meint er, dass es als zwischenzeitliche Notlösung agieren könnte.
Das Abitur werde ich schreiben, keine Sorge. Da muss ich jetzt durch und werde nicht dumm rumheulen, aber was meint ihr? Wie sollte ich diese Rückstöße verarbeiten und wie gingt ihr in solchen Fällen vor?
Bin ich vielleicht nur durch die fehlende Erfahrung mit schlechten Klausuren in diesem kurzen Zustand?
Ersteinmal vielen Dank für das Durchlesen! Ist viel Text und Rumgesülze, aber vielleicht kann ja jemand etwas damit anfangen.
Schönen Abend noch.
Liebe Grüßen
nightCruiser