Oft geht es ihr danach auch besser, allerdings schaffe ich es damit nicht ihre Abwehrhaltung zu beenden.
... ihr haben die Tage gefehlt an denen sie so offen zu mir sein konnte...
Allerdings konnte ich es nicht schaffen dies zu wiederholen und es gibt halt auch nicht sonderlich viel zu bereden wenn sie einen Misserfolg hatte und sich deswegen für schlecht hält.
Hallo, Minuku,
Deine Freundin ist erst 13 Jahre alt/jung. Sie muss erst langsam lernen und sie darf langsam lernen. Wenn sie einen Mißerfolg hatte und Du daraus eine Leistungsanforderung für Dich selbst konstruierst, dann verkomplizierst Du die Situation völlig unnötig.
Überleg doch mal die Situation:
1. Sie hat einen Mißerfolg
2. Sie zieht sich zurück, fühlt sich schlecht, baut eine Abwehrhaltung auf
3. Du machst daraus eine Aufgabe für Dich "ich muss diese Abwehrhaltung durchbrechen.
4. Du scheiterst
Da passt doch etwas nicht.
Wenn ihr heldenhafter Ritter der einzige Weg zur Lösung ist, dann lernt sie nicht ... Statt dessen willst Du lernen, die Situation zu verbessern. Ich denke, sie muß alleine lernen, ihre Situation zu verbessern.
Wenn sich ein Mensch in einer Situation befindet, die man mit negativen Gefühlen beschreiben kann (Wut, Angst, Traurigkeit etc.) dann ist es zunächst immer dieser Mensch, der entscheiden muß, ob er die Situation aufrecht erhalten will oder nicht. Der Mensch entscheidet, ob er da rauskommen will - oder nicht. Manchmal entscheidet sich der Mensch, in dieser Situation zu verbleiben. Das kann ich verstehen. Diese Menschen werden dann getröstet und bestätigen ihr eigenes Selbstbildnis.
Manchmal hilft es, wenn Du Dich genau anders verhältst, als Menschen es von Dir erwarten.
Mein Vorschlag: Sage ihr: "Hallo, Freundin, ist doch toll dass Du jetzt so traurig bist und Dich für schlecht hältst. Es hat einige Vorteile. Du bestätigst Dir selbst das schöne Bild der Versagerin. Das ist so ähnlich, als ob Du eine Mathe-Aufgabe gut löst und bestätigen würdest, dass Du gut in Mathe bist.
Nur eben umgekehrt. Der Mensch geht dorthin, wohin seine Augen schauen. Und da Du gerne auf Mißerfolg schaust, auf Leiden, Verletzungen, bekommst Du auch das was Du ins Auge gefasst hast.
Natürlich könntest Du auch auf Möglichkeiten schauen, fröhlich zu sein und Mißerfolge zu ignorieren. Aber das hat den großen Nachteil, dass das Selbstbildnis verkehrt ist. Und das möchtest Du nicht. Das ist so ähnlich, als ob im Museum eine Fälschung des Originalbildes hängt und der Museumsdirektor diese Fälschung behalten möchte, anstatt nach dem Original zu suchen. Die Suche nach dem Original ist aufwendig. Diesen Aufwand spart er sich. Wie praktisch!"
Du solltest Deiner Freundin Zeit lassen, darüber nachzudenken. Sie ist der Museumsdirektor und entscheidet!
Erst wenn sie lernen möchte, die Situation zu verändern, kann das Lernen beginnen. Und das Lernen beginnt mit dem Sehen der Möglichkeiten erfolgreich zu sein. Und erfolgreich wird man, wenn man das positive Ziel vor Augen hat. Denk da an Olympia-Sportler. Sie haben die nächste Olympiade - in 4 Jahren - vor Augen. Dafür trainieren sie. Dafür brauchen sie auch Geduld. Wenn Sportler einen Trainer haben, dann halten sie Rücksprache und fragen "wie war ich heute?" Und der Trainer lobt sie für jede kleine Verbesserung. Auch wird mit dem Trainer diskutiert, welcher z.B. Laufrhythmus besser ist... der dann trainiert werden soll. Rückschläge gehören zum Leben eines jeden Sportlers. Das Aufgeben nicht.
In jedem Fall sollte der Trainer locker bleiben. Wenn der Trainer aus jeder Niederlage ein Drama macht, dann ist es ein Drama - und damit ein negatives Signal. Wenn Du erfolgreich sein willst, dann ist es wichtig, das gute Ziel zu wollen und immer vor Augen zu halten. Das gilt auch für Dich selbst, für Dein Leben. Geh doch voraus und zeige ihr, wie Du mit solchen Situationen (Mißerfolge) umgehst. Das erste, was Du in solchen Situationen willst, ist der Erfolg. Und Du überlegst Dir, wie Du die ungeliebte Situation des Mißerfolges in eine positive ändern kannst. Voraussetzung: Du liebst den Erfolg und lehnst den Mißerfolg ab. Der Mißerfolg ist nicht unwichtig. Er zeigt Dir, was Du noch lernen mußt, um erfolgreich zu sein... um aus einer ungeliebten Situation herauszukommen.
Als erstes ist zu klären, ob Deine Freundin den Mißerfolg, die Situation der Traurigkeit etc. ändern möchte - oder ob sie diese Situation mag. Und dann erst, wenn sie sich für Erfolg entschieden hat, dann kann das Lernen beginnen.
Das Vorbild, die vielen Vorbilder zeigen, dass Erfolg möglich ist. Aber alles hat seine Zeit. Das Warten auf eine Entscheidung braucht seine Zeit, das Lernen auch. Geduld mit sich und den anderen Menschen braucht auch seine Zeit.
LG, Nordrheiner