"Toxische Männlichkeit" ist der Begriff für deinen Bekannten.
Und natürlich kann das durch eine fehlende Vaterfigur so kommen:
https://www.netpapa.de/entwicklung/jungen-ohne-vater/
Danke für den Artikel. Ich habe ihn gerade gelesen.
Ich verstehe nicht worauf sich darin bezogen wird. Ich finde dort keine Statistik, keine Studie und keine Forschungsergebnisse. Lediglich Robert Schlack vom Robert-Koch-Institut wird einmal erwähnt. Aber auch dann nur in Form einer Rede auf einem Männerkongress (wusste gar nicht dass es sowas gibt, cool). In dieser Rede erwähnt er beispielsweise das Rauchen sowie Schul- und Ausbildungsversagen, mit der Abwesenheit das Vaters zusammenhängen können. Nun aber... das war es auch schon. Ernüchternd.
Um nur ein Beispiel zu nennen. Gleich die erste Quellenangabe (welche mich neugierig stimmte, klang es doch wissenschaftlich) beschäftigt sich
nicht im Kern mit der Vater - Sohn Dynamik.
- Berk, E. Laura: Entwicklungspsychologie. Auflage 5. Pearson Studium, 2011.
Viele der getroffenen Aussagen (in diesem Artikel) sprechen sich eher gegen das Narrativ "toxischer Männlichkeit" aus. Sei so lieb und lass mich dies ausführen, schau ->
Die Mutter ist eher für den emotionalen Halt und die Fürsorge zuständig, sie gibt dem Kind ein symbolisches warmes Nest. Der Vater fordert den Nachwuchs heraus, dieses zu verlassen und sorgt für Aktivität und Abenteuer.
Nun diese Dynamik spricht für eine Rückgekehrte Entwicklung. Zurück ins warme Nest, quasi. Die meisten Typen die ich aber kenne, und welche ohne Vater aufwuchsen (mich inklusive) sind relativ früh ausgezogen und haben relativ früh probiert autonom zu leben. Trotz fehlenden Vaters. Bitte verurteile nicht, dass ich private Erfahrungen hinzuziehe. Schlussendlich versuche ich auch nur das geschriebene mit eigenen Erfahrungen abzugleichen. Wohlwissend dass meine Realität derer anderer abweichen kann.
Weiter in dem Artikel heißt es ->
Speziell für Jungen erhält eine männliche Bezugsperson einen hohen Stellenwert. Dabei unterscheiden sich der biologische Vater und der soziale Vater in der Wahrnehmung der Sprösslinge nicht. Das bedeutet, dass Du eine Vaterfigur darstellst, selbst wenn Du nicht der Erzeuger des Kindes bist.
Ein Indiz für den Einfluss einer Ersatzfigur. Sprich, kein Vater bedeutet nicht dass es auch keine Vaterfigur/Vorbild/Mentor gab. Und so wird später der Bogen gespannt zu ->
Oftmals leiden Söhne, die ohne eine Vaterfigur aufwachsen, an einem geringen Selbstwertgefühl. Aufgrund ihrer Unerfahrenheit mit männlichen Vorbildern interpretieren sie virile Eigenschaften fehl. Speziell Jungen, die lediglich weibliche Bezugspersonen kennen, lehnen ihre maskulinen Eigenheiten ab.
Auch hier wieder, "...lehnen ihre maskulinen Eigenheiten ab". Sprich, keine toxische Männlichkeit zur Folge sondern sogar das Gegenteil. Eine Distanzierung der Männlichkeit als solches.
Bitte nimm nicht an, dass ich die herausgestellten Absätze für bare Münze nehme. Wie könnte ich? Habe ich selbst doch wenig zuvor auf den Missstand der fehlenden Statistiken, Studien und Forschungsergebnissen aufmerksam gemacht. Es soll lediglich verbildlichen, dass der Versuch die einzig wahre und universell gültige "toxische Männlichkeit" anzuprangern eine Experiment ist, dass sich selbst zum scheitern verurteilt.
Abschließend ein Beispiel aus meinem Nähkästchen, ich würde den Bezug zu meiner Männlichkeit als "normal" betiteln. Tatsächlich könnte ich aber im Alter von 10 bis ungefähr 14 Jahren von ein paar "Spätzünder" Effekten klagen, welche mir ggf. (vielleicht auch nicht, rein spekulativ) mit einer Vaterfigur erspart geblieben wären. So hatte ich beispielsweise Probleme mit meinen Aggressionen. Allerdings nicht in einer Weise in der man von toxischer Männlichkeit sprechen könnte. Eher in einer extrem passiven Weise. Beispielsweise war ich nicht in der Lage meine Hand zu erheben oder auch nur laut zu werden, wenn mir ein Nachbarsjunge oder Mitschüler aggressiv gegenüber stand, oder mir Leid zufügen wollte. Dies besserte sich im Rahmen meiner Kampfschul-Ausbildung. Erst dort lernte ich dass laut zu werden oder gar Gewalt legitim ist, wenn es der reinen Selbstverteidigung gilt. Es ist nicht so als wäre ich vorher dazu nicht in der Lage gewesen, wie ich schnell lernte. Es war vielmehr eine mentale Blockade. Diesen Umstand könnte ich (eventuell) der fehlenden Vaterfigur in diesen Lebensjahren in die Schuhe schieben. Allerdings würde ich mich mit mitte 30 durchaus etwas lächerlich fühlen, wenn ich irgendwen auch nur irgendeine Schuld in die Schuhe schiebe (in Bezug auf meinen Werdegang). Es stünde im direkten Konflikt zu meiner Selbstverantwortlichkeit und meinem Verständnis erwachsen zu sein.
Nun, zugegeben... so erwachsen wie ich es mir gerne einrede bin ich dann vermutlich auch nich 😅 💁♂️