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Mit Jura kommt die Sinnkrise

0318456

Neues Mitglied
Hallo, zum wohl 1001 Beitrag einer verzweifelten Jura-Studentin 😉


Ich fühle mich in meiner jetzigen Situation sehr festgefahren und will meine Motivation zurück! Bald stehen wieder Klausuren an und ich konnte mich mal wieder kaum aufraffen, dafür zu lernen. Ich stehe mir wohl selbst ganz schön im Weg. Ich erhoffe mir hier, ein paar fremde Meinungen zu meinem, zugegebenermaßen nicht untypischen Problem, einzuholen.


Ich bin mir sehr unsicher, ob Jura wirklich das richtige Fach für mich ist oder ob ich nicht doch einen anderen Weg einschlagen sollte (Fachwechsel, Ausbildung o.ä.).


Von Anfang an stand ich schon nicht wirklich hinter dem Studium, hab es aus Mangel an Alternativen, Orientierung und bedingt durch einen nicht allzu guten Abischnitt (2,7) mit dem Gedanken, es einfach mal auszuprobieren, gewählt. Ich hatte zuvor schon mal ein kurzes Praktikum in einer Kanzlei gemacht und empfand es als "ganz okay." - Nichts, wofür meine Leidenschaft brannte, aber eben auch nichts, das mich sonderlich abschreckte. Aus dem "einfach mal ausprobieren" sind allerdings nun schon 7 Semester geworden, in denen meine ständigen Wegbegleiter, etliche Selbstzweifel und die Angst, mich falsch entschieden zu haben, etwas "Besseres" verpasst zu haben, im Hinterkopf sitzen. Mit einer Ausbildung könnte ich schon unabhängig sein und mit einem Bachelorsrudiengang wäre ich jetzt sicher schon fertig und könnte mich immer noch neu orientieren.


Bedingt durch meine Einstellung bin ich das Studium auch recht gemütlich angegangen. Habe meine Zwischenprüfung erst im 5. Semester abgeschlossen und bisher auch gerade mal den großen Schein in StrafR bestanden. Durch ÖffR bin ich durchgefallen und an ZivilR habe ich mich noch nicht gewagt. Allerdings habe ich bereits alle Hausarbeiten hinter mich gebracht. Diese scheinen mir, im Gegensatz zu den Klausuren, auch meist nicht allzu große Probleme zu bereiten. Allgemein gehe ich motivierter an HAs als an Klausuren. Man kann sich in Ruhe auf einen Fall mit seinen Problemen konzentrieren, kann alles nachschlagen und muss nicht jede noch so dämliche Fallgruppe auswendig können. Bei den Klausuren steigt in mir hingegen meist schon beim Gedanken daran, 3 Stunden dazusitzen, mal wieder von was völlig Unerwartetem überrascht, und sich irgendwas von der noch im Kopf übrig gebliebenen Stoffmenge aus den Fingern saugend, die Unlust entgegen.


Die erste Hürde, die Zwischenprüfung, lief mehr schlecht als recht, was ich teilweise meiner Lustlosigkeit und dem Unwissen, wie man richtig lernt, zuschreibe. So bin ich beispielsweise 2x durch die Strafrechtsklausur für den kleinen Schein gefallen. Stand in der Zeit sogar insgesamt 2x kurz vor der Exmatrikulation, die für mich vielleicht sowas wie ein Befreiungsschlag aus dem Teufelskreis Jura hätte sein können. - Zumindest, wenn man dann nicht doch bestanden und "Blut geleckt" hätte.


Meine Noten halten sich in Grenzen, so habe ich mich klausurentechnisch bisher oft bei 6 Punkten angesiedelt. Hausarbeiten variieren je nach Beschäftigungsintensität zwischen 6 und 15 Punkten. Also insgesamt nicht mehr als (schlechter) Durchschnitt.


Den Freischuss habe ich mit dieser Geschwindigkeit von Vornherein nicht angestrebt, allerdings auch nicht eingeplant, so oft durchzufallen, wodurch jedes Mal ein Semester verloren ging. So werde ich am Ende nicht mal mehr den Verbesserungsversuch bis spät. zum 10. Semester wahrnehmen können und auf meiner Endnote sitzen bleiben, sollte ich denn bestehen. Habe mir aus dieser Unsicherheit heraus also schon Einiges verbaut. Gerade in Hinblick darauf, dass die Examensnote so wegweisend ist. Ein nach vielleicht 13, 14 Semestern erreichtes schlechtes 1. Examen ist leider nicht der Traum eines Arbeitgebers. Ein mieser Bachelorabschluss allerdings auch nicht.


Die Examensvorbereitung wird sicherlich nicht nur sehr kostspielig, sondern auch sehr hart für mich und ich habe Angst, meine Lücken nicht mehr aufholen zu können und erst im Rep zu merken, dass ich nicht Herr über den Stoff werden kann und es einfach nicht Klick machen will. Immerhin müsste ich beim Lernen quasi wieder bei null anfangen. Ich kann, um ehrlich zu sein, nicht mal beurteilen, ob ich überhaupt für Jura geeignet bin, da die universitäre Ausbildung in Hinblick auf die tatsächlichen Anforderungen doch zu wünschen übrig lässt. Und wenn ich jetzt schon in so einem Zickzack-Kurs unterwegs bin?! Im besten Fall stünde ich am Ende mit einem 4-6 Punkte Examen da, jedoch genauso orientierungslos wie vorher, allerdings mit der Bescheinigung in den Händen, schier unbrauchbar für den Arbeitsmarkt zu sein.


Es ist sicher normal, als junger Mensch Zukunftsängste zu entwickeln und an einen Punkt im Studium zu kommen, bei dem man alles in Frage stellt. Allerdings ist Jura nicht gerade das Fach für etwaige Ängste. So sehr man dort auch Fälle in ihre Einzelteile zerpflücken und hinterfragen muss, sollte man selbiges mit dem Studium und seinen Eigenheiten wohl nicht tun, die Verzweiflung scheint vorprogrammiert.


Ich dümpel jetzt schon so lange vor mich hin, ein ständiger Wechsel zwischen "ich zieh das jetzt durch" und "ich hab keinen Bock mehr auf den Mist". Ich merke, dass mich das blockiert, einschränkt und mir gehen diese immer wieder auftretenden Selbstzweifel auch tierisch auf die Nerven, aber ich weiß einfach nicht, wie ich das Ruder rumreißen soll. Ich sehe Kommilitonen, die ebenso keine Glanzleistungen erbringen, aber resignierend ihren Weg gehen. Wieso kann ich das nicht? Wieso muss ich immer alles hinterfragen? Ich hab so wenig Einblick in die Welt da draußen, dass ich keine wirkliche Vorstellung von meiner späteren Wunschtätigkeit habe, habe aber gleichzeitig Angst, bei der Orientierungssuche wertvolle Zeit zu verlieren. Immerhin bin ich schon 23 und habe es in 4 Jahren nach dem Abi auch nicht geschafft, irgendwas Sinnvolles zu finden, das mir Freude bereiten und eine halbwegs sichere und lukrative Zukunft bieten könnte.


Mit den schlechten Noten würde das wohl sowieso keine klassiche jurisitsche Nische, sondern irgendwas dazwischen, was ich auch ohne den Aufwand hätte ausüben können, sein. Zudem weiß ich bisher nicht mal, ob ich das 2. Examen überhaupt antreten will. Ich war zu Schulzeiten ganz gut in Sprachen, schreibe ganz gern und interessiere mich für Zwischenmenschliches. Mit solchen "Talenten" lässt sich auch kein Blumentopf gewinnen. Ich hab das Gefühl, dass man mir, bis auf was Naturwissenschaftliches und evtl. Wirtschaftliches, vorlegen könnte, was man wollte, ich würde es halt machen, einfach weil ich muss.


Die Sache ist, dass ich nicht weiß, ob das Studium das Problem ist oder ob ich selbst es bin. Wenn dem so wäre, wäre ich wohl auch mit einem anderen Studium nicht zufrieden. Irgendwo muss das Motivationsloch ja herkommen. Ist es, weil mich der Stoff nicht wirklich interessiert, er trocken und unabwechslungsreich ist? Und man dazu seine Leistung nicht mal richtig einschätzen kann? Mir der Sinn des Studiums (noch) fehlt? Oder weil ich mit mir selbst im Unreinen bin und kein wirkliches Ziel vor Augen habe? Auch habe ich keinen wirklichen Vergleich zu anderen Fächern. Eine Sprache o.ä. möchte ich nicht studieren, so ein Studium scheint doch genauso zukunftslos wie Jura zu sein. Ich hatte auch an Deutsch als Fremdsprache gedacht, um Menschen mit Migrationshintergründen Deutsch beizubringen, aber meist scheint man bei sowas nicht mal fest angestellt zu werden. Kolumnistin hätte es mir ebenfalls angetan, aber sollte ich mal an eine solch heiß begehrte Stelle kommen, könnte ich das bestimmt auch als Nebentätigkeit erledigen. Genauso wie Lektorin, Buchkritikerin oder sonst eine Kritikerin. Der sozialpsychologische Bereich interessiert mich, was sich als Einziges evtl. mit StrafR verbinden ließe. Allerdings ist es ja nicht so, dass genau solche Gebiete ohnehin schon überlaufen wären.


Wichtig ist noch, dass ich aus finanziellen Gründen noch zu Hause wohne und jedes Mal jeweils 1 1/2 bis 2 Stunden zu meinem jetzigen Studienort pendeln muss. In den ersten Semestern hatte ich echt gut Anschluss gefunden, weswegen mir das Ganze nicht so viel ausgemacht und ich auch nicht schon früher mit dem Gedanken eines Abbruchs gespielt hatte. Wenngleich ich durch die ständige Rumfahrerei Lernzeit verloren hatte, da ich in der Bib nicht gut lernen kann und auch im Zug leider so meine Konzentrationsschwierigkeiten habe. Mittlerweile ist es umgekehrt, der Anschluss hat sich durch die physische Entfernung verflüchtigt und ich fahre infolgedessen auch kaum mehr zur Uni, denn wer sitzt schon gern allein in den Vorlesungen, die an und für sich eh nichts bringen?! Einzelne Bezugspersonen habe ich zwar noch, aber im Grunde ist doch jeder für sich. Ich hätte also massig an Lernzeit, die ich allerdings sehr unproduktiv fürs Studium nutze.


Darüber hinaus ist blöderweise auch mein Freundeskreis im Heimatort im Laufe der Zeit auseinandergebrochen, weil ja jetzt jeder "sein eigenes Leben hat". Mir fehlt da auch irgendwie der Ausgleich. Jeder scheint einen Partner zu haben, mit dem er die knappe Freizeit genießt. Wenn ich nicht zwischen 2 Studienorten stehen würde, hätte ich ja nun die Chance gehabt, mir relativ leicht einen neuen Freundeskreis im jetzigen Studienort aufzubauen, aber so? Man gehört nirgendwo wirklich dazu, die Eltern sind die einzigen Personen, die man regelmäßig sieht, und alleine ausgehen möchte ich auch nicht unbedingt.


Eine Alternative wäre, an die Uni in der Nähe des Heimatorts zu wechseln, auch in Hinblick auf das Rep, zu dem ich andernfalls immer 2 Stunden fahren müsste, allerdings sagt mir die Studienordnung des momentanen Studienorts mehr zu, da man dort den Schwerpunkt nach hinten verlagern kann und ich nicht noch mehr Zeit bis zum Examensantritt verlieren müsste.


Wie ich es drehe und wende, immer taucht ein Wenn und Aber auf. Ich bin einfach so unentschlossen und stehe vor einer Wand. Es gibt so viele Baustellen in meinem Leben, dass ich gar nicht weiß, wie ich das alles zufriedenstellend unter einen Hut bringen soll. Ich weiß, es ist viel Text geworden, aber ich hoffe, dass sich ein jeder dadurch ein besseres Bild meiner Situation machen kann und bedanke mich bei jedem, der sich tapfer durch dieses Geschreibsel gekämpft hat. Ich freue mich auf etwaige Ratschläge.
 
Hallo!
Ich lese aus deinen Zeilen heraus, dass Du Dich eigentlich schon gegen das Studium entscheiden hast.
Bei jedem anderen Fach würde ich sagen: Bring es hinter Dich und dann mach noch was anderen, aber bei Jura sieht es anders aus. Ich habe in meiner Familie hautnah die Belastung von zwei Staatsexamen mitbekommen: Das zieht man echt nur durch, wenn man es total WILL. Wenn man Zweifel hat, bringt man nicht die nötige Energie auf. Und selbst wenn man sehr gut ist, ist es dennoch immer ein großes Risiko durchs Examen zu fallen und dann steht man vor dem Nichts. Ein schlechtes Jura Examen ist auch nicht besonders viel wert und um ein gutes zur kriegen muss man schon sehr viel Zeit verwenden.
Gibt es denn etwas anderes, das Dir gefallen würde? Ehrlich: Wenn Dir was anderes besser gefällt, würde ich mir diese Belastung nicht weiter antun.
 
Hallo, liebe Jura-Studentin,

gefühlsmässig habe ich den Eindruck, dass es Dir sehr recht wäre, wenn hier die optimale Entscheidung auf einem Tablett serviert wird. Aber so funktionieren Lösungen und auch das Leben nicht. Wir müssen mit der Ungewissheit leben, dass wir sowohl richtige als auch falsche Entscheidungen treffen können.

Was wir jedoch tun können, ist den Maßstab für Entscheidungen zu wählen. Damit sind die Faktoren gemeint, die für uns Priorität haben. Das ist sowas wie die Frage nach dem jeweils höheren Recht.

Also ich würde z.B. der Bequemlichkeit als Entscheidungsfaktor eine eher sehr niedrige Priorität geben wollen. Hingegen würde ich Fleiss (und sich in den A.. treten) hohe Priorität einräumen.

Schöne Ziele sind immer fördernd für die Motivation. Wenn man jedoch nicht weiß, ob das schöne scheinende Ziel in der Praxis wirklich schön ist, dann ist es nach meiner Erfahrung hilfreich, wenn ich meine Bewertung von "schön" so lange hinausschiebe, bis ich in der Lage bin, Tatsachen zu prüfen.

In jedem Beruf gibt es schöne und unschöne Tätigkeiten sowie Erfahrungen. Es hängt oft von den Menschen ab, mit denen man dann zusammen arbeitet. So könntest Du nach erfolgreichem Abschluß mit Menschen arbeiten, die Dich begeistern und mitreißen. Oder Du triffst auf Menschen, die Dich ignorieren ... oder gar runterputzen wollen.

Sieh es doch mal aus der Warte einer Mutter. Diese Rolle könntest Du evt. auch mal einnehmen. Was für ein Vorbild möchtest Du Deinem Kind sein? Willst Du dem Kind sagen "mach wozu Du Lust hast und wenn Du keine Lust hast dann mach nix" ? Würdest Du Dein Kind zum Kämpfer im Leben erziehen wollen oder zum Versager? Du entscheidest, welches Vorbild Du sein möchtest.

Jede Wüste ist trocken. Die Oase winkt immer nur für die Menschen, die die Oase durchschritten haben. Erst der erfolgreiche Durchmarsch führt zum Erfolgserlebnis.

Trotzdem müssen wir auch als Kämpfer eingestehen, dass wir ggf. auch eine falsche Entscheidung getroffen haben. Wenn wir zu dieser Sichtweise kommen, dann müssen wir zugeben, dass wir Energie und Zeit in die falsche Sache gesteckt haben. Das wäre bei Dir dann der Fall, wenn Du trotz größtem Fleiss keine Aussicht hast, das Studium mit Erfolg abzuschließen.

Im Fall der Einsicht, daß die Erreichung des Zieles (Studiumsabschluß) unmöglich ist, solltest Du Dich so früh wie möglich nach praktischen Alternativen umsehen. Auch hier wirst du kämpfen müssen. Dir wird nirgendwo etwas geschenkt. Und auch hier sind die Möglichkeiten guter und schlechter Erfolge zumindest denkbar.

Jedoch einen Abbruch des Jura-Studiums, ohne die klare Erkenntnis des zwangsläufigen Versagens und ohne eine guten Alternative, halte ich für sehr bedenklich.

Was fehlt Dir? Mut zum Fleiß?

Ich habe gelernt: Wenn ich an einer Weggabelung stehe und soll mich für rechts oder links entscheiden, dann ist fast immer die Entscheidung die bessere, bei der ich Mut benötige.

LG, Nordrheiner
 
Ich kann Dir Deine Entscheidungen nicht abnehmen.
Ich stecke selbst in einem Studium fest und weiß nicht ein noch aus.

Aber einen Rat kann ich Dir mitgeben:
Du wirst noch einen Entscheidungsprozess vor Dir haben der nicht von heute auf morgen abgeschlossen ist.
Wenn Du Dich entscheidest, dann sei Dir in einem bewusst:
Es ist nicht immer der beste Weg sich durchzubeißen.
Man hat immer im Hinterkopf dass der schwerste Weg der Richtige sei. Jedoch ist das nicht immer der Fall.
Folglich kann auch ein Abbruch die richtige Entscheidung sein.

Ich selbst bin vor 2 Jahren an diesem Punkt gestanden und habe es nicht geschafft die Entscheidung zu treffen abzubrechen. Und das werde ich für immer bereuen.
Es heißt nicht dass das auch der richtige Weg für Dich ist.
Ziehe beide Möglichkeiten in Erwägung und bringe aber dann den Mut auf zu handeln. Weiter zu machen oder abzubrechen. Wenn Du es durchziehen willst, oder woanders hinwechseln etc., dann musst Du die Herausforderung ohne wenn und aber anpacken. Das Schlimmste was man tun kann ist nichts zu tun.
Ich glaube keine Entscheidung ist schlecht wenn man sie dann nur mit vollem Einsatz durchzieht.

Viel Glück
 
P.S.:
Deine Motivation fehlt Dir weil Du keinen Sinn in diesem Studium siehst. Du hast kein klares Ziel vor Augen. Weißt nicht wohin Dich das Studium führt. Du musst Dir mal klarwerden was dieses Studium Dir bringt und wie Dein Leben als Jurist aussehen wird.
Du brauchst ein klares Ziel vor Augen auf das es wert ist hinzuarbeiten. Das Studium erfordert aufopferungsvollen Einsatz, wenn man denkt man tut das umsonst und ohne Sinn, dann ist klar dass man nicht mehr will.
 
Hi!

Ich bin zufällig Dozentin für Strafrecht an einer Universität. Ich liebe meinen Job und ich liebe meine Studenten; diese kommen öfters mit Gedanken, wie du sie hast, zu mir und fragen nach.
Ich erzähle dann oft, wie es bei mir war:

1. Ich habe das Studium GEHASST! Hassen ist gar kein Ausdruck!
Deine Noten liegen zwischen 6 und 15 Punkten? Haha. Meine lagen IMMER bei 4! Fürs Examen (den Freischuss konnte ich noch machen. Bin im Studium selten durchgefallen und habe halt nur das nötigste gelernt - 4 gewinnt) habe ich mir dann den Allerwertesten aufgerissen... und landete kurz vorm Prädikat, was für uns Juristen ja ziemlich gut ist 😉

Bedeutet: auch wenn man schlechte Noten im Studium hatte, ist das nicht das Examensaus. Man muss aber auch lernen!

2. Jetzt mag ich Jura, weil es mir einen Sinn gibt, zu unterrichten.

3. Auch wenn dein Examen nicht gut wird, kannst du dich im Ref verbessern. Vielleicht liegt dir die Praxis mehr und dein zweites Examen wird erfolgreicher?

4. Was ist mit dem Schwerpunktbereich? Wann willst du ihn beginnen?

5. Geh ins Rep! Habt ihr an der Uni klein kostenloses Repetitorium? Ich beispielsweise unterrichtet auch den Klausurenkurs, den viele Studenten nicht ernst nehmen, weil es ja nur "Übung" ist. Nach einem schlechten Examen kommen sie dann aber wieder zu mir und wollen Tipps... deshalb der Tipp: Ab in den Klausurenkurs! Und alles Nacharbeiten!

6. KLAUSUREN! Ich konnte nie mit Lehrbüchern lernen. Ich habe mir nur Klausurbücher und halt die Übungs-Examensklausuren durchgelesen bzw. durchgearbeitet. In den Lehrbüchern stehen manchmal Dinge drin, die im Examen niemanden interessieren (ok, wie du weißt, sollte man viele Mindermeinungen schon kennen, aber es gibt noch 1000 zusätzliche in den ganzen Büchern, die wirklich nicht sein müssen 😉 )

Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen! Da du im Studium schon sehr weit bist, fast beim Examen, würde ich nicht abbrechen. Stell dir vor, du fängst was Neues an, und es "endet" genauso... zieh das Examen wenigstens einmal durch (meine Meinung).

Viele Grüße und viel Erfolg! Bei Fragen, schreib ruhig, ich schaue hier rein! 🙂
 
@Violetta Valerie: Mein Problem ist, dass ich keine wirkliche Alternative habe. Ich werde den Sommer nochmal ein Praktikum in einer Kanzlei machen, um sicher zu gehen, dass ich tatsächlich nichts mit dem Beruf anfangen kann. Andererseits macht mir alles Spaß, was ich kann.. also sollte es doch noch irgendwann Klick machen, könnte ich mir vorstellen, dass der Ehrgeiz kommt.


Eigentlich kann ich mich schon in etwas festbeißen, wenn ich es wirklich will. Man wird im Studium eben sehr hängen gelassen und es erfordert viel Selbstdisziplin. Man hat im Grund keine Zwänge und wenn man dann noch über 80km vom Studienort entfernt wohnt, wirkt sich das für jemanden wie mich, der vielleicht doch mehr Struktur benötigt, eher negativ aus.


Deswegen hört man ja oft, dass das Rep wieder einiges ausgeglichen hat. Regelmässige treffen, brauchbares Lernmaterial und für mich auch ein Raus aus der Isolation usw. Und mit dem Verstehen kommt die Energie, die man braucht, sozusagen. So weit zumindest meine Theorie.


Sollte das nicht zutreffen, hätte ich dann natürlich noch mehr unnötig Zeit und vor allem Geld verloren. Klar, ein schlechtes Examen bringt keinem was, aber ich weiß ja auch nicht, ob ich in anderen Bereichen bessere Noten brächte. Ein schlechtes Examen ließe sich noch eher entschuldigen als ein schlechter Bachelor, an den ich ggf. so nicht mal einen Master hängen könnte. Der Vorteil ist aber, dass man das Ergebnis vorher besser kalkulieren kann.


Aber ich habe ja nun schon ein paar Leistungen, die auch viel Mühe und Schweiß gekostet haben, erbracht, und würde die ungern einfach wegwerfen. Zeittechnisch würde ich für was Neues wohl genauso lange brauchen, wie für den Rest des jetzigen Studiums bis zum Examen. Problematisch ist auch ein bisschen, dass alle Ausweichstudiengänge von Jura mit Wirtschaft zusammenhängen und das interessiert mich nicht wirklich, noch bin ich gut in Mathe.


@Nordrheiner: Da hast du mit Deinem gefühlsmässigen Eindruck schon ein bisschen Recht. Ich weiß, dass das so nicht funktioniert, aber ich stecke schon so lange in dem Hin und Her fest, dass ich selbst auch gar keine Lust mehr auf die ständigen Zweifel habe. Ich komme am Ende ja sowieso zu keinem Ergebnis und das belastet mich. Immer, wenn ich denke, es geht bergauf, kommt von irgendwo wieder dieses Unentschlossene und Unsichere. Gerade wenn ich sehe, dass andere in anderen Bereichen mit weniger Aufwand scheinbar mehr Erfolg haben. Mir fehlt in der Hinsicht vielleicht auch einfach das Selbstbewusstsein, selbstbestimmt sein Leben in die Hand zu nehmen.


Auch wenn ich das Studium langsamer angegangen bin, stehe ich innerlich doch ziemlich unter Druck und sehe meine Leben langsam aber sicher den Bach hinuntergehen, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Als ob ich mir mit dem Studium alles nur Erdenkliche verbaut hätte. Wenn man bedenkt, dass Personaler stringente Lebensläufe bevorzugen, dann hat diese Angst auch schon seine Daseinsberechtigung.


Meine Eltern stehen soweit hinter mir und meiner Entscheidung. Haben schon einiges an Geld in meine Ausbildung gesteckt, das macht alles für mich noch schwieriger! Sie wissen um meine Unentschlossenheit, können mir da aber auch nicht weiterhelfen. Natürlich möchte man sich selbst als Kämpfer sehen und ich möchte auch auf keinen Fall nichts machen, aber gerade bei Jura gilt ja die immer wieder auftretende Frage, ob es sich wirklich (noch) lohnt, in den Ring zu steigen, obwohl und gerade weil man auf dem Weg dorthin schon so ins Schwanken geraten ist. Der Kampf ist hart, man setzt alles auf eine Karte und kann letztlich doch alles verlieren. Man hat zwar gekämpft, aber steht unter Umständen trotzdem als Versager da.


Ich würde sagen, dass ich je nach Situation schon eine kleine Kämpfernatur bin, aber ich bin auch ein bisschen schwankend, was meinen Gemütszustand und demnach meine Leistung betrifft. Noch habe ich ja aus Ermangelung an Alternativen die Hoffnung, dass alles besser werden könnte. Aber auf der anderen Seite kann ich mich nicht aufraffen, mich an den Stoff zu setzen. Mir ist klar, dass das so nichts werden kann. Je nach Sichtweise können diese Hoffnungen also auch ganz schön dumm und naiv klingen, weil man immer bedenken sollte, dass es doch nicht klappt und man dann mit nichts als nur mit Abi dasteht.


Dass mir der Mut zum Fleiß fehlen würde, kann ich mit klarem Nein beantworten. Ich bin sogar ein ziemlich fleißiger Mensch, will zumindest meine Aufgaben gewissenhaft und richtig erledigen, auch wenn sich durch meine Noten nicht zwangsläufig Rückschlüsse darauf ziehen ließen. Habe oft Angst, was falsch zu machen und frage lieber einmal mehr nach. Der Fleiß ist da, die Motivation nur irgendwie nicht. Ich finde, dass in meiner jetzigen Situation jede Entscheidung relativ viel Mut erfordert. Auf das Examen zuzusteuern ist genauso mutig wie einen ganz anderen Pfad nach bereits 7 Semestern Studium zu betreten.
 
Liebe Jura-Studentin,

solange Du keine echte Alternative hast, ist Dein Studium Dein Job.
Es ist schön zu lesen, dass Du fleissig bist. Das Problem scheint in der Motivation zu liegen.

Dazu meine Anregungen:

Dein Job ist das Studium, nicht das Hin- und Herfahren. Also wenn es eine echte Erleichterung bedeutet,
dann wechsel zur Uni Deines Heimatwohnortes. Alles was hilft, das hilft - und solltest Du in Anspruch nehmen,
selbst wenn erstmal ein überschaubarer Aufwand (Abmeldung/Neuanmeldung) erforderlich ist.

Auch hast Du die Chance, dass Du bei Wechsel nette Kommilitonen kennenlernst.

Motivation: Selbst-Belohnung

Ich hatte es für mein Studium insbesondere für meine Prüfungsvorbereitungen als sehr hilfreich empfunden, dass ich ein Selbst-Belohnungssystem hatte. Das Selbst-Belohnungssystem hat die Aufgabe, den Motivationsfaktor zu erhöhen. Du weißt vielleicht: Alles Psychologie!

Mit Selbstbelohnung teile ich dem Gehirn mit: "Alles Denkbare hast Du richtig gemacht!"
Also ich verunsichere mich selbst nicht, in dem ich grüble "hast Du auch an alles gedacht?" Auch frage ich nicht "hast Du alles verstanden?" oder "war es genug?"

Für ein Selbstbelohnungssystem ist eine Struktur sehr hilfreich (obwohl es auch ohne funktioniert). Bis heute habe ich es beibehalten. Am Start mache ich mir einen Plan. Dabei verplane ich ca. 50% meiner Zeit. (In den anderen 50% können Störungen wie Anruf akzeptiert werden.) Die geplanten Aufgaben erledige ich locker am Tag, wenn ich nur 50% der Zeit verplane. Nur wenn es eng wird, verplane ich bis zu 100%. Oft hilft eine Zeitplanung "was muß ich bis zum Tag X gelernt haben, so dass ich mir alle Tage und das Lernpensum einteilen kann. Dabei sind auch Wiederholungen für Nicht-Verstanden sowie Nachfragen bei X UND PAUSEN einzuplanen. Eben alles was zum vollen Tagesablauf erforderlich ist.

Und jetzt kommt es: Weil ich mir die zu erledigenden Arbeiten eingeteilt habe, (Kapitel 1, Kapitel 2 etc.) kann ich nach jedem Kapitel mir eine Belohnung geben. Die Belohnung erhalte ich, wenn ich das Kapitel 1 in der geplanten 1 Stunde gelesen habe und mir die gewünschten Notizen machte. Und wenn ich es in der gewollten Zeiteinheit schaffte, dann durfte ich ein Bonbon essen.

Auf diese Weise, ich erinnere mich genau, schaffte ich es, 3.000 Vokabeln in nur 4 Wochen zu lernen. Dabei war der Stundenaufwand 1 Std. pro Tag! Ich hatte ja noch anderes zu tun. Klar, dass ich 100 geplante Vokabeln nicht in 1 Stunde vollständig lernte. Also steckte ich die nicht gelernten Vokabelkarten in den Kasten "Wiederholungen" und lernte sie am nächsten Tag gleich am Anfang neu. Was dann von den Wiederholungen immer noch nicht gelernt war, kam eiskalt wieder in den Kasten "Wiederholungen". Mir war das Erreichen des Tageszieles "100 Vokabeln in 1 Std/Tag" wichtiger als alles andere. Dann kam die Belohnung. Ich war motiviert, denn ich bekam meine Belohnung. Die vielen Vokabeln machten mir keine Angst. Einfach mein Programm stur durchziehen. Wie geplant. Und es hat mit der Prüfung prima geklappt, mit den anderen Fächern war das ähnlich.

Bei Jura ist das vom Lerninhalt anders. Da sind es nicht Vokabeln, sondern Fälle und komplizierte Rechtszusammenhänge. Darauf muß sich das Lernsystem mit dem Belohnungssystem einstellen. Also die Definition, was als Lernabschnitt belohnt werden soll, ist erst mal zu definieren. Aber das schaffst Du schon. Und dann versäume bloß nicht, Dich nach jedem Mini-Erfolg auch zu belohnen. Darauf kommt es an!!!

Viel Erfolg, Nordrheiner
 
Liebe Jurastudentin!

An deiner Stelle würde ich nicht mehr lange fackeln, sondern das Jurastudium abbrechen und ein anderes Studium oder eine andere Ausbildung anstreben. Dafür solltest du allerdings dann wirklich "brennen" und das dann auch durchziehen. Nutze deswegen die Zeit, dich gründlich über Alternativen zum Jurastudium zu informieren. Wenn du mehrere "Scheine" im Studium erst im 2. Anlauf geschafft hast und bei diversen Klausuren durchgefallen bist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du das Examen auf Anhieb bestehst oder mehr als ein "Ausreichend" erreichst, ohnehin gering. Damit kannst du dann beruflich auch nicht mehr anfangen, als wenn du von vornherein ein Fachhochschulstudium oder eine kaufmännische Ausbildung absolviert hättest.

Die Scheine sind im juristischen Studium außerdem wesentlich leichter zu schaffen als die Examina. Das "dicke Ende" kommt bei Jura wirklich erst ganz zum Schluss. Das letzte Jahr der Examensvorbereitung ist knallhart. Da lernst du an sechs Tagen der Woche von morgens bis abends, oder du kannst das Ganze eh vergessen. Ich habe nicht den Eindruck, dass du dich dazu motivieren kannst und willst.

Außerdem geht es beim Jurastudium mitnichten ums Auswendiglernen, sondern ums Verstehen. Du musst in der Lage sein, dir ein juristisches Handwerkszeug zu erwerben, mit dessen Hilfe du dich dann selbstständig in Rechtsgebiete einarbeiten kannst, von denen du noch nie zuvor etwas gehört hast. Wenn das nichts für dich ist, wenn du verschiedene Argumentationsketten aus Rechtsprechung und Literatur nur auswendig paukst, ohne sie intellektuell nachvollziehen zu können, dann kann ich dir nur dazu raten, von Jura die Finger zu lassen. Denn dann wirst du dich unweigerlich verzetteln und das Wesentliche nicht vom Unwesentlichen unterschieden können. So wirst du selbst am St. Nimmerleinstag noch nicht ins Examen gehen können.

Und wenn dir schon das Jurastudium nicht den geringsten Spaß macht bzw. es dich kaum interessiert, wie stellst du dir dann erst eine jahrzehntelange Berufstätigkeit in diesem Bereich vor? Ziehe lieber jetzt die Reißleine, wo du noch jung genug bist, beruflich die Weichen anders zu stellen.

Tut mir Leid, wenn das jetzt etwas schroff rüberkommt, aber ich weiß, wovon ich rede.

Um dir Gewissheit zu verschaffen, kannst du an der Uni ja auch noch mal die Studienberatung aufsuchen.
 
Zuletzt bearbeitet:
dein grösster fehler ist bei deinen eltern zu wohnen, denn mit so einem langem weg wäre ich selten in die uni, wäre abends nicht weg, hätte keine fälle diskutiert, etc.

ich wohnte in einer mikrowohnung direkt an der uni und hatte eine top lerngruppe aus 4 personen bestehend....da war der freischuss kein problem und gefeiert wurde trotzdem genug.

mit einem rahmen wie deinem hätte ich das nie gepackt.....
 

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